19.11.2002. Romane / Krimis, Lyrik, Erinnerungen, Kinder- und Jugendbücher / Biografien, Kulturgeschichte, Kunst und Musik, Religion / Politik, Geschichte, Philosophie, Naturwissenschaften
Romane / Krimis, Lyrik, Erinnerungen, Kinder- und Jugendbücher / Biografien, Kulturgeschichte, Kunst und Musik, Religion / Politik, Geschichte, Philosophie, Naturwissenschaften Krimis Gäbe es die
Zeit nicht (und die
taz), würden in den deutschen Feuilletons überhaupt keine Krimis mehr besprochen. Eine Schande so was! Nachdrücklich empfohlen wird
Frances Fyfields "Ein böser Verdacht" um eine nicht sehr intelligente, dickliche Frau, die ein
Zugunglück ausnutzt, um unterzutauchen. Nichts für Liebhaber des "Heimeligen", lesen wir. Gelobt werden auch zwei Krimis von
Giorgio Scerbanenco -
"Die Verratenen" und
"Der lombardische Kurier" - für ihre "erstaunliche literarische Qualität". Schließlich sei noch auf
Ernest Tidymans ersten
Shaft-Roman hingewiesen, der gerade in neuer Übersetzung erschienen ist. Die
taz hat in ihrer Novemberbeilage fast nur Krimis besprochen. Mehr finden Sie
hier.
Lyrik Der hervorragendste Dichter
Litauens ist
Tomas Venclova, schreiben die Zeitungen. Sein Gedichtband
"Vor der Tür das Ende der Welt" wurde fast überall in den höchsten Tönen gelobt. Die
SZ bewundert den "unsentimentalen Kammerton", in der
Zeit lobt Thomas Kling diese
Reisegedichte, die bar jeder Gemütlichkeit seien, die
NZZ spricht von philosophischen Miniaturen, nur Ralph Dutli in der
FAZ hat Einwände, die sich jedoch vor allem gegen die Übersetzung Rolf Fieguths richten.
FAZ und
FR sind außerdem hingerissen von
Thomas Klings neuem Gedichtband
"Sondagen". Uneinig sind sich die Rezensenten über die
Übersetzung von
Federico Garcia Lorcas "Zigeunerromanzen" durch Martin von Koppenfels: die
FAZ lobt die "natürliche Schönheit" der ins Deutsche gebrachten Verse, die
NZZ spricht von einem "Befreiungsschlag", nur die
FR findet sie bei weitem zu "entschlackt".
Erinnerungen / Autobiografien Nur knapp hundert Seiten lang ist
George Taboris "Autodafe". Darin findet sich jedoch vieles, "darüber nachzudenken" sich lohnt, versichert die
Zeit. Die
FAZ hat während der Lektüre "das Leben als ein
tragisches und komisches Welttheater" sehen können. Und die
SZ ist beeindruckt, dass in diesem Buch "kein Platz" ist "für Sentimentalität" - schon gar nicht bei der Beschreibung eines Besuchs der Gedenkstätte in Auschwitz. Leicht bestürzt reagierte die Kritik auf
J. M. Coetzees Schilderung seiner
"Jungen Jahre". Die
FAZ sieht ihn als kraftlosen Helden, der in London bei
IBM arbeitet, ohne allerdings
den Kafka in sich zu spüren. Deprimierend, aber in seiner Ehrlichkeit beeindruckend. Diesen Eindruck teilen auch die Rezensenten von
NZZ, FR, SZ und
Zeit.
Mit uneingeschränktem Lob bedacht wurde
Hans Georg Behrs "Fast eine Kindheit". Allein schon inhaltlich warte der Autor mit einem "sensationellen Stoff" auf, schreibt die
FR: Der Vater war
deutscher NS-Offizier und wurde im Zuge der Nürnberger Prozesse gehängt, die Mutter war eine
österreichische Opernsängerin, die Großeltern waren "antiklerikal" und "antifaschistisch", eine Tante jüdisch, der Bruder wurde mit 14 Jahren vor den Augen des Protagonisten von den Russen erschossen. Das alles schildert Behr in einem "kunstvoll schrecklichen Buch", lobt die
FAZ. Und schließlich sei noch hingewiesen auf die Erinnerungen der Islamwissenschaftlerin
Annemarie Schimmel "Morgenland und Abendland" und des Theologen
Hans Küng "Erkämpfte Freiheit".
Kinder- und Jugendbücher Für die ganz Kleinen hat die
FAZ eine Empfehlung:
Pija Lindenbaums "Franziska und die Wölfe" hat eine "subversive Kraft", die Monika Osberghaus sichtlich zu Herzen gegangen ist. Die Hauptfigur ist nämlich keine mutige Heldin, sondern ein Mädchen, das seinen "Ängsten und
Schrullen freien Lauf lässt". Die
SZ freut sich über einen "handfesten Krimi" für Menschen ab 10, Debi Glioris
"Voll fies verzaubert". Eine
Hexenfamilie in einem schottischen Schloss leistet sich allerhand makabre Späße, surft aber auch gern auf der Datenautobahn. Ebenfalls ab 10 Jahre:
Philip Ardaghs "völlig durchgeknallter" (
SZ) Roman
"Schlimmes Ende" erzählt von einem normalen Jungen, der mit einer
völlig verrückten Familie geschlagen. Das dürfte den meisten Kindern bekannt vorkommen!
Jugendlichen ab 12 empfiehlt die
SZ Bali Rais "Bloß (k)eine Heirat" über den Sohn indischer Einwanderer, der auf keinen Fall eine unbekannte indische Braut heiraten, sondern lieber
Torjäger bei Liverpool werden will. Sehr gelobt wurden außerdem
Bjarne Reuters Abenteuerroman
"Prinz Faisals Ring" und
Katja Behrens Geschichte vom verliebten
"Hathaway Jones". Und wer wissen will, warum Katzen immer auf die Füße fallen, vertiefe sich in den gleichnamigen
Band von
Gerhard Staguhn. Eine große Auswahl an Kinder- und Jugendbücher finden Sie in den Kinderbuchbeilagen von
FR und
Zeit.
Wir haben die
Oktober- und Novemberbeilagen der Zeitungen komplett ausgewertet. Alle Rezensionsnotizen - aufgelistet nach Zeitungen und Themen - finden Sie
hier.