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Bücherschau des Tages vom 28.04.2011


Im Fliederzimmer


Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz und Zeit. Täglich ab 14 Uhr.
28.04.2011. Die Zeit preist Anita Albus' Essay "Im Licht der Finsternis", der Proust mittels Kathedralenbau, Botanik und der Sexualität von Medusenqualle und Orchidee erklärt. Die NZZ liest bewegt Cesarina Vighys Buch einer Sterbenden "Mein letzter Sommer". Die FR freut sich über Franz Overbecks neu edierte "Erinnerungen an Friedrich Nietzsche". Die FAZ lernt von Marie Luise Knott, mit Hannah Arendt zu denken und zu lachen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Was ist Film.
Peter Kubelkas Zyklisches Programm im Österreichischen Filmmuseum
Cover: Was ist FilmSynema Verlag, Wien 2010, ISBN 9783901644368, Broschiert, 208 Seiten, 18,00 EUR

Herausgegeben von Stefan Grissemann, Alexander Horwath und Regina Schlagnitweit. Peter Kubelkas Programmzyklus "Was ist Film" im Österreichischen Filmmuseum stellt das Medium Film anhand von rund 300 Beispielen als eigenständige Kunstgattung vor. DieUnadingbar für das Verständnis der Werke ist die konkrete Erfahrung im Kino. Dieses umfassdende Buch zum Zyklus führt die Beschäftigung mit diesen Werken auf anderer Ebene fort. Es enthält Texte zu sämtlichen präsentierten Filmen, rund 200 Abbildungen, ein umfangreiches Gespräch mit Peter Kubelka und einen Index zu den 74 Künstler und Künstlerinnen, die im Zyklus vertreten sind.

Die Gestaltung der Leere.
Zum Umgang mit einer neuen städtischen Wirklichkeit
Cover: Die Gestaltung der LeereTranscript Verlag, Bielefeld 2010, ISBN 9783837615395, Gebunden, 248 Seiten, 28,80 EUR

Städtische Leerräume sind zu einer Realität geworden, die sich längst nicht mehr auf Krisenregionen beschränkt: Es dominiert die Wahrnehmung urbaner Brachen als Missstand. In diesem Buch wird eine andere Perspektive eingenommen: Christine Dissmann wagt einen architekturtheoretisch geprägten Blick auf die städtische Leere und betrachtet diese nicht mit der Intention einer möglichst erfolgreichen Stadtreparatur, sondern interessiert sich für deren ästhetische Eigenschaften.

Verlernen.
Denkwege bei Hannah Arendt
Cover: VerlernenMatthes und Seitz, Berlin 2011, ISBN 9783882216059, Gebunden, 151 Seiten, 19,90 EUR

Mit Zeichnungen von Nanne Meyer. "Ich rühre nie wieder eine intellektuelle Geschichte an!" 1933, den Bankrott des Denkens und der Urteilskraft vor Augen, verließ Hannah Arendt, die Schülerin von Martin Heidegger und Karl Jaspers, ihre Heimat, die Philosophie und Deutschland. Um in den Besitz einer eigenen Sprache für das Gesehene und Gehörte, Geschehene und Getane zu gelangen, begann sie im Exil ihre Wege des Verlernens , die sie später ihre lebenslange Verstehensarbeit nannte. Marie Luise Knott skizziert Erkenntniswege, mit deren Hilfe sich Hannah Arendt, die Theoretikerin der Freiheit, kollektive "Lebenslügen" und vorgefasste Meinungen austreibt, die am Denken hindern. Die Kraft der Bilder und der Begriffe machen den Denkraum Hannah Arendts zu einem verlässlichen Ort, in dem der Leser seine eigene denkerische Ratlosigkeit aufgehoben weiß und sich selbst in "wesentliche gedankliche Prozesse" verwickeln kann. "Verlernen" ist mehr als ein Buch über das Nachleben dieser Ausnahmedenkerin. Arendts Wege des Verlernens erweisen sich als Anstöße zu politischem Handeln und Urteilen.

Marina.
Roman
Cover: MarinaS. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011, ISBN 9783100954015, Gebunden, 350 Seiten, 19,95 EUR

Aus dem Spanischen von Peter Schwaar. "Wir alle haben im Dachgeschoss der Seele ein Geheimnis unter Verschluss. Das hier ist das meine." So beginnt Oscar Drai seine Erzählung. Der junge Held des Romans sehnt sich danach, am Leben Barcelonas teilzuhaben, und streift am liebsten durch die verwunschenen Villenviertel der Stadt. Eines Tages trifft er auf ein faszinierendes Mädchen. Sie heißt Marina, und sie wird sein Leben für immer verändern.

Augenblick der Ewigkeit.
Cover: Augenblick der EwigkeitAlbrecht Knaus Verlag, München 2010, ISBN 9783813503715, Gebunden, 543 Seiten, 22,99 EUR

Die grandiose Lebens- und Liebesgeschichte des gottbegnadeten Dirigenten Karl Amadeus Herzog ein erzählerisches Bravourstück über die Gier nach Ruhm und Erfolg, über Schuld und Verrat ein einzigartiges Porträt des 20. Jahrhunderts. Als Karel Bohumils über alles geliebter Vater am Vorabend des Ersten Weltkrieges vor seinen Augen erschossen wird, ahnt keiner, dass dieser kleine Klavierspieler der größte Dirigent des 20. Jahrhundert werden wird. Außer vielleicht Franziska Wertheimer, deren Familie in Karlsbad kurt.

Frankfurter Rundschau

Erinnerungen an Friedrich Nietzsche.
Mit Briefen an Heinrich Köselitz und mit einem Essay von Heinrich Detering
Cover: Erinnerungen an Friedrich NietzscheBerenberg Verlag, Berlin 2011, ISBN 9783937834443, Gebunden, 160 Seiten, 20,00 EUR

Franz Overbeck war Nietzsches bester Freund. Er blieb es über dessen geistigen Zusammenbruch im Januar 1889 hinaus, weil er nie zum Apostel des Philosophen wurde. Den Freund betrachtet er in diesen Erinnerungen nicht als Genie, sondern als einen sensiblen, vielfach gebrochenen Menschen. Nietzsche erscheint hier nicht als Ausnahmemensch, sondern als Zeitgenosse, weniger seiner Zeit voraus als vielmehr ganz und gar ein Teil von ihr. Neben den Erinnerungen stehen auch die Briefe, die Overbeck zur Zeit von Nietzsches Zusammenbruch an dessen ergebenen Jünger Heinrich Köselitz (Peter Gast) schrieb. Sie erscheinen hier, ebenso wie die Erinnerungen, zum ersten Mal als Buch.

Neue Zürcher Zeitung

Der letzte Grieche.
Roman
Cover: Der letzte GriecheCarl Hanser Verlag, München 2011, ISBN 9783446236332, Gebunden, 415 Seiten, 24,90 EUR

Aus dem Schwedischen von Paul Berf. Jannis Georgiadis, Sohn eines Bauern aus Griechenland, verlässt seine Heimat Mitte der sechziger Jahre, um seiner Jugendliebe nach Schweden zu folgen. Vorübergehend findet er dort das Paradies: Er träumt von einem Studium der Hydrologie und verliebt sich in das schwedische Kindermädchen. Doch als sich viel zu früh ein Kind einstellt, scheitert nicht nur eine der Zukunftsvisionen des griechischen Gastarbeiters. Aris Fioretos' Geschichte über Familie, Migration, Erinnerungen und Lebenslügen ist ein virtuoser Roman über das 20. Jahrhundert in Europa.

Mein letzter Sommer.
Roman
Cover: Mein letzter SommerHoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2010, ISBN 9783455402735, Gebunden, 192 Seiten, 17,00 EUR

Aus dem Italienischen von Maja Pflug. Mit siebzig Jahren ist Amelia schwer erkrankt. Den nahen Tod vor Augen, lässt sie ihr Leben Revue passieren, erzählt von der ungewöhnlichen Liebesgeschichte ihrer Eltern in Venedig, von der beglückenden Flucht des Mädchens in die Welt der Bücher, vom Entkommen aus der Enge des Elternhauses an die Universität in Rom, von der ersten Liebe und dem Leben als Bibliothekarin mit Mann und Kind. Ein Leben, das schließlich eine dramatische Wendung erfährt, als die Ärzte bei ihr die Nervenkrankheit ALS diagnostizieren. Doch dieses Schicksal meistert Amelia mit scharfzüngigem Witz und ohne jedes Selbstmitleid. Auch wenn sie all ihre Sinne verliert, ist sie fest entschlossen, sich einen Sinn zu bewahren: den für Humor.

Süddeutsche Zeitung

Spiegel - Medium - Kunst.
Zur Geschichte des Spiegels im Zeitalter des Bildes
Cover: Spiegel - Medium - KunstWilhelm Fink Verlag, München 2011, ISBN 9783770550074, Gebunden, 820 Seiten, 119,00 EUR

Mit Hilfe des Spiegels kam der Mensch nicht nur sich selbst, sondern auch den unendlichen Fernen des Universums näher als mit irgendeinem anderen Medium. Als Medium der Selbsterkenntnis fand der Spiegel die Grenzen seiner wissenschaftlichen Rezipierbarkeit in der Selbstbezüglichkeit, dem großen Thema aller psychoanalytisch orientierten Forschungsansätze. Als Leerstelle der Welterkenntnis bekamen Spiegel eine wissenschaftliche Perspektive vor allem jenseits ihrer eigenen Medialität in Bildern und Metaphern, den Paradigmen aller bild- und textorientierten Forschungsansätze.

Die barfüßige Witwe.
Roman
Cover: Die barfüßige WitweZsolnay Verlag, Wien 2011, ISBN 9783552055322, Gebunden, 208 Seiten, 18,90 EUR

Aus dem Italienischen von Andreas Löhrer. Es ist die Zeit zwischen den Kriegen im Dorf Barbagia, im Herzen Sardiniens, wo Blutrache herrscht und Teufelsaustreibungen praktiziert werden. Mintonia ist noch ein halbes Kind, als sie sich in den jungen Schafhirten Micheddu verliebt. Eine Liebe, die sich über alle Hindernisse hinwegsetzt: den Widerstand der Eltern, Micheddus uneheliches Kind und seine Flucht vor der faschistischen Obrigkeit. Als der Geliebte von einem Brigadier bestialisch ermordet wird, schmiedet die barfüßige Witwe als Liebesbeweis einen grausamen Racheplan.

Die Tageszeitung

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Die Welt

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Die Zeit

Im Licht der Finsternis.
Über Proust
Cover: Im Licht der FinsternisS. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011, ISBN 9783100006240, Gebunden, 224 Seiten, 38,00 EUR

Mit farbigen Illustrationen. Anita Albus nähert sich Marcel Proust und seinem monumentalen Werk: "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit". In einer spannenden Lektüre führt sie den Leser auf verschlungenen Pfaden durch den Proustianischen Garten der Lüste mit seinem Höllen- und seinem Paradiesflügel. Zahlreiche prächtige Illustrationen ergänzen ihre Deutungen.

Wir haben die Wahl.
Freiheit oder Vater Staat
Cover: Wir haben die WahlPropyläen Verlag, Berlin 2011, ISBN 9783549073759, Gebunden, 256 Seiten, 19,99 EUR

Es gibt eine klare Wahl: ein Mehr an staatlicher Bevormundung oder ein Mehr an bürgerlicher Eigenverantwortung. Je länger diese Entscheidung vertagt wird, desto kostspieliger wird sie. Denn der derzeitige Kurs immer expansiverer Ansprüche an den Staat überfordert diesen und führt geradewegs in die Erosion unserer freiheitlichen Grundordnung. Demgegenüber verficht Biedenkopf das Prinzip der Subsidiarität: Staatliche Aufgaben sind soweit wie möglich durch die jeweils kleinere Einheit wahrzunehmen, Entscheidungen sind dort zu treffen, wo sie unmittelbare Auswirkungen haben. Nur so können Zentralismus und Bürokratismus verhindert, mehr Bürgernähe ermöglicht, Engagement und Motivation der Bürger gestärkt werden. Nur so können Deutschland und Europa die Stürme des 21. Jahrhunderts bestehen. Diese Weichenstellung Abkehr vom Irrweg des vormundschaftlichen Staates, Hinwendung zur sich frei entfaltenden Zivilgesellschaft ist Aufgabe der jetzt an die Schalthebel der Macht drängenden Generation.

Jeder stirbt für sich allein.
Roman. Ungekürzte Neuausgabe
Cover: Jeder stirbt für sich alleinAufbau Verlag, Berlin 2011, ISBN 9783351033491, Gebunden, 704 Seiten, 19,95 EUR

Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Almut Giesecke. Hans Falladas Darstellung des Widerstands der kleinen Leute avanciert rund sechzig Jahre nach der Entstehung zum internationalen Publikumserfolg. Jetzt erscheint erstmals die ungekürzte Fassung nach dem bislang unveröffentlichten Originalmanuskript. Ein Berliner Ehepaar wagte einen aussichtslosen Widerstand gegen die Nazis und wurde 1943 hingerichtet. Von ihrem Schicksal erfuhr Hans Fallada aus einer Gestapo-Akte, die ihm durch den Dichter und späteren DDR-Kulturminister Johannes R. Becher in die Hände kam. Im Herbst 1946 schrieb Fallada daraufhin in weniger als vier Wochen seinen letzten Roman nieder und schuf ein Panorama des Lebens der "normalen" Leute im Berlin der Nazizeit: Nachdem ihr Sohn in Hitlers Krieg gefallen ist, wollen Anna und Otto Quangel Zeichen des Widerstands setzen. Sie schreiben Botschaften auf Karten und verteilen sie in der Stadt. Die stillen, nüchternen Eheleute träumen von einem weitreichenden Erfolg und ahnen nicht, dass Kommissar Escherich ihnen längst auf der Spur ist. Diese Neuausgabe präsentiert Falladas letzten Roman erstmals in der ungekürzten Originalfassung und zeigt ihn rauer, intensiver, authentischer. Ergänzt wird der Text durch ein Nachwort, Glossar und Dokumente zum zeithistorischen Kontext.

August.
Ein bürgerliches Puppentrauerspiel
Cover: AugustS. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011, ISBN 9783100910615, Gebunden, 160 Seiten, 16,95 EUR

Sohn eines berühmten Vaters, Sohn einer nicht standesgemäßen Mutter - August von Goethe entkommt den Familienschatten nicht, reibt sich auf und geht schließlich daran zugrunde: Ein blasser Junge, der den eigenen Weg, das eigene Leben nicht findet. Anne Weber wählt die Form eines Theaters im Kopf, um die Existenz eines ewigen Sohnes und sein Ringen um Selbständigkeit als Ausweg in die Freiheit literarische vielstimmig und eindringlich darzustellen.

Deutschlandfunk

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Deutschlandfunk Kultur

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