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Bücherschau des Tages vom 21.06.2007


Bücherschau des Tages


Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz und Zeit. Täglich ab 14 Uhr.
21.06.2007. Die Zeit sieht nach Lektüre von Barack Obamas Buch "Hoffnung wagen" echtes Präsidentenmaterial im Autor. Sehr gelobt wird auch Horst Bredekamps (Anfang Juli erscheinendes) Buch "Galilei der Künstler". Die FAZ empfiehlt John Cheevers erstmals in den fünfziger Jahren veröffentlichtes Familienmosaik "Die Geschichte der Wapshots". Die SZ begrüßt die wohltuend sachliche Art, mit der Svenja Flaßpöhler das schwierige Thema Sterbehilfe behandelt. Die NZZ lernt radikales Lesen mit Walter Grasskamps Anthologie sonderbarer Museumsbesuche. Die FR verdankt Wolfgang Matz' Buch "1857 - Flaubert, Baudelaire, Stifter" erhellende Augenblicke.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Elternland.
Roman
Cover: ElternlandRowohlt Berlin Verlag, Berlin 2007, ISBN 9783871345517, Gebunden, 263 Seiten, 17,90 EUR

Aus dem Hebräischen von Anne Birkenhäuer. Israel, in unseren Tagen: Jakob Feins geregeltes Leben nimmt eine Wendung, als er beschließt, nach Polen zu reisen - in das Land, aus dem seine Eltern stammen, an den Ort, wo sie den Holocaust überlebten. Bis zu ihrem Tod hatte sich Jakob, Familienvater und viel beschäftigter Inhaber eines Modeladens, nicht für ihre Geschichte interessiert. Als er das abgelegene Dorf erreicht und die satte, grüne, seltsam vertraute Landschaft durchstreift, fühlt er sich den Eltern zum ersten Mal nah. Und er lernt Magda kennen, eine katholische Bäuerin, die ihn mit ihren Erzählungen nach und nach in die Vergangenheit zurückführt. Unerwartet und heftig verlieben sie sich ineinander. Doch je länger Jakob im Dorf bleibt, desto offener zeigen die Bauern ihre Vorbehalte gegen ihn als Juden.

Die Geschichte der Wapshots.
Roman
Cover: Die Geschichte der WapshotsDuMont Verlag, Köln 2007, ISBN 9783832180072, Gebunden, 384 Seiten, 19,90 EUR

Aus dem Englischen von Thomas Gunkel. Im Mittelpunkt des Geschehens: Vater Leander, Kapitän eines kleinen Vergnügungsdampfers, mit schriftstellerischen Neigungen und nie um eine Lebensweisheit verlegen, Mutter Sara mit ihren Anfällen von damenhafter Tüchtigkeit und die beiden Söhne Beverly und Moses, die mehr schlecht als recht die amerikanischen Abenteuer des Erfolgs und Versagens zu bestehen haben. Alles in allem eine Familie, die mit standesgemäßen Scheuklappen über ihren drohenden Verfall hinwegsieht. "Die Geschichte der Wapshots" ist das Gegenstück einer erhabenen Familienchronik. Für diesen 1957 im Original veröffentlichten Roman wurde John Cheever mit dem National Book Award ausgezeichnet.

Frankfurter Rundschau

1857 - Flaubert, Baudelaire, Stifter.
Cover: 1857 - Flaubert, Baudelaire, StifterS. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 9783100489203, Gebunden, 427 Seiten, 22,90 EUR

Im Jahr 1857 kommt es zu einem verstörenden Zusammentreffen, denn drei ganz unterschiedliche Meisterwerke der Moderne erscheinen: Flauberts "Madame Bovary", Baudelaires "Les Fleurs du Mal" und Stifters "Nachsommer". Wolfgang Matz geht in seiner originellen Studie der Frage nach, wie in demselben historischen Augenblick drei verschiedene Autoren zu ihrem Werk finden, und wie drei verschiedene Bücher auf diesen Augenblick antworten. In seiner Darstellung, die Biografie und Ästhetik überblendet und in Nietzsche mündet, wird 1857 zu einem Schlüsseljahr der Moderne, gerade weil es so unterschiedliche ästhetische Konzepte hervorbrachte.

Neue Zürcher Zeitung

Sonderbare Museumsbesuche.
Von Goethe bis Gernhardt
Cover: Sonderbare MuseumsbesucheC.H. Beck Verlag, München 2006, ISBN 9783406550331, Gebunden, 302 Seiten, 19,90 EUR

Walter Grasskamp versammelt in diesem Buch Texte, aus denen sich ein anderes als das gewohnte Museumsbild ergibt. Sie handeln von Magie und Mord, Diebstahl und Konspiration, Rendezvous und Abschied, Enteignung und Enttäuschung, weltlichem Ekel und profaner Erleuchtung - eine unvermutete Nutzungsvielfalt für eine nur scheinbar konventionelle Institution. Es geht in diesem Buch um Museumsbesuche, die nicht normal ausfallen, und um Betrachter, die hier auf andere Gedanken kommen, als sie die lehrreiche Institution nahelegt. Sie hängen ihren erotischen Tagträumen nach, hadern mit dem Schicksal, erinnern sich ihrer Kindheit, nutzen die Gelegenheit zu einem Flirt oder kontrollieren die anderen Besucher. Vom Tod ist die Rede, der dem Museum innewohnt und den es zugleich verharmlost. Selber dem Abschied verpflichtet, bietet das Museum eine ideale Kulisse für andere Abschiede, sei es aus der eigenen Kultur oder einer Liebesbeziehung. Als Treffpunkt für Geheimagenten gerät es ebenso ins Blickfeld wie als Schauplatz für Mord und Diebstahl. Literarische Texte, Essays und Reportagen korrigieren das Bild einer Institution, die längst so konventionell geworden ist, daß man sich nicht mehr über sie wundert. Das kann man hier wieder lernen.

Süddeutsche Zeitung

Kinsky.
Roman
Cover: KinskyCzernin Verlag, Wien 2007, ISBN 9783707602364, Gebunden, 127 Seiten, 19,80 EUR

Kinsky erzählt die Geschichte eines Mannes um die 30. Er kommt aus gutem Hause, einem Umfeld mit Tradition. Seine Eltern lassen sich scheiden, als er ein kleines Kind ist. Seine Mutter wird Missionarin und zieht mit ihm durch die U.S.A.

Mein Wille geschehe.
Sterben in Zeiten der Freitodhilfe
Cover: Mein Wille geschehewjs verlag, Berlin 2007, ISBN 9783937989273, Gebunden, 158 Seiten, 18,00 EUR

Kann es eine Gesellschaft verantworten, den Todeswunsch eines Menschen zu unterstützen? Gibt es eine Pflicht zu leben? Ab wann ist ein Leben möglicherweise nicht mehr lebenswert und wer darf das bestimmen? In der Schweiz gibt es mit "Exit" und "Dignitas" seit Jahren zwei Organisationen, die todeswillige Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten - und dies nicht nur, indem sie den Giftbecher bereitstellen. Mit dem Verweis auf die deutsche Vergangenheit hat sich Deutschland von derlei Debatten bislang weitgehend fern gehalten. Zwei Drittel der Deutschen sind jedoch laut einer Forsa-Umfrage der Meinung, ein schwerkranker Mensch solle über Zeitpunkt und Art seines Todes selbst bestimmen dürfen. Spätestens seit "Dignitas" eine Zweigstelle in Hannover eröffnet hat, ist das Thema des institutionalisierten, assistierten Freitods auch in Deutschland angekommen. In ihrem Buch nähert sich Svenja Flaßpöhler dem Suizid aus philosophischer und kulturgeschichtlicher Sicht, ohne dass es ihr dabei um eine Universalthese geht. Vielmehr stellt sie verschiedene Fragen, Standpunkte und Stimmen zum Phänomen Freitodhilfe in Beziehung zueinander und damit weiter zur Debatte. Sie schlägt den Bogen von der Antike, in der der Selbstmord als eine durchaus ehrbare Praxis angesehen wurde, hin zu zwei konkreten Menschen, bei deren begleitetem Sterben sie anwesend war. Minutiös beschreibt sie Atmosphäre und Verlauf des Ablebens, die Motive der Sterbebegleiter und die Gedanken und Gefühle von Angehörigen und Freunden.

Die Tageszeitung

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Die Welt

Heute leider keine Kritiken!

Die Zeit

Galilei der Künstler.
Die Zeichnung, der Mond, die Sonne
Cover: Galilei der KünstlerAkademie Verlag, Berlin 2007, ISBN 9783050043197, Gebunden, 420 Seiten, 44,80 EUR

Mit 20 schwarz-weißen und 704 farbigen Abbildungen. In seiner kleinen, aber einflussreichen Schrift "Galileo as a Critic of the Arts" von 1954 hat Erwin Panofsky die künstlerischen Vorlieben Galileis mit dessen Vorstellung von Raum, Licht und Kosmos verbunden. Horst Bredekamp knüpft an diese Studie an, um Galilei jedoch nicht allein als Kunstkritiker, sondern als einen ausgebildeten Künstler zu rekonstruieren, der die Kunst des Zeichnens als ein Instrument seiner Forschungen zu nutzen verstand. Viele Gelegenheitsskizzen, vor allem aber Galileis durch das Teleskop gewonnene Mond- und Sonnenzeichnungen offenbaren, dass der Stil der Darstellungen über den Sinn des Dargestellten entschied. Erstmals werden in diesem Buch Galileis direkt überlieferte oder nur mittelbar gesicherte Zeichnungen des Mondes zusammengestellt und in eine neu rekonstruierte Abfolge gebracht. Ein spektakuläres Novum bietet zudem die Veröffentlichung der neuentdeckten Vorzeichnungen für die Monde des Sidereus Nuncius von 1610. Schließlich wird erstmals die von 1611 bis 1613 sich hinziehende Auseinandersetzung um das angemessene Verständnis der Sonnenflecken in Form von weit über zweihundert Zeichnungen und Stichen in chronologischer Abfolge dokumentiert. Damit ist der transalpine Zweikampf zwischen dem deutschen Jesuiten Christoph Scheiner und Galilei, der durch seinen Malerfreund Lodovico Cigoli unterstützt wurde, Tag für Tag wie in einem Film erkennbar.

Warum bin ich Ich?.
Eine Frage für Kinder und Erwachsene. (Ab 10 Jahre)
Cover: Warum bin ich Ich?Insel Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 9783458173496, Gebunden, 60 Seiten, 12,80 EUR

Das Buch richtet sich an Kinder und an neugierig gebliebene Erwachsene, die insgeheim philosophieren. Denn Philosophieren ist eigentlich nichts anderes als das Weiterdenken von Kinderfragen im Erwachsenenalter. Wenn es die Titelfrage hörte, würde das Sams bestimmt ausrufen: "So eine dumme Frage, so eine strohdumme Frage! Wer sollte ich denn sonst sein, wenn nicht ich?" Auf den ersten Blick mag das einleuchten, auf den zweiten ist das gar nicht so klar, denn wäre ich nicht geboren worden, gäbe es den Ich - Sager gar nicht.

Über die Wahrheit.
Cover: Über die WahrheitCarl Hanser Verlag, München 2006, ISBN 9783446208384, Gebunden, 94 Seiten, 10,00 EUR

Aus dem Amerikanischen von Martin Pfeiffer. Harry G. Frankfurt hat ein leidenschaftliches Manifest geschrieben, das der Wahrheit zu ihrem Recht verhilft. Denn die Wahrheit verflüchtigt sich im alltäglichen Geschwätz; Werbung, Politik und Medien arbeiten ganz bewußt daran, die Grenze zwischen wahr und falsch zu verwischen. Aber wer sich von der Möglichkeit, Wahres von Falschem zu unterscheiden, verabschiedet, verliert auch die Fähigkeit zur Erkenntnis, die Perspektive vernünftigen Handelns und am Ende die Grundlage allen Zusammenlebens. Frankfurt argumentiert klar und konzentriert - ein entschiedenes Plädoyer für die Wahrheit.

Die Täter sind unter uns.
Über das Schönreden der SED-Diktatur
Cover: Die Täter sind unter unsPropyläen Verlag, Berlin 2007, ISBN 9783549073025, Gebunden, 384 Seiten, 22,00 EUR

War das Unrechtsregime der SED in Ostdeutschland ein Kavaliersdelikt? Betrachtet man die Ostalgie-Shows im Fernsehen, den Kultstatus von DDR-Devotionalien oder die öffentliche Verhöhnung ehemaliger Häftlinge durch frühere Stasi-Offiziere, so scheint sich dieses milde Urteil über die zweite deutsche Diktatur durchgesetzt zu haben. Während sich die Täter von einst durch tatkräftige Lobbyarbeit einen auskömmlichen Lebensabend erstritten, werden die Opfer in Deutschland wieder einmal allein gelassen. Hubertus Knabe, Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, zieht knapp zwei Jahrzehnte nach dem Sturz des SED-Regimes eine kritische Bilanz des Umgangs mit der DDR-Vergangenheit. Er beschreibt die mangelhafte strafrechtliche Verfolgung der Täter und deren Reorganisation in schlagkräftigen Vereinen. Er zeigt, wie die SED durch Umbenennung und geschicktes Taktieren ihr Überleben in der Demokratie sicherte, und schildert die Lage Tausender Opfer, die unzureichend entschädigt wurden und deren Kampf für Freiheit und Demokratie kaum öffentliche Wertschätzung erfährt.

Der Mann ohne Eigenschaften.
Zweites Buch. 2 MP3-CDs, gelesen von Wolfram Berger
Cover: Der Mann ohne EigenschaftenZweitausendeins Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 9783861506751, CD, 34,95 EUR

2 MP3-CDs mit 27 Stunden Laufzeit. Gelesen von Wolfram Berger. Im Dezember 1932 veröffentlichte Musil auf Drängen seines Verlegers einen zweiten Band mit 38 Kapiteln. Er trägt den - aus heutiger Sicht - prophetischen Titel "Ins Tausendjährige Reich. Die Verbrecher". Als Musil im Mai 1933 in Berlin miterleben musste, wie die Bücher seines bereits emigrierten Mentors Alfred Kerr verbrannt wurden, entschloss er sich zu einer Rückkehr nach Österreich. Weitere 20 Kapitel des Romans waren bereits zum Druck vorbereitet, konnten jedoch nicht mehr erscheinen, da Österreich von den Nationalsozialisten okkupiert wurde. Bis zum Tag seines Todes am 15. April 1942 in Genf arbeitete Musil weiter an seinem Romanprojekt, entwarf neue Kapitel und überarbeitete bereits fertig geschriebene. Erst 1978 erscheint die Buchfassung, die den umfangreichen Nachlass in revidierter Form veröffentlicht.

Hoffnung wagen.
Gedanken zur Rückbesinnung auf den American Dream
Cover: Hoffnung wagenRiemann Verlag, München 2007, ISBN 9783570500811, Gebunden, 466 Seiten, 19,00 EUR

Aus dem Englischen von Helmut Dierlamm und Ursel Schäfer. Dass Obama inzwischen als der heißeste Anwärter auf das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten gehandelt wird, obwohl er dunkelhäutig und relativ neu in der Politszene von Washington ist, gleicht einer Sensation. In hohem Maße beigetragen zu seinem schnell aufsteigenden Stern hat sein Buch "The Audacity of Hope". Hier präsentiert sich Obama nicht nur als Mann der Integration, als Liberaler im positiven Sinn mit klaren Positionen zu Marktradikalen, Frauenrechten, zur Neuordnung des Gesundheits- und Sozialsystems. Von Anfang an trat er ebenso strikt gegen einen Krieg im Irak ein wie für eine Vorreiterrolle beim Umweltschutz. Und zur Umverteilung von unten nach oben gibt er zu Protokoll: "Ich bin zornig über eine Politik, die beständig die Wohlhabenden und Mächtigen auf Kosten normaler Bürger begünstigt."

Hoffnung wagen.
Gedanken zur Rückbesinnung auf den American Dream
Cover: Hoffnung wagenRiemann Verlag, München 2007, ISBN 9783570500811, Gebunden, 466 Seiten, 19,00 EUR

Aus dem Englischen von Helmut Dierlamm und Ursel Schäfer. Dass Obama inzwischen als der heißeste Anwärter auf das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten gehandelt wird, obwohl er dunkelhäutig und relativ neu in der Politszene von Washington ist, gleicht einer Sensation. In hohem Maße beigetragen zu seinem schnell aufsteigenden Stern hat sein Buch "The Audacity of Hope". Hier präsentiert sich Obama nicht nur als Mann der Integration, als Liberaler im positiven Sinn mit klaren Positionen zu Marktradikalen, Frauenrechten, zur Neuordnung des Gesundheits- und Sozialsystems. Von Anfang an trat er ebenso strikt gegen einen Krieg im Irak ein wie für eine Vorreiterrolle beim Umweltschutz. Und zur Umverteilung von unten nach oben gibt er zu Protokoll: "Ich bin zornig über eine Politik, die beständig die Wohlhabenden und Mächtigen auf Kosten normaler Bürger begünstigt."

Komm, gehen wir.
Roman
Cover: Komm, gehen wirS. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 9783100751270, Gebunden, 390 Seiten, 18,90 EUR

Jim kommt aus Florida, jetzt ist er in Italien auf der Suche nach seinen Vorfahren. Rosemarie und Roland möchten heiraten, und Capri ist ihre vorgezogene Hochzeitsreise. Es ist ihr letzter Tag. Da kommt Jim an den Strand und fragt nach einem Schluck Wasser. Das ist ein Anfang, denn jede Liebe beginnt mit einem Blick. Was dann passiert, passiert in einer Nacht. Sie vergessen die Zeit, und später haben sie ein Leben lang etwas, das sie nicht vergessen können. "Komm, gehen wir" ist die Geschichte von drei Leben, drei Lieben, Glück und Unglück. Es bleibt die Sehnsucht. Das war fast alles. So als wäre die Liebe etwas gewesen.

Deutschlandfunk

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Deutschlandfunk Kultur

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