
Bücherschau des Tages vom 31.03.2010
Komm in den totgesagten Park
Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz und Zeit. Täglich ab 14 Uhr.31.03.2010. Die NZZ preist die Erinnerungen "Der Weg nach Mekka" des Weltreisenden und Reformisten Leopold Weiss alias Muhammed Asad. Begeistert ist sie auch von Jayne Anne Phillips' Roman "Glasmondmann". Die Zeit verfolgt vergnügt, wie Dietmar Dath weiter gegen das Monster Sumsilatipak streitet. Die taz liest Lyrik von Steffen Jacobs und Hendrik Rost. Die FAZ warnt vor Natalie Angiers enthusiastischem Buch "Naturwissenschaft": hohe Ansteckungsgefahr.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Naturwissenschaft.
Was man wissen muss, um die Welt zu verstehen

C. Bertelsmann Verlag, München 2010,
ISBN
9783570011034, Gebunden, 384
Seiten,
22,95
EUR
Naturwissenschaft ist cool, lustvoll und sehr aufregend. Die renommierte Wissenschaftsjournalistin ist überzeugt, dass es Spaß macht, die Sprache unseres Körpers zu verstehen, etwas vom Kleinsten und vom Größten zu wissen oder sich das gewaltige Heizkraftwerk Erde unter unseren Füßen vorstellen zu können. Wissenschaft ist keine Festung aus Fakten, sondern ein dynamischer Prozess, gespeist aus Neugier und Entdeckerfreude. Menschen mit naturwissenschaftlichem Basiswissen begreifen unseren Alltag besser und können genauere Fragen stellen, z. B. zu Klimawandel oder Gentechnik.
Die Stunde des Pelikans.
Die Lebensgeschichte des Maximilian Kolbe. Roman

Diogenes Verlag, Zürich 2009,
ISBN
9783257067149, Gebunden, 336
Seiten,
21,90
EUR
Die erschütternde Geschichte eines großen Mannes und Christen, des 'Märtyrers von Auschwitz', der 1982 von Johannes Paul II. heiliggesprochen wurde: Maximilian Kolbe.
Die klassische Welt.
Eine Weltgeschichte von Homer bis Hadrian

Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2010,
ISBN
9783608944679, Gebunden, 730
Seiten,
34,90
EUR
Auf den Spuren des antikenbegeisterten römischen Kaisers Hadrian, der um 120 n. Chr. begann, sein gesamtes Imperium von Schottland bis Ägypten zu bereisen, lässt Robin Lane Fox die Antike lebendig werden,von den homerischen Epen über die Erfindung der Demokratie und den stürmischen Aufstieg des Alexanderreichs bis zur römischen Kaiserzeit und den Anfängen des Christentums. Die Fülle der historischen Ereignisse von 1000 Jahren ordnet der Autor entlang dreier Leitthemen: Freiheit, Gerechtigkeit und Luxus - Themen, die schon in der Antike und bis zum heutigen Tag die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft bestimmen.
Frankfurter Rundschau
Einführung in Kants Anthropologie.

Suhrkamp Verlag, Berlin 2010,
ISBN
9783518585474, Gebunden, 141
Seiten,
17,80
EUR
Als Gilles Deleuze in den achtziger Jahren bemerkte, Foucault sei letztlich "Kantianer", wirkte das noch wie eine bewusst forcierte Übertreibung, die eine zu wenig beachtete Seite des Autors ins Licht rücken sollte. In der Folge trat dann immer deutlicher zutage, welche große Bedeutung Kants kritischer Philosophie für Foucaults gesamtes philosophisches Unternehmen zukommt. Sein letzter Vorlesungszyklus am College de France beginnt mit einer eingehenden Lektüre von "Was ist Aufklärung?"; und damit schließt sich ein Kreis, der Ende der fünfziger Jahre mit der Übersetzung von Kants Anthropologie in pragmatischer Hinsicht begann. Die ausführliche Einleitung, mit der Foucault seine Übersetzung versehen hatte, war lange Zeit nur im Archiv zugänglich und nur einer kleinen Zahl von Spezialisten bekannt. Nun liegt der Text endlich in einer sorgfältig edierten Fassung vor. Er zeigt, dass Foucault die Kunst der geduldigen, klarsichtigen und gleichsam unerschrockenen Lektüre nicht erst in seinen späten Auslegungen antiker Texte beherrschte.
Neue Zürcher Zeitung
Der Weg nach Mekka.

Patmos Verlag, Düsseldorf 2010,
ISBN
9783491725416, Gebunden, 443
Seiten,
24,90
EUR
Muhammad Asad ist einer der bedeutendsten muslimischen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Sein Weg führte ihn aus der Welt seiner jüdischen Familie und aus Europa in die muslimische Welt nach Arabien. Lebendig und spannend schildert Asad seine Bekehrung in Berlin, seine abenteuerlichen Wüstenerfahrungen in Arabien, die Verstrickung in die politischen Verhältnisse der Zeit und die Beteiligung am Freiheitsstreben der islamischen Länder. Beeindruckend sind die Intensität seiner Darstellung, die Echtheit seiner Überzeugungen und die Authentizität seiner Erfahrungen. Entsprechend überwältigend ist die Resonanz auf dieses Werk in der gesamten Welt bis heute. Wahrscheinlich gibt es kein Buch - außer dem Koran selbst -, das den Islam in ähnlicher Weise Millionen von Menschen nahe gebracht hat.
Glasmondmann.
Roman

Berlin Verlag, Berlin 2009,
ISBN
9783827002815, Gebunden, 333
Seiten,
19,90
EUR
Aus dem Amerikanischen von Barbara Schaden. Winfield, West Virginia, in den 1950er Jahren. Lark ist neun Jahre alt, als ihr neugeborener Halbbruder Termite in die Fürsorge ihrer Tante und Ziehmutter Nonie gegeben wird. Während Nonie hart arbeitet, um den Lebensunterhalt zu verdienen, kümmert sich Lark um ihren Bruder. Sie wird zu Termites Sprachrohr zur Welt, und er ist ihre einzige Verbindung zu ihrer gemeinsamen Mutter, ihrer Vergangenheit. Lark beschließt, koste es, was es wolle, dem Geheimnis um ihre leibliche Mutter und der Identität ihrer beiden Väter auf die Spur zu kommen. Behutsam entfaltet
Das Rätsel von Paris.
Roman

Unionsverlag, Zürich 2010,
ISBN
9783293004139, Gebunden, 320
Seiten,
19,90
EUR
Aus dem Spanischen von Claudia Wuttke. Am Vorabend der Weltausstellung von 1889 geben sich die "Zwölf Detektive" in Paris ein Stelldichein: Die berühmtesten Vertreter der Detektivzunft möchten der Welt die neusten Ermittlungsmethoden und ihre spektakulärsten Kriminalfälle präsentieren. Aus der unbeschwerten Zusammenkunft wird Ernst, als einer der "Zwölf" unter mysteriösen Umständen vom gerade errichteten Eiffelturm zu Tode stürzt. Nachdem kurze Zeit später auf dem Ausstellungsgelände eine verkohlte Leiche entdeckt wird, zweifelt niemand mehr an einem Serienverbrechen. Nun gilt es für die Meisterdetektive, ihr Können unter Beweis zu stellen und das Rätsel von Paris zu lösen.
Süddeutsche Zeitung
Die Akte Rosenherz.
Roman

Wunderlich Verlag, Reinbek 2010,
ISBN
9783805208482, Gebunden, 475
Seiten,
19,95
EUR
Niemand, der damals am Tatort war, wird den Fall je vergessen. In einer heißen Augustnacht des Jahres 1966 wird in Frankfurt eine Prostituierte auf brutale Weise ermordet. Sofort macht das Wort von der "zweiten Nitribitt" die Runde. Und wirklich: Auch im "Fall Rosenherz" bleibt der Täter unerkannt. Vierzig Jahre später. Ein nebliger Morgen im Stadtwald. Hauptkommissar Marthalers schwangere Freundin Thereza wird bei einem Überfall schwer verletzt. Und der Polizist erhält einen Tipp: Er soll den alten Fall noch einmal unter die Lupe nehmen. Doch damit legt Marthaler sich mit mächtigen Gegnern an, die ihre frühen Sünden vertuschen wollen. Die "Akte Rosenherz" soll geschlossen bleiben.
Die Tageszeitung
Die Liebe im September.
Gedichte

Wallstein Verlag, Göttingen 2010,
ISBN
9783835305205, Gebunden, 88
Seiten,
18,00
EUR
Eigensinnig beharren die Gedichte von Steffen Jacobs auf den Wonnen der Individualität. Was auf den ersten Blick witzig wirkt, kann bei näherem Hinhören dunkle Untertöne preisgeben. Umgekehrt münden Anfälle von Verzagtheit in jähe Zuversicht: "So stürze ich zu dir, Liebe, durch / städtisches Feld, ein frisch vom Baum / gesprungener, endlich für fruchtbar / befundener Held: Meine Versehrung!" Manche Gedichte erinnern in ihrer lakonischen Kürze an magische Bannsprüche, andere beweisen den langen Atem des Sängers. Gemein ist ihnen, dass sie sich Leser wünschen, die ohne die vorgefertigten Schablonen von "komischer" und "ernster", von "hoher" und "niedriger" Poesie auskommen.
Der Pilot in der Libelle.
Gedichte

Wallstein Verlag, Göttingen 2010,
ISBN
9783835306202, Gebunden, 111
Seiten,
18,00
EUR
In bewegenden Bildern und in einer Sprache, die dem Klang der Dinge angelehnt ist, betrachtet der Autor den Alltag aus der Mitte des Lebens: Phänomene teils in extremer Nahaufnahme, teils aus der Warte dessen, der um die Unterschiede zwischen Wahrnehmen und Begreifen weiß. So finden Geburt und Vergänglichkeit ihren selbstverständlichen Platz. Der Blick auf Kreatur, Werk und Erleben geht über den Einzelnen hinaus und wird Überlieferung.
Die Welt
Heute leider keine Kritiken!
Die Zeit
Lyrikstimmen.
124 Dichterinnen und Dichter im Originalton von 1907 bis heute. 9 CDs

DHV - Der Hörverlag, München 2009,
ISBN
9783867173384, CD, 49,95
EUR
9 CDs mit 680 Minuten Laufzeit. 420 Gedichte. Diese Anthologie ist eine Sammlung von Originaltönen deutschsprachiger Dichter, die es in dieser Dimension noch nie gab. Sie ermöglicht Einmaliges: hineinzuhören in die ersten Tonaufnahmen des letzten Jahrhunderts, in seltene Lesungen, bis in die Gegenwart. Beginnend bei Hofmannsthal, Zweig und Schwitters und endend bei Grünbein, Lentz und Seiler entstand in fünfjähriger Recherche ein Standardwerk der deutschsprachigen Literatur.
Nichts, was man fürchten müsste.

Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2010,
ISBN
9783462041866, Gebunden, 333
Seiten,
19,95
EUR
Aus dem Englischen von Gertraude Krueger. "Was soll eigentlich dieses ganze Tamtam um den Tod?", fragt nüchtern Julian Barnes' Mutter. Aber ihr Sohn kann deshalb oft nicht schlafen: "Ich erklärte ihr, mir widerstrebe eben der Gedanke daran." Die Angst vor dem Tod treibt Julian Barnes seit seiner Jugend um, immer wieder umkreist er das Thema in seiner ganzen Unerbittlichkeit und Hoffnungslosigkeit, denn er glaubt nicht an Gott, vermisst ihn aber. Neugierig und um Erkenntnis bemüht sucht er in der Kunst und in der Literatur, in den Naturwissenschaften und in der Musik nach Antworten. Doch Julian Barnes ist Romancier, deshalb entwickelt er seine Gedanken aus Personen und Handlung. Und so erzählt er auch die anekdotenreiche Geschichte vom Leben und Sterben der sehr britisch zugeknöpften Familie Barnes - von den originellen Großeltern, der herrischen Mutter, dem in sich gekehrten Vater, dem besserwisserischen Philosophen-Bruder und dem belesenen, an den Künsten interessierten Julian.
Seine wahren Angehörigen und Vorfahren sind für Julian Barnes allerdings nicht die Mitglieder einer englischen Lehrerfamilie, sondern Schriftsteller und Komponisten wie Stendhal, Flaubert und Strawinsky. Mit ihnen erörtert er scharfsinnig und verängstigt, flapsig und tröstlich, ironisch und ernsthaft die Angst vor dem Treppenlift, den Blick in den Abgrund, das Wie und Wo und Wann.
Deutschland macht dicht.

Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2010,
ISBN
9783518421635, Kartoniert, 200
Seiten,
17,80
EUR
Mit Illustrationen von Piwi. "Deutschland macht dicht" ist ein politisches Bilderbuch. Es erzählt eine einfache Geschichte, in der das meiste versteckt ist, was Menschen heute angst macht, und die zugleich zeigt, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist. Hendrik und Rosalie, zwei mutige, beinah schon erwachsene Leute, müssen erleben, dass sich das Land, in dem sie wohnen, auf unerklärliche Weise und angeblich zur Krisenabwehr gegen alles Abweichende und Unberechenbare abgeschirmt hat. Die Zeit vergeht nicht mehr richtig, das Leben lebt nicht mehr. Nur die Fähigkeit, die mächtige Dummheit auszulachen, verspricht noch Rettung. Die Heldin und der Held können, was gebraucht wird; und sie tun es. Der weise Hase Mandelbaum, ein Cowboy namens Jesus und viele andere Gestalten, die jeder kennt, ohne ihnen bisher persönlich je begegnet zu sein, helfen dem Heldenpaar, den Widerstand des Besonderen gegen das Allgemeine, der Kunst gegen die Verwaltung und der Liebe gegen die Anpassung zu riskieren.
Netze.
Roman

Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009,
ISBN
9783518421031, Gebunden, 490
Seiten,
28,80
EUR
Aus dem Englischen von Reinhild und Gunter Böhnke. Cambara, eine willensstarke Frau, beschließt, aus ihrer Wahlheimat Toronto in ihr Geburtsland Somalia zurückzukehren. Ihr geliebter Sohn ist durch die Unachtsamkeit ihres Mannes ums Leben gekommen, doch die Reise ist nicht nur eine Flucht: Cambara will das alte Anwesen ihrer Familie den Händen eines Warlords entreißen. Das Mogadischu, in das sie kommt, ist schwer gezeichnet vom Bürgerkrieg: Jugendliche mit automatischen Waffen patrouillieren die Straßen, Clan-Rivalitäten, Langeweile und das allgegenwärtige Kaat haben die einstmals lebendige Stadt im Griff, islamistische Gruppen nutzen die Lähmung, um Einfluß zu gewinnen. Doch nach und nach gelingt es Cambara, Verbündete zu gewinnen - Heldinnen der Vernunft in einer Welt der Zerstörung.
Ketzer, Künstler und Dämonen .
Die Welten des Goldschmieds David Altenstetter

C.H. Beck Verlag, München 2009,
ISBN
9783406591716, Gebunden, 288
Seiten,
24,90
EUR
Augsburg im späten 16. Jahrhundert war der Ort eines prekären Gleichgewichts. Nicht nur haderten die beiden großen Konfessionen miteinander um die Deutung der menschlichen Existenz und die weltliche Macht. Die Menschen waren auch hin- und hergerissen zwischen christlichen und magischen Vorstellungen. Geister, Werwölfe und Untote bevölkerten die Traumlandschaften der Zeitgenossen, Pest und Türkengefahr nährten Phantasien vom drohenden Weltende. Bernd Roeck macht sich auf die Spurensuche jener schillernd sinistren Welt der Frühen Neuzeit. Indem er Stück für Stück die Biografie des brillanten Goldschmieds David Altenstetter rekonstruiert, macht er das Leben in einer deutschen Stadt mit allen Sinnen erfahrbar und führt in die längst verdrängte spirituelle Geschichte des 16. Jahrhunderts ein. Roecks Buch ist nicht weniger als eine glänzend erzählte archäologische Reise ins Unbewusste der europäischen Kultur.
Sohn der Hamas.
Mein Leben als Terrorist

SCM Hänssler Verlag, Holzgerlingen 2010,
ISBN
9783775152235, Gebunden, 272
Seiten,
22,95
EUR
Er wurde Zeuge von elender Armut, Machtmissbrauch, Folter und Tod bevor er 21 Jahre alt war: Mosab Hassan Yousef, der älteste Sohn eines Gründungsmitglieds der Hamas. Verhandlungen zwischen Führungspersönlichkeiten des Nahen Ostens sorgten weltweit für Schlagzeilen. Er hat sie hinter den Kulissen miterlebt. Er bewegte sich in den höchsten Ebenen der Hamas und nahm an der Intifada teil. Man sperrte ihn in Israels am meisten gefürchtetes Gefängnis. Gefährliche Entscheidungen verschafften ihm Zugang zu außerordentlichen Geheimnissen. Sie sorgten dafür, dass ihn die Menschen, die er liebt, heute als Verräter betrachten.
Deutschlandfunk
Heute leider keine Kritiken!
Deutschlandfunk Kultur
Heute leider keine Kritiken!