Die Buchmacher

Nervöse Buchmesse

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
11.10.2007. Warum die Grundstimmung auf der Buchmesse positiv, aber nervös ist. Wo die jungen Leser am liebsten kaufen. Weshalb Joseph von Westfalen die Messe dieses Jahr scheut. Und wie KNV zum Buchhändler wird.

Börsenblatt

Der Schriftsteller Joseph von Westfalen begründet, warum er in diesem Jahr nicht zur Buchmesse gefahren ist. "In diesem Jahr habe ich kein neues Buch. Zu viel Zeitung gelesen und journalistische Brotarbeiten angenommen, zu viel geglotzt und gegoogelt und Musik gehört. Grille gewesen im Sommer, nicht Ameise." Er habe keine Lust auf die Frage, welches neue Buch er geschrieben habe. "Wenn man zwei Dutzend Mal gesagt hat, dass nichts Neues von einem erschienen sei, fängt man an, sich wie ein Versager vorzukommen." Jetzt schaue er von zu Hause Buchmessensondersendungen im Fernsehen an: "wie die Kollegen auf blauen Sofas sitzen und dort das Gleiche sagen, was sie zuvor auf einem gelben Sessel sagten."

bai stellt den neuen "Rundum-Service" des Stuttgarter Barsortiments KNV vor, das dem Buchhandel ab sofort die Betreuung kompletter Warengruppen beziehungsweise Sortimentsbereiche anbietet (hier der Artikel). Voraussetzung sei, dass die Buchhandlungen mit einem Warenwirtschaftssystem arbeiten und sie ihre Kassendaten KNV zur Verfügung stellen. Das Barsortiment kontrolliere den Abverkauf und kümmere sich um die Lieferung neuer Bücher, die der Sortimenter nur noch einzustellen brauche. Im Kommentar schreibt der Autor, dass KNV einen weiteren Schritt unternommen hat, um selbst Buchhändler zu werden - schon die Bewirtschaftung von 73 Hertie-Filialen sei ein Schritt in diese Richtung gewesen.

csch kommentiert den Coup von DBH, Thalia den Karstadt-Deal vor der Nase weggeschnappt zu haben (siehe buchreport.express der vergangenen Woche). Vom Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden großen Ketten profitierten die "lachenden Dritten" - in diesem Fall Karstadt. Verkaufsabschlüsse wie diese erhöhten gleichwohl die Konzentration in der Handelsbranche.

Weitere Themen: An einem runden Tisch diskutieren Eva-Maria Stempel (Vedes-Sprecherin), Manfred Keiper (Andere Buchhandlung, Rostock), der Berater Günter Wielpütz (Düsseldorf) sowie Riccarda Bouncken (Universität Greifswald) über die Chancen und Risiken von Kooperationen. Eckart Baier schreibt über die Macht von Bestsellerlisten - ein bisschen pro domo, denn Aufhänger des Artikels ist die Trennung von Sachbüchern und Ratgebern auf der neuen Börsenblatt-Focus-Bestsellerliste gemäß der neuen Warengruppensystematik. Konjunkturumfrage: Mehr als ein Drittel der Buchhändler meldet Umsatzzuwächse im ersten Halbjahr. Im "Menschen"-Ressort porträtiert Wolfgang Schneider den Autor Pierangelo Maset ("Laura oder die Tücken der Kunst", Kookbooks). Guy Helminger lobt seine Lieblingsbuchhandlung von Klaus Bittner in Köln. Den Fragebogen hat der C.H. Beck-Cheflektor Detlef Felken ausgefüllt (Mit wem er einen Tag den Platz tauschen möchte? Mephisto). Hier das Inhaltsverzeichnis.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

buchreport hat bei TNS emnid eine Umfrage nach den Einkaufswegen von Buchkäufern in Auftrag gegeben (hier der Artikel). Demnach haben 43 Prozent im letzten halben Jahr in einer kleineren Buchhandlung gekauft, 41 Prozent in einer großen Buchhandlung, und 29 Prozent in einem gemischten Warenumfeld (Warenhaus, Supermarkt), während sich 45 Prozent auf unterschiedlichsten Versandwegen einschließlich Buchclub versorgt hätten. "Die relativ gleichmäßige Verteilung auf die vielfältigen Vertriebswege relativiert sich deutlich mit Blick auf die Generationen", analysiert buchreport: Für die 14- bis 29-Jährigen seien Großbuchhandlungen mit 51 Prozent der mit Abstand am häufigsten genannte Einkaufsort, für 41 Prozent Online-Händler. Weiteres Ergebnis: 80 Prozent der Befragten haben im letzten halben Jahr ein Buch gekauft.

Für die Buchmesse erwartet buchreport eine "positive Grundstimmung und viel Unsicherheit". Der deutsche Sortimentsbuchhandel gehe mit einem Umsatzplus von 2,6 Prozent in den Jahresendspurt - dies sei die beste Ausgangslage der letzten zehn Jahre. Aufs Gemüt schlage der "Strukturbruch": "Die Schlacht von Thalia und des DBH-Verbunds um die Karstadt-Buchflächen wird im Handel als Zeichen gewertet, dass der Expansionsdrang der Filialisten und damit der Strukturwandel noch an Tempo gewinnt."

Nachdem die DBH Thalia den Karstadt-Auftrag weggeschnappt hat, rechnet buchreport damit, dass die von Hugendubel und Weltbild angeführte Allianz 2008 die Umsatzmarke von 700 Millionen Euro passieren wird. Im Geschäftsjahr 2006/2007 (am 30.9. zu Ende) habe Thalia 695 Millionen Euro umgesetzt; im Kalenderjahr 2007 werde Thalia die 700-Millionen-Marke überschreiten, weil die 44 Filialen der Buch & Kunst-Gruppe erst ab Jahresbeginn berücksichtigt wurden.

Weitere Themen: Rainer Uebelhöde kommentiert das neue KNV-Warengruppen-Angebot, das viele Einzelkämpfer dazu verleiten werde, die "Frage nach dem Wert der Oberhoheit über ihr Sortiment" neu zu stellen. Jan Henne de Dijn startet am 24. November ein 24-Stunden-Literaturprogramm für Pay-TV-Abonnenten. Zweitausendeins hat einen Shop-in-Shop in Karlsruhe eröffnet. Carl Heymanns bietet über 1000 Gesetze und Verordnungen auf einem USB-Stick an. Holtzbrinck regelt die Nachfolge von Macmillan-CEO Richard Charkin (der zu Bloomsbury wechselt): Annette Thomas, Chefin der Macmillan-Tochter Nature Publishing Group, wird zum CEO befördert. Hier das Inhaltsverzeichnis und hier die Bestsellerlisten.
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