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Bücherschau des Tages vom 15.01.2011


Geküsst wird hier viel


Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz und Zeit. Täglich ab 14 Uhr.
15.01.2011. Endlich mal ein Gegenbild zur hässlichen Banalität der Berlusconi-Ära, freuen sich SZ und NZZ nach Lektüre von Mario Fortunatos Roman "Unschuldige Tage im Krieg". Georges-Arthur Goldschmidt hat es geschafft, mit "Meistens wohnt der den man sucht nebenan" ein wirklich originelles Kafka-Buch zu schreiben, lobt die SZ. Die FAZ zieht William Gaddis Jonathan Franzen allemal vor. Die NZZ vertieft sich in ein höchst anspruchsvolles Werk über den "iconic turn". Die taz liest mit Vergnügen William Boyds Biografie des fiktiven Künstlers Nat Tate, die vor 13 Jahren die Kunstwelt narrte.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

JR.
Roman. Neuübersetzung
Cover: JRDeutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2010, ISBN 9783421044914, Gebunden, 1040 Seiten, 29,99 EUR

Aus dem Englischen von Marcus Ingendaay und Klaus Modick. Aus dem Englischen von Marcus Ingendaay und Klaus Modick. JR ist ein kleiner elfjähriger Junge, dem ständig die Schnürsenkel an seinen zerschlissenen Turnschuhen reißen, der nie ein Taschentuch zur Hand hat und von seiner Mutter vernachlässigt wird. Keiner ahnt, dass er den Amerikanischen Traum beim Wort nimmt und - inspiriert vom Sozialkundeunterricht - vom Schultelefon aus seine erste Aktie ersteht. Nach und nach erwirbt er Anteile an Bergwerken, Papierfabriken und Verlagen, und bald versetzt das Finanzimperium des Schuljungen selbst die Big Players der Wirtschaftswelt in Erstaunen. Doch plötzlich bricht die JR Corporation bei einer Aktienbaisse zusammen, und nicht einmal JR kann den freien Fall ins Nichts am Ende verhindern... Eine bitterböse Satire auf die Welt des Big Business.

Das große Haus.
Roman
Cover: Das große HausRowohlt Verlag, Reinbek 2011, ISBN 9783498035532, Gebunden, 375 Seiten, 19,95 EUR

Aus dem Amerikanischen von Grete Osterwald. 25 Jahre lang arbeitet eine Schriftstellerin aus New York an einem Schreibtisch, den sie von einem in den Folterkellern Pinochets gestorbenen Chilenen geschenkt bekam. Eines Tages kommt ein junges Mädchen, das behauptet, die Tochter des Chilenen zu sein, und holt ihn ab. Von da an klappt nichts mehr im Leben der Schriftstellerin. Sie macht sich auf, das Möbel zu suchen, und trifft im fernen Israel auf einen Mann, der das Arbeitszimmer seines von den Nazis umgebrachten Onkels rekonstruiert.

Mein wildes Herz.
Peter Kurzeck erzählt. 2 CDs
Cover: Mein wildes HerzSuppose Verlag, Berlin 2010, ISBN 9783932513985, CD, 19,80 EUR

2 CDs, 120 Minuten. Konzeption u. Regie: Klaus Sander. Sprecher: Peter Kurzeck. Die langen heißen Sommer zogen Peter Kurzeck einst ins südfranzösische Uzes. Aber mit den Jahren merkt er, dass die Winter noch viel schöner sind. Von seiner winterlichen Provence erzählt Peter Kurzeck auf Mein wildes Herz: von Ausflügen nach Nîmes und Avignon; Sätzen über Rembrandt; vier Bahnhofsuhren mit vorwurfsvollem Blick, die in der Wohnung ticken, beinahe so wie die seit Monaten vor sich hergeschobene Steuererklärung; von der unter südlichem Licht und Mistral sich endlos ausdehnenden Landschaft und den Menschen, die sie prägt. Ein besonderer Wintertag steht im Zentrum seiner Erzählung: Freitag, der 13. Februar 2004. Es ist der Tag seines Schlaganfalls. Er gibt ihm das Gefühl, die Kontrolle über sein Leben verloren zu haben. Auf dem Monitor flattern seine Herzklappen wie Flaggen im Wind, existenzbedrohend, aber "man möchte ewig leben, solange der Mistral weht".

Die Entschlüsselung des Himmels.
Der erste Computer - ein 2000 Jahre altes Rätsel wird gelöst
Cover: Die Entschlüsselung des HimmelsRowohlt Verlag, Reinbek 2011, ISBN 9783498045173, Gebunden, 288 Seiten, 22,95 EUR

Aus dem Englischen von Monika Niehaus. Eigentlich dürfte es ihn gar nicht geben, so modern ist er: der mechanische Kalendercomputer von Antikythera, ein Apparat, mit dem die Griechen um 100 vor Christus verschiedenste Kalendarien und Zeitzyklen vorausberechnen konnten, dazu die Bewegung der Himelskörper, den Verlauf von Sonne und Mond durch den altägyptischen Tierkreis und vieles mehr. Eine analoge Rechenmaschine auf hohem Niveau, die ohne Strom und Programmabstürze auskam. Seit hundert Jahren fasziniert dieser Fund die Forscher. Seine Entdeckung, Rekonstruktion und allmähliche Enträtselung sind eine schillernde Abenteuergeschichte.

Frankfurter Rundschau

Anständig essen.
Ein Selbstversuch
Cover: Anständig essenGaliani Verlag Berlin, Berlin 2011, ISBN 9783869710280, Gebunden, 335 Seiten, 19,95 EUR

Karen Duve gehörte nicht eben zur Gesundheitsfraktion. Bratwürstchen und Gummibären wanderten genauso in ihren Einkaufswagen wie Schokolade und Curryketchup in 1-L-Plastikflaschen. Doch dann zog sie mit jemandem zusammen, der schnell den Spitznamen Jiminy Grille erhielt - nach dem personifizierten Gewissen der Holzpuppe Pinocchio. Denn Jiminy schrie auf, wenn Karen Duve nach der "Grillhähnchenpfanne für 2,99" griff. Und Karen Duve musste einräumen, dass das Leben der "Grillhähnchenpfanne" vor ihrer Schockfrostung wohl eher unerfreulich gewesen war. So stellten sich vor der Tief kühltruhe schnell grundlegende Fragen: Darf man Tiere eigentlich essen? Und wenn Tiere nicht, warum dann Pflanzen? Wo beginnt die menschliche Empathie, und warum? Was sind wir bereit aus Rücksicht auf die Mitlebewesen zu opfern? Oder können wir sogar einen persönlichen Gewinn daraus ziehen, unsere Gewohnheiten zu ändern?

Die Tränen meines Vaters.
Erzählungen
Cover: Die Tränen meines VatersRowohlt Verlag, Reinbek 2010, ISBN 9783498068899, Gebunden, 368 Seiten, 19,95 EUR

Aus dem Amerikanischen von Maria Carlsson. "Es ist leicht, Menschen in der Erinnerung zu lieben", schreibt John Updike in seinen nachgelassenen Erzählungen. Und er tut es, er blickt zurück, will die verblassenden Bilder so zärtlich, aber auch so genau wie möglich beschreiben die Großeltern, die musische Mutter mit ihren jähen Zornesausbrüchen, den lehrenden Vater, die eigenen Kinder und Enkel. Und natürlich die Frauen, immer die Frauen: Ehe, Ehekrisen, Ehebruch. Jemand liest im Regen eine Nachbarin auf, bringt sie heim. Unwetter, Stromausfall. Bald sind beide nackt. Dann kommt das Licht wieder, sie ziehen sich peinlich berührt an und verabschieden sich, als sei nichts gewesen. Es war ja auch nichts. Und doch bleibt ein Echo im Hallraum der Erinnerung. Von der Weltwirtschaftskrise der 30er bis zu den Nachwehen des 11. September, vom ländlichen Alton bis ins ferne Indien spannt sich der Bogen eines ganzen Menschenlebens.

Neue Zürcher Zeitung

Zeigen.
Die Rhetorik des Sichtbaren
Cover: ZeigenWilhelm Fink Verlag, München 2010, ISBN 9783770550098, Kartoniert, 455 Seiten, 59,00 EUR

Herausgegeben von Gottfried Boehm, Sebastian Egenhofer und Christian Spies. In den Augen vieler haftet dem Zeigen etwas Primitives an, das Handgreifliche der Gebärde oder Geste, die bloße Hilfsfunktion eines Zeigers oder Zeichens. Es scheint hinter den komplexen Möglichkeiten des Sagens und Denkens zurückzubleiben. Nur wer nichts verstanden hat, braucht den direkten Fingerzeig. Mit der Diskussion über das besondere Potential ikonischer Präsentation kommt auch das Zeigen auf neue Weise in den Blick. Dabei wird deutlich, dass der Ursprung des Zeigens im Feld der Sichtbarkeit liegt. Es kultiviert sich in einer Rhetorik des Sichtbaren, die eine Sache vor Augen treten lässt, wie sie umgekehrt den Blick auf sie lenkt. Zwischen dem Sich-Präsentieren der Sache und dem gerichteten Blicken liegt das Bild: Das Bild zeigt, indem es sich auf den Anblick eines Anderen öffnet. Zugleich verweist es auf sich selbst, denn nur als selbst Sichtbares kann es seinem Gegenstand eine Präsenz verleihen.

Der Hass der Liebenden.
Roman
Cover: Der Hass der LiebendenManesse Verlag, München 2010, ISBN 9783717522126, Gebunden, 188 Seiten, 18,95 EUR

Aus dem Spanischen von Petra Strien-Bourmer. In einem abgelegenen Hotel an der argentinischen Atlantikküste versammelt sich eine illustre Gesellschaft, darunter ein drogensüchtiger Arzt, ein rätselhafter kleiner Junge und zwei Schwestern, die den gleichen Mann lieben. Ein Mord geschieht. Kurz darauf bricht ein Sandsturm los, der das Hotel von der Außenwelt abschneidet. Eine drückende Atmosphäre des Misstrauens und der Bedrohung breitet sich aus. In der dämmrigen, stickigen Enge sind Phantasie und Wirklichkeit kaum noch voneinander zu unterscheiden. Schließlich gipfeln die gegenseitigen Verdächtigungen in einer Verfolgungsjagd durch die windgepeitschten Dünen Silvina Ocampo und Adolfo Bioy Casares spielen geschickt mit den Erwartungen des Lesers: Immer wieder wird er gezwungen, seine Vermutungen zu revidieren.

Unschuldige Tage im Krieg.
Roman
Cover: Unschuldige Tage im KriegSchöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN 9783895611759, Gebunden, 248 Seiten, 19,95 EUR

Aus dem Italienischen von Marianne Schneider. "Kann ein Kuss die Existenz eines Menschen zerstören? Ein Kuss - kein Verbrechen, keine Gewalttätigkeit, kein Verstoß gegen die Regeln: Kann ein einfacher, durchaus banaler Kuss das Geschick eines Menschen aus den Angeln heben und den gesamten Verlauf seines Lebens ändern?" Ein Kuss mit unerhörten Konsequenzen verbindet Menschen im ländlichen Italien mit Londoner Intellektuellen, Mussolinis Soldaten mit der englischen Kolonialgesellschaft in Afrika oder dem einfachen Volk in Russland, Männer mit Frauen und Männer mit Männern. Mitten in dieser weit gespannten Weltkriegskulisse kreuzen sich die Wege einer sizilianischen Familie und eines Piloten der Royal Air Force, die sich am Ende gemeinsam gegen die Herrschaft des Nazifaschismus auflehnen. Doch zuvor müssen sie sich mit ihren kulturellen Befangenheiten und sexuellen Vorurteilen auseinandersetzen.

Familie Salzmann.
Erzählung aus unserer Mitte
Cover: Familie SalzmannDiogenes Verlag, Zürich 2010, ISBN 9783257067583, Gebunden, 184 Seiten, 19,90 EUR

Eine Familiengeschichte über drei Generationen über 100 Jahre und unsere Gegenwart. Sie beschreibt Ungerechtigkeit und Not, aber auch Treue, Freundschaft und die Hoffnung auf Glück. Es ist die Geschichte des deutsch-österreichischen Ehepaares Hugo und Juliana Salzmann, dessen Liebe sich im Widerstand und in der Verbannung kaum erfüllen kann. Die Geschichte ihres Sohnes, und wie er von seiner Tante unter widrigen Umständen am Leben gehalten wird. Die Geschichte seiner Mühe, der toten Mutter nahe zu bleiben, und seines vergeblichen Werbens um die Zuwendung und Geduld seines Vaters. Und die Geschichte des Enkels, der - in unserer Gegenwart - an seinem Arbeitsplatz gemobbt, dem schließlich gekündigt wird, nachdem er diesen einen Satz hat fallenlassen: "Meine Oma ist in einem KZ umgekommen." Eine Familiengeschichte also, die quer durch beide deutsche Staaten, durch Österreich, Frankreich, die Schweiz verläuft, über drei Generationen und ein Jahrhundert.

Süddeutsche Zeitung

Unschuldige Tage im Krieg.
Roman
Cover: Unschuldige Tage im KriegSchöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN 9783895611759, Gebunden, 248 Seiten, 19,95 EUR

Aus dem Italienischen von Marianne Schneider. "Kann ein Kuss die Existenz eines Menschen zerstören? Ein Kuss - kein Verbrechen, keine Gewalttätigkeit, kein Verstoß gegen die Regeln: Kann ein einfacher, durchaus banaler Kuss das Geschick eines Menschen aus den Angeln heben und den gesamten Verlauf seines Lebens ändern?" Ein Kuss mit unerhörten Konsequenzen verbindet Menschen im ländlichen Italien mit Londoner Intellektuellen, Mussolinis Soldaten mit der englischen Kolonialgesellschaft in Afrika oder dem einfachen Volk in Russland, Männer mit Frauen und Männer mit Männern. Mitten in dieser weit gespannten Weltkriegskulisse kreuzen sich die Wege einer sizilianischen Familie und eines Piloten der Royal Air Force, die sich am Ende gemeinsam gegen die Herrschaft des Nazifaschismus auflehnen. Doch zuvor müssen sie sich mit ihren kulturellen Befangenheiten und sexuellen Vorurteilen auseinandersetzen.

Meistens wohnt der den man sucht nebenan.
Kafka lesen
Cover: Meistens wohnt der den man sucht nebenanS. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN 9783100278241, Gebunden, 141 Seiten, 16,95 EUR

Aus dem Französischen von Brigitte Große. Warum ausgerechnet Kafka? Weil Kafka von großer Klarheit ist, egal wie unwahrscheinlich seine Geschichten sind. Ein Mann verwandelt sich in ein Ungeziefer? Unmöglich, und doch gibt es nichts Gewisseres, nichts Packenderes. Was Kafka schreibt, ist, was es ist - es gibt kein Jenseits der Sprache, keine Bedeutung, die außerhalb des Gesagten liegt. Georges-Arthur Goldschmidt nimmt Kafka beim Wort. Aus diesem Wörtlichnehmen ist eine erstaunliche Lektüre Kafkas entstanden, die einem die Sprache verschlägt. Goldschmidt denkt scharf wie ein Messer und schreibt leidenschaftlich wie ein Liebhaber. "Kafka lesen" ist ein mitreißendes Plädoyer für einen der größten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

Die Kunst geht knapp nicht unter.
Im Gespräch mit Klaus Dermutz
Cover: Die Kunst geht knapp nicht unterSuhrkamp Verlag, Berlin 2010, ISBN 9783518421871, Gebunden, 270 Seiten, 24,90 EUR

Mit Bildtafeln. Die Gespräche mit Anselm Kiefer in diesem Band erschließen die philosophischen und theologischen Grundlagen seiner Kunst, die von der Mystik und Kosmogonie Isaak Lurias sowie von den Gedichten von Ingeborg Bachmann und Paul Celan inspiriert ist. Die Gespräche mit Klaus Dermutz kreisen um die Elemente Feuer, Wasser, Erde Luft, um Erzählungen aus dem Alten und Neuen Testament sowie um die Leere, die im buddhistischen Denken eine zentrale Rolle spielt. Der Band erörtert Fragen der deutschen Geschichte, ihre Mythologien und Ideologien, und thematisiert Kiefers intensive Beschäftigung mit der Shoah. Kiefers Werke finden ihren Raum im Theater. Die Ausstattung zu "Ödipus" in Kolonos am Burgtheater 2003 und "Elektra" sowie Kiefers Uraufführung seines Librettos "Am Anfang" 2009 an der Opera Bastille sind von einer "Ästhetik des Restes" geprägt, die den in Paris lebenden Maler schon sehr früh faszinierte und für sein gesamtes Schaffen von großer Bedeutung ist. In diesen Horizont eingebettet sind Überlegungen zur Stellung des Menschen im Kosmos sowie zur künstlerischen Produktion.

Die Tageszeitung

Horror als Alltag.
Texte zu
Cover: Horror als AlltagVerbrecher Verlag, Berlin 2010, ISBN 9783940426529, Kartoniert, 248 Seiten, 14,00 EUR

Herausgegeben von Annika Beckmann, Ruth Hatlapa, Oliver Jelinski u. a. Buffy ist ein Mädchen, das Dämonen mächtig auf die Mütze gibt. Herrschaftliche Strukturen, die in der Real World so schwer zu fassen sind, erhalten ein Gesicht, in das man schlagen kann. Soweit so schön, aber leider nur für den Zuschauer. Denn Buffy selbst kriegt durch ihren "Job" ganz andere Probleme in der Highschool, später im College und im dämonenfreien Teil ihres Alltags. Und zwar solche, die man nicht verprügeln kann. Hier hat die Struktur kein Gesicht mehr. Im Medium des Phantastischen werden so Heteronomie-Erfahrungen auf eine verbindliche Weise thematisiert, wie es vermeintlich authentischen Abbildern und moralischem Bildungsfernsehen nicht möglich ist. In zehn Artikeln streitet das Buch auch darüber, ob sich der kritische Gehalt der Fernsehserie an ihren Kunst- oder aber gerade an ihren Kulturindustriecharakter binden lässt. Mit Beiträgen von Carmen Dehnert, Dietmar Dath, Heide Lutosch, Jakob Schmidt, Jasper Nicolaisen, Lars Quadfasel und anderen.

Sinnlose Wettbewerbe.
Cover: Sinnlose WettbewerbeHerder Verlag, Freiburg im Breisgau 2010, ISBN 9783451303487, Gebunden, 239 Seiten, 19,95 EUR

"Je mehr Wettbewerb - umso besser": Schließlich soll sich doch der, die oder das Beste durchsetzen. Also versucht man, auch dort, wo es keinen Markt gibt, künstliche Wettbewerbe zu inszenieren, um z.B. Wissenschaft, Bildung oder Gesundheitswesen auf Effizienz zu trimmen. Doch dies führt nicht zu mehr Qualität, sondern dazu, dass viele Menschen freudlos und gestresst mit Akribie und Fleiß Dinge hervorbringen, die niemand braucht. Der kompetente Autor vertritt die Meinung, dass diese Produktion von Unsinn zwar Arbeitsplätze schafft, doch fatale Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft hat: Sinn wird durch Unsinn verdrängt, Qualität durch Quantität. Diese Entwicklung führt zu einer schleichenden, noch kaum erkannten Pervertierung der Marktwirtschaft, die entschieden bekämpft werden muss.

Nat Tate.
Cover: Nat TateBerlin Verlag, Berlin 2010, ISBN 9783827009623, Gebunden, 96 Seiten, 24,00 EUR

Aus dem Englischen von Chris Hirte. Mit zahlreichen Abbildungen. Keiner narrte die New Yorker Kunstwelt wie er. Keinem ist es gelungen, einem fiktiven Künstler posthum zu Ruhm und Verkäufen bei Sotheby's zu verhelfen. Mit Nat Tate hat William Boyd seinen Ruf als begnadeter Fälscher und Meister des doppelten Spiels begründet; nun erscheint die frei erfundene Biographie erstmals auf Deutsch. Am 1. April 1998 laden David Bowie und William Boyd die interessierte New Yorker Kunstwelt ein: Nat Tate, ein in Vergessenheit geratener Expressionist, soll geehrt, ein Buch über Leben und Werk präsentiert werden. Die Szene folgt ihrem Ruf, Kritiker, Sammler, Galeristen, alle sind da und erinnern sich, jeder hat schon einmal von Tate gehört, ihn besser oder schlechter gekannt, seine Bilder gemocht oder abgelehnt. Und alle sitzen sie einem Schwindel auf. Was im Gewand einer tragischen Künstlerbiographie daherkommt - früher Tod der Mutter, Studium bei Hans Hofmann, erste Erfolge in den Fünfzigern, Erkennen der eigenen Mediokrität, Freitod mit einunddreißig -, ist in Wahrheit nichts weiter als eine Erfindung des gewieften Erzählers William Boyd. Fotos präsentiert er, Zeitzeugen, vermeintliche Bilder des Künstlers (die Boyd selbst gemalt hat), Begegnungen mit Picasso und Braque fingiert er. So überzeugend ist er, dass die Szene damals meinte, den Künstler Nat Tate völlig neu bewerten zu müssen. Dieses Buch ist ein wahres Fundstück, ein Spiel mit Sein und Schein, eine herrliche Gaunerei.

Rost.
Roman
Cover: RostKlett-Cotta Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 9783608938937, Gebunden, 464 Seiten, 22,95 EUR

Aus dem Amerikanischen von Frank Heibert. In einer schönen, aber sterbenden Stadt der Stahlindustrie in Pennsylvania lebt Isaac. Er ist der klügste Junge der Stadt, aber nachdem seine Mutter Selbstmord begangen hat, muss er sich um seinen kranken Vater kümmern. Als seine Schwester diesen hoffnungslosen Ort verlässt, will auch Isaac weg. Selbst sein bester Freund, der bullige Billy Poe, kann ihn nicht daran hindern. Doch am Tag seiner Abreise geschieht etwas, das das Schicksal der beiden Freunde für immer verändern wird und die Loyalitäten zwischen ihnen, ihren Lieben und Familien und der gesamten Stadt auf die Probe stellt.

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