26.11.2007. Literatur / Sachbuch / Politisches Buch
Literatur / Sachbuch / Politisches BuchVielfach und ausführlich gepriesen wurde
Roberto Savianos Buch
"Gomorrha" über
Neapels Camorra, die
NZZ etwa preist es als "atemraubende Mischung aus literarischer Reportage und dokumentarischem Roman". Einig ist sich die Kritik, dass der unter Polizeischutz stehende Saviano unglaubliches Material über Europas größte Mafiaorganisation und ihre internen Kriege zusammengetragen hat. Zum Beispiel darüber, wie die Camorra der italienischen
Haute Couture behilflich ist, wie sie den Drogenhandel modernisiert und unliebsame Personen
im Säurebad verschwinden lässt. Die
FAZ nennt das Buch ein "Epos unserer Zeit". Die
SZ bemerkt, dass die Camorra - da ist sie ganz
allerbeste Gesellschaft - auf Dezentralisierung, Flexibilität, Franchising setzt. Im Gegensatz zu den anderen Zeitungen hält sie die literarische Qualität des Buchs jedoch für begrenzt. ()
Der in den USA lehrende ghanaisch-britische Philosoph
Kwame Anthony Appiah ist prädestiniert für eine Philosophie des Weltbürgertums, darin sind sich alle einig. Die
NZZ hält Appiah schlicht für einen "
brillanten Kopf" seine Konzepte für absolut überzeugend. Die
SZ lobt Scharfsinn und Lesbarkeit seines Buchs
"Der Kosmopolit". Und die
FR lernt, von den Rändern der Welt auf ihr Zentrum zu blicken und statt nach Gemeinsamkeiten nach Universalien zu suchen. (Hier eine ) Der
taz ist das zu wenig: eine "Gesprächsfähigkeit" zu entwickeln, deren Zweck darin besteht, sich ans Fremde zu "gewöhnen". Die
FAZ fand das Buch gut gemeint. ()
Positiv aufgenommen wurde auch das Buch der Frauenrechtlerin und Anwältin
Seyran Ates. In ihrem Buch
"Der Multikulti-Irrtum" nimmt sie den Stand der Integration unter die Lupe, wobei, wie die
SZ betont, der Titel in die Irre führe: Ates beschränke sich nicht aufs Multikulti-Bashing, sondern nehme alle Missstände gleichermaßen in den Blick: Zwangsehen und Ehrenmorde ebenso wie eine verfehlte deutsche Einwanderungspolitik. Zudem mache Ates wohldurchdachte und
praktikable Vorschläge zur besseren Integration. Die
FAZ sieht in dem Buch auch ein "warmes und eindringliches" Plädoyer für eine sexuelle Befreiung der Frauen in islamischen Gemeinschaften. Nur die
FR ist gar nicht einverstanden mit Ates und wirft ihr Pauschalurteile ebenso wie laienhafte Islamkenntnisse vor. ()
Das Thema von
Wolfgang Sofskys Streitschrift
"Verteidigung des Privaten" hat die Rezensenten durchaus angesprochen: Das immer größere Verlangen des Staates nach den privaten Daten. Doch überzeugt hat Sofsky die Kritiker nicht. Die
FAZ geht tendenziell mit Sofsky d'accord, aber nicht mit seiner Rigidität. Die
FR etwa stimmt zwar Sofskys Devise "
Keine Freiheit ohne Privatheit" zu, stört sich aber am apodiktischen Stil des Autors. Die
SZ versteht nicht, warum Sofsky den Staat nur als Gegenteil von Freiheit denkt. () Ins gleiche Horn wie Sofsky stößt
Peter Schaar mit seiner Warnung vor dem
"Ende der Privatsphäre". Die
FAZ attestiert dem Bundesdatenschutzbeauftragten, sich bestens in der Materie auszukennen, und bedauert nur, dass er sich auf die staatliche Überwachung beschränkt und die "gesellschaftliche Selbstüberwachung" etwa durchs Internet außen vor lässt. Der
taz geht Schaars Darstellung nicht weit genug. ()
"Was Terroristen wollen" bringt
Louise Richardson auf einen kurzen Nenner:
Rache, Ruhm und Reaktion. Dass die Harvard-Politologin bei ihrer Analyse des internationalen Terrorismus nicht nur bündig, sondern auch "brillant" vorgeht, bescheinigen ihr alle Rezensenten. Auch ihr Plädoyer, den Terror mit dem Selbstbewusstsein der liberalen Gesellschaft zu bekämpfen, stößt bei
FR,
NZZ und
Zeit auf Gegenliebe. ()
Das in den USA mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnete Buch
"Der Tod wird euch finden" von
Lawrence Wright hat auf die Kritiker ebenfalls großen Eindruck gemacht. Wright, Autor des
New Yorkers, erzählt darin die Geschichte der
al-Qaida bis zum 11. September. Für die
Welt ist das Buch ein "Meisterwerk", für die
Zeit ein Sachbuchthriller und Standardwerk. ()
Und außerdem ist da natürlich noch die
Buckner-Buruma-Debatte, geführt im
Perlentaucher und in
signandsight.com. Die Debatte hat international großes Aufsehen erregt. Der Band bringt zum ersten Mal auch auf deutsch
Ayan Hirsi Alis "Berliner Rede" und
Ian Burumas Porträt über
Tariq Ramadan. Aber Vorsicht: Die
taz kann das Buch eindeutig nicht empfehlen! ()
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