05.04.2005. Romane, Lyrik, Kinderbücher / Zweiter Weltkrieg / Politische Bücher / Sachbücher
Romane, Lyrik, Kinderbücher /
Zweiter Weltkrieg /
Politische Bücher /
Sachbücher
BiografienDie
unheimlichen Wandlungen der Friede Riewerts vom Kindermädchen zur Frau Axel Springers bis hin zur erfolgreichen Konzernchefin stellt
Inge Kloepfer in ihrer Biografie
"Friede Springer" zwar mit viel Sympathie, aber zum Glück auch immer
genügend Sachinformationen dar, stellt die
NZZ erleichtert fest. So wird das Ganze nicht zu klebrig und nebenbei zu einer Beschreibung deutscher Mediengeschichte. Gelangweilt hat sie sich jedenfalls nie, auch wenn oder weil einige Passagen einer
"Homestory" nahe kommen. Die
Zeit kann die spürbare Nähe von Autorin und Porträtierter auch wenig stören, nur einmal wird es ihr zuviel: wenn Testamentsvollstrecker Bernhard Servatius aufgrund von
bloßen Behauptungen beschuldigt wird.
Jörg Magenaus umfassende
Biografie von
Martin Walser, die erste ihrer Art, wurde von den Kritikern ohne großen Widerstand abgenickt (). Dass für den Walser-Kenner wenig Neues zu entdecken sei, liegt für die
SZ weniger an Magenau als an der einfach zu
öffentlichen Person Walsers selbst. Interessant findet sie aber, wie sehr der Schriftsteller als
Suhrkamp-Gewächs erkennbar wird. Dem Etikett "Stimmungs-Avantgardist" kann die
FR nur zustimmen, auch Walsers Beziehung zu
Uwe Johnson hält sie für eine treffende Beschreibung, stößt sich allerdings an der
Parteinahme Magenaus, die ihr den Blick doch zu sehr einengt.
Seit hundert Jahren ist
Jules Verne nun tot, und die literarische Welt reagiert unter anderem mit einem neuen und einem neu aufgelegten Buch. Mit einer noch nicht dagewesenen
Materialfülle beleuchtet
Volker Dehs das Leben des Schrifstellers
"Jules Verne Der
SZ gefällt die "leichthändig" eingehaltene
Balance zwischen Leben und Werk, vermisst in den ganzen Daten allerdings ein paar strukturierende Leitthesen. Wer es pointierter mag, dem sei
Alberto Savinios zwanzigseitige
Charakterstudie zu Verne empfohlen Die
Zeit badet vergnügt in dem "
moussierend komisch und leicht snobbish" gehaltenen Text, die
SZ tut es ihr gleich, nicht ohne aber den
"mustergültigen" Kommentar zu erwähnen.
Philosophie "Sektiererisches Gemurmel", wie die
taz giftet, oder doch eher "Schwindel erregender Ideenreichtum", wie die
SZ vermutet?
Peter Sloterdijk befasst sich in seinem neuen Werk mit der
Globalisierung, durchmisst also den
"Weltinnenraum des Kapitals", und nicht alle Rezensenten begleiten ihn ohne Widerwillen Für
"lehrreich und wichtig" hält die
Zeit das Traktat, die
FAZ dagegen lässt kein gutes Haar an Sloterdijks Gesprächigkeit, in der ihrer Meinung nach nur ein Prinzip gilt: "Ich brauche Platz, um mich auszudehnen."
Pierre Bourdieus schon 1998 verfasstes und nun postum auf Deutsch erscheinendes Unbehagen an der
dominanten Rolle des Mannes sei nicht nur notwendig, sondern zu empfehlen, meint die
FR. Am "luzidesten" findet sie in
"Die männliche Herrschaft" die Darstellung der symbolischen Gewalt, durch die Frauen ihre untergeordnete Position unbewusst verinnerlichen. Da zählt auch der Vorwurf nicht mehr, Bourdieu habe seine Beobachtungen der Verhältnisse in der Kabylei unzulässigerweise verallgemeinert. Der
"fatalistische Unterton" des Manuskripts ängstigt die
FAZ ein wenig, sie kann zur Verbesserung der Lage nur auf die in den Fußnoten erwähnten weiblichen Tugenden hoffen:
List und Subversion.
GeschichteMit einem genauen Blick erzählt
Ralf Hosfeld in
"Operation Nemesis" wie es 1915 zum
Genozid an den Armeniern kommen konnte, lobt Michael Jeismann in der
FAZ. Er ist bisher auch der einzige, der das unserem Empfinden nach wichtige Buch zur Kenntnis genommen hat. Gekonnt navigiert Hosfeld durch die damals
"sehr verwickelten" Verhältnisse, notiert Jeismann, dem in der ansonsten einwandfreien Darstellung nur der armenische Nationalismus und die
deutschen Einflussmöglichkeiten ein wenig zu kurz kommen.
"Gänzlich unverheult" stellt
Mark R. Cohen das Leben der
Juden "Unter Kreuz und Halbmond" im
Mittelalter dar, stellt Gustav Seibt in der
SZ fest. Er mag den
"nüchternen Wissenschaftler", der die bewährten Ergebnisse seiner Kollegen nicht verwirft, sondern vielmehr in
"beeindruckender Fülle" zitiert. Und auch Cohens These, dass gerade die relative religiöse Nähe zwischen Christen und Juden zu Problemen geführt hat, während die
Muslime durch ihre Fremdheit zu
mehr Toleranz in der Lage waren, leuchtet dem Rezensenten bestens ein.
Bonbons"Welch ein Buch", jauchzt Gabriele Killert in der
Zeit, "ganz sicher das schönste, das originellste, das
geistreichste dieses Bücherfrühlings!" Dass die anderen Zeitungen es bisher übersehen haben, macht die Entdeckung umso schöner. Die mehr als
200 Stichwörter des
"privaten Lexikons" in denen der aristokratische Avantgardist
Alberto Savinio Themen wie Liebe, Schamgefühl oder den
Horror Vacui der Germanen vor sich selbst behandelt, lassen Killert Freudentränen weinen. Sie verehrt die "höchste Leichtigkeit des zweckfreien Spiels", findet selbst die Irrtümer geistreich und wird sich das
"bibliophile Wunderwerk" bestimmt aufs Nachtkästchen legen.
Kristina Maidt-Zinke lässt sich in der
SZ von
Klaus Cäsar Zehrers "strandsandgelbem Prachtband" gerne davon überzeugen, dass die
Neue Frankfurter Schule an einer kollektiven
Meerphobie leidet. 400 Seiten Beweise sind in
"Da: Das Meer!" angesammelt, nach der Lektüre kommt der Rezensentin die These von der
"feuchten Obsession" der Herren Eilert, Gernhardt, Henscheid, Poth und anderen so "wasserdicht" vor wie ein "isländischer Anglerstiefel". Zumindest ist sie sich sicher, hier "sämtliche Belege" für den Wassertick der
"Satire-Saurier" versammelt zu finden, darunter auch einige Erstveröffentlichungen.
Auf einer ganzen Seite feiert Konrad Heidkamp die
"erfreuliche Wiederentdeckung" der Jazzgeschichte, die der "legendäre" amerikanische Autor
Studs Terkel 1957 für Jugendliche verfasst hat. In dreizehn literarischen Porträts erzählt Terkel von
"Giganten des Jazz", die meist aus armen Verhältnissen stammen. Wohltuend vermerkt Heidkamp in der
Zeit, wie der Autor "jeden Anflug von Sozialromantik oder Geniekitsch" vermeidet, die Sprache seiner Reportagen wurzelt im Alltag der Jazzmetropole Chicago, der Stil ist dicht und
"auf den Punkt gebracht". Das Buch ist nur bei Zweitausendeins zu
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