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Bücherschau des Tages vom 09.07.2008


Bekenntnis zur Wechselhaftigkeit


Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz und Zeit. Täglich ab 14 Uhr.
09.07.2008. Für das reinste Glück hält die SZ die Erinnerungen des Insektenkundlers Jean-Henri Fabre "Ich aber erforsche sie mitten im Leben". Viel über Bienen und Kupferkopfschlangen gelernt hat sie in Sue Hubbells "Ein Jahr in den Ozark Mountains". Einem ganzen Panoptikum skurriler Gestalten begegnet die FAZ in Josh Emmons' Debütoman "Leon Meed beschließt zu gehen". Die NZZ kann Pia Reinachers Essays zur literarischen Dreifaltigkeit "Liebe, Lüge Libertinage" empfehlen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Stein.
Eine Biografie
Cover: SteinAschendorff Verlag, Münster 2007, ISBN 9783402053652, Gebunden, 530 Seiten, 29,80 EUR

Dem preußischen Beamten und Reformer, dem Verfasser unzähliger Denkschriften und Initiator epochemachender Sozialgesetze, dem Logistiker des antinapoleonischen Kriegs, dem Wissenschaftsorganisator wurde seit vielen Jahrzehnten keine umfassende Biografie auf wissenschaftlicher Grundlage mehr gewidmet. Der Mainzer Historiker Heinz Duchhardt verleiht, auch im Rückgriff auf ungedrucktes Quellenmaterial, neben dem Beamten und Staatsmann, neben dem politischen Partner von Königen und Kaisern, erstmals aber auch dem privaten Stein Konturen: dem Familienvater und Gutsherrn, dem Reisenden und Mäzen, dem persönlichen Netzwerk. Der Rezeptionsgeschichte, in deren Verlauf Stein geradezu zum Deutschen schlechthin stilisiert wurde, wird entsprechend Aufmerksamkeit geschenkt.

Leon Meed beschließt zu gehen .
Roman
Cover: Leon Meed beschließt zu gehen Droemer Knaur Verlag, München 2008, ISBN 9783426197288, Gebunden, 426 Seiten, 16,95 EUR

Aus dem Amerikanischen von Karin Dufner. Als Leon Meed Frau und Tochter bei einem Bootsunfall verliert, will auch er nicht mehr leben. Entsetzt sieht er, wie das Leben um ihn herum einfach weitergeht. Leon Meed beschließt, sich der Welt zu entziehen. Fortan lebt er in einer kleinen Hütte im Wald und bricht alle Brücken zu seinem bisherigen Leben ab. Inneren Frieden findet er nur beim Schnitzen von Holzfiguren - die immer wieder seine Frau und seine Tochter darstellen. Doch als er sie als Schwimmende festhalten will, trifft ihn die Unabänderlichkeit ihres Todes noch einmal mit voller Wucht. Wie betäubt taumelt er durch seine alte Heimatstadt und begegnet Menschen, die ebenso wie er dem eigenen Schicksal hilflos ausgeliefert sind - und doch darauf hoffen, die grundlegenden Veränderungen in ihrem Leben noch einmal abwenden zu können. Ganz anders als Elaine: In ihr, der klugen, pragmatischen Lehrerin, trifft Meed auf einen Menschen, der das eigene Schicksal annehmen kann. Könnte sie seine Rettung sein?

Frankfurter Rundschau

Heute leider keine Kritiken!

Neue Zürcher Zeitung

Handbuch der völkischen Wissenschaften.
Personen - Institutionen - Forschungsprogramme - Stiftungen
Cover: Handbuch der völkischen WissenschaftenK. G. Saur Verlag, Müchen 2008, ISBN 9783598117787, Gebunden, 846 Seiten, 198,00 EUR

Herausgegeben von Ingo Haar und Michael Fahlbusch unter Mitarbeit von Matthias Berg. Das Handbuch enthält Einzelbiografien zum Thema "völkische Wissenschaften" und beschreibt Forschungsprogramme, Institutionen, Stiftungen, Zeitschriften, Ämter und Politikfelder. Es veranschaulicht die Nazifierung der Wissenschaften ab 1933, die Mobilisierung von Wissenschaftlern für die Kriegs-, Umsiedlungs- und Vernichtungsabsichten bis 1944/45 und die Einbindung von Historikern, Geographen, Bevölkerungswissenschaftlern, Volkskundlern, Religionswissenschaftlern und anderen akademischen Experten in die "Juden"- und Biopolitik. Die Einzelbiografien verdeutlichen zudem die Brüche und Kontinuitäten nach 1945.

Schönheit ist die erste Bürgerpflicht.
Briefwechsel
Cover: Schönheit ist die erste BürgerpflichtJung und Jung Verlag, Salzburg 2008, ISBN 9783902497383, Gebunden, 293 Seiten, 22,00 EUR

Ausgezogen in die Welt der Literatur ist Peter Handke bekanntlich, wie so manche damals, Anfang der sechziger Jahre, von Graz aus, aber niemand ist weiter gekommen als er. Princeton, wo er nachhaltig am Sockel der Gruppe 47 gerüttelt hat, war da gewiss eine entscheidende Station, später Alaska, wo er seiner eigenen Literatur eine entscheidende Wende gab, Deutschland und Frankreich kamen als Wohn- und Schreiborte hinzu, die er aber bald überall auf der Welt entdeckte, bis er am Rand des Waldes von Versailles das Haus fand, von dem aus er heute seine Briefe schreibt. Von Beginn an war Alfred Kolleritsch ein freundschaftlicher und mitsorgender Begleiter und Partner, der mit seiner einzigartigen Zeitschrift "manuskripte" das Forum für die kommende Literatur offen hielt, wo auch Peter Handke immer wieder publiziert hat.

Liebe, Lüge, Libertinage.
Eine Expedition zu den Leidenschaften in der zeitgenössischen Literatur.
Cover: Liebe, Lüge, LibertinageBerlin University Press, Berlin 2008, ISBN 9783940432223, Gebunden, 311 Seiten, 29,90 EUR

Liebe, Lüge, Libertinage ist eine anschauliche Entdeckungsreise durch die zeitgenössische Literatur. Wir Leser als Zeitgenossen gewandelter Lebens- und Liebeskonzepte im Übergang zum 21. Jahrhundert erkunden uns selbst in den Mustern und Varianten von Liebe und Begehren, die in den Geschichten der modernen Erzähler ihren Abdruck hinterlassen haben. Pia Reinacher erkundet die Liebe und wirft zugleich ein neues Licht auf berühmte Romane: von Marguerite Duras, Michel Houellebecq, Bodo Kirchhoff, Zeruya Shalev, Gabriel Garcia Marquez, Mario Vargas Llosa, Philip Roth, Martin Walser, Elfriede Jelinek, A.L. Kennedy - und vielen anderen.

Süddeutsche Zeitung

Zensurspiele.
Heimliche Literaturgeschichten aus der DDR
Cover: ZensurspieleMitteldeutscher Verlag, Halle 2008, ISBN 9783898125390, Gebunden, 296 Seiten, 20,00 EUR

Endlich sind sie in einem Sammelband verfügbar: die beliebten Kolumnen, die unter dem Titel "Zensurspiele" in der "Berliner Zeitung" auf amüsant-pointierte Weise Wissenswertes und Kurioses aus dem Archivalltag der Germanistin Simone Barck und des Verlagshistorikers Siegfried Lokatis zu Tage förderten. Sie handeln allesamt von der Zensur im offiziellen Sprachgebrauch der DDR: "Druckgenehmigungsverfahren". Die großen Namen der DDR-Literatur, politische Direktiven und Skandale sind dabei jedoch nur ein Teil des Bildes. Genauso spannend und oft sonderbar zu lesen sind die Vorgänge um die breiten übrigen Bereiche des DDR-Literaturbetriebs, denn auch bei Kinderbüchern, Fachliteratur zur Rinderbesamung oder in der Kalender- und Landkartenproduktion galt es tagtäglich, brisante Klippen zu umschiffen nicht nur für Verleger, Autoren, Illustratoren und Lektoren, sondern auch für Zollbeamte und Bücherschmuggler.

Ich aber erforsche sie mitten im Leben.
Von der Poesie der Insekten
Cover: Ich aber erforsche sie mitten im LebenHeinrich & Hahn Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN 9783865970473, Gebunden, 92 Seiten, 15,90 EUR

Aus dem Französischen von Peter Repp und Beate Taudte-Repp. Jahrzehntelang frönte Jean-Henri Fabre seiner Passion für die grandiose Welt en miniature: das Reich der Insekten. Er stand mit ihnen auf Du und Du, mit Hautflüglern und Nachtfaltern, Käfern, Taranteln und Spinnen, und redete mit ihnen, als seien sie seine Freunde. Der vorliegende Band umfaßt eine Auswahl von vier Texten aus Fabres zehnbändigen "Souvenirs Entomologiques". Der Leser begegnet ihm in seinem Harmas und begleitet ihn bei einem Aufstieg auf den Mont Ventoux, wo er seiner geliebten Sandwespe auflauert, und entdeckt ihn als einen beharrlichen, manchmal skurrilen Gelehrten, der die Ergebnisse seiner Wissenschaft auch noch literarisch fesselnd zu schildern vermochte.

Ein Jahr in den Ozark Mountains.
Cover: Ein Jahr in den Ozark MountainsSchirmerGraf Verlag, München 2007, ISBN 9783865550392, Gebunden, 268 Seiten, 19,80 EUR

Aus dem Amerikanischen von Barbara Heller. Ein Jahrbuch der besonderen Art, das mit dem Frühling beginnt und endet: Sue Hubbell, ehemals Bibliothekarin in Toronto, jetzt Bienenzüchterin auf einer einsam gelegenen Farm im nördlichen Missouri, gelingt es mit diesem persönlichen, gleichzeitig so universellen Buch, uns für Dinge in der Natur zu faszinieren, die wir zuvor nicht einmal wahrgenommen haben.

Die Haut, in der ich wohne.
Roman
Cover: Die Haut, in der ich wohneHoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2008, ISBN 9783455036923, Gebunden, 141 Seiten, 16,95 EUR

Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. Ein junger Mann, der vor Jahren spurlos verschwand, ein mysteriöses Paar und ein flüchtiger Bankräuber auf der Suche nach einer neuen Identität: Sie alle verbindet eine dunkle Schuld. Rachsucht, Ausschweifung und bedingungslose Liebe verschmelzen in diesem Thriller zu einer zerstörerischen Kraft, die schließlich das Leben eines Menschen fordert. Der berühmte plastische Chirurg Richard Lafargue hält seine Partnerin Eve in einem Appartement im ersten Stock seiner Villa gefangen. Sie darf es nur einmal im Monat verlassen, wenn das Paar eine junge Frau in der Nervenheilanstalt besucht. Nach diesen Ausflügen zwingt Richard seine Partnerin dazu, Sex mit Fremden zu haben, während er sie durch einen Einwegspiegel beobachtet...

Das Ohr des Malchus.
Eine Lebensgeschichte
Cover: Das Ohr des MalchusStroemfeld Verlag, Frankfurt am Main und Basel 2007, ISBN 9783878774754, Kartoniert, 884 Seiten, 34,00 EUR

Herausgegeben von Gerhard Schmidt-Henkel und Hermann Gätje. Der 1898 in Merzig/Saar geborene und 1963 in Indien gestorbene Autor konnte zu diesem Zeitpunkt ein umfangreiches Oeuvre vorweisen. Ein bewegtes und stets gefährdetes Leben: katholische Kindheit in Merzig, zunächst patriotisch hochgestimmte Teilnahme am Ersten Weltkrieg mit schwerer Verwundung, Studium in Heidelberg und München, Arbeit als Journalist in Nürnberg, Eintritt in die KPD 1929, 1933 Emigration in das Saargebiet und nach Frankreich, Engagement und Agitation als Schriftsteller im Exil, Mitarbeit am "Braunbuch" über den Reichstagsbrand, Teilnahme an Schriftstellerkongressen in Moskau und Paris, Reisen in die Sowjetunion, politischer Kommissar im Spanischen Bürgerkrieg und schwere Verwundung, Lagerhaft in Le Vernet, schließlich Exil in Mexiko, Lösung von der KPD und Anfeindungen als Renegat. Der Bericht endet im Jahr 1945 mit dem Tod seiner Frau Mieke, der Tochter Heinrich Vogelers.

Die Tageszeitung

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Die Welt

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Die Zeit

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Deutschlandfunk

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Deutschlandfunk Kultur

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