Die Buchmacher

Perspektiven des Gebrauchtbuchmarktes

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
28.05.2007. Warum die Preise in der Schweiz auch ohne Preisbindung teurer werden. Was Matthias Politycki bei seiner Weltreise als Schiffsschreiber erlebt hat. Welche Perspektiven der Gebrauchtbuchmarkt hat. Und wann Amazon einen E-Book-Store eröffnen könnte.

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Titelthema im buchreport ist der rasant wachsende Gebrauchtbuchmarkt, der nach Schätzungen des Bundesverbands Deutscher Versandbuchhändler für 2006 ein Volumen von mindestens 150 Millionen Euro erreicht hat. Ein Drittel, so buchreport, seien Privatverkäufe über Handelsplätze im Internet, die keine Erlöse für die Branche generierten, sondern sogar auf Kosten des professionellen Buchmarktes gingen. Der Online-Gebrauchtbuchmarkt mache mittlerweile ca. 10 Prozent des gesamten Versandbuchhandelsgeschäfts aus und sei 2006 um 50 Prozent gewachsen. Aufhänger der Analyse ist der Einstieg von libri.de ins Gebrauchtbuchgeschäft (hier der Artikel).

Nachdem Amazon den Start eines Musik-Downloadstores angekündigt hat, macht sich buchreport Gedanken über die nächsten Schritte des Unternehmens aus Seattle (hier der Artikel). Es sei nur eine Frage der Zeit, bis der lange erwartete E-Book-Store online geht. Seit dem Herbst 2006 verdichteten sich die Gerüchte, dass Amazon spätestens im Herbst E-Books zum Herunterladen anbieten wird: "Seitdem der größte Online-Händler der Welt 2005 die Mobipocket-Technologie gekauft hat, warten Online-Experten darauf, dass Amazon auf der eigenen Seite E-Books zum Download anbietet. Noch verlinken die Amerikaner lediglich auf das Portal ihrer französischen Mobipocket-Tochter", schreibt buchreport. Angeblich habe die Entwicklung so lange gedauert, weil Amazon nicht nur E-Books, sondern auch ein eigenes Lesegerät (mit der Technologie der elektronischen Tinte: E-Ink, hier sind - angeblich - Fotos zu sehen) anbieten will. Nach Informationen von buchreport ist der Hamburger E-Book-Dienstleister Hans Kreutzfeldt (Kreutzfeldt Electronic Publishing, Tochter des US-E-Book-Anbieters Franklin Electronic Publishers) deutscher "Hoflieferant" von Amazon.

Auf zwei Seiten verfolgt buchreport die Entwicklung in der preisbindungsfreien Schweiz. Zuletzt habe der zum Schweizer Einzelhandelsriesen Migros gehörende Medienhändler Ex Libris die Preise für das gesamte Buchangebot um 15 Prozent gesenkt. Ausgewählte Bestseller würden soar 30 Prozent unter dem empfohlenen Preis verkauft. "Der Generalrabatt von Ex Libris zeigt, welch aggressives Marketing der Fall der Preisbindung binnen kürzester Zeit auslösen kann und belegt, dass keineswegs nur Spitzentitel betroffen sind", zwischenbilanziert buchreport. Passend zum Thema interviewt Anja Sieg den Chefredakteur des britischen Fachblatts Bookseller (es geht um die Erfahrungen der Briten seit dem Fall der Preisbindung). Bücher seien viel präsenter als vor zwölf Jahren, erklärt Joel Rickett. Die Verlage hätten jedoch anfangs den Fehler gemacht, den großen Supermarktketten zu hohe Rabatte einzuräumen.

Weitere Themen: Eichborn hat im ersten Quartal 2007 einen Umsatzrückgang von 10 Prozent hinnehmen müssen. Google hat die hauseigene Bücher-Volltextsuche in die normale Internetseiten-Suche integriert. Bertelsmann will 15 Prozent der Belegschaft des US-Buchclubverbunds Bookspan abbauen. Und hier die Bestellerlisten.
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Dirk Vaihinger, Leiter des Verlags Nagel & Kimche in Zürich, legt einen interessanten Kommentar über die Zukunft des preisbindungsfreien Buchmarkts in der Schweiz vor. Seine These: "Sehr bald werden die Bücher insgesamt teurer." So erzwinge "die einfache betriebswirtschaftliche Rechnung im Buchhandel eine Preiserhöhung der meisten Titel zur Kompensation des verlorenen Umsatzes bei den Bestsellern." Fazit: "Erstaunlich wird das alles sein! Und dann werden wir wieder dort angelangt sein, wo wir immer waren: Die Schweiz ist unverschämt teuer."

Einen Tag nach der Rückkehr von einer halbjährigen Schiffsreise gibt der "Schiffsschreiber" Matthias Politycki dem Börsenblatt ein Interview. An Bord habe ihn das "Seemannsgarn, diese fabelhafte Mischung aus Fakten und Fiktionen" besonders interessiert. Davon habe es auch unter den Passagieren reichlich gegeben. "Einer hat mir sogar mal auf der Joggingstrecke den Weg verstellt, weil der Mitteilungsdrang zu groß war; ein anderer ist direkt vor mir in den Swimmingpool gesprungen, als ich dort meine Bahnen zog", erinnert sich der Hamburger. Eindruck hat Politycki offenbar auch beim Personal gemacht. Vom Kapitän über den Bordpastor bis zum Klavierstimmer hätten viele Mitarbeiter am Bordtagebuch mitgeschrieben (auf der Seite des Autors ist hier die Route der Reise zu sehen, hier das Tagebuch der Reise).

Volkhard Bode analysiert, wie die Verlage auf die zunehmende Macht der Buchhandelsfilialisten reagieren. So habe Droemer einen Kundenbetreuer nur für die Belange von Thalia abgestellt, ein weiterer sei nur für DBH (Hugendubel, Weltbild) und die Mayersche zuständig. Bei Fischer arbeite man daran, das Key-Account-Management zu optimieren - Zauberwort sei auch hier die "Ausdifferenzierung", bei der die einzelnen Interessen der Handelspartner bedient werden sollen. Lübbe habe bislang keine Key-Account-Stelle, wolle diese aber bis Ende des Jahres einrichten.

Weitere Themen: Volkhard Bode testet das Volltextangebot von Campus; im "Digibooks"-Programm stehen 600 Titel zum Download bereit. Michael Roesler-Graichen interviewt den Thieme-Verleger Albrecht Hauff, der eine Dependance in Indien gründen will. Dort soll das englischsprachige Verlagsprogramm vertrieben sowie ein eigenes Programm für den indischen Markt produziert werden. Der Audio Verlag kooperiert mit dem Wagenbach-Verlag; pro Programm sollen eine Novität und drei Backlisttitel der Berliner als Hörbuch erscheinen. Im vergangenen Jahr wurden erstmals mehr Bücher per Internet als über das traditionelle Kataloggeschäft verkauft. In Großbritannien schließt laut Bookseller derzeit im Schnitt eine Buchhandlung pro Woche - weil der Druck der Ketten zu hoch ist. Den "Fragebogen" hat die Fotografin Digne Meller Marcovicz ausgefüllt.
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