
Bücherschau des Tages vom 24.08.2010
Apokalypse als Bienenstich
Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz und Zeit. Täglich ab 14 Uhr.24.08.2010. Sehr gut gefallen haben der SZ die Gedichte "Narrativ" der amerikanischen Lyrikerin Rae Armantrout. Rundum glücklich und kein bisschen erschöpft ist sie nach Marcel Proust "Die wiedergefundene Zeit" als Hörbuch. So bizarr und verstörend wie Dostojewski, nur ein bisschen kleiner findet die FAZ Emmanuel Boves Roman "Schuld". Und die NZZ liest die Schriften des Marquis de Condorcet zu "Freiheit, Revolution, Verfassung".
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Schuld.
Roman

Lilienfeld Verlag, Düsseldorf 2010,
ISBN
9783940357168, Gebunden, 121
Seiten,
17,90
EUR
Aus dem Französischen von Thomas Laux. Sie sind ein junges, gewiss auch seltsames Paar, Pierre Changarnier und seine Freundin Violette. Changarnier lebt in einem schäbigen Hotelzimmer und ist arm, doch weiß er auch, daß in seinen vier Wänden nichts passieren wird, was seine Situation verändern könnte. Also macht er sich zusammen mit Violette auf, "dem Glück entgegenzugehen, da es nun mal nicht zu uns kommt." Ihr Streifzug durchs nächtliche verschneite Paris verläuft aber anders als gedacht. Als sich ein kleiner Mann an ihre Fersen heftet und Changarnier ihn nicht abschütteln kann, kommt es zu einem Gewaltausbruch. Der Mann fällt zu Boden, und Changarnier glaubt, ihn umgebracht zu haben...
Das männliche Gehirn.
Warum Männer anders sind als Frauen

Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2010,
ISBN
9783455501483, Gebunden, 319
Seiten,
20,00
EUR
Louann Brizendine ist Gründerin der ersten amerikanischen Klinik für die Untersuchung geschlechtsspezifischer Unterschiede in Gehirn, Verhalten und Hormonen. In ihrem neuen Buch zeigt sie, wie stark sich die männliche Realität von der weiblichen unterscheidet. Mit der gleichen Detailgenauigkeit, die auch ihr vorangegangenes Buch auszeichnete, untersucht sie das männliche Gehirn in jeder Lebensphase, vom Säugling bis ins hohe Alter, und vermittelt einen tiefgreifenden Einblick in die männliche Denkweise.
Generation A.
Roman

Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2010,
ISBN
9783608501100, Gebunden, 334
Seiten,
19,95
EUR
Aus dem Englischen von Clara Drechsler und Harald Hellmann. Die Bienen sind ausgestorben. Bis eines Tages an unterschiedlichen Orten der Welt fünf Menschen gestochen werden. Monatelang werden sie in Quarantäne gehalten und von Männern in schlecht sitzenden Anzügen verhört. Nach der Freilassung in eine internetgetriebene Welt erleben sie ihre fünfzehn Minuten Ruhm. Als ein dubioser Wissenschaftler sie überredet, ihm zu Testzwecken auf eine abgelegene Insel zu folgen, kommen sie einander überraschend näher. Douglas Coupland führt durch die Untiefen und Abgründe dieser bizarren Welt. Die der unseren verdammt ähnlich sieht...
Frankfurter Rundschau
Grimms Wörter.

Steidl Verlag, Göttingen 2010,
ISBN
9783869301556, Gebunden, 360
Seiten,
29,80
EUR
Die Brüder Grimm erhalten im Jahr 1838 einen ehrenvollen Auftrag: Ein Wörterbuch der deutschen Sprache sollen sie erstellen. Voller Eifer machen sie sich ans Werk. Aberwitz, Angesicht, Atemkraft fleißig sammeln sie Wörter und Zitate, in wenigen Jahren sollte es zu schaffen sein. Barfuß, Bettelbrief, Biermörder sie erforschen Herkommen und Verwendung, sie verzetteln sich gründlich. Capriolen, Comödie, Creatur am Ende ihres Lebens haben Jacob und Wilhelm Grimm nur wenige Buchstaben bewältigt. Günter Grass erzählt das Leben der Brüder Grimm auf einzigartige Weise als Liebeserklärung an die deutsche Sprache und die Wörter, aus denen sie gefügt ist. Er schreibt über die Lebensstationen der Märchen-Brüder, über ihre uferlose Aufgabe und die Zeitgenossen an ihrer Seite: Familie und Verleger, Freunde, Verehrer und Verächter.
Neue Zürcher Zeitung
Freiheit, Revolution, Verfassung.
Kleine politische Schriften

Akademie Verlag, Berlin 2010,
ISBN
9783050044613, Gebunden, 276
Seiten,
69,80
EUR
Herausgegeben von Daniel Schulz. Während Condorcets Schriften bislang nur unter dem Gesichtspunkt der Geschichtsphilosophie und mathematischen Entscheidungstheorie rezipiert wurden, präsentiert dieser Band Condorcet als einen zentralen politischen Ordnungsdenker der Französischen Revolution, als einen liberal-republikanischen Autor. Die in der Edition versammelten Quellentexte zeigen, dass er die menschenrechtlichen und demokratischen Leitideen am Ende des 18. Jh.s nachdrücklich artikulierte. Condorcets zentrales Anliegen besteht in der Suche nach einer institutionellen Form demokratischer Ordnung, die ein hohes Maß an bürgerschaftlicher Partizipation mit den liberalen Forderungen individueller Rechte verbindet. Die Schriften zur Emanzipation von Sklaven, zum Bürgerrecht für Frauen, zum Begriff der Revolution sowie sein demokratischer Verfassungsentwurf von 1793 belegen seinen theoretisch komplexen und innovativen Versuch, Antworten auf die Herausforderungen demokratischer Legitimität zu finden.
La vita e bella.
Miniaturen aus Venedig

Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2010,
ISBN
9783898127004, Gebunden, 111
Seiten,
16,00
EUR
Michael G. Fritz kommt zu einem ganz persönlichen Blick auf vergangene und heutige Außenwelten und eigene Innenräume. Plötzlich glaubt er, Menschen seiner Vergangenheit zu begegnen: einer frühen Freundin, einem toten Freund, dem Vater. Zufall ist kein Zufall mehr, Welten überschneiden sich surreal - mal übermütig, mal melancholisch, mal im Schatten, mal in der Sonne der sommerlichen Stadt.
Süddeutsche Zeitung
Narrativ.
Ausgewählte Gedichte

Lux Books Americana, Wiesbaden 2009,
ISBN
9783939557401, Kartoniert, 288
Seiten,
24,00
EUR
Aus dem Amerikanischen von Uda Strätling und Matthias Göritz. Mit einem Nachwort von Marjorie Perloff und Fotografien.
Jureks Erben.
Vom Weiterleben nach dem Überleben

Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2010,
ISBN
9783462042009, Gebunden, 371
Seiten,
19,95
EUR
Im Februar 2006 stirbt Jerzy Hronowski, genannt Jurek, unter mysteriösen Umständen in seiner Wohnung in Warschau. Erst auf seiner Beerdigung wird Katarina Bader klar, wie einsam ihr Freund Jurek in den letzten Jahren war. Als 18-Jährige hatte sie den damals fast 80-Jährigen in der Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz kennengelernt. Aus der organisierten Begegnung entwickelte sich eine Freundschaft, die ihr Leben veränderte: Jurek half ihr Polnisch zu lernen und beriet sie, egal ob es um Liebeskummer ging oder darum, wo man die besten Kartoffelpuffer Warschaus essen kann. Und er erzählte ihr immer wieder über seine vier Jahre im KZ Auschwitz. In den traurigen Geschichten, die Jurek über das Lager erzählte, war immer ein Funken Hoffnung. Als Katarina Bader Jurek besser kennenlernte, merkte sie aber, dass er Erinnerungen jenseits dieser Geschichten hatte. Quälende Erinnerungen. Nach Jureks Tod bleiben Fragen: Warum war er so einsam? Wieso hat er sich von fast allen Menschen, die ihm eine Zeit lang nahe standen, im Streit getrennt? Weshalb war das Erzählen für Jurek so wichtig?
Verdrängter Terror.
Geschichte und Wahrnehmung sowjetischer Speziallager in Deutschland

Hamburger Edition, Hamburg 2010,
ISBN
9783868542172, Gebunden, 510
Seiten,
35,00
EUR
Die vorliegende Studie handelt von Terror und Willkür und der Verdrängung dieser Erfahrungen: Mit Ende des Zweiten Weltkriegs richtete der sowjetische Geheimdienst in der SBZ und späteren DDR zehn Speziallager ein. Neben Nationalsozialisten unterschiedlicher Belastungsgrade wurden in ihnen Zehntausende festgehalten, denen "konterrevolutionäre Verbrechen" vorgeworfen wurden. Sie alle galten gleichermaßen als Feinde der Besatzungsmacht, die mehrheitlich ohne Gerichtsverfahren über Jahre weggesperrt wurden - schätzungsweise 154 000 Männer und Frauen, von denen etwa ein Drittel in der Haft verstarb. Bettina Greiner untersucht die noch heute weitgehend unbekannte Geschichte der Speziallager in drei Schritten.
Das Gebot zu vergessen und die Unabweisbarkeit des Erinnerns .
Vom öffentlichen Umgang mit schlimmer Vergangenheit

Siedler Verlag, München 2010,
ISBN
9783886809493, Gebunden, 100
Seiten,
14,95
EUR
Ein zentraler Glaubenssatz unserer Zeit lautet: Um eine Vergangenheit zu "bewältigen", muss man die Erinnerung an sie ständig wachhalten. Christian Meier, einer der bedeutendsten deutschen Historiker, stellt diese Geschichtsversessenheit in seinem brillanten Essay in Frage. Er weist nach, dass in früheren Zeiten nicht Erinnern, sondern Vergessen das Heilmittel war, mit einer schlimmen Vergangenheit fertigzuwerden. Christian Meier ist die Weltgeschichte durchgegangen, um herauszufinden, was die Menschen früher taten, wenn sie nach Kriegen oder Bürgerkriegen Versöhnung suchten. Sein Befund ist ebenso erstaunlich wie einfach: Die Welt setzte seit den alten Griechen auf Vergessen.
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit.
Band 7: Die wiedergefundene Zeit. 15 CDs

DHV - Der Hörverlag, München 2010,
ISBN
9783867174220, CD, 99,00
EUR
15 CDs mit circa 19 Stunden Laufzeit. Vollständige Lesung von Peter Matic. Ein letztes Mal versammeln sich die Figuren Prousts zum Ball, und nun erweisen sich Schönheit und Ruhm als flüchtige Güter. Vergänglichkeit ist das Thema des Finales. Im Erinnern und in der Kunst besteht für die Dauer weniger glücklicher Momente die Möglichkeit, diese verlorene Zeit wiederzufinden.
Die Tageszeitung
Einladung an die Waghalsigen.
Roman

DuMont Verlag, Köln 2010,
ISBN
9783832196127, Gebunden, 144
Seiten,
16,95
EUR
In den Stollen eines Kohlereviers ist vor Jahrzehnten ein Feuer ausgebrochen und noch immer lodern unter Tage die Flammen. Margarete und Fritzi sind die übrig gebliebene Jugend einer verschwindenden Stadt. Ihr Erbe ist nichts als ein verlassenes Gebiet, in dem Verwüstung herrscht. Frühere Ereignisse sind nur bruchstückhaft überliefert. Doch die beiden Schwestern wollen diesen Zustand nicht hinnehmen. Entschlossen brechen sie auf zu einer Expedition, um ihre eigene Herkunft zu erforschen. Denn nur wer seine Geschichte kennt, kann sich eine hoffnungsvolle Zukunft aufbauen.
Jakob.

Cross Cult Verlag, Ludwigsburg 2010,
ISBN
9783941248823, Gebunden, 64
Seiten,
16,80
EUR
Der Tod durch Kinderaugen: Als die Mutter des achtjährigen Jakob "für immer fort geht", macht sich der kleine Junge auf die Suche nach ihr. Aber niemand kennt den Weg zu dem Ort, den sie gegangen ist. Und die, die ihn kennen, die Raben und die Füchse, wollen ihn nicht verraten. Aber Jakob ist bereit, jeden Preis zu bezahlen, um seine Mutter wieder zu finden. Auch den letzten.
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