
Bücherschau des Tages vom 29.03.2010
Das in uns Mäuse frisst
Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz und Zeit. Täglich ab 14 Uhr.29.03.2010. Als doppelt subersiv empfiehlt Dan Diner in der SZ Tamim Ansarys Geschichte der islamischen Welt "Die unbekannte Mitte der Welt". Mit Gewinn gelesen hat sie auch T.C. Boyles' Wolfsjungen-Erzählung "Das wilde Kind". Die FAZ liest Jean Paul sowie eine Mammutstudie über Todesbilder.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Die Leiche als Memento mori.
Todesbilder Band 2: Interdisziplinäre Perspektiven auf das Verhältnis von Tod und totem Körper

Campus Verlag, Frankfurt am Main 2010,
ISBN
9783593391649, Gebunden, 264
Seiten,
29,90
EUR
Die Erfahrung des Todes bleibt notwendigerweise abstrakt, wird allenfalls im Sterben von Mitmenschen greifbar. Der Band nähert sich dieser Diskrepanz aus philosophischer, medizinischer, soziologischer und rechtswissenschaftlicher Sicht und zeigt, welche Bedeutung die konkrete Erfahrung mit der Leiche für das Verstehen des abstrakten Todes besitzt.
Objekt Leiche.
Todesbilder Band 1: Technisierung, Ökonomisierung und Inszenierung toter Körper.

Campus Verlag, Frankfurt am Main 2010,
ISBN
9783593391663, Kartoniert, 588
Seiten,
45,00
EUR
Im Zentrum des Bandes stehen der Leichnam und seine Nutzbarmachung in verschiedenen Kulturen und Epochen: der Wandel von Trauer- und Bestattungsriten, die Darstellung toter Körper in Kunst und Literatur, die Leiche im Kontext des Krieges, ihr Stellenwert in den Religionen bis hin zur Weiterbehandlung mit modernen Techniken wie Tiefkühlung oder Diamantisierung.
Die Realität des Todes.
Todesbilder Band 3: Zum gegenwärtigen Wandel von Totenbildern und Erinnerungskulturen

Campus Verlag, Frankfurt am Main 2010,
ISBN
9783593391656, Gebunden, 306
Seiten,
34,90
EUR
Ausgehend vom Diskurs über eine neue Präsenz des Todes in der Gesellschaft analysieren die Autorinnen und Autoren historische und aktuelle Formen der Visualisierung von Tod und Sterben und des sichtbaren Totengedenkens. Anhand von Beispielen der Erinnerungskultur, Darstellungen in den Medien, der Kunst und der Literatur können Kontinuitäten nachgezeichnet und Brüche erhellt werden.
Wehrmacht im Ostkrieg.
Front und militärisches Hinterland 1941/42

Oldenbourg Verlag, München 2009,
ISBN
9783486580648, Gebunden, 928
Seiten,
59,80
EUR
Über 17 Millionen Soldaten. Kaum eine deutsche Familie, die nicht einen Angehörigen bei der Wehrmacht hatte. Was waren sie: Täter, Opfer, ganz "normale" Männer oder willige Vollstrecker? Um ihren Anteil an Krieg und Besatzung präzise und anschaulich zu bestimmen, konzentriert sich die Darstellung von Christian Hartmann auf fünf deutsche Divisionen. Sie hätten unterschiedlicher nicht sein können. Identisch sind dagegen ihr Einsatzraum, die Sowjetunion, und die Zeit, das erste Jahr des "Unternehmens Barbarossa". Gerade die Analyse dieses Mikrokosmos bietet die Chance, einer Forderung zu entsprechen, die in der Debatte über die Wehrmacht oft zu hören war - die einer realistischen wie differenzierten Darstellung dieser Armee, ihrer Angehörigen und nicht zuletzt ihrer Funktionen, die sie in Hitlers Kriegen hatte.
Jean Paul: Werke. Historisch-kritische Ausgabe.
Band 1: Hesperus oder 45 Hundsposttage. Eine Biografie. 3 Teilbände

Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2010,
ISBN
9783484109117, Gebunden, 1370
Seiten,
378,00
EUR
Jean Pauls (1763-1825) Erfolgsroman "Hesperus" wird in dieser Edition erstmals in allen drei Druckfassungen (von 1795, 1798 und 1819) präsentiert. Das Editionsmodell macht es dem Leser leicht, den Schreibprozess nachzuvollziehen. Zur Geschichte des Werkes gehören auch die noch unbekannten handschriftlichen Vorarbeiten. Den Textbänden schließt sich daher die Erstveröffentlichung der Hesperus-Manuskripte an. Es folgt ein Stellenkommentar, der im Rückgriff auf bisher unzugängliche Nachlasstexte die Metaphernwelt des Autors aufzuschlüsseln hilft.
Frankfurter Rundschau
Heute leider keine Kritiken!
Neue Zürcher Zeitung
Heute leider keine Kritiken!
Süddeutsche Zeitung
Die unbekannte Mitte der Welt.
Globalgeschichte aus islamischer Sicht

Campus Verlag, Frankfurt am Main 2010,
ISBN
9783593388373, Gebunden, 367
Seiten,
24,90
EUR
Jahrhundertelang war die islamische Welt das Zentrum der Zivilisation. Heute aber wird der Islam viel zu oft auf Islamismus und Terrorismus reduziert, scheinen wir dauerhaft gefangen in einer Konfrontationshaltung: "der Westen" gegen "den Islam", "wir" gegen "die". Der Hauptgrund für die gegenwärtigen Probleme liegt für Tamim Ansary in der Unkenntnis der islamischen Vergangenheit und der Missachtung ihrer Bedeutung auf westlicher Seite. Indem er den Bogen spannt von den Kulturen des Zweistromlandes über das Osmanische Reich bis zum modernen Extremismus, lässt er den Leser das Wesen des Islam neu entdecken und verstehen.
Das wilde Kind.
Erzählung

Carl Hanser Verlag, München 2010,
ISBN
9783446235144, Gebunden, 106
Seiten,
12,90
EUR
Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren. Ein Mensch? Ein Tier? Oder irgendetwas dazwischen? Neben Kaspar Hauser war Victor von Aveyron der berühmteste Fall eines "Wolfskinds". Eine nackte Kreatur, die sich, in Südfrankreich von Jägern entdeckt, auf einem Baum versteckt. Er kann nicht sprechen, isst Nüsse und Wurzeln und verabscheut gekochte Speisen. Ist sein merkwürdiges Verhalten kulturell oder biologisch bedingt? Ist der Mensch - frei nach Rousseau - von Natur aus gut, oder prägt erst die Erziehung sein Wesen? Boyle, der in den USA lebende Autor, hat sich dem Fall Victor von Aveyron angenommen. In seinem zutiefst ergreifenden Porträt eines Wolfskindes geht er der subtilen Grenze nach, an der sich entscheidet, wer Mensch und wer Tier ist.
Pathos, Affekt, Emotion.
Transformationen der Antike

Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009,
ISBN
9783518295083, Gebunden, 426
Seiten,
15,00
EUR
Glück oder Trauer, Furcht oder Mitleid, Zorn oder Liebe: Die Kultur der Antike bietet zahlreiche Zeugnisse für die Macht der Emotionen. Sie liefert zugleich die Muster und Ausdrucksformen, die bis heute unsere Wahrnehmung und Deutung von Emotionen prägen. Die Spuren, die diese in der nachantiken Welt hinterlassen haben, sind Gegenstand dieses Buches. Es diskutiert den geschichtlichen Wandel von Begriffen und Auffassungen großer Gefühle im allgemeinen und anhand einzelner Emotionen sowie aus der Perspektive so unterschiedlicher Disziplinen wie Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte, Theologie, Musik-, Theater- und Kulturwissenschaft. Mit Beiträgen u. a. von Hartmut Böhme, Klaus Herding, David Konstan, Hilge Landweer, Ernst Osterkamp, Christoph Rapp und Christiane Voss.
Von Ribbentrop zu Springer.
Zu Leben und Wirken von Paul Karl Schmidt alias Paul Carell

Tectum Verlag, Marburg 2010,
ISBN
9783828821361, Gebunden, 475
Seiten,
34,90
EUR
Paul Karl Schmidt (1911-1997) war ein Mann des Wortes. Aus kleinen Verhältnissen stammend, erklomm er in Rekordzeit die Karriereleiter im nationalsozialistischen Deutschland vom einflußreichen NS-Studentenfunktionär bis zu einem der bedeutendsten Propagandisten des Dritten Reichs. Mit noch nicht einmal 29 Jahren war der SS-Obersturmbannführer Pressesprecher von Außenminister Joachim von Ribbentrop. Bis zur Kapitulation des Hitler-Regimes baute er seine Stellung immer mehr aus und avancierte zur Nachwuchskraft erster Wahl. Erst in den letzten Kriegstagen flüchtete der promovierte Psychologe aus dem umkämpften Berlin. Den Nürnberger Prozessen gerade noch entkommen, startete Schmidt nach dem Krieg eine zweite nicht minder erfolgreiche Karriere als Journalist, Buchautor und Berater. Unter dem Pseudonym Paul Carell wurden seine Bücher über die großen Schlachten des Zweiten Weltkriegs von einem Millionenpublikum verschlungen. "Unternehmen Barbarossa. Der Marsch nach Russland" ist sein bekanntestes. Der apologetische Duktus dieser Tatsachenberichte prägte das Geschichtsbild vieler ihrer Leser und wirkt bis in die Gegenwart hinein.
Imperialismus vom Grünen Tisch.
Deutsche Kolonialpolitik zwischen wirtschaftlicher Ausbeutung und

Ch. Links Verlag, Berlin 2009,
ISBN
9783861535010, Kartoniert, 526
Seiten,
49,90
EUR
Wenn von deutscher Kolonialgeschichte die Rede ist, dann wird zumeist Leben und Herrschaft der Deutschen in Afrika, China oder der Südsee thematisiert. Unberücksichtigt bleibt, dass die Richtlinien der Kolonialpolitik in Berlin ausgearbeitet und dann den Kolonialbeamten vor Ort übermittelt wurden. Eine der wichtigsten Institutionen für einen solchen Imperialismus vom Grünen Tisch war der 1891 gegründete Kolonialrat. Dort debattierten Unternehmer, Missionarsvertreter und Koloniallobbyisten alle die Kolonien betreffenden Fragen und legten in Abstimmung mit der Regierung die Prioritäten der deutschen Kolonialpolitik fest. Dabei dominierten eindeutig wirtschaftliche und machtpolitische Interessen. Für eine zivilisatorisch bedingte Politik gegenüber der Kolonialbevölkerung blieb nur wenig Raum. Nach der zunehmend lauter werdenden Kritik im Reichstag wurde der Kolonialrat 1907/08 aufgelöst, 1911 und 1913 aber erneut in anderer Form einberufen. Hartmut Pogge von Strandmann stellt nun erstmals den Kolonialrat ins Zentrum einer wissenschaftlichen Untersuchung und analysiert auf der Basis bisher nicht ausgewerteten Quellenmaterials die Auseinandersetzungen und Entscheidungen dieses für die Kolonialpolitik wichtigsten Beratergremiums.
Energiegeladen.
Koordinaten einer zukunftsfähigen Klima- und Energiepolitik

Goetz Verlag, Potsdam 2009,
ISBN
9783980934947, Gebunden, 216
Seiten,
22,90
EUR
Ob Klimawandel, Kernkraftdebatte, Gasstreit oder Windräder - kaum ein anderes Thema der Politik ist so konfliktbeladen wie die Energieversorgung. Ideologen und Interessenvertreter argumentieren polarisiert. Dabei ist es höchste Zeit für einen sachlichen Grundsatzdialog. In diesem Buch entwerfen Experten und Akteure vom Konzernlenker bis zum Umweltschützer ihr Zukunftsmodell einer sauberen, bezahlbaren und zuverlässigen Energie. Dabei wird deutlich: Die europäische Energiewirtschaft steht vor drängenden Modernisierungsaufgaben. Wie sieht ein verlässlicher Energiemix für die Zukunft aus? Welchen Stellenwert nehmen die erneuerbaren Energien künftig wirklich ein?? Ist zum Atomausstieg das letzte Wort gesprochen? Wer stemmt die anstehenden gewaltigen Investitionen? Wer garantiert Nachhaltigkeit? Wie erhöht man die öffentliche Akzeptanz für Kraftwerke? Wer schafft für die Industrie kalkulierbare und verlässliche Investitionsbedingungen? Der Ruf nach einem Energieministerium wird lauter.
Die Tageszeitung
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Die Welt
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