Die Buchmacher

Gefährliche Makulatur

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
28.01.2008. Warum Bücher zu billig sind. Welche Comics den Buchhandel erobern sollen. Wie sich Verlage gegen Schutzgeld wehren wollen. Und weshalb die große Ramscherei die Branche bedroht.

buchreport.express

Nachdem es in der vergangenen Woche um die Bindung (oder Nicht-Bindung) der Buch-Preise ging, macht buchreport mit einer Geschichte zur Preisbildung auf (hier der Artikel). Anlass: Die in einer Arbeitsgemeinschaft organisierten Publikumsverlage haben sich bei ihrer Tagung in München von der Unternehmensberatung McKinsey bescheinigen lassen, dass die Buchpreise "unbefriedigend" sind und der gute Vorsatz lauten müsse, "gerechtfertigte Preise durchzusetzen". Eine Idee, die bei buchreport Anklang findet: Nicht mangelndes Interesse am alten Medium Buch gelte als Ursache für den relativen wirtschaftlichen Bedeutungsverlust der Branche - die Absatzzahlen könnten sich durchaus sehen lassen -, sondern die von den Preissteigerungen im Umfeld abgekoppelten Buchpreise.

Im Interview mit buchreport zeigt sich Carlsen-Comic-Chef Ralf Keiser zuversichtlich, dass "Graphic Novels" wie "Persepolis" von Marjane Satrapi den Buchhandel erobern können. Hintergrund: Größere Verlage wie Fischer oder Kiepenheuer & Witsch haben die gezeichneten Romane ins Frühjahrsprogramm genommen. "Sollten sie erfolgreich sein, was gut für das ganze Segment wäre, entsteht dadurch eine neue, mächtige Konkurrenz beim Einkauf von Lizenzen", schaut Keiser auf die Wettbewerber. Trotz dieser Entwicklung glaubt der Hamburger weiter an das Wachstum der (bislang übermächtigen) Manga-Sparte. "Wir haben 2007 ein tolles Jahr hingelegt und unsere Marktführerschaft deutlich ausgebaut, mit steigenden Umsätzen - jeder zweite verkaufte Manga im deutschsprachigen Markt stammt von Carlsen."

"Der Taschenbuch-Markt ist 2007 nur leicht gewachsen", lautet das Fazit der buchreport-Analyse zum Taschenbuchmarkt. Für die Verkäufe im Sortimentsbuchhandel erkennt das Blatt zwei gegenläufige Bewegungen: Taschenbuch-Romane, die zwei Drittel des Umsatzes bestreiten würden, seien 2007 mit fünf Prozent überproportional gewachsen, während Sachbücher im Taschenbuch um acht Prozent an Umsatz verloren hätten.

Die rund 330 Filialen der Buchhandelskette Weltbild plus bekommen das normale rote Weltbild-Logo - dadurch soll die Vernetzung der drei Vertriebskanäle Katalog, Filiale und Internet noch stärker unterstrichen werden, so buchreport. Auch bei der Douglas-Tochter Thalia arbeite man an einem neuen Markenauftritt (hier der Artikel).

Weitere Themen: Oetinger hat 2007 den Umsatz um 35 Prozent auf 65,3 Millionen Euro gesteigert - und so den Abstand zum Zweiten auf dem Kinder- und Jugendbuchmarkt, Ravensburger, ausgebaut. Random House und die vereinigten Übersetzer setzen sich in den kommenden Tagen wieder an den Verhandlungstisch, um eine Lösung in der Frage der Übersetzer-Vergütung zu finden; RH ist dabei federführend, weil vier der fünf beim Bundesgerichtshof eingereichten Klagen von Übersetzern den Münchner Verlag betreffen. buch.de konnte (nach vorläufigen Zahlen) den Umsatz 2007 um 18 Prozent auf 65 Millionen Euro steigern; das Ergebnis lag jedoch rund 0,5 Million Euro unter dem Vorjahr (2,1 Millionen Euro). Hier das Inhaltsverzeichnis und hier die Bestsellerlisten.

Börsenblatt

Im Gastkommentar fordert der Verleger Joachim Unseld seine Kollegen dazu auf, gegen die sich abzeichnende Übermacht der Buchhandelsketten vorzugehen. Die Vorstöße der Filialisten um Konditionsverbesserungen kämen so sicher wie das Amen in der Kirche - und die betroffenen Verlage müssten sich Gedanken um eine ausgeglichene Rabattpolitik machen. "Wir müssen uns die Frage stellen, wie viel ,Schutzgeld' wir bereit sind zu bezahlen, um von den Großfilialisten künftig nicht ausgelistet zu werden, oder als kleinerer Marktteilnehmer überhaupt erst gelistet zu werden". Leider stellt Unseld mehr Fragen, als dass er konkrete Schritte gegen die Filialisten vorschlägt; er will jedenfalls den kleinen und mittelständischen Buchhandel retten und droht - zumindest zwischen den Zeilen - damit, dass sich Verlage andere Vertriebswege suchen.

Top-Thema im Börsenblatt ist die Ramsch-Politik in der Branche (hier). Anlass ist ein Brief des Sortimenter-Ausschusses im Börsenverein an die Verlage, mit dem der SoA an die gemeinsame Verantwortung appelliert - Verlage hätten dafür Sorge zu tragen, dass nur echte Mängelexemplare geliefert würden. SoA-Vorsitzender Heinrich Riethmüller: "Es kann nicht Aufgabe des Buchhändlers sein, ein Paket mit Mängelexemplaren Buch für Buch zu prüfen." Im Interview mit dem Branchenblatt zeigt sich auch Preisbindungstreuhänder Dieter Wallenfels besorgt über den Missstand, "dass nicht selten einwandfreie Bücher deutlich unter dem Ladenpreis verkauft werden. Das belastet die Glaubwürdigkeit des Buchhandels beim Bekenntnis zur Preisbindung eklatant." Das Problem sei gewachsen, weil die Verlage mehr Bücher produzierten, als der Markt aufnehmen könne. "Remittenden werden buchstäblich um jeden Preis erneut in den Handel gebracht. Das schadet der Preisbindung. Besser wäre es, nicht verkäufliche Bücher zu makulieren."

Manfred Antoni verabschiedet sich nach erfolgreicher Sanierungsarbei von der Spitze der Buchhändler-Abrechnungs-Gesellschaft (BAG) und wechselt zum 1. März als Vorstand zur Ernst Klett AG (zuständig für den Bereich Fern- und Fernhochschulen, hier die Meldung). Die BAG-Geschäftsführung geht an das Multitalent und MVB-Geschäftsführer Ronald Schild über, berichtet das Börsenblatt.

Holger Heimann unterhält sich mit dem Werber Lutz Meyer (Scholz & Friends) über Buch-Marketing - besser gesagt: über fehlendes Marketing. In der Buchwerbung habe sich in den vergangenen 50 JAhren kaum etwas getan, lautet Meyers ketzerische These. Verleger investierten das Gros ihrer Zeit in die Herstellung von Büchern, in anderen Branchen sei das Verhältnis umgekehrt, weshalb dort die Marge größer sei.


Weitere Themen: Der Buchhandel gehört zu den drei wichtigsten Mietern in Deutschlands 1a-Lagen (hier). Nachdem Geschäftsführer Thomas Huggle am Jahresende in den Ruhestand gegangen ist, baut die Verlagsgruppe Oetinger ihre Chefetage um: Neben Verlegerin Silke Weitendorf sind nun ihre Söhne Jan und Till sowie Markus Niesen und Klaus Peter Stegen in der Geschäftsführung (hier). Hans-Jürgen Krug analysiert die Krise der Literatursendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen - und die Verlagerung zu Pay-TV-Sendungen und ins Internet. Stefan Hauck porträtiert die Buchhändlerin Anne v. Bestenbostel. Steffi Hugendubel (was für ein Name in der Branche) interviewt den Autor Martin Suter, der auf Ibiza und in Guatemala lebt. Hier das Inhaltsverzeichnis.
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