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Bücherschau des Tages vom 16.07.2008


Faustischer Zweikampf


Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz und Zeit. Täglich ab 14 Uhr.
16.07.2008. Den Kampf um Gerechtigkeit und die Seele einer Frau erlebt die FAZ in J.M. Coetzees "Tagebuch eines schlimmen Jahres". Von Gesine Junker lässt sie sich erklären, wie "Urbanismus auf Chinesisch" funktioniert. Die SZ bekommt dank Dorothea und Georg Franck immerhin ein Gefühl für "Architektonische Qualität". Die NZZ reist mit Christiane Neudecker nach Burma - "Nirgendwo sonst".

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Freuds Wien.
Eine Spurensuche
Cover: Freuds WienC.H. Beck Verlag, München 2008, ISBN 9783406570650, Gebunden, 235 Seiten, 19,40 EUR

Eva Gesine Baur erzählt von Freuds Leben in Wien. Sie sucht die Orte auf, die für Freud bedeutsam waren, und durchwandert die Stadt auf seinen Spuren. Dann führt der Weg hinaus in die Heurigenidylle von Pötzleinsdorf, zu den eleganten Künstlerwohnhäusern an der Hohen Warte, zur Sternwarte der Universität in der Türkenschanzstraße, auf den Alten Israelitischen Friedhof und hinauf zur Himmelstraße, von wo der Blick sich weit öffnet auf jene Stadt, die Freud als sterbenskranker Greis in letzter Minute verlassen mußte, um nicht in die Fänge der Nationalsozialisten zu geraten.

Tagebuch eines schlimmen Jahres.
Cover: Tagebuch eines schlimmen JahresS. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN 9783100108340, Gebunden, 235 Seiten, 19,90 EUR

Aus dem Englischen von Reinhild Böhnke. J.C., ehemals bekannter Autor aus Südafrika, jetzt in Sydney lebend, ist die Hauptfigur in "Tagebuch eines schlimmen Jahres", dem neuen Roman von John Coetzee, Literaturnobelpreisträger aus Südafrika, heute in Adelaide lebend. J.C. schreibt bittere Kurzessays über den gegenwärtigen Zustand der Welt als Beiträge für einen Sammelband; Anya, seine Bekanntschaft aus der Waschküche, tippt sie für ihn in den PC; Alan, ihr Freund, ein schlitzohriger kleiner Broker, denkt über einen Zinsbetrug an J.C. nach. Mehrere parallel laufende Handlungsstränge bilden ein kühnes Erzählkonstrukt um J.C. auf dem scharfen Grat zwischen Distanzierung und unerbittlicher Selbstbetrachtung. Coetzees Blick aus nächster Nähe ist atemberaubend.

Der globale Countdown.
Gerechtigkeit oder Selbstzerstörung - Die Zukunft der Globalisierung
Cover: Der globale CountdownKiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2008, ISBN 9783462039795, Gebunden, 464 Seiten, 19,95 EUR

Die Globalisierung hat eine neue Dimension erreicht. Völker und Staaten sind in einer gegenseitigen Abhängigkeit miteinander verbunden, wie es sie noch nie gab. Doch das neue Weltsystem ist bedrohlich instabil: Die Finanzmärkte stehen vor dem Kollaps und bedrohen die Weltwirtschaft mit einer globalen Krise. Der wachsende Energiebedarf provoziert Konflikte um den Zugang zu Öl- und Gasreserven. Der Klimawandel bedroht Millionen mit Hunger, Naturkatastrophen und Vertreibung. Weil die Regierungen bei der Regulierung der globalisierten Ökonomie versagt haben, ist zugleich ein unberechenbarer politischer Brandherd entstanden: Die Menschheit teilt sich zusehends in wenige Gewinner und viele Verlierer.

Urbanismus auf Chinesisch.
Öffentlicher Raum und multifunktionale Hochhäuser in Shanghai
Cover: Urbanismus auf ChinesischDorothea Rohn Verlag , Dortmund 2008, ISBN 9783939486138, Kartoniert, 204 Seiten, 22,00 EUR

Die Städte Chinas erfahren gegenwärtig einen immensen Modernisierungs- und Wachstumsschub, ausgelöst durch die dramatischen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen des Landes. Wandel und Wachstum werfen die Frage nach einer zeitgenössischen Identität der modernen chinesischen Stadt auf. Dabei werden sowohl traditionell chinesische als auch westliche Stadtbaukonzepte und -modelle angewendet, diskutiert und neu interpretiert. Die historische chinesische Kultur- und Stadtbaugeschichte, in der es weder ein Bürgertum noch öffentliche Plätze gab, führte zu einer anderen Definition von Stadtraum, die heute noch den Städtebau beeinflusst.

Mit Flugblättern gegen Hitler.
Der Widerstandskreis um Hans Scholl und Alexander Schmorell. Dissertation
Cover: Mit Flugblättern gegen HitlerBöhlau Verlag, Köln 2008, ISBN 9783412200381, Kartoniert, 600 Seiten, 64,90 EUR

Sönke Zankel legt eine erste wissenschaftliche Gesamtdarstellung der so genannten "Weißen Rose" vor, die nicht nur die Motive der Studenten, sondern auch ihr Umfeld hinreichend durchleuchtet. Die nun vorliegende Publikation ermöglicht durch umfangreiche biographische Studien der Widerstandskämpfer, vor allem aber durch die Aufarbeitung ihres ideengeschichtlichen Hintergrunds eine ganzheitliche Wahrnehmung des Phänomens. Sie bietet eine Analyse aller Flugblätter und geht der Frage nach, inwieweit der Kreis durch verschiedene Mentoren beeinflusst wurde. Erstmals wird auch das Helferumfeld der Münchner Studenten in den Blick genommen. Nicht zuletzt ist es durch die Erforschung der Wirkungsgeschichte des Kreises gelungen, mehrere Widerstandsaktionen aufzuspüren, die der bisherigen Forschung verborgen geblieben waren

Frankfurter Rundschau

Heute leider keine Kritiken!

Neue Zürcher Zeitung

Consumed.
Wie der Markt Kinder verführt, Erwachsene infantilisiert und die Demokratie untergräbt
Cover: ConsumedC.H. Beck Verlag, München 2007, ISBN 9783406571596, Gebunden, 395 Seiten, 24,90 EUR

Erstmals in der Geschichte glaubt eine Gesellschaft, dass ihr ökonomisches Überleben von einer Kultur abhängt, die Infantilisierung statt Reife und Verantwortlichkeit fördert. Der Konsumkapitalismus braucht das infantile Ethos, weil er das Einfache dem Komplexen vorzieht und Spaß und Freizeit anstatt Disziplin und Verzicht favorisiert. Infantilisierung ist jedoch nicht nur eine Marketingstrategie, sondern ein kulturelles Ethos. Zusammen mit einer Ideologie der Privatisierung und einer Homogenisierung des Geschmacks stützt dieses Ethos den Konsumkapitalismus, allerdings auf Kosten der Kultur und um den Preis einer wachsenden Gefährdung des Kapitalismus selbst. Entweder, so Benjamin Barbers These, wird der Kapitalismus das infantile durch ein demokratisches Ethos ersetzen und Gleichheit wieder ebenso fördern wie Profit, Vielfalt ebenso wie Konsum, oder die Infantilisierung wird nicht nur die Demokratie, sondern auch den Kapitalismus selbst zugrunde richten.

Das Collier.
Roman
Cover: Das CollierVerlag Im Waldgut, Frauenfeld 2008, ISBN 9783037403785, Gebunden, 368 Seiten, 24,50 EUR

Aus dem Italienischen von Juliane Deppe. Die Mailänder Studentin Francesca Besson findet auf dem Dachboden im Nachlass ihrer Mutter ein atemberaubend funkelndes Collier. Bei ihren Nachforschungen über dessen Her­kunft stößt sie auf die dunklen Familiengeheimnisse der Ruggeri, einer Tessiner Juweliersdynastie. Beinahe vor Francescas Augen wird ein Mitglied der Familie Ruggeri ermordet, bald darauf ein zweites. Der Täter scheint sich jedes Mal in Luft aufgelöst zu haben, und die Polizei ist ratlos. Die Familie engagiert den jungen Privatdetektiv Elia Contini, der sich gemeinsam mit Francesca an die Lösung der rätselhaften Fälle macht und dabei ein Gewirr von Habgier, Betrug und Verbrechen, vergifteter Liebe und jahrzehntelang geheg­tem Groll durchdringen muss.

Nirgendwo sonst.
Roman
Cover: Nirgendwo sonstLuchterhand Literaturverlag, München 2008, ISBN 9783630872773, Gebunden, 272 Seiten, 17,95 EUR

Burma, im Herbst 2004: Ein Mann hetzt durch das Land. In der so faszinierenden wie bedrohlichen Welt des abgeschotteten Militärstaates sucht er die Frau, die ihn soeben verlassen hat. Je tiefer aber der Deutsche in das Innere von Burma vordringt, desto mehr verliert er nicht nur ihre Fährte, sondern auch: sich selbst. Was wie eine traumhafte Abenteuerreise begann, wird zu einer verschlungenen Irrfahrt in das eigene Ich und in die Untiefen der Vergangenheit. Denn in einem Land, das so vieles verbirgt, kann man sich auf nichts verlassen schon gar nicht auf sich selbst.

Die Welt der Hetären.
Berühmte Frauen zwischen Legende und Wirklichkeit
Cover: Die Welt der HetärenKlett-Cotta Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 9783608960013, Gebunden, 287 Seiten, 24,50 EUR

Hetären waren unverheiratete, schöne und oft musisch begabte Frauen, die ihren Lebensunterhalt dadurch verdienten, dass sie Männern zur Unterhaltung zur Verfügung standen - auch als Liebhaberinnen. Von den gewöhnlichen Prostituierten unterschieden sie sich dadurch, dass sie sich nicht einfach gegen Bezahlung für einmalige Liebesakte zur Verfügung stellten. Obwohl Hetären wechselnde Liebhaber hatten, gab es enge Zweierbeziehungen, ja sogar echte Liebesverhältnisse. Hetären lebten oft auf großem Fuß und verkehrten in den höheren Kreisen der Gesellschaft. Viele von ihnen sind namentlich bekannt und genossen hohe gesellschaftliche Achtung. Beispielhaft beschreibt Wolfgang Schuller Leben und Schicksal der bedeutendsten Hetären: Einige konnten Kaiserin werden (Theodora), andere endeten tragisch. Die hässlich gewordene gealterte Hetäre ist ebenfalls Gegenstand antiker bildender Kunst und Dichtung.

Süddeutsche Zeitung

Zaira.
Roman
Cover: ZairaC.H. Beck Verlag, München 2008, ISBN 9783406570292, Gebunden, 479 Seiten, 19,90 EUR

In seinem neuen Roman erzählt Catalin Dorian Florescu die Geschichte von Zaira und einer Jahrhundertreise von Osteuropa bis nach Amerika. Es ist auch die Geschichte einer unmöglichen Liebe, die die Jahrzehnte überdauert. Zaira wächst auf einem rumänischen Gutshof unter der Obhut ihrer stolzen Großmutter und ihres Cousins Zizi auf. Um sie über ihre Einsamkeit hinwegzutrösten, spielt er für sie Theater, das sie begeistert und das ihr Lebensinhalt wird. Der Krieg, der Faschismus, dann der Kommunismus verändern dramatisch die Lage der Familie. Dank ihrer Begabung wird Zaira zu einer berühmten Marionettenspielerin, doch bleibt sie unstet und rastlos. Ihre große Liebe scheitert. Die Kommunisten bedrohen sie und ihre Familie. Eine gefährliche Flucht über Prag bringt Zaira mit Mann und Tochter nach Amerika.

Architektonische Qualität.
Cover: Architektonische QualitätCarl Hanser Verlag, München 2008, ISBN 9783446208315, Gebunden, 287 Seiten, 21,50 EUR

Was macht die Qualität von Architektur aus? Eine altmodische Frage angesichts des Kults, der um die schrillen Stars der globalen Architektenszene getrieben wird. Gebaut aber wird nicht für eine Saison, schlechte Architektur bleibt für Jahrzehnte ein Ärgernis. Für Georg und Dorothea Franck gibt es Kriterien, nach denen die Qualität eines Bauwerks beurteilt werden kann: sein Verhältnis zur Umgebung, seine Funktionalität, seine sinnliche Ausstrahlung. Es ist keine Sache der Beliebigkeit, welche Entwürfe diesen Anforderungen entsprechen. Die Kenntnis der kanonischen Vorbilder spielt dabei mindestens die gleiche Rolle wie ein wacher Sinn für die Spielregeln der modernen Gesellschaft.

Johann Heinrich Merck: Briefwechsel.
Fünf Bände
Cover: Johann Heinrich Merck: BriefwechselWallstein Verlag, Göttingen 2007, ISBN 9783835301054, Gebunden, 3306 Seiten, 148,00 EUR

Herausgegeben von Ulrike Leuschner in Verbindung mit Julia Bohnengel, Yvonne Hoffmann und Amelie Krebs. Bekannt ist Johann Heinrich Merck vor allem als Freund und Briefpartner Goethes und der Herzogin Anna Amalia. Aber sein Werk und sein umfangreicher Briefwechsel haben einen deutlich weiteren Horizont. Als Schriftsteller, Rezensent und Verleger griff Merck in das literarische Geschehen seiner Zeit ein. Als Kunstkenner und -vermittler förderte und beriet er Künstler und Sammler. Den Fürsten unter seinen Briefpartnern galt er als Fachmann in agrarökonomischen Fragen. Nach 1780 führte ihn seine Leidenschaft für die Naturforschung auf das kaum erschlossene Feld der Paläontologie und ließ ihn intensive Kontakte mit den Fachgelehrten knüpfen. Die überlieferte Korrespondenz mit rund 150 Briefpartnern in Europa umfasst über 1.000 Briefe aus 27 Jahren. Sie dokumentiert eine Fülle von Ereignissen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Technik, Kunst, Literatur und Alltagsleben im ausgehenden 18. Jahrhundert. Der ausführliche Kommentar beleuchtet die kulturhistorischen und sozialen Hintergründe. Die Ausgabe enthält zahlreiche Erstdrucke und viele nach den Handschriften hier erstmals vollständig gedruckte Briefe.

Die Tageszeitung

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