Die Buchmacher

Buchmagazine als Zeitungsbeilagen

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
03.09.2007. Warum sich die Bücherbranche mit ihren Selbstgefährdungen arrangiert hat. Wer im Geschäft mit Buchmagazinen als Zeitungsbeilagen mitmischt. Wie der australische Buchhandelsmarktführer die Branche aufmischt. Und welche Ketten in Göttingen aufeinandertreffen.

Börsenblatt

Börsenblatt-Chefredakteur Torsten Casimir bilanziert das vom Börsenvereins-Landesverband NRW organisierte Treffen in Düsseldorf zum Thema "Hauen & Stechen" - ein tête-a-tête zur Situation der Branche. Verkäufer, die nicht verkaufen könnten, Individualisten, die den Begriff Einzelhandel allzu wörtlich nähmen, Sortimenter, die ihren Kunden nicht kennen - das Plenum sei zu Befunden gekommen, die "eher nach Obduktion als nach Zukunft klangen" - es sei erstaunlich, wie die Branche "sich mit ihren Selbstgefährungen arrangiert" habe. Der Buchhandel sei zu lange ein "geschlossenes System" gewesen, ohne Kontakte zu Nachbarn. Die Präsentationen der Veranstaltungen können hier heruntergeladen werden.

Nachdem das Börsenblatt in der Print-Ausgabe noch gemeldet hatte, dass die Barsortimente KNV und Libri bei der Einführung der neuen vom Börsenverein ausgearbeiteten Warengruppensystematik im Herbst nicht mitmachen wollen, hat es sich KNV offenbar noch einmal anders überlegt. Online melden die Frankfurter, dass KNV die neue Warengruppensystematik übernehmen werde - möglicherweise jedoch noch nicht zum Start am 1. Oktober. "So oder so - die Umstellung wird kommen: Das VLB und Media Control werden sich vom 1. Oktober auf die neue WGS stützen", schreibt das Börsenblatt.

Holger Heimann analysiert den Markt von Buchmagazinen, die - anders als Buchjournale wie "Lesart" oder "Büchermenschen" - großen Tageszeitungen beigelegt, statt über den Buchhandel vertrieben werden. Was in der Schweiz und Österreich seit Jahren gut funktioniere, solle jetzt auch in Deutschland getestet werden. So suche der Verlag Bücherpick aus Zürich nach einem Kooperationspartner in Deutschland, während der Essener Verlag VVA Kommunikation mit "Seite 4" im März an den Start gegangen sei (800.000 Exemplare als Beilage der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung) - das Heft erscheint auch in Österreich und der Schweiz. Wie sich die Magazine entwickelten, hinge davon ab, wie viel die Verlage in Anzeigen investierten.

Weitere Themen: Im Gastkommentar erklärt der Verleger Otfried Wolfrum (Laetitia Verlag), warum Fantasy nicht zum Abenteuerroman gehört - der Autor von Abenteuerliteratur sei der Forderung nach Glaubwürdigkeit "erbarmungslos ausgesetzt". Verlage müssen in diesem Jahr keine Netzpublikationen bei der Deutschen Nationalbibliothek abliefern - die Verordnung tritt laut Börsenblatt erst Anfang 2008 in Kraft. Die Verhandlung über die Plagiatsklage des Journalisten Peter Leuschner gegen die Autorin Andrea Maria Schenkel ist für den 20. Februar 2008 angesetzt. Michael Roesler-Graichen unterhält sich mit der Kabarettisten Georg Schramm, dessen Figur Lothar Dombrowski sich jetzt als Buchautor versucht ("Lassen Sie es mich so sagen", Blessing). Den "Fragebogen" hat Suhrkamp-Autor Ralf Rothmann ausgefüllt (Lieblingsbeschäftigung? "Auf dem Sofa liegen und ins Blaue hinausträumen").
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

buchreport untersucht die Situation der großen Buchhandelsunternehmen weltweit - und kommt zum Schluss, dass das, was den deutschen Markt 2006/07 mit dem DBH-Zusammenschluss und den Thalia-Übernahmen erschüttert habe, im globalen Trend liege. In Australien lasse gerade Handelsmarktführer Angus & Robertson die Muskeln spielen, indem er "in einem an Arroganz kaum zu überbietenden Brief" (buchreport) versuche, 50 kleine und mittlere Verlage zur Kasse zu bitten, wenn sie weiter gelistet werden wollen. In Großbritannien hätten zehn Kleinverlage in der Independent Alliance zu eigener Stärke gefunden und würden selbst von den Einkäufern der Supermarktketten ernst genommen. Im Interview mit buchreport erklärt Dorothea Redeker, die frühere Chefin im Sortimenterausschuss des Börsenvereins, dass es dem unabhängigen Buchhandel an Konzepten fehlt, um bei Marketing und Strategie zusammenzuarbeiten.

In Göttingen zeichnet sich laut buchreport ein Wettstreit um die besten Flächen ab. Nachdem sich Thalia vor wenigen Wochen mit einer 2000-qm-Fläche in 1A-Lage für 2008 angekündigt habe, wolle jetzt auch Hugendubel eine Großfläche in der Universitätsstadt eröffnen. - allerdings noch in diesem Jahr, in derselben Straße wie Thalia, und zwar genau dort, wo Schmorl & von Seefeld im Jahr 2004 schon einmal gescheitert sei (hier der Artikel).

Unter der Überschrift "Baustelle Bertelsmann" bildet buchreport die vom Handelsblatt aufgeworfenen Gerüchte ab, nach denen der Medienkonzern aus Gütersloh den Konzernbereich der Direct Group (bedient u.a. 35 Millionen Club-Mitglieder in 24 Ländern) zerschlagen könnte. Wem die Riesensparte (15.000 Mitarbeiter, Umsatz 2006: 2,7 Milliarden Euro), die bei der Rendite gegenüber anderen Bertelsmann-Sparten hinterherhinkt, am Ende zugeschlagen könnte, vermag buchreport nicht zu sagen. In Frage kämen Random House (allerdings mit zuletzt 1,95 Milliarden Euro zu klein) und Arvato (Mutter u.a. der Verlagsauslieferung VVA).

Weitere Themen: Das Barsortiment Umbreit baut sein Musikaliensortiment aus. Der Umsatz mit Kinder- und Jugendbüchern ist in den ersten sieben Monaten des Jahres um 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen (hier eine Analyse des Marktsegments aus dem buchreport.magazin). Hier das Inhaltsverzeichnis. Und hier die Bestsellerlisten.