Bücherbrief

Die Worte, die Kunst, das Leben

08.12.2019. Ali Smith trotzt dem Brexit mit Schönheit und einem Strom von Ideen, Elena Ferrante verfällt radikal wie nie dem Wahn, Filip Springer gräbt das polnische Städtchen Kupferberg aus, Mischa Meier erzählt die Geschichte der Völkerwanderung und Henkjan Honing sucht den Beat im Affen. Dies alles und mehr in unseren besten Büchern des Monats Dezember.
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Weitere Anregungen finden Sie in in Arno Widmanns "Vom Nachttisch geräumt", der Lyrikkolumne "Tagtigall", dem "Fotolot", in der Krimikolumne "Mord und Ratschlag", in unseren Büchern der Saison, den Notizen zu den jüngsten Literaturbeilagen und in den älteren Bücherbriefen.

Literatur

Ali Smith
Herbst
Roman
Luchterhand Literaturverlag. 272 Seiten. 22 Euro

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Ali Smith wird hierzulande deutlich unter Wert gehandelt, in Britannien gehört sie schon lange zu den wichtigsten und anerkanntesten Autorinnen des Landes. Ihr neuer Roman "Herbst" ist der erste Teil eines Jahreszeitenquartetts und erzählt vom hundertjährigen Daniel Gluck, um den sich in einem letzten Liebesdienst die junge Kunsthistorikerin Elisabeth Demand kümmert, denn er war ihr einst Vaterersatz. In der FAZ warnt Elena Witzeck davor, den Roman als Brexitnovel zu lesen: "Herbst" erzähle davon, was eine Gesellschaft zusammenhält und was sie auseinandertreibt. Der Guardian war bei Erscheinen des Romans 2016 voll des Lobes für seine Schönheit. Die Financial Times stürzte sich beglückt in diesen Strom von Ideen. Die New York Times schwärmte: "Die besten, bewegendsten Passagen von 'Herbst' erwachsen aus der Unterhaltungen von Elisabeth und Daniel über die Worte, die Kunst, das Leben, die Bücher, wie man genau hinsieht und wie man leben soll." Ein Juwel britischer Literatur, schwärmt auch Johannes Kaiser im DlfKultur.

R.O. Kwon
Die Brandstifter
Roman
Liebeskind Verlagsbuchhandlung. 240 Seiten. 20 Euro

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In ihrem Debütroman erzählt uns die in Seoul geborene und in Los Angeles aufgewachsene Autorin R. O. Kwon von der jungen Südkoreanerin Phoebe, die sich die Schuld am Tod ihrer Mutter gibt, auf einem Elite-College in den USA in die Fänge eines fanatischen evangelikalen Predigers und Abtreibungsgegners gerät und sich zunehmend weiter radikalisiert. Dass die großen Themen, die Kwon anschneidet, nie plakativ, sondern subtil, vielschichtig und dennoch zupackend beschrieben werden, hebt Angela Schader in der NZZ hervor. Spon-Kritiker Christian Buß staunt, wie die Autorin ihren Campus-Roman zu einer "universalen Erzählung" über "Rechtspopulismus, religiösen Fanatismus und faktische Meinungsmache" ausweitet, die "zunehmend auch im verunsicherten akademischen Milieu einen Nährboden" finden. Lob auch in der taz von Katrin Bettina Müller, die die Geschichte authentisch und radikal findet. Sehr lesenswert scheint auch Stefanie de Velascos Roman "Kein Teil der Welt" (bestellen) zu sein, der von der 15jährigen Esther erzählt, die mit ihren Eltern nach der Wende vom Westen in den Osten zurückzieht, wo ihre Eltern eine Gemeinschaft der Zeugen Jehovas aufbauen. Wie die Autorin, die Emanzipation des jungen Mädchens, das sich weder im Osten noch in der Religionsgemeinschaft dazugehörig fühlt, schildert, erscheint Cornelia Geißler in der FR "differenziert" und plastisch, im Dlf bewundert Isabelle Bach zudem, wie Velasco ostdeutsche Atmosphäre Anfang der neunziger Jahre einfängt.

Eduardo Halfon
Das Duell
Roman
Hanser Verlag. 112 Seiten. 18 Euro

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Mit seinem neuen Roman schreibt der guatemaltekische Schriftsteller Eduardo Halfon weiter an seiner Ahnengalerie und die RezensentInnen freuen sich. Rudolf von Bitter mag in der SZ zwar den reißerischen Titel nicht: Um ein "Duell" gehe es hier allenfalls am Rande, klärt er auf. Vielmehr liest er die Familiengeschichte Halfons, der, ausgehend vom ungeklärten Tod seines Onkels Salomon in den vierziger Jahren, immer mehr Familiengeheimnisse ans Licht bringt: Ein Großvater überlebte verschiedene Konzentrationslager und floh 1946 nach Guatemala, während weitere Familienangehörige im Ghetto von Lodz verhungerten; ein anderer Großvater war bereits 1919 von Beirut aus über New York, Peru und Mexiko nach Guatemala gekommen, erfährt der Kritiker. Feinfühligkeit, witzige Anekdoten und Sogkraft des Romans lassen den Kritiker eine klare Leseempfehlung aussprechen. Auch Dlf-Kritikerin Sigrid Brinkmann ist tief berührt und rät, sich auf die zwischen Wahrheit und Fiktion oszillierenden Erinnerungen und das "erratische" Erzählen über verschiedene Zeitebenen und Orte hinweg einzulassen: Belohnt werde der Leser mit unerwarteten Geschichten, Poesie und atmosphärischen Landschaftsbeschreibungen. Wer noch mehr Lust auf lateinamerikanische Literatur hat, dem sei Roberto Bolanos wieder entdeckter früher Roman "Monsieur Pain" (bestellen) empfohlen, der uns durch das surreale Paris des Jahres 1938 schickt. Der perfekte Einstieg in Bolanos Werk, findet Jutta Person in der SZ, "niveauvoller kann man sich nicht gruseln", versichert Jens Jessen in der Zeit.

Lauren Groff
Florida
Roman
Hanser Berlin. 320 Seiten. 22 Euro

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Heiß, feucht, gleißend hell und apokalyptisch ist das Florida, in das uns Lauren Groff in ihrem neuen Kurzgeschichtenband entführt: Ihre elf Shortstorys handeln überwiegend von jungen Frauen, die mit Einsamkeit, Angst und Lebenslügen konfrontiert werden, sich vor Verantwortung und sozialem Abstieg fürchten und zugleich rebellieren. Sowohl die deutschen als auch die internationalen KritikerInnen sind begeistert: Wie Groff eine "Stimmung aufziehender Gefahren" beschwört, lässt Dlf-Kultur-Kritiker Daniel Haas an Erzählungen von Guy de Maupassant denken, während sich Katy Waldmann im New Yorker an die Phantasmagorien in Gemälden von Salvador Dali erinnert fühlt, wenn Groff die Emotionen ihrer HeldInnen verdichtet. Humor, berührend zarte Bilder und einen lakonischen, aber schmerzhaften direkten Ton bewundert Carola Ebeling in der taz. Lyrisch und schräg nennt Laura Elkin im Guardian den Roman. Und Zeit-Kritikerin Eva Behrendt bewundert, wie Groff die Naturgewalten Floridas in Bilder packt. Sehr gut besprochen wurde auch dieses Kurzgeschichten-Debüt "Unverschämtes Glück" (Bestellen) des amerikanischen Autors Jamel Brinkley der über das Leben junger Schwarzer in den urbanen Zentren der USA schreibt: Neun geradezu makellose Geschichten voller Schätze, die die Short Story ganz neu beleben, jubelt Hephzibah Anderson im Guardian, im Tagesspiegel lobt Ulrich Rüdenauer die "feinsinnigen, absolut zeitgenössischen" Geschichten, in denen er über "Black Masculinity" und subtile Desillusionierungen liest.
 
Elena Ferrante
Tage des Verlassenwerdens
Roman
Suhrkamp Verlag. 252 Seiten. 22 Euro

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Nach dem Erfolg der Neapolitanischen Saga wird natürlich auch Elena Ferrantes Frühwerk nach und nach neu herausgeben. Ganz unabhängig davon scheint Ferrantes zweiter Roman aber auch sehr lesenswert zu sein: Wenn Ferrante hier von der 38 Jahre alten Olga, Mutter von zwei Kindern, erzählt, die von ihrem Mann für eine Jüngere verlassen wird, daraufhin zu schreiben beginnt, aber bald feststellt, dass ihr nur vulgäre Wort- und Satzfetzen durch den Kopf gehen, liest Antonia Baum in der Zeit den Roman auch als kluges Dokument über Mutterschaft und Abhängigkeit. Gebannt folgt sie Ferrantes tragischer Heldin, die schließlich die komplette Kontrolle über ihr Leben verliert und immer mehr dem Wahn verfällt. Auch sprachlich war Ferrante selten so "radikal", versichert Baum. Und in der Neuen Osnabrücker Zeitung lobt eine "aufgewühlte" Verena Hoenig die "chirurgische Präzision" und die "herbe Wucht", mit der die Autorin Olgas Gefühle in jeder Szene diese "Psychodramas" beschreibt. Zum Bezugspunkt für Elena Ferrante wurde die 1914 geborene, "rätselhafte" Autorin Anna Maria Ortese, schreibt Maike Albath in der SZ. Dass deren konsequente poetischen Ästhetik, die sich energisch vom Neorealismo absetzte, in dem nun auf Deutsch erschienenen Erzählband "Neapel liegt nicht am Meer" (Bestellen) wiederentdeckt werden kann, freut Albath besonders.

Eliot Weinberger
19 Arten Wang Wei zu betrachten
Berenberg Verlag. 96 Seiten. 18 Euro

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Nicht nur Übersetzern und Lyrikliebhabern möchte man diesen schmalen Band auf den Nachttisch legen, in dem Eliot Weinberger das Verhältnis zwischen Übersetzung und Original am Beispiel eines kurzen Gedichts von Wang Wei untersucht. Vor 1200 Jahren ist Wang Weis Vierzeiler entstanden, bereits 1987 veröffentlichte Weinberger seinen Essay erstmals, nun liegt er, übersetzt und herausgegeben von Beatrice Fassbender auf Deutsch vor, ergänzt um ein Nachwort von Octavio Paz und um zehn zusätzliche Nachdichtungen von zeitgenössischen deutschsprachigen LyrikerInnen, darunter Ilma Rakusa, Monika Rinck oder Uljana Wolf. Marie-Luise Knott beschreibt das Buch in ihrer Lyrik-Kolumne Tagtigall als "eine grandiose Studie über das Übersetzen von Dichtung". Auch FAZ-Kritiker Mark Siemons hat viel Spaß an dem Band, der nicht systematisch vorgeht, sondern dem chinesischen Originalgedicht, die lateinische Umschrift, die Interlinearübersetzung und dann verschiedene Übertragungen ins Englische, Französische und Spanische folgen lässt. Auch als Unkundiger erkennt er Zwischenphasen der Übersetzung und kann die chinesischen Schriftzeichen auf sich wirken lassen. Die scharfen Kommentare, mit denen Weinberger etwa die Fehldeutungen von Pound oder William Carlos Williams bedenkt, gefallen Nico Bleutge in der SZ besonders gut. Zudem lernt er, wie sich jeweils der gesellschaftliche Hintergrund sowie die persönlichen Vorlieben des Übersetzers in der Übertragung ausdrücken.


Sachbuch

Filip Springer
Kupferberg
Der verschwundene Ort
Zsolnay Verlag. 336 Seiten. 25 Euro

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Einst wurde in dem niederschlesischen Bergbaustädtchen Kupferberg (Miedzanka) Kupfer, später Uran abgebaut, heute erinnern nur noch eine Flasche Bier und ein Porzellanverschluss an die untergegangene Stadt. Diese beiden Reliquien fielen zufällig dem Journalisten, Fotografen und Archäologen Filip Springer in die Hände, der daraufhin recherchierte und anhand von Zeitzeugen-Gesprächen, aber auch mit Hilfe von Märchen, Landkarten und Chroniken die Geschichte der Stadt rekonstruierte. Springer erzählt uns, wie die 1311 gegründete, einst preußische Stadt zunächst durch den Kupferabbau florierte, Kriege überstand und schließlich durch den Uranabbau so weit ausgehöhlt wurde, bis sie nach einigen Jahren als Geisterstadt schließlich durch die Planierraupe von der Bildfläche verschwand. Dlf-Kultur-Kritiker Patrick Wellinski verdankt dieser "kunstvollen" Montage auch spannende Einblick in das Seelenleben der einstigen Bewohner des Städtchens. Und in der SZ freut sich Christoph Bartmann endlich mal wieder einen hervorragenden Text in der Tradition der polnischen Reportage einer Hanna Krall oder eines Ryszard Kapuscinskis zu lesen: Eine "geduldige, informierte Langzeitbeobachtung", meint er.

Mischa Meier
Geschichte der Völkerwanderung
Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert n. Chr.
C.H. Beck. 1532 Seiten. 58 Euro

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Als neues Standardwerk preisen Andreas Kilb in der FAZ und Richard Kämmerlings in der Welt Mischa Meiers "Geschichte der Völkerwanderung". Und auch Hermann Parzinger sprach in der Bestenliste der Welt eine besondere Leseempfehlung aus: "Dieses über 1.000 spannend zu lesende Seiten umfassende opus magnum stellt zweifellos die umfassendste Geschichte der Völkerwanderung dar", meint er. Wenn der Tübinger Althistoriker den Übergang von der Antike zum Frühmittelalter als Handel zwischen Römern und "Barbaren" schildert, lobt Andreas Kilb in der FAZ nicht nur die konsequente Perspektivenbündelung im Hinblick darauf, dass die Völkerwanderung infolge von Pest und der Klimakatastrophe von 536 erfolgte. Er hebt auch die die enorme Rechercheleistung des Autors hervor, der seinen "weit ausgreifenden Erzählbogen", der die Geschichte des späten Imperium Romanum sowie die Geschichten der nachrömischen Herrschaftsbildungen im Westen, jene des frühen Byzantinischen Reiches, aber auch die des frühen islamischen Kalifats bis zum Ende der Umayyadenzeit umfasst, analytisch wie literarisch im Griff habe. Und wenn Meier Zeitzeugnisse ebenso anschaulich darlegt wie er neueste Erkenntnisse der Archäologie und Paläogenetik aufgreift, sieht Kilb schließlich alle Leseerwartungen übertroffen. In der ARD-Mediathek steht ein Beitrag zum Buch online

Jeffrey Herf
Unerklärte Kriege gegen Israel
Die DDR und die westdeutsche radikale Linke, 1967-1989
Wallstein Verlag. 518 Seiten. 39 Euro

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Dieses Buch des amerikanischen Historikers Jeffrey Herf, in den USA bereits 2016 erschienen, ist von den deutschen Kritikern mit großem Interesse aufgenommen worden. Herf nimmt hier ein besonders unrühmliches Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte in den Blick: Anhand von unveröffentlichtem Material aus den DDR-Archiven und aus Bonn sowie linksradikalen und palästinensischen Publikationen zeichnet er die antizionistische Agitation der radikalen Linken in Westdeutschland und der DDR zwischen 1967 und 1989 nach: Die von Ulrike Meinhof gefeierte Ermordung der israelischen Olympia-Athleten in München 1972 beleuchtet er ebenso wie die Israelfeindlichkeit der DDR und besonders Walter Ulbrichts Rhetorik. Umfassend und anschaulich nennt Rainer Hermann in der FAZ die Monographie. "Fulminant" findet auch der Neuzeithistoriker Ludger Heid das Buch: Er erhebt keine Einwände gegen Herfs scharfes Urteil, das die DDR zur zweiten antisemitischen Diktatur im Deutschland des 20. Jahrhunderts erklärt. Ein wichtiges Werk über "antiisraelische Emotionen in Gesamtdeutschland", meint er.

Henkjan Honing
Der Affe schlägt den Takt
Musikalität bei Tier und Mensch
Henschel Verlag, 208 Seiten, 24 Euro

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Schon Kleinkinder können beim Musikhören den Takt mitklatschen. Aber wie ist es nun um das Taktgefühl von Tieren bestimmt? Haben wir - Tier und Mensch - da eine gemeinsame Basis? Das hat der niederländische Kognitions- und Musikwissenschaftler Henkjan Honing herauszufinden versucht. In seinem Buch erzählt er von den Forschungsmethoden, den Höhen und Tiefen - wenn etwa Seelöwin Ronan ihm mit ihrem Beat-Gefühl eine schon fertige Theorie verdirbt - seiner Arbeit. FAZ-Kritikerin Melanie Wald-Fuhrmann findet Honings Wissensdrang ansteckend, zumal der Wissenschaftler alle Versprechen einer spannenden Wissenschaft erfüllt, versichert sie: Begeisterung für den Gegenstand, Wissbegierde, Geduld, Ehrlichkeit, Empathie mit Versuchstieren sowie Beobachtung, Theoriebildung und Überprüfung im Kollektiv und über Disziplingrenzen hinweg. Auch Bettina Schmidt kann das Buch nur empfehlen, vorausgesetzt, man hat überhaupt ein Interesse an Wissenschaft: "Dieses Buch zeigt einem genau, was der Forscher überlegen muss, wie er einen Versuchsaufbau macht. Und das alles ohne jegliches Fach-Chinesisch", lobt sie im Dlf Kultur.

Stephen Holmes, Ivan Krastev
Das Licht, das erlosch
Eine Abrechnung
Ullstein Verlag. 368 Seiten. 26 Euro

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Auf diese Analyse von Ivan Krastev und Stephen Holmes haben wir schon in unseren Büchern der Saison hingewiesen, aber die Debatte um das Buch ist eigentlich erst jetzt entbrannt. Der bulgarische Politikwissenschaftler und sein amerikanischer Kollege untersuchen, wie Nationalismus und Rechtspopulismus in Osteuropa die Oberheit gewinnen konnten. Sie erklären dies mit der Erbitterung über einen nachholenden Liberalismus, der Polen, Tschechien und Ungarn nicht nur Demokratie, Reisefreiheit und Kapital brachte, sondern auch Säkularismus, Multikulti und Homo-Ehe. In der Zeit attestiert Adam Soboczynski dem Buch profunde Einblicke und glänzende Analysen. Im Dlf freut sich Michael Kuhlmann, dass die beiden Autoren dem populistischen Ungeist einen refomierten Liberalismus entgensetzen. In der FAS ist Mark Siemons zwar nicht ganz überzeugt vom Nachahmungsimperativ, schon weil dieser das Populistenargument validiere, der Liberalismus sei Osteuropa wesensfremd, aber er beteuert, dass die Paradoxien, die die Autoren aufmachen, so verstörend wie erhellend seien. Nur in der SZ fragt sich Jens Bisky, was für einem idealisierten Bild vom liberalen Westen die Autoren anhängen und möchte das Buch den Freunden von Francis Fukuyamas "Das Ende der Geschichte" empfehlen. Bereits im April setzte sich Aleida Assmann im Merkur mit Krastevs und Holmes' Thesen auseinander, in der Welt pochte Wolf Lepenies darauf, dass er das Licht noch leuchten sieht.