
Bücherschau des Tages vom 11.03.2011
Odyssee durch Europa
Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz und Zeit. Täglich ab 14 Uhr.11.03.2011. Atemlos liest die FR Jan Karskis "Bericht an die Welt". Karski hatte 1942/43 die Alliierten über die Vernichtung der Juden informiert, nachdem er mehrmals ins Warschauer Ghetto und in ein Vernichtungslager eingeschleust worden war. Die SZ findet Friedrich Wilhelm Grafs Kritik an den Kirchen in Deutschland ein wenig zu stark: jedenfalls soweit es die protestantische Kirche angeht. In der FAZ der Mediziner Michael Hagner und der Dichter Dirk von Petersdorff ein Buch des Dichters Raoul Schrott und des Psychologen Arthur Jacobs, "Gehirn und Gedicht".
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Gehirn und Gedicht.
Wie wir unsere Wirklichkeiten konstruieren

Carl Hanser Verlag, München 2011,
ISBN
9783446236561, Gebunden, 528
Seiten,
29,90
EUR
Mit zahlreichen Abbildungen und Grafiken, 6 Seiten Tafelteil 4-farbig. Warum können wir uns beim Lesen so in ein Buch vertiefen, dass wir die Welt um uns vergessen? Warum gehen uns Reime ein Leben lang durch den Kopf, und warum schlagen Metaphern manchmal ein wie der Blitz? Raoul Schrott hat auf der Suche nach dem Geheimnis des Gedichts die neuesten Spuren der Biologie und Wissenschaft aufgenommen. Zusammen mit Arthur Jacobs zeigt er, wie sich in elementaren literarischen Stilmitteln neuronale Prozesse erkennen lassen. Anhand vieler Beispiele aus unterschiedlichsten Epochen führt er uns vor, wie wir denken, warum wir es so tun, wie wir es tun, und wie daraus Dichtung entsteht.
Gehirn und Gedicht.
Wie wir unsere Wirklichkeiten konstruieren

Carl Hanser Verlag, München 2011,
ISBN
9783446236561, Gebunden, 528
Seiten,
29,90
EUR
Mit zahlreichen Abbildungen und Grafiken, 6 Seiten Tafelteil 4-farbig. Warum können wir uns beim Lesen so in ein Buch vertiefen, dass wir die Welt um uns vergessen? Warum gehen uns Reime ein Leben lang durch den Kopf, und warum schlagen Metaphern manchmal ein wie der Blitz? Raoul Schrott hat auf der Suche nach dem Geheimnis des Gedichts die neuesten Spuren der Biologie und Wissenschaft aufgenommen. Zusammen mit Arthur Jacobs zeigt er, wie sich in elementaren literarischen Stilmitteln neuronale Prozesse erkennen lassen. Anhand vieler Beispiele aus unterschiedlichsten Epochen führt er uns vor, wie wir denken, warum wir es so tun, wie wir es tun, und wie daraus Dichtung entsteht.
Frankfurter Rundschau
Das Schweigen des Jan Karski.
Roman

Rowohlt Verlag, Reinbek 2011,
ISBN
9783498030070, Gebunden, 188
Seiten,
18,95
EUR
Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. Jan Karski, Kurier des polnischen Widerstands, sollte der Welt berichten, was er über die Judenvernichtung wusste. Doch niemand mochte seine Botschaft hören. Der Mann, der "den Holocaust stoppen wollte", versank nach dem Krieg lange in Schweigen. Yannick Haenel gibt Karski nun eine fiktive, eigene, berührende Stimme. Zweimal wurde Jan Karski ins Warschauer Ghetto eingeschleust, denn er sollte als Kurier des polnischen Widerstands der Welt von dem Mord an den Juden berichten. Mit diesem Auftrag reiste er nach England und Amerika,traf sogar Präsident Roosevelt. Die polnische Exilregierung forderte von den Alliierten zu handeln.
Doch warum haben sie es nicht getan? Diese Frage quält Jan Karski sein Leben lang, und die Antworten, die er findet, lassen ihn nach dem Krieg in Schweigen versinken. In seinem ungewöhnlich konstruierten und in Frankreich heftig umstrittenen Roman mischt der Autor Erinnerung, Geschichte und Fiktion. Nach der Beschreibung von Karskis Auftritt in dem Film "Shoah" von Claude Lanzmann versetzt sich Haenel in Ichform in Karski und gibt in einem inneren Monolog den Alliierten eine Mitschuld an der Ermordung der Juden.
Mein Bericht an die Welt.
Geschichte eines Staates im Untergrund

Antje Kunstmann Verlag, München 2011,
ISBN
9783888977053, Gebunden, 620
Seiten,
28,00
EUR
Aus dem englischen Originaltext und der französischen Neuausgabe von 2010 übersetzt von Franka Reinhart und Ursel Schäfer. Herausgegeben von Celine Gervais-Francelle. Dass Jan Karski, eine der zentralen Figuren des polnischen Widerstands, die Alliierten schon 1942/43 mit der Realität des Holocaust konfrontierte, hat ihm in Israel einen Platz unter den "Gerechten" eingetragen. Sein Lebensbericht "Story of a Secret State", 1944 unmittelbar unter dem Eindruck der Ereignisse geschrieben, wurde in den USA zu einem Sensationserfolg. Danach schienen Autor und Buch verschollen, bis Claude Lanzmann den herausragenden Zeitzeugen für seinen Film "Shoah" interviewte.
Heute wird Jan Karski neu entdeckt, und erstmals liegen seine außergewöhnlichen Memoiren auf Deutsch vor ein Dokument allerersten Ranges, Zeitgeschichte, die sich wie ein Kriminalroman liest. Als Hitler Polen überfällt, flieht der junge Offizier mit der zerschlagenen Armee gen Osten und läuft den Sowjets in die Arme, die ihn an die Deutschen ausliefern. Damit beginnt die abenteuerliche Odyssee Karskis durch ein Europa in Krieg und Aufruhr.
In tollkühner Flucht schlägt er sich zur polnischen Untergrundbewegung durch, wird rasch mit wichtigen Missionen betraut. Jüdische Partisanen schleusen ihn heimlich ins Warschauer Ghetto und ein Konzentrationslager, wo er Augenzeuge der Judenvernichtung wird. Karski gerät in die Fänge der Gestapo, wird gefoltert, flieht erneut. Seine wichtigste Mission als Kurier für den Widerstand führt ihn schließlich 1942 quer durch Nazi-Deutschland nach England und Amerika, um Anthony Eden und Roosevelt persönlich Bericht zu erstatten.
Legende vom Glück des Menschen.
Roman

Galiani Verlag Berlin, Berlin 2011,
ISBN
9783869710327, Gebunden, 213
Seiten,
16,95
EUR
Knapp fünfzehn Jahre nach der Wende findet die junge Erzählerin im Nachlass der Großeltern ein Buch, das ihr Großvater zu einem Betriebsjubiläum geschenkt bekommen hat. Ein Fotoband von 1968, der "Vom Glück des Menschen" heißt, komponiert und betextet von Rita Maahs und Karl Eduard von Schnitzler. Die Anmaßung eines politisch verordneten Glücks empört die Enkelin. Wie kann ein Staat auf die Idee kommen, seinen Bürgern vorzuschreiben, wie sie glücklich werden? Anhand weiterer Fundstücke aus dem Nachlass beginnt sie zu rekonstruieren, wie sich ihre Großeltern kurz vor dem Zweiten Weltkrieg kennenlernten, heirateten und sich nach dessen Ende fast wie Fremde wieder gegenüberstanden, wie ihr Vater und ihre Mutter sich in der DDR kennenlernten und durchschlugen und wie sie, die Erzählerin selbst, und ihr älterer Bruder die Wende und die Zeit danach erlebten. Dabei überschreibt Peggy Mädler je ein Kapitel aus dem Propagandaband mit "Legenden" aus der Familiengeschichte ihrer Erzählerin. So entstehen die "Legende vom Glück der Arbeit", die "Legende vom Glück des Miteinanders" usw., und plötzlich wird klar: Ob und wie Menschen das Glück finden, hat oft weniger mit den großen Rahmenbedingungen zu tun, als mit privaten Begegnungen, kleinen Gesten und unspektakulären Zufällen. Und: Die besten Geschichten schreibt nicht die Geschichte, sondern das Leben selbst.
Neue Zürcher Zeitung
Heute leider keine Kritiken!
Süddeutsche Zeitung
Patentöchter.
Im Schatten der RAF - ein Dialog

Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2011,
ISBN
9783462042771, Gebunden, 206
Seiten,
18,95
EUR
Der Mord an Jürgen Ponto und die Folgen. Ein bewegendes Buch aus der Sicht von zwei Frauen, deren Familien einst eng miteinander verbunden waren und die durch den Mord an Jürgen Ponto auseinandergerissen worden sind. Die Autorinnen werfen einen neuen Blick auf die - bis heute hauptsächlich von Außenstehenden gedeutete - Geschichte der RAF, die Rolle der Täter und die Wunden, die ihre Taten geschlagen haben. 30. Juli 1977: Jürgen Ponto empfängt Susanne Albrecht, die Tochter seines Jugendfreundes Hans-Christian Albrecht, in seinem Haus in Oberursel. Ihre Begleiter Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar schießen auf Jürgen Ponto. Corinna, seine Tochter, ist zu diesem Zeitpunkt zwanzig Jahre alt, Julia, Susannes Schwester, dreizehn Jahre. Nach dem Mord war das Band zwischen den Familien durchschnitten.
30 Jahre danach nimmt Julia Albrecht - die Patentochter von Jürgen Ponto - Kontakt auf zu Corinna Ponto - der Patentochter von Hans-Christian Albrecht. Ein Briefwechsel entspinnt sich, eine erste Begegnung findet statt. Im Mittelpunkt ihres Buches stehen die Geschichte der RAF und der Umgang damit, die Fragen nach Schuld und den Hintergründen der Täterschaft, nach den Möglichkeiten von Aufarbeitung und Versöhnung. Und beide Frauen tauschen sich darüber aus, wie man mit den eigenen Kindern über diesen Teil der deutschen Geschichte spricht, der doch auch Teil der Geschichte ihrer Familien ist. - Täter und Opfer der RAF - der erste Dialog von Angehörigen beider Seiten.
Kirchendämmerung.
Wie die Kirchen unser Vertrauen verspielen

C.H. Beck Verlag, München 2011,
ISBN
9783406613791, Kartoniert, 192
Seiten,
10,95
EUR
Die Kirchen in Deutschland erleben eine beispiellose Austrittswelle. Was läuft schief? Nur auf die Missbrauchsskandale zu verweisen greift zu kurz. Die Gründe liegen tiefer. Friedrich Wilhelm Graf analysiert in diesem Buch sieben Kardinal-Untugenden der Kirchen: die verquaste Sprache der Theologen, den selbstgerechten Moralismus der Funktionäre, die Bildungsferne der Gottesdienste, die Demokratievergessenheit politischer Interventionen, die weltfremde Selbstherrlichkeit der Würdenträger, den Abschied von einem pluralistischen Christentum sowie den Paternalismus kirchlicher Sozialmanager. Diese Analyse der kirchlichen Missstände ist längst überfällig. Sie will wachrütteln, damit die Kirchen ihrer gesellschaftlichen Aufgabe in Zukunft besser gerecht werden.
Die Tageszeitung
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Die Welt
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Die Zeit
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Deutschlandfunk
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Deutschlandfunk Kultur
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