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Bücherschau des Tages vom 12.06.2013


Für eingreifwillige Umsturzdenker


Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz und Zeit. Täglich ab 14 Uhr.
12.06.2013. Hans Peter Riegel kann die FAZ mit seiner Entzauberung des Beuys-Mythos überzeugen. Die NZZ preist Manfred Hildermeiers "Geschichte Russlands" als neues Standardwerk und empfiehlt Chalid al-Chamissis Roman "Arche Noah" als authentisches Porträt der ägyptischen Mittelschicht. Die FR liest begeistert Alain Badious freie Neuübersetzung von Platons "Staat" sowie Somalia-Romane von Yasmina Khadra und Nuruddin Farah.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Abendruh.
Thriller
Cover: AbendruhLimes Verlag, München 2013, ISBN 9783809025788, Gebunden, 416 Seiten, 19,99 EUR

Aus dem Amerikanischen von Andreas Jäger. Sie sind die einzigen Überlebenden schrecklicher Familientragödien. Erst wurden ihre Eltern und dann obendrein die Pflegefamilien brutal ermordet. In Abendruh, einem Internat in der Abgeschiedenheit Maines, sollen sie ihre Sicherheit wiedergewinnen und in ein normales Leben zurückfinden. Doch obwohl die Schule hermetisch gesichert ist, kommt es zu höchst beunruhigenden Vorfällen, und drei Jugendliche bangen um ihr Leben. Maura Isles, die eine persönliche Verbindung zu Abenruh hat, ist vor Ort, als die Bedrohung eskaliert … Der bedrohlichste Fall für Jane Rizzoli und Maura Isles!

Beuys.
Die Biografie
Cover: BeuysAufbau Verlag, Berlin 2013, ISBN 9783351027643, Gebunden, 595 Seiten, 28,00 EUR

Joseph Beuys, der hervorragende Lehrer und Weltverbesserer, gilt als bekanntester deutscher Künstler neben Albrecht Dürer. Doch nicht wenige namhafte Kunstexperten betrachten ihn als Scharlatan. War er tatsächlich der Heilsbringer der modernen Kunst, als der er immer wieder beschrieben wird? HP Riegel legt erstmals eine ausführliche, minutiös recherchierte Darstellung des Lebens und Wirkens von Joseph Beuys vor, die zu einer grundsätzlichen Neubewertung Anlass gibt. So geht es vor allem um seine existentielle Verbindung mit Rudolf Steiner, seine Nähe zu völkischem Gedankengut, seine kriegsbedingte Traumatisierung, die Hintergründe seiner Entlassung aus der Düsseldorfer Akademie und sein Engagement bei den Grünen.

Frankfurter Rundschau

Platons 'Staat'.
Cover: Platons 'Staat'Diaphanes Verlag, Zürich 2013, ISBN 9783037343180, Broschiert, 400 Seiten, 34,95 EUR

Aus dem Französischen von Heinz Jatho. Nach sechsjähriger Arbeit legt Badiou seine Neuübersetzung von Platons "Politeia" vor, in der sich philosophisches und literarisches Talent kongenial verbinden. In Badious "Staat" sind Sprache und Denken der Akteure radikal modern und enthüllen so nicht nur eine neue Sicht auf ein jahrtausendealtes Werk, sondern schärfen den Blick auch für die brennenden Fragen unserer Gegenwart. Badiou wechselt zwischen wortgetreuer Übersetzung und freier Improvisation, unterteilt den Text in sechzehn statt in zehn Kapitel, modernisiert seine Bilder, erweitert seinen historischen Rahmen und durchsetzt ihn mit einem philosophischen Vokabular, das das unsere ist: Die Idee des Guten wird zur Idee des Wahren, die Seele zum Subjekt, Gott zum großen Anderen und Adeimantos zu Amantha, der ersten Frau in Platons Männerrunde. Wer hier Verrat am Original schreit, hat zweifellos recht und übersieht doch, worum es Badiou hier wie überhaupt in seiner Philosophie eigentlich geht: Um eine Treue zu einem philosophischen Ereignis, das nicht ohne Folgen für unsere politische Aktualität bleiben darf, denn "letztlich ist es das, was die Ewigkeit eines Texts ausmacht".

Gekapert.
Roman
Cover: GekapertSuhrkamp Verlag, Berlin 2013, ISBN 9783518423622, Gebunden, 463 Seiten, 26,95 EUR

Aus dem Englischen von Susann Urban. Jebleeh, der seit Jahren in Amerika lebt, kehrt für einen Besuch in seine Heimatstadt zurück, begleitet von seinem Schwiegersohn Malik, einem Journalisten, der über die Unruhen in der Region schreiben will. Im Jahr 2006 ist Mogadischu vom Bürgerkrieg gezeichnet, die Stimmung beklemmend. Das Chaos einer von Warlords besetzten Stadt, das Jebleeh von seinem letzten Besuch erinnert, ist nun einer unheimlichen Ruhe gewichen, die von den allgegenwärtigen peitschentragenden Männern in weißen Mänteln den Schergen der islamistischen Organisation Al-Shabaab noch verstärkt wird.

Landkarte der Finsternis.
Roman
Cover: Landkarte der FinsternisUllstein Verlag, Berlin 2013, ISBN 9783550080005, Gebunden, 332 Seiten, 19,99 EUR

Aus dem Französischen von Regina Keil-Sagaw. Nach dem tragischen Tod seiner großen Liebe ergibt sich der Frankfurter Arzt Kurt Krausmann dem Kummer. Ein Freund überredet ihn zu einem Segeltörn Richtung Komoren, damit er vergessen und neu anfangen kann. Doch als das Schiff am Horn von Afrika von Piraten überfallen wird, verwandelt sich die Reise von einer Sekunde auf die andere in einen Alptraum. Die beiden Deutschen werden verschleppt, geschlagen und gedemütigt. Sie erleben ein Afrika voller Gewalt und Elend. Ganz allmählich öffnet Kurt dabei seinen Blick in eine ihm unbekannte, faszinierend lebendige Welt.

Neue Zürcher Zeitung

Geschichte Russlands.
Vom Mittelalter bis zur Oktoberrevolution
Cover: Geschichte RusslandsC.H. Beck Verlag, München 2013, ISBN 9783406645518, Gebunden, 1504 Seiten, 49,95 EUR

Nach seiner großen Geschichte der Sowjetunion, die 1998 erschien und als Standardwerk gilt, legt der renommierte Historiker Manfred Hildermeier nun eine Gesamtdarstellung der Russischen Geschichte vor, die im Mittelalter einsetzt und dort endet, wo der vorangegangene Band beginnt. Politik und Herrschaftsordnung, soziale Verfassung, Wirtschaft, Industrie und Handel sowie die materielle und geistige Kultur bilden dabei die zentralen Achsen. Der rote Faden des Werkes ist das Verhältnis zu Europa, aus dem sich auch die klare These ergibt: Vor Ausbruch des Weltkriegs gehörte Russland so eng zu Europa wie nie zuvor. Erst die Sowjetunion hat dies geändert - und ihr Zusammenbruch die alte Schicksalsfrage Russlands wieder auf die Tagesordnung gesetzt.

Europa und die Nationalstaaten.
Essay
Cover: Europa und die NationalstaatenSuhrkamp Verlag, Berlin 2013, ISBN 9783518423714, Gebunden, 183 Seiten, 14,95 EUR

Aus dem Ungarischen von Hans-Henning Paetzke. Die europäische Integration ist das Thema der Stunde. Im Schatten der Integrations- und Finanzkrise aber gehen nicht nur osteuropäische Staaten wie Russland, Weißrussland und die Ukraine, sondern auch EU-Länder wie Ungarn und Rumänien den gefährlichen Weg der Autokratie. Seit der Befreiung von sowjetischer Zwangsintegration bitten die nationalen Politiker Osteuropas um Subventionen. Sobald sie aber mit den Regeln der Union konfrontiert werden, klagen sie über Verletzungen ihrer Souveränität. Ist die absolute Mehrheit in ihren Ländern erst einmal errungen, vollziehen sich, einhergehend mit anti- oder scheindemokratischem Nationalismus, Führerkult und Günstlingsbourgeoisie, ein Systemwechsel und der Ausbau des zentralistischen Parteistaates.

Arche Noah.
Roman aus Ägypten
Cover: Arche NoahLenos Verlag, Basel 2013, ISBN 9783857874222, Gebunden, 407 Seiten, 22,50 EUR

Aus dem Arabischen von Leila Chammaa. Ein junger diplomierter Jurist findet keine seiner Qualifikation angemessene Stelle und sucht sein Glück in einer Scheinheirat mit einer Amerikanerin. Seine Exverlobte wird unterdessen von ihren Eltern genötigt, einen Ägypter zu heiraten, der in New Jersey ein Restaurant betreibt. Dessen Koch, der nach einer Odyssee durch Südamerika illegal in die USA gelangt ist, tritt in die Dienste eines zwielichtigen ägyptischen Geschäftsmanns, dessen Sohn in London ein ausschweifendes Leben führt. Da sind außerdem der Philosophieprofessor an einer britischen Universität; dessen Cousin, der beim Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen, beinahe ertrinkt; ein junger Nubier aus Assuan; ein gewiefter Menschenschmuggler; eine koptische Ärztin; eine Prostituierte. Ein Platz auf der Arche Noah ist ihre Chance für ein besseres Leben.

Süddeutsche Zeitung

Ich lerne: Gläser und Tassen spülen.
Briefe 1923-1956
Cover: Ich lerne: Gläser und Tassen spülenSuhrkamp Verlag, Berlin 2012, ISBN 9783518418574, Gebunden, 280 Seiten, 26,95 EUR

Erst seit jüngstem gehört die "Brecht-Sammlung Victor N. Cohen" dem Brecht-Archiv, einschließlich zahlreicher unbekannter Briefe, die Brecht während seines amerikanischen Exils Mitte der vierziger Jahre von der Ostküste der USA an Helene Weigel, mit der er seit 1929 verheiratet war, nach Kalifornien geschickt hat. In einer ersten Bestandsaufnahme zum Jahreswechsel 1923/24 schreibt Brecht an und über die junge Schauspielerin: "H W / (zu deutsch: Havary)"; von ihr getrennt herrschen bei ihm "Starke Langeweile / 90 % Nikotin / 10 % Grammophon". Immer wieder bestürmt er sie: Fragen nach einem Zimmer oder einer Wohnung, nach Büchern und Artikeln oder nach Autopreisen und der Wiederbeschaffung von verlorenen Papieren; er erkundigt sich nach ihren Rollen und Auftritten und nach der Resonanz von Publikum und Kritik; er berichtet über die Arbeitan seinen eigenen Stücken oder darüber, daß er "mit viel Nikotin wenige Sonette hergestellt" habe.

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