
Bücherschau des Tages vom 10.03.2007
Bücherschau des Tages
Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz und Zeit. Täglich ab 14 Uhr.10.03.2007. Mit Kritiken zu Ulf Erdmann Ziegler: "Hamburger Hochbahn" in der NZZ, Marisha Pessl: "Die alltägliche Physik des Unglücks" in der FAZ, Tanja Busse: "Die Einkaufsrevolution" in der TAZ, DBC Pierre: "Bunny und Blair" in der TAZ und Premtschand: "Godan oder Das Opfer" in der NZZ.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Die Macht der Verführung.
1 CD

Suppose Verlag, Köln 2006,
ISBN
9783932513671, CD, 18,00
EUR
1 CD, 68 Minuten. Konzeption und Regie: Thomas Knoefel. Ton: Klaus Sander. Schnitt: Anja Theismann. Die Macht der Verführung: Sie unterläuft die Wahrheit und die Kräfte der Produktion, sie erledigt, parodiert den Sinn und lockt uns ins Spiel. Die Macht der Verführung ist die Macht des Weiblichen. Das Weibliche aber ist unwiderstehlich: der reine Schein - substanzlos, mysteriös, ungeheuer. So beginnt Baudrillard, uns die Geschichte der Verführung zu erzählen, eine Geschichte, die immer wieder beginnt, die nie zum Ende kommt.
Es geht nicht um Sex. Es geht nicht um Lust. Das Sexuelle ist flach und banal, nur Physiologie, Mechanik, Sport - die Verführung dagegen eine Herausforderung, ein Duell, "geheime Distanz", eine Beziehung der Überbietung, der Entgegnung. Sie favorisiert das Schwache, kreist um leere Begriffe, arbeitet mit Magie und Zauber. Die Verführung ist ritueller Tausch: "Ich kann nur verführen, wenn ich schon verführt bin, und niemand kann mich verführen, ohne selbst schon verführt zu sein." Baudrillard, der Verführer, führt uns durch alle Arten der Verführung: Die Verführung Gottes, der Götter, der Toten, der Frau, des Spiels.
Aber was für arme, schwache Zeiten für die Verführung: Wir sind eine Kultur der "ejaculatio praecox" - Triebabfuhr und Befriedigung stehen auf dem Programm! Es ist die Zeit der Wahrheitsapostel und Sinnstifter, der Produzenten, Klone, der Liebe, des Universellen. Gegen diese Übermacht evoziert Baudrillard das Schicksal, die Leidenschaft, das Flüchtige, den Tod! Doch die Macht der Verführung ist auch und gerade dort, wo die Verführung ausgeschlossen, gebannt, exorziert werden soll.
Jean Baudrillard, der große französische Theoretiker, spricht hier Deutsch. Gelegentlich fällt er für einige, wenige Sätze in seine Muttersprache, um diese dann gleich zu übersetzen: Selten waren Suchbewegungen des Denkens, war Sprachfindung plastischer, präsenter. Und in den Lücken, dem Abgrund zwischen den Sprachen, kommt das Unaussprechliche, Namenlose zum Vorschein. So wird die Stimme Baudrillards selber zum Instrument der Verführung: rhapsodisch, beschwörend, lockend...
Ruhelos.
Roman

Berlin Verlag, Berlin 2006,
ISBN
9783827006929, Gebunden, 366
Seiten,
22,00
EUR
Aus dem Englischen von Chris Hirte. Oxford, 1976. Ganz England stöhnt über die Hitze, doch Ruth Gilmartin ist vor allem um ihre Mutter besorgt: Ständig beobachtet Sally den Wald hinter ihrem Garten, das Telefon beantwortet sie nur nach vereinbartem Klingelsignal und das Haus verlässt sie - obwohl unversehrt - nur im Rollstuhl. Schließlich eröffnet sie ihrer Tochter, dass jemand sie töten wolle. Ihr wahrer Name sei Eva Delektorskaja und sie habe im Krieg als Spionin gearbeitet. Paris, 1939. Eva, eine schöne russische Emigrantin, wird von dem geheimnisvollen Lucas Romer für den britischen Geheimdienst angeworben. Sie soll die Arbeit ihres geliebten Bruders Kolja, der von den Nazis ermordet wurde, weiterführen. Unter Romers Anleitung wird sie zur perfekten Spionin ausgebildet, die schnell lernt, sich zu verstellen und - niemandem zu trauen.
Alles umsonst.
Roman. 10 CDs. Gelesen vom Autor

Random House, München 2006,
ISBN
9783866043022, CD, 39,95
EUR
10 CDs, ca. 725 Minuten. Ungekürzte Fassung, gelesen vom Autor. Der sechste Kriegswinter ist kalt auf Gut Georgenhof weit in Ostpreußen. Die Front wird nach Westen zurückgedrängt, die Rote Armee schiebt einen gewaltigen Treck Fliehender vor sich her. Doch Katharina von Globig, die schöne Herrin auf dem Georgenhof, lässt die Realität nicht an sich heran. Sie zieht sich in ihr Refugium aus Büchern, Musik und Nichtstun zurück. Das Alltagsgeschäft überlässt sie dem "Tantchen", einer energischen Verwandten, und den Ostarbeitern Wladimir, Vera und Sonja. Um den zwölfjährigen Sohn Peter kümmert sich Studienrat Dr. Wagner, der die Stunden mit dem ernsthaften Jungen genauso schätzt wie die dicken Wurstbrote und die verträumte Mutter.
Dass etwas in der Luft liegt, ist für alle Hausbewohner spürbar. Panzerkolonnen fahren vorüber, ab und zu fällt der Strom aus, Fremde bitten auf dem Weg nach Westen um Einlass, um sich kurz zu wärmen, und erzählen Erschreckendes. Doch die Bewohner des Georgenhofs verschließen noch immer die Augen vor der heraufziehenden Katastrophe.Aber dann bittet der Pastor Katharina, einen Verfolgten für eine Nacht bei sich zu verstecken. Katharina willigt ein. Kurze Zeit später wird der Mann aufgegriffen. Katharina wird verhaftet. Nun ist die trügerische Idylle dahin. Das "Tantchen" übernimmt das Kommando. Mit Sack und Pack macht sich die restliche Familie auf den Weg. Doch die große Flucht Richtung Westen wird zu einem Albtraum, der alles verschlingt. Nur Peter überlebt und wird Zeuge des großen Sterbens.
Die alltägliche Physik des Unglücks.
Roman

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007,
ISBN
9783100608031, Gebunden, 602
Seiten,
19,90
EUR
Aus dem Amerikanischen von Adelheid Zöfel. Blue hat den Blues. Ihr Vater, der Universitätsprofessor, zieht schon wieder um. Nie länger als ein Semester bleiben Tochter und Vater an einem Ort. Bald kennt Blue jedes College. Zum Glück hat sie die Bücher, ihre engsten Vertrauten. Und so hungrig wie sie Geschichten auf Papier verschlingt, so lustvoll stürzt sie sich ins pralle Leben: Charmant und witzig besticht sie als wandelndes Lexikon und lässt zugleich keine Wodkaflasche an sich vorbeiziehen. Jeder weiß, Blue ist besonders. Man liegt ihr zu Füßen. Und dann passiert ein mysteriöser Mord und ihr Leben gerät aus den Fugen.
Frankfurter Rundschau
Heute leider keine Kritiken!
Neue Zürcher Zeitung
Meister Eckhart.
Die Geburt der 'Deutschen Mystik' aus dem Geist der arabischen Philosophie

C.H. Beck Verlag, München 2006,
ISBN
9783406541827, Gebunden, 192
Seiten,
22,90
EUR
Dieses Buch verändert das Bild Eckharts durch neue faktische Nachweise. Es konstruiert keine neue "Tradition", sondern rekonstruiert eine belegbare, wechselvolle philosophische Diskussion. Die Methode ist also nicht Intuition oder Assoziation, sondern historisch-philologischer Beweis. Dabei zeigt sich, dass, vermittelt durch Albertus Magnus und Dietrich von Freiberg, der arabische Philosoph Averroes in Eckharts Denken eine zentrale Rolle spielt. Es geht dabei nicht um das Vorkommen oder die Menge von Averroes-Zitaten, sondern um die argumentative Funktion der Theorien des Averroes im Denken Eckharts. Durch Albert und Dietrich war ihm ein arabisch-jüdisches intellektuelles Umfeld eröffnet, in dem auch Avicenna und Moses Maimonides von Bedeutung sind.
Der Philosoph der Kleinanzeige.
Ein Fourier-Lesebuch

Semele Verlag, Berlin 2006,
ISBN
9783938869093, Gebunden, 222
Seiten,
23,90
EUR
Zusammengestellt und kommentiert von Martin Burckhardt. Wenn die Enzyklopädien Charles Fourier als einen der sogenannten Frühsozialisten führen, so ist dieser "Frühsozialist" für den Sozialismus das, was das Frühchristentum für die Kirche ist: eine Art phantastischer Ideenspender, dessen Anziehungskraft weit über die Ruinen des realen Sozialismus hinausgeht. Das "Recht auf Arbeit", das "Ministerium der Liebe", die "freie Liebe", das "garantierte Vergnügen" - all dies sind Fourier'sche Gedankensplitter, die erst in der postmodernen Gesellschaft ihre ganze Verführungskraft entfalten. Vor allem aber ist Fourier ein Ökonom, der vorführt, dass die Quelle allen Tuns im Begehren liegt. Mehr noch: er schreitet voran, dieses Triebwerk zu ökonomisieren. Das heißt: er macht Sex zu Arbeit und Arbeit zu Sex. Seine größte Frage aber ist: Wie lässt sich eine gesellschaftliche Harmonie erreichen? Dies aber ist für ihn keine Frage von Gerechtigkeit, Ethik oder Gesellschaftsmoral, sondern vor allem die logistische Aufgabe, Angebot und Nachfrage zusammenzuführen (wie in der Kleinanzeige). Weil große Begierden einander auslöschen, geht es nur darum, die genau passenden Begierden einander zuzuführen: Topf sucht Deckel, w sucht m, Täter sucht Opfer usf.
Das Fourier-Lesebuch nimmt den Phantasten Fourier als einen Rückspiegel, um die Gegenwart zu verstehen: die Bedeutung der Hitparade, des demonstrativen Konsums, der ostentativen Arbeit. Und über alledem steht die Frage: Was kann uns Fourier über die Libidoökonomie der Gegenwart mitteilen?
Tagebuch einer Reise von Basel nach Frankreich 1749.

Schwabe Verlag, Basel 2006,
ISBN
9783796522123, Gebunden, 161
Seiten,
26,60
EUR
Herausgegeben und kommentiert von Verena Meier-Vetter. Mit seinem Reisetagebuch gibt Simon Grynäus ein vielfältiges Bild sowohl von Frankreich und Paris wie auch von seiner Heimatstadt Basel in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Der vierundzwanzigjährige Pfarrer reiste zusammen mit einem gleichaltrigen Freund, der bereits einen Lehrstuhl an der Universität innehatte. Aber trotz dieser beruflichen Stellung fuhren die beiden als Studenten nach Paris. Sie machten also eine Bildungsreise, besuchten Bibliotheken und Kabinette, die Museen ihrer Zeit und suchten den Kontakt mit bedeutenden Männern. Ihr Weg führte sie über Straßburg, das damals sehr eng mit Basel verbunden war, nach Luneville und Nancy, an den Hof von Stanislas, dem ehemaligen König von Polen. In Toul trafen sie Kameraden und Verwandte aus Basel, die im französischen Dienst standen. Da war wohl nicht viel von Gelehrsamkeit die Rede! Kleine charmante Details über das Leben in Paris bietet das genau geführte Ausgabenbuch, in dem sich immer wieder der Alltag zeigt.
Godan oder Das Opfer.
Roman

Manesse Verlag, Zürich 2006,
ISBN
9783717521082, Gebunden, 893
Seiten,
26,90
EUR
Aus dem Hindi von Irene Zahra. Als kleiner Bauer lebt Hori Ram mit Frau und drei Kindern mehr schlecht als recht vom Anbau von Zuckerrohr. Der Berg seiner Schulden ist hoch und wächst unausweichlich Jahr um Jahr, wenn Pacht und Saatgut zu zahlen sind. Auch die Verheiratung zweier seiner Kinder wird ihn wieder Geld kosten, das er nicht besitzt. Dennoch erwirbt Hori eine Kuh - ein fataler Griff nach dem Glück, der eine teuflische Spirale in Gang setzt und den gutmütigen, traditionsbewussten Mann samt seiner Familie fast in den Ruin treibt. Die Hoffnung auf Godan, auf das Opfer, das ein Mensch nach hinduistischem Brauch in der Stunde seines Todes bringt, indem er einem Priester eine Kuh schenkt, rückt am Ende in weite Ferne. Hori und die existentiellen Probleme indischer Kleinbauern auf dem Land stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Ihnen stellt Premtschand mit spitzer Feder gezeichnete Vertreter der städtischen Oberschicht zur Seite: beispielhafte Charaktere wie den unersättlichen Großgrundbesitzer, den skrupellosen Immobilienmakler, die emanzipierte Ärztin oder den unangepassten Universitätsprofessor.
Hamburger Hochbahn.
Roman

Wallstein Verlag, Göttingen 2007,
ISBN
9783835300965, Gebunden, 330
Seiten,
19,90
EUR
Damals, noch in Lüneburg und bevor sie unerwartet Freunde werden, hat Thomas Schwarz den Unternehmersohn Claes Philip Osterkamp beneidet und bekämpft. Dann hören sie plötzlich gemeinsam im Nachtradio Jazz, werkeln an ihrem Weltbild, studieren Architektur, entkommen nach Hamburg und proben den Aufstieg. Claes Philip, bald besser bekannt als CPO, avanciert zum Stichwortgeber der Grün-Alternativen nach 1989 und wird in der Hansestadt jemand, an dem städtebaulich nichts vorbeiläuft. Thomas, inzwischen Manager im Mittelstand, gerät ins Grübeln: "Architekt wird man, wenn man zur Kunst keinen Mut hat und Physik auf die Dauer zu anstrengend findet", notiert er. Seine Leidenschaft gilt Autos mit Patina und langen Fahrten durch eine amerikanische Flächenstadt, in die es ihn in Begleitung Elises, einer unerschütterlichen Bildhauerin, verschlagen hat. Mit vierzig, allein unterwegs im Niemandsland nach dem 11. September, hat er ein Resümee zu ziehen. Einen Neuanfang zu wagen. Oder will er, wie Elise sagt, "sich rächen"? Und für was?
Der Roman spannt einen großen Bogen, von den siebziger Jahren bis in die Gegenwart, von der norddeutschen Ebene über Hamburg bis nach St.Louis, er erzählt vom Erwachsenwerden.
Süddeutsche Zeitung
Die Kunst des Lokomotivführens.
Roman

Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2006,
ISBN
9783935890373, Gebunden, 269
Seiten,
19,80
EUR
Aus dem Englischen von Peter Torberg. Anfang der fünfziger Jahre in einem Vorort von Melbourne: An einem warmen Sommerabend gehen Vic, Rita und ihr Sohn Michael die Straße hinunter zum Haus von George Bedser, der die ganze Nachbarschaft zur Verlobungsfeier seiner Tochter eingeladen hat. Vic ist Lokomotivführer und träumt vom "Big Wheel", davon, die großen Personenzüge zu führen, genau wie sein Lehrmeister Paddy Ryan, der in diesem Moment auf der Strecke nach Sydney ein Haltesignal überfährt und seine Passagiere in Lebensgefahr bringt. Es wird langsam dunkel, und am Ende der Straße, unweit vom Haus der Bedsers, taucht ein schwarzer Wagen auf. Patsy Bedsers heimlicher Geliebter, Jimmy, ist gekommen, um den Verlobten zu gratulieren und Patsy ein letztes Mal zu sehen, bevor er das Land verlässt. Als er endlich den Mut findet, das Haus zu betreten, haben sich Vic, Rita und Michael schon längst unter die Partygäste gemischt, und Paddy Ryan hat sein zweites Haltesignal überfahren. Keiner der Anwesenden ahnt, dass die heutige Nacht sein Leben für immer verändern wird.
Die Tageszeitung
Die Einkaufsrevolution.
Konsumenten entdecken ihre Macht

Karl Blessing Verlag, München 2006,
ISBN
9783896673121, Kartoniert, 319
Seiten,
14,95
EUR
Tanja Busse deckt Skandale der modernen Produktion und Preispolitik auf und zeigt, wie der Konsument als gesellschaftliche Macht der Zukunft Einfluss nehmen kann. Im praktischen Teil gibt sie konkrete Tipps, wo und wie verantwortungsvoller Konsum möglich ist. Der aufgeklärte Konsument wird der Gegenspieler der globalen Wirtschaftsmächte werden. Denn tatsächlich reagieren Unternehmen auf verändertes Kaufverhalten wesentlich prompter als auf jeden neuen Gesetzesentwurf. Wir tun zwar gern so, als wären es gänzlich unbeeinflussbare wirtschaftliche Prozesse, die festlegen, wo was und wie produziert wird. In Wahrheit aber sind wir selbst es, die mit unserem Kaufverhalten die Standards der Produktion bestimmen.
Bunny und Blair.
Roman

Aufbau Verlag, Berlin 2007,
ISBN
9783351030964, Gebunden, 396
Seiten,
19,90
EUR
Aus dem Englischen von Henning Ahrens. Im Alter von 33 Jahren werden die siamesischen Zwillinge Bunny und Blair voneinander getrennt. Bunny kränkelt nach der Operation vor sich hin, während Blair seine sexuelle Freiheit genießen will. Tausende Kilometer entfernt, in der Bürgerkriegsregion am Fuße des Kaukasus, erstickt Ludmila Iwanova ihren zudringlichen Großvater. Nun soll sie sich für den Unterhalt der Familie prostituieren. Ihr Foto landet auf der Website eines dubiosen Heiratsvermittlers, und so verliebt sich Blair in Ludmila. Seinen Bruder im Schlepptau, macht er sich auf den Weg gen Osten, um die Frau seiner Träume zu treffen. Es entspinnt sich ein aberwitziges und atemberaubendes Drama, in dem sich alles um die Macht der Triebe, die Überzeugungskraft von Kalaschnikows und ein sättigendes Englisches Frühstück dreht.
Berichte aus der Abwurfzone.
Ausländer erleben den Bombenkrieg in Deutschland 1939 bis 1945

Die Andere Bibliothek/Eichborn, Berlin 2007,
ISBN
9783821845838, Gebunden, 480
Seiten,
28,00
EUR
Herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von Oliver Lubrich. Deutsche Berichte über den Bombenkrieg in Deutschland gibt es viele - aber wie ging es englischen Journalisten, die in Berliner Luftschutzkellern saßen, wenn ihre Landsleute die deutsche Hauptstadt bombardierten, woran dachten Schweden, die in ein Flächenbombardement kamen, was empfanden amerikanische Kriegsgefangene, wenn ihre Kameraden die Bombenlasten über ihnen entluden, was Bomberpiloten, die unter sich ein Flammenmeer aufgehen sahen? Der fremde Blick - das ist das Thema dieses Buches. Wie nahm die Außenwelt dieses entfesselte, der Katastrophe entgegentaumelnde Deutschland wahr? Was fiel Schriftstellern, Journalisten und anderen Augenzeugen auf? Es ist ein höchst widersprüchliches Bild, das diese bisher kaum genutzten Quellen zeichnen. Nicht die politische Analyse steht dabei im Vordergrund, sondern die unmittelbare Alltagserfahrung.
Manche Besucher waren anfangs von der Dynamik des "Dritten Reiches" fasziniert. Einige blieben bis zum Ende Sympathisanten des Regimes; andere schildern den Prozess ihrer allmählichen Desillusionierung. Dagegen legten die kühleren Köpfe von Anfang an eine Hellsicht an den Tag, die beeindruckend ist. (So sah der schwedische Dichter Gunnar Ekelöf schon kurz nach der Machtergreifung den Zivilisationsbruch voraus, und die Amerikanerin Martha Dodd kam bereits 1938 zu dem Schluss, dass die Verfolgung der Juden in einer planmäßigen Vernichtungspolitik gipfeln würde.)
Die Liste der Zeugen ist eindrucksvoll: Samuel Beckett, Vladimir Nabokov, Jean Genet, Max Frisch, Jean-Paul Sartre, Karen Blixen, Georges Simenon, Virginia Woolf und Albert Camus waren in Deutschland; aber nicht weniger aufschlußreich sind die Beobachtungen von Vergessenen, von Unbekannten und von Exoten wie Shi Min, Arvi Kivimaa oder Lörinc Szabo, die hier - meist zum ersten Mal - in deutscher Sprache erscheinen.
Anhand ihrer - in Deutschland oft noch unveröffentlichten - Berichte zeichnet er den Luftkrieg gegen Deutschland nach: von den Anfängen, als man über die Hilflosigkeit der einzelnen britischen Bomber noch scherzte, bis zur totalen Zerstörung des Deutschen Reichs.
Feuereifer.
Thriller

Goldmann Verlag, München 2007,
ISBN
9783442310012, Gebunden, 446
Seiten,
19,95
EUR
Aus dem Amerikanischen von Sybille Schmidt. Eigentlich hatte sich Privatdetektivin Vic Warshawski geschworen, nie wieder einen Fuß in ihre Heimat South Chicago zu setzen, mit der sie schmerzliche Erinnerungen verbinden. Doch als sie gebeten wird, vorübergehend die Mädchen-Basketballmannschaft ihrer ehemaligen Highschool zu trainieren, lässt sie sich am Ende doch überreden. Ihre neue Aufgabe entpuppt sich schnell als echte Herausforderung, denn die zur Verfügung stehenden Mittel sind knapp, und die jungen Frauen trainieren unter schwierigen Bedingungen. Doch Vic gibt nicht auf und versucht, die erfolgreiche Ladenkette BySmart als Sponsor zu gewinnen - vergeblich. Als sie das florierende Unternehmen etwas genauer unter die Lupe nimmt, stößt sie auf eine infame Intrige mit tödlichen Folgen - und schon bald ist auch ihr eigenes Leben in Gefahr.
Das Zebra hat schwarze Streifen, damit man die weißen besser sieht.
Roman

Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2007,
ISBN
9783935890410, Gebunden, 205
Seiten,
16,90
EUR
In diesem Roman dreht sich sprichwörtlich alles um Philippa, und das über mehrere Generationen hinweg. In zwölf Episoden kommen zwölf Menschen zu Wort, deren Lebenswege sich mit dem Philippas kreuzen, früher oder später im Leben, auf die eine oder andere Weise. Da ist zum Beispiel ihr Vater Bernd, der in den letzten Stunden vor ihrer Geburt zu zweifeln beginnt, ob er dem, was nun auf ihn zukommt, auch gewachsen ist. Oder ihre Schulfreundin Mareike, die sich am Tag ihrer letzten Lateinarbeit lieber ihrem pubertär implodierenden Gefühlshaushalt widmet. Oder Daniel, Philippas Ehemann, der immer noch kinderlos damit kämpft, daß er statistisch gesehen die Hälfte seines Lebens hinter sich hat, aber eigentlich nicht weiß, was genau er in dieser ersten Hälfte seines Lebens erreicht hat. Johanna Straubs Roman handelt von einer außergewöhnlichen Frau und ihrer Familie, von den vielen Türen, die einem im Leben offenstehen, und von der Kunst, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Die dritte Jungfrau.
Roman

Aufbau Verlag, Berlin 2007,
ISBN
9783351032050, Gebunden, 474
Seiten,
19,95
EUR
Aus dem Französischen von Julia Schoch. Adamsberg hat ein altes kleines Haus mitten in Paris erworben. Doch in dem Haus spukt es, sagt der Nachbar. Der Schatten einer Frauen mordenden Nonne aus dem 18. Jahrhundert schlurft des Nachts über den Dachboden. Gehört hat der Kommissar das schon, aber was macht ihm das aus, wo er es doch mit viel gegenwärtigeren, furchtbaren Schatten zu tun hat. Einem zum Beispiel, der in einer Pariser Vorstadt zwei kräftigen Männern mit einem Skalpell die Kehle durchgeschnitten hat. Was keiner außer ihm sieht: Beide haben Erde unter den Fingernägeln. Wonach haben sie gegraben, dass das sie das Leben kostete?
Die Welt
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Die Zeit
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Deutschlandfunk
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Deutschlandfunk Kultur
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