Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
26.03.2007. Wie buch.de das Web 2.0 erobern will. Wer beim Börsenverein inds kalte Wasser springen muss. Was Übersetzer ändern wollen, damit sie mehr als Hartz-IV-Empfänger verdienen. Und warum die DDR-Kinderliteratur so beliebt ist wie nie. 

buchreport.express

buchreport sieht den Börsenverein weiter in der Bredouille. Dass der Verband nach den Querelen um die Wirtschaftstochter BAG kurzfristig mit Thomas Wrensch einen neuen stellvertretenden Vorsteher habe gewinnen können, sei zwar ein Etappenerfolg. "Mit der kleinen Einschränkung, dass sich der Braunschweiger Sortimenter zunächst um seine Buchhandlung kümmern muss, die gerade von einer zweiten Thalia-Filiale in die Zange genommen wird. Damit sind die Schwierigkeiten von Buchhändlern trefflich beschrieben, sich angesichts des verschärften Wettbewerbs im Verband zu engagieren. Der Rücktritt von Vorsteher Dieter Schormann ist noch in frischer Erinnerung." Neben Wrensch tritt Jürgen Horbach, Vorstand der Kölner Verlags- und Medien Aktiengesellschaft (Vemag), an, um sich im Vorstand um die Verbandsfinanzen zu kümmern. Manko der beiden: Wrensch und Horbach hätten nach den rücktrittsbedingten Vakanzen überzeugt werden müssen, statt erst im Herbst (nach der Frankfurter Buchmesse) sofort ins kalte Wasser zu springen und sich dann bei den Buchhändlertagen in Berlin für die eigentliche Amtszeit bestätigen zu lassen. (hier der Artikel zun den Personalia)

Im Interview klagt Fritz von Bernuth (Geschäftsführer Cornelsen Verlagsholding und Vorsitzender des Wahlausschusses im Verband) darüber, dass immer schwieriger werde, Kandidaten für ehrenamtliche Positionen im Verband zu gewinnen.

Nach zwei preisbindungsfreien Wochen hat die Schweizer Regierung (Bundesrat) die Abschaffung der fixen Preise bis Ende April ausgesetzt, um über den Antrag des Branchenverbands SBVV zu entscheiden - die Branchenstrategen wollen kulturpolitische Gründe für den Erhalt der Preisbindung ins Feld führen.

Rund drei Wochen, nachdem Random House die im eigenen Haus entwickelte Volltextsuche "Insight" vorgestellt hat, haben die Bertelsmann-Buchverlage die Funktion um Hörbücher erweitert. Zusätzlich zu den 5000 Print-Titeln, die der Onlinenutzer durchsuchen und auszugsweise lesen kann, bietet Random House 2200 neue und Backlist-Hörbücher der Imprints Random House Audio and Listening Library bei "Insight" an: Darunter Nabokovs "Lolita" sowie sechs "Harry Potter"-Titel.

"Wir sind bereit, viel zu investieren", zitiert buchreport den buch.de-Vorstand Albert Hirsch, der die Bilanz für 2006 vorgelegt hat - sowohl bei Umsatz (+20 Prozent auf 55 Millionen Euro) als auch beim Ergebnis (+23 Prozent auf 2,1 Millionen Euro) legten die Münsteraner deutlich zu. Bis Ende August wolle buch.de die virtuelle Bibliothek "Alexandria" eröffnen, in der Nutzer private Bibliotheken anlegen und sich in Blogs und Foren über Bücher austauschen können; in einem zweiten Schritt soll "Alexandria" um Volltextsuche-Funktionen erweitert werden. Außerdem eröffne buch.de in der Onlinewelt von Second Life für die Marke BOL den "Mediadome", einen Shopping- und Unterhaltungs-Center.

Weitere Themen: Egmont - in Deutschland u.a. mit den Verlagen Ehapa und vgs vertreten - hat im vergangenen Jahr über 1,23 Milliarden Euro umgesetzt (plus 5,3 Prozent). buchkatalog.de bietet in Kooperation mit claudio.de jetzt auch Hörbücher zum Download an. Die Süddeutsche startet mit der "Bibliotheca Anna Amalia" eine Bücheredition mit Werken der Weltliteratur (19,90 bis 29,90 Euro). Und hier die Bestsellerlisten.

Börsenblatt

Seit Jahren streiten Übersetzer und Verleger über angemessene Vergütungen. Für das Börsenblatt suchen der Verleger Nikolaus Hansen und der bekannte Übersetzer Frank Heibert (in einem Interview auf sechs Seiten) nach Wegen aus dem Zwist. "Es kann keine Garantie für ein auskömmliches Einkommen geben. Übersetzer sind freie Unternehmer, die Vereinbarungen mit einzelnen Verlagen eingehen. Die Verlage sind keine Wunscherfüller, genauso wenig wie ihnen irgendwelche Wünsche erfüllt werden", betont der Mare-Verleger. Worauf der Übersetzer fordert, dass seine Genossen mehr verdienen "als ein Hartz-IV-Empfänger, um zumindest eine Chance zu haben, aus dem Würgegriff der Akkordarbeit rauszukommen, wo kein Euro fließt, ohne nicht wieder anderthalb Zeilen übersetzt zu haben." Dies gehe nur mit einer realistisch ausgestalteten Umsatzbeteiligung.

Der Schriftsteller und Kinderbuchautor Lutz Rathenow macht sich Gedanken darüber, warum die DDR-Kinderliteratur derzeit so populär wie nie ist (hier der Artikel). "Das Buch im Osten - ein Medium des Trostes und der Erfahrungsbestätigung auf der einen und ein Aufreger und Rechtfertigungsanlass auf der anderen Seite", lautet sein Ergebnis. Man wolle an die Kinder und Enkel etwas weitergeben, wovon man immer noch nicht ganz genau wisse, was es wirklich gewesen sei: dieses Leben in der DDR.Christina Schulte stellt die Pläne der Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Buchhandlungen vor. Der Verein soll sich für die Belange der kleinen Sortimenter in der Branche einsetzen und die Interessen gegenüber Öffentlichkeit und Politik vertreten.

Im Interview mit Sabine Schwietert analysieren die Kalendermacher Ute Edda Hammer (u.a. verantwortlich für die Marken Harenberg, Weingarten, Brockhaus) und Michael Gilles (DuMont) das Geschäft mit den Jahresplanern. Dass die Buchhändler immer größeres Interesse an Kalendern fänden, führt Hammer darauf zurück, dass diese in kurzer Zeit große Umsätze erzielen könnten; Gilles führt die guten Konditionen (volles Rückgaberecht, lange Zahlungsziele) für die Buchhändler als Gründe an.

Roger Willemsen, Egon Ammann und Uwe Heldt machen sich separat Gedanken darüber, warum ein Autor den Verlag wechselt. Im "Menschen"-Ressort porträtiert Michael Roesler-Graichen die Autorin Andrea Maria Schenkel. Den Fragebogen hat der Germanist Paul Raabe ausgefüllt.
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