
Bücherschau des Tages vom 13.08.2002
Bücherschau des Tages
Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz und Zeit. Täglich ab 14 Uhr.13.08.2002. Mit Kritiken zu Joachim Bessing: "Wir-Maschine" in der FR, Jacques Derrida: "Seelenstände der Psychoanalyse" in der NZZ, Alice Munro: "Der Traum meiner Mutter" in der TAZ, Madeleine Bourdouxhe: "Vacances. Die letzten großen Ferien" in der SZ und Andrea Zanzotto: "La Belta - Pracht" in der FR.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Zeit des Herbstes.
Nikolaus Lenau. Biografie

Deuticke Verlag, Wien 2002,
ISBN
9783216305244, Gebunden, 382
Seiten,
39,90
EUR
Nikolaus Lenau (1802 - 1850) ging als Dichter des Weltschmerzes, als Melancholiker, als einer, der gegen die politischen Strömungen seiner Zeit auftrat, als Ungar, als Naturlyriker, und welche Attribute ihm sonst noch zugeordnet wurden, in die (Literatur)Geschichte ein. Wie sehr dieses Bild, das sich eigentlich aus vielen einzelnen Mosaiksteinchen zusammensetzt, stimmt, kann in der vorliegenden Biografie nachgelesen werden. Lenau war nicht nur der sensible Dichter empfindsamer Reime, viele Seiten seines Lebens sind auch sehr handfest und reichen bis hin zum Skandalösen. So findet sein Verhältnis zu Sophie von Löwenthal ebenso Erwähnung wie seine Auseinandersetzungen mit der österreichischen Zensurbehörde. Außerdem erscheinen in dieser Biografie bislang unveröffentlichte Quellen, etwa die Briefe der Eltern Lenaus oder unselbstständige Publikationen von Freunden und Bekannten über den Dichter.
Frankfurter Rundschau
Wir-Maschine.
Roman

Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), Stuttgart - München 2001,
ISBN
9783421052988, Gebunden, 205
Seiten,
20,35
EUR
Wenn dir das Leben die Hand reicht, greife zu - Erfolg, Ruhm, Sex, schöne Dinge. Als der Student Gumbo eines Nachts in einem Hamburger Szenelokal von der Werberin Barbara aufgelesen wird, um tags darauf in ihren Latexlaken aufzuwachen, glaubt er sich vor seinem endgültigen Durchbruch. Doch das Leben ist bitter, Erfolg und schöner Schein entpuppen sich nur zu oft als bloßer Tand, dem die Seele fehlt. Ob der Erfolg nun winkt oder nicht: Gumbo ist längst Opfer der alles verschlingenden WIR-MASCHINE.
La Belta - Pracht.
Gedichte. Italienisch und Deutsch

Urs Engeler Editor, Weil am Rhein 2001,
ISBN
9783905591217, Gebunden, 240
Seiten,
19,94
EUR
Aus dem Italienischen von Donatella Capaldi, Maria Fehringer, Ludwig Paulmichl und Peter Waterhouse. Die Gedichtsammlung "La Belta", in Italien im April 1968 erschienen, in der deutschen Übersetzung zu "Pracht" geworden, ist eines der größten sprachlichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts. Das Buch lässt sich beschreiben als der Versuch einer neuen Sprache, die durch Nichtidentifizierung, durch eine Wahrnehmung ohne Objekte, durch das Finden eines neuen Nichts, auf einer außerordentlichen Expedition in die Zonen und Landschaften des Nichtwahren ihre Entdeckungen macht.
Neue Zürcher Zeitung
Kleines Deutsches Wörterbuch.

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Mein 2002,
ISBN
9783100368003, Gebunden, 93
Seiten,
10,00
EUR
Die Wiedervereinigung hat viele Karrieren beendet und begründet - auch die von Wörtern. Deutsche Schriftsteller aus dem Osten und dem Westen erzählen uns die Geschichten einiger dieser Wörter. Sie versuchen, solchen Wendungen nachzuspüren, die im Sprachgebrauch der BRD oder der DDR eine ganz besondere und jeweils eigene Bedeutung hatten - und so noch heute Anlass für sprachliche Verwirrung sind.
Seelenstände der Psychoanalyse.

Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002,
ISBN
9783518583197, Kartoniert, 104
Seiten,
14,90
EUR
Aus dem Französischen von Hans-Dieter Gondek. In einer Lektüre Freudscher Texte, die sich um den Begriff der "Grausamkeit" ranken, erkundet Derrida mögliche Antworten auf die Frage, worin die Krise der Psychoanalyse heute besteht. Ausgehend von der These, dass die Psychoanalyse der Name dessen sein könnte, was sich ohne jegliches Alibi dem Eigensten der psychischen Grausamkeit zuwendet, versucht Derrida die Möglichkeit zu denken, wie jenseits der Logik des Todestriebes Recht, Politik, und vielleicht sogar eine Ethik begründet werden könnten, die der psychoanalytischen Revolution wie auch den Ereignissen Rechnung tragen, die einen grausamen Wandel der Grausamkeit darstellen - den technischen, wissenschaftlichen, juridischen, ökonomischen, ethischen und politischen Veränderungen unserer Zeit.
Holzschnitte von Frauen.
Erzählungen
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2002,
ISBN
9783627000929, Gebunden, 220
Seiten,
18,90
EUR
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Werner Schmitz. Mit Holzschnitten von Artemio Rodriguez. Dagoberto Gilb erzählt von Liebe und Lust, den kleinen Enttäuschungen und der immer selben großen Hoffnung, das Leben nicht aus den Augen zu verlieren. Er erzählt von Sehnsucht und Leidenschaft, dem Begehren zwischen Männern und Frauen, die alle um das Geliebt werden kämpfen und darum, ihren Alltag zu bewältigen und ihren Weg im Leben zu finden.
Süddeutsche Zeitung
Medialität und Gedächtnis.
Interdisziplinäre Beiträge zur kulturellen Verarbeitung europäischer Krisen

J. B. Metzler Verlag, Stuttgart und Weimar 2001,
ISBN
9783476452894, Kartoniert, 292
Seiten,
30,00
EUR
An der Wende zum 21. Jahrhundert ist der Gedächtnisbegriff zu einem zentralen Paradigma der Kulturwissenschaften geworden. Trotz des gegenwärtigen Booms der Gedächtnisforschung findet jedoch das Verhältnis von Medialität und Gedächtnis immer noch vergleichsweise wenig Beachtung. Ausgehend von der These, dass kollektive Gedächtnisse prinzipiell medial konstruiert werden, versammelt der vorliegende Band Beiträge, die aus dem an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf angesiedelten interdisziplinären Forschungsforum "Europäisches Gedächtnis. Alterität und nationale Geschichtsschreibung. Alte und neue kulturelle Speicher" hervorgegangen sind. Die Autorinnen und Autoren nähern sich aus literatur- und medienwissenschaftlicher sowie aus historischer Perspektive dem Problem der kulturellen Verarbeitung europäischer Krisen.
Vacances. Die letzten großen Ferien.
Roman

Piper Verlag, München 2002,
ISBN
9783492043632, Gebunden, 176
Seiten,
16,90
EUR
Aus dem Französischen von Monika Schlitzer. Mit einem Nachwort von Faith Evans. Eigentlich hatten Therese und ihre Freundin Francoise vor, nach Paris zu gehen und dort berühmte Literaturkritikerinnen, Schauspielerinnen oder Geigerinnen zu werden. Wie ihre Freunde aus dem Cafe "Diable au corps", der blasse Daniel, der begabte, etwas arrogante Jean oder der verträumte Luc stellten sich die beiden Mädchen irgend etwas Außergewöhnliches für ihre Zukunft vor. Dann aber wird Francoise schwanger, und plötzlich müssen Entscheidungen gefällt werden, die mit einem Bohemeleben nicht zu vereinbaren sind.
Zeit des Herbstes.
Nikolaus Lenau. Biografie

Deuticke Verlag, Wien 2002,
ISBN
9783216305244, Gebunden, 382
Seiten,
39,90
EUR
Nikolaus Lenau (1802 - 1850) ging als Dichter des Weltschmerzes, als Melancholiker, als einer, der gegen die politischen Strömungen seiner Zeit auftrat, als Ungar, als Naturlyriker, und welche Attribute ihm sonst noch zugeordnet wurden, in die (Literatur)Geschichte ein. Wie sehr dieses Bild, das sich eigentlich aus vielen einzelnen Mosaiksteinchen zusammensetzt, stimmt, kann in der vorliegenden Biografie nachgelesen werden. Lenau war nicht nur der sensible Dichter empfindsamer Reime, viele Seiten seines Lebens sind auch sehr handfest und reichen bis hin zum Skandalösen. So findet sein Verhältnis zu Sophie von Löwenthal ebenso Erwähnung wie seine Auseinandersetzungen mit der österreichischen Zensurbehörde. Außerdem erscheinen in dieser Biografie bislang unveröffentlichte Quellen, etwa die Briefe der Eltern Lenaus oder unselbstständige Publikationen von Freunden und Bekannten über den Dichter.
Ideale Akademie.
Vergangene Zukunft oder konkrete Utopie?

Akademie Verlag, Berlin 2002,
ISBN
9783050037394, Gebunden, 320
Seiten,
49,80
EUR
Die Tageszeitung
Das Informationszeitalter.
Band 2: Die Macht der Identität

Leske und Budrich Verlag, Leverkusen 2002,
ISBN
9783810032249, Gebunden, 512
Seiten,
34,90
EUR
Im zweiten Band seiner Trilogie zeigt Castells die beiden großen einander entgegen gesetzten Trends in unserer Welt: Globalisierung und Identität. Die Revolution der Informationstechnologie und die Erneuerung des Kapitalismus haben die Netzwerkgesellschaft begründet, gekennzeichnet durch die global agierende Wirtschaft, durch Flexibilisierung und Unsicherheit von Arbeit und durch eine Kultur der "realen Virtualität". Aber daneben schafft sich kollektive Identität machtvoll Ausdruck. Sie stemmt sich gegen die Globalisierung und beharrt auf kultureller Eigenständigkeit, auf Selbstbestimmung über Leben und Umwelt. Castells beschreibt und analysiert Ursprünge, Ziele und Wirkungen übergreifender Bewegungen wie Feminismus und Ökologie ebenso wie begrenzter Bewegungen, die sich auf Religion, Nation, Ethnie oder Familie beziehen.
Erinnerung im globalen Zeitalter: Der Holocaust.

Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001,
ISBN
9783518412831, Broschiert, 250
Seiten,
18,41
EUR
Die Globalisierung wird gegenwärtig für alles Übel oder für alles Gute verantwortlich gemacht. Eine ihrer Schattenseiten ist die weltweite Standardisierung von Lebensformen. Daniel Levy und Natan Sznaider vertreten jedoch die These, in einem besonderen Fall, der Erinnerung an den Holocaust, sei die globale Angleichung von Werten ein Fortschritt: Es bilde sich dadurch ein kosmopolitisches Gedächtnis heraus. Das Holocaust-Museum in New York, die Befreiung von Auschwitz als gesamteuropäischer Gedenktag, das Holocaust-Mahnmal in Berlin: Der "Holocaust" wird zu einem universalen moralischen Schlüsselwort, mit dem internationale politische Zusammenschlüsse gerechtfertigt werden. Die Erinnerung an den Holocaust wird also von ihren nationalen Ursachen gelöst und globalisiert. Das vorliegende Buch handelt von der Veränderung kollektiver Erinnerungen im Zeitalter der Globalisierung. Somit sprengt es den Rahmen, in welchem Debatten über den Holocaust und das kollektive Gedächtnis üblicherweise geführt werden. Durch eine vergleichende Analyse der Debatten in den USA, Israel und Deutschland zeigen die Autoren vielmehr die Möglichkeiten und Grenzen kosmopolitischer, vom öffentlichen Gedächtnis an den Holocaust getragener Erinnerungen auf. Und von diesen Möglichkeiten wird die Friedfertigkeit oder Kriegshäufigkeit des 21. Jahrhunderts abhängen
Der Traum meiner Mutter.
Erzählungen

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2002,
ISBN
9783100488176, Gebunden, 221
Seiten,
18,00
EUR
Aus dem Kanadischen von Heidi Zerning. Mit einem Nachwort von Judith Hermann. Wie alle Geschichten von Alice Munro haben auch die vier Erzählungen dieses Bandes eine unheimliche Unterströmung; sie spielen mit der Irritation von Zeitverschiebung und Perspektivwechsel, locken den Leser mit Andeutung und Aussparung in das Reich dunkler Ahnungen. In der Geschichte "In der Nacht" inszeniert Munro den erbitterten Machtkampf zwischen Säugling und Mutter, der um ein Haar in eine häusliche Katastrophe führt.
Ich und die Rose.
Roman

Rotbuch Verlag, Hamburg 2002,
ISBN
9783434530992, Gebunden, 355
Seiten,
22,50
EUR
Nach Jahrzehnten des Fernbleibens und der Entfremdung reist Orhan, ein in Deutschland ausgebildeter IT-Pionier, in sein Heimatland, die Türkei. Diese Reise geht einher mit dem Abstieg ins eigene Ich, der Suche nach sich selbst. Erst durch einen kleinen Straßenverkäufer und die hübsche Gül kann Orhan in der fremdgewordenen Heimat zu sich selbst finden. Die Rückkehr in die kulturelle Heimat wird statt zur erwünschten "Heilung" zur "Verstörung". Erst durch einen kleinen Straßenverkäufer und die hübsche Gül kann Orhan in der fremdgewordenen Heimat zu sich selbst finden.
Schröderstoiber.
Installation C

Verbrecher Verlag, Berlin 2002,
ISBN
9783935843072, Broschiert, 65
Seiten,
8,00
EUR
Was plant eigentlich der Kanzlerkandidat Edmund Stoiber? Und was entgegnet ihm Bundeskanzler Gerhard Schröder? Hier zwei imaginäre Reden des Kandidaten und des Kanzlers. Sie wurden so nie gehalten, und doch wurde alles, was Sie nun lesen, von den beiden gesagt. Jeder einzelne Satz stammt von ihnen. Durch ihre Montage tritt die Ideologie, die hinter dem Jargon waltet, offen zutage.
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