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Bücherschau des Tages vom 13.03.2006


Bücherschau des Tages


Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz und Zeit. Täglich ab 14 Uhr.
13.03.2006. Mit Kritiken zu Peter von Matt: "Die Intrige" in der SZ, Friedrich Wilhelm Graf: "Moses Vermächtnis" in der FAZ, Eva Illouz: "Gefühle in Zeiten des Kapitalismus" in der FAZ, Ernst Jandl: "Ernst Jandl: Briefe aus dem Krieg, 1943-1946" in der FAZ und Dirk van Laak: "Über alles in der Welt" in der SZ.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Arsenik. Eine Deutsche in Paris.
Romane
Cover: Arsenik. Eine Deutsche in ParisWallstein Verlag, Göttingen 2005, ISBN 9783892449799, Gebunden, 279 Seiten, 26,00 EUR

Herausgegeben und mit einem Nachwort von Barbara Glauert-Hesse. Mit ihrer Sympathie für die großen Menschheitsträume wie mit dem ihr eigenen Hang zur unerbittlichen Desillusionierung menschlicher Schicksale erzählt Claire Goll in den Romanen "Arsenik" (1932) und "Eine Deutsche in Paris" (1925) von Liebe, Verlust, Eifersucht, Erniedrigung und von Mord als Verzweiflungstat. Claire Goll führt in ihrer Prosa der nachexpressionistischen Zeit das Emanzipationsthema aus der Frühzeit des 20. Jahrhunderts im Stil der Neuen Sachlichkeit fort und wird damit zur Weggenossin Marieluise Fleißers. Für beide Romane fand Thomas Mann äußerst lobende Worte. So schrieb er 1933 in einem Brief an Claire Goll über "Arsenik": "Diese Geschichte eines Verbrechens ist eine psychologisch und medizinisch sehr fein und sorgfältig fundierte Arbeit, und sie erschüttert durch den menschlichen Aufstieg, den sie aus kleinbürgerlicher Verstrickung und trüber Schuld in die religiöse Sphäre der Läuterung und Erlösung nimmt." Und 1928 urteilte er über "Eine Deutsche in Paris": "Es ist eine sehr schöne, klare und echte Geschichte, die mich in ihrer naiven und zarten Tragik sehr ergriffen hat. Gewiss wird sie ein dankbares Publikum finden."

Moses Vermächtnis.
Über göttliche und menschliche Gesetze
Cover: Moses VermächtnisC.H. Beck Verlag, München 2005, ISBN 9783406542213, Broschiert, 100 Seiten, 12,00 EUR

Die Diskussionen um die religiöse Verankerung von Verfassungen und Amtseiden, um das Kopftuch im öffentlichen Dienst und das Kruzifix in Schulen, um den Schutz ungeborenen Lebens oder den Verfassungsauftrag zur "Bewahrung der Schöpfung" zeigen, dass die Vorstellung vom "Gesetz Gottes" trotz Aufklärung und Säkularisierung eine nahezu ungebrochene Suggestivkraft entfaltet. Diese geht für manche religiöse Gruppen wieder so weit, dass sie das göttliche Recht dem staatlichen Recht vorordnen und damit die Geltungskraft des "positiven Rechts" unterminieren. Der Theologe und Religionswissenschaftler Friedrich Wilhelm Graf bringt in seinem Essay daher auch die Strategien zur Konfliktvermeidung und Beschränkung des göttlichen Gesetzes zur Sprache, die die Religionen selbst entwickelt haben.

Das Gehirn und seine Freiheit.
Beiträge zur neurowissenschaftlichen Grundlegung der Philosophie
Cover: Das Gehirn und seine FreiheitVandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 2006, ISBN 9783525490853, Kartoniert, 168 Seiten, 14,90 EUR

Viele Menschen verbinden mit dem Begriff der Willensfreiheit intuitiv die Vorstellung, dass man unter identischen Bedingungen auch anders hätte handeln und entscheiden können, als man es faktisch tat. Daran ist die Auffassung geknüpft, dass der Mensch letztendlicher Urheber seiner willentlichen Handlungen ist und deshalb auch dafür verantwortlich. In den Geisteswissenschaften dominierte bislang der Wunsch nach Autonomie des Geistigen nahezu alle Forschungsfragen, doch zeigen die Neurowissenschaften, dass dieser Wunsch keinesfalls mit den Beobachtungen an unserem Gehirn korrespondiert. Diese Erkenntnisse lösen heftige Kontroversen und mitunter Bestürzung aus, rühren sie doch an die Grundfesten unseres menschlichen Selbstverständnisses als autonome, frei entscheidende und selbstverantwortliche Personen. Obwohl das Problem der Vereinbarkeit von Willensfreiheit und Determinismus eines der ältesten der Philosophie ist, genießt das Thema derzeit auch in der breiteren Öffentlichkeit bemerkenswerte Aufmerksamkeit.

Gefühle in Zeiten des Kapitalismus.
Adorno-Vorlesungen 2004
Cover: Gefühle in Zeiten des KapitalismusSuhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 9783518584590, Broschiert, 170 Seiten, 14,80 EUR

Wer in diesem Buch die Annahme bestätigt bekommen möchte, dass der Kapitalismus zu einer distanzierten, kühlen und unemotionalen Welt geführt habe, in der sich ökonomisches Handeln und das Reich der authentischen Gefühle unversöhnlich gegenüberstehen, wird sich verwundert die Augen reiben. Die israelische Soziologin Eva Illouz geht vielmehr von der These aus, dass die Kultur des Kapitalismus eine intensive emotionale Kultur ausgebildet hat: am Arbeitsplatz, in der Familie und in jeder Form von sozialen Beziehungen. Und sie geht weiter: Während ökonomische Beziehungen immer mehr und immer weitgehender durch Gefühle bestimmt werden, gilt für das Reich der Gefühle das Umgekehrte: Sie werden ihrerseits durch eine Ökonomisierung geprägt, die von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Trennung das Gefühlsleben reguliert. Dieses wird in immer deutlicherer Weise geprägt durch Verhandlungen, Austausch, Investitionen und Eigenkapital. Wer hat noch nicht davon gesprochen, etwas in eine Beziehung zu investieren? Illouz fasst dieses eigentümliche Verhältnis als emotionalen Kapitalismus und geht ihm in verschiedenen Feldern nach. Sie untersucht die neue Form der Gefühle im Internet-Chat und in Partnerbörsen, in Lifestyle-Magazinen und in Filmen, nimmt aber auch jene Berufsgruppe in den Blick, die aus den Irrungen und Wirrungen der Gefühle ihr Kapital zieht: die klinischen Psychologen.

Ernst Jandl: Briefe aus dem Krieg, 1943-1946.
Cover: Ernst Jandl: Briefe aus dem Krieg, 1943-1946Luchterhand Literaturverlag, München 2005, ISBN 9783630872230, Gebunden, 176 Seiten, 16,90 EUR

Herausgegeben von Klaus Siblewski. Mit 30 Abbildungen. Am 30. Juli 1943 schickte Ernst Jandl den ersten Brief an seine "Lieben Eltern, Brüder und Großeltern". Diesem Brief folgten viele weitere, den letzten sandte er Anfang August 1946 aus einem Lager in Stockbridge, kurz bevor er aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen wurde. In dem vorliegenden Buch kann zum ersten Mal in Jandls privater Korrespondenz nachgelesen werden, wie er den Krieg erlebt und überstanden hat, jene Zeit, die wie keine andere tiefe Spuren in seinem Werk hinterließ.

Willensfreiheit als interdisziplinäres Problem.
Karl Alber Verlag, München 2006, ISBN 9783495481646, Kartoniert, 386 Seiten, 29,00 EUR

Herausgegeben von Kristian Köchy und Dirk Stederoth. Das vorliegende Buch soll - jenseits eines abstrakten Streites der Fakultäten um die Deutungshoheit - die unterschiedlichen Wissenschaftskulturen zum Thema "Willensfreiheit" ins Gespräch miteinander bringen. Es ist gelungen, zu diesem Zweck maßgebliche Vertreter der involvierten Fachzweige zu versammeln. Neben der Darlegung der einschlägigen fachwissenschaftlichen Befunde aus Biochemie, Neurobiologie, Kognitionspsychologie und Sportwissenschaft geht es darum, diese in einen wissenschaftshistorischen und methodologischen Kontext zu stellen.

Philosophie und Neurowissenschaften.
Cover: Philosophie und NeurowissenschaftenSuhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 9783518293706, Broschiert, 266 Seiten, 11,00 EUR

Die Neurowissenschaften halten das psychophysische Problem für weitgehend geklärt und unterstellen, dass auch die philosophischen Fragen nach Selbstbewusstsein, Willensfreiheit und menschlichen Handlungen durch die neurowissenschaftlichen Forschungsergebnisse im Wesentlichen beantwortet seien. Damit verbinden sich Forderungen nach einem neuen Menschenbild und nach praktischen Konsequenzen für die Erziehung und die Rechtsprechung. Die Beiträge dieses Bandes unterziehen die philosophischen wie auch die neurowissenschaftlichen Lösungsvorschläge zum psychophysischen Problem einer eingehenden Prüfung und loten dabei auch die Bedingungen für einen fruchtbaren Austausch zwischen Philosophie und Neurowissenschaften aus - ein Austausch, der den jeweiligen disziplinären und methodischen Eigenheiten hinreichend Rechnung trägt.

Ökonomische Sicht(en) auf das Handeln.
Ein Vergleich der Akteursmodelle in ausgewählten Rational-Choice-Konzeptionen
Cover: Ökonomische Sicht(en) auf das HandelnMetropolis Verlag, Marburg 2005, ISBN 9783895185137, Kartoniert, 321 Seiten, 36,80 EUR

Rationale Akteure bilden das Fundament mikroökonomischer Wirtschaftstheorien sowie soziologischer Rational-Choice-Theorien. Doch wie tragfähig und widerspruchsfrei ist das Konstrukt des Akteurs? Gibt es "den" rationalen Akteur überhaupt? Die Autorin untersucht die Akteure der Theoriewelten von Neoklassik, Leonard J. Savage, Daniel Kahneman und Amos Tversky, Gary S. Becker, James S. Coleman, Douglass C. North und Siegwart Lindenberg unter der Fragestellung, wie sie jeweils ausgestattet sind und welche Faktoren Ablauf und Resultate ihrer Entscheidungen bedingen. Die Ergebnisse veranschaulicht sie grafisch. Es zeigt sich, dass jeder Akteur Inkonsistenzen aufweist, zu deren theorieimmanenter Behebung die Autorin Hinweise gibt. Zudem erweisen sich die Übereinstimmungen zwischen den Akteuren als unerwartet gering. Die Autorin diskutiert Familienähnlichkeiten, den Bedarf an einer Erweiterung des Akteursmodells und Konsequenzen für die Ökonomik.

Frankfurter Rundschau

Heute leider keine Kritiken!

Neue Zürcher Zeitung

Heute leider keine Kritiken!

Süddeutsche Zeitung

Über alles in der Welt.
Deutscher Imperialismus im 19. und 20. Jahrhundert
Cover: Über alles in der WeltC.H. Beck Verlag, München 2005, ISBN 9783406528248, Paperback, 228 Seiten, 14,90 EUR

Dieses Buch verfolgt am Beispiel Deutschlands die Entstehung und die Auswirkungen des modernen Imperialismus im 19. und 20. Jahrhundert. Dirk van Laak schildert die Vorgeschichte, den geistigen Hintergrund und den Verlauf der deutschen Kolonial- und Weltpolitik. Er widmet sich dabei neben den deutschen Kolonien auch den Versuchen einer imperialen Durchdringung Südosteuropas bis nach Bagdad sowie der Eroberung von "Lebensraum" im Osten bis nach Stalingrad. Der Autor kann dabei eindrücklich zeigen, dass der Imperialismus als folgenschwere Etappe der Globalisierung verstanden werden muss, die gerade in Deutschland von nationaler Verunsicherung und chauvinistischer Übersteigerung gekennzeichnet war.

Die Intrige.
Theorie und Praxis der Hinterlist
Cover: Die IntrigeCarl Hanser Verlag, München 2006, ISBN 9783446207318, Gebunden, 504 Seiten, 25,90 EUR

Intrigen gehören zu unserer Zivilisation, und das schon seit Adam und Eva. Peter von Matt hat sich dieses Phänomens angenommen und führt uns die zahlreichen Facetten der Intrige anhand von wunderbaren Beispielen aus der Weltliteratur vor: das Kuckucksei und das trojanische Pferd, Lady Macbeth und die Marquise de Merteuil, der durchtriebene Fuchs, Mr. Ripley und viele mehr. Es geht um die Täter, ihre Helfer und die Opfer und das Wesen der Intrige. Und dabei erklärt Peter von Matt auch gleich noch das Wesen ihres Hauptakteurs: des Menschen.

Kein Spaniel.
Gedichte
Cover: Kein SpanielBerlin Verlag, Berlin 2005, ISBN 9783827006035, Gebunden, 57 Seiten, 16,00 EUR

Lakonik und Ironie prägen den Stil der Romanschriftstellerin Elke Schmitter. Gleiches lässt sich von ihren Gedichten sagen, zumindest von einigen. Andere wiederum sind geradezu entwaffnend "altmodig" (um mit Gottfried Keller zu sprechen), man könnte auch meinen: naiv - und doch durchzieht sie ein leiser melancholischer Witz, der sonst verborgenes Wissen verrät. Der Mut zum Pathos geht einher mit der Freude an der Analyse, Überschwang und Zurücknahme sind einander fruchtbar entgegengesetzt.

Gefährliche Mission.
Die Geschichte des erfolgreichsten deutschen Terrorfahnders
Cover: Gefährliche MissionScherz Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 9783502150169, Gebunden, 320 Seiten, 19,90 EUR

Seine Existenz ist geheim. Selbst im Bundeskriminalamt (BKA) wissen nur eine Handvoll Personen, was er wirklich macht. Auf Kommando schlüpft er in eine andere Identität, die ihm über die Jahre zur zweiten Haut geworden ist. Richard Böttcher ist der Mann für heikle Missionen. Kein Fahnder hat in den vergangenen 25 Jahren mehr Attentate aufgeklärt, mehr Terroristen und ihre Hintermänner hinter Gitter gebracht. Er kam dem berüchtigten Terroristen Carlos auf die Spur, deckte die Wahrheit über die dritte RAF-Generation auf und verhinderte Anschläge von Palästinenserorganisationen. Heute ermittelt der BKA-Beamte auch im Auftrag der UN und fahndet nach Mitgliedern von internationalen Terrorganisationen. Exklusiv offenbarte der BKA-Fahnder dem Journalisten und Buchautor Oliver Schröm Hintergründe und Abläufe bislang streng geheim gehaltener Anti-Terror-Operationen.

Karl von Schwarzenberg.
Die Biografie
Cover: Karl von SchwarzenbergC. Ueberreuter Verlag, Wien 2005, ISBN 9783800071197, Gebunden, 200 Seiten, 19,95 EUR

Mit zehn Jahren wurde der Spross einer der ältesten Adelsdynastien aus seiner Heimat Böhmen vertrieben, mit 28 Jahren trat er das millionenschweren Erbe in Deutschland und Österreich an, nach der Wende 1989 kehrte der Schweizer Staatsbürger nach Prag zurück und wurde die rechte Hand des Dichterpräsidenten Vaclav Havel - Politik hat das Leben von Karl Schwarzenberg geprägt und er hat versucht, die Politik zu prägen. Warum ihm das in Österreich, aber vielmehr noch in Tschechien gelang, erzählt diese Biografie. Sie schildert die prägenden Jugendjahre in Böhmen, seine Zeit als Dandyprinz im Wiener Bohememilieu, seine ersten Gehversuche in der österreichischen Politik, sein Engagement für die Dissidentenbewegung im Kommunismus, seine Tätigkeit als Havels Kanzler und schließlich sein Leben heute: als Senator in Prag, als Fürst und als echter, mitteleuropäischer Patriot.

Die Tageszeitung

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Die Welt

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Deutschlandfunk

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Deutschlandfunk Kultur

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