
Bücherschau des Tages vom 16.10.2014
Die dunkleren Blüten unserer Zivilisation
Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz, Zeit und Welt. Täglich ab 14 Uhr.16.10.2014. François Gardes Debütroman "Was mit dem weißen Wilden geschah" ist zugleich packende Robinsonade und profunde Reflexion über Fragen nach Identität und Zivilisation, staunt die NZZ. Die SZ liest ergriffen den Roman "Der Himmel meines Großvaters", in dem Stefan Hertmans den Ersten Weltkrieg aus belgischer Perspektive schildert. Und die Zeit informiert sich mit Jan Eckels Studie "Die Ambivalenz des Guten" über die Geschichte der Menschenrechte in der internationalen Politik.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Schreiben und Leben.
Tagebücher 1979-1981

Rowohlt Verlag, Reinbek 2014,
ISBN
9783498073862, Gebunden, 704
Seiten,
26,95
EUR
"Der Mensch ist ein Dichter. Und wenn er kein Dichter mehr ist, dann ist er auch kein Mensch mehr", schreibt Martin Walser im April 1979 in sein Tagebuch. Leben und Schreiben? So waren seine Tagebücher bisher überschrieben, aber nun, in diesem vierten Band, ist die Gewichtung eine andere. "Schreiben und Leben" heißt es jetzt: Das Schreiben erst gibt dem Leben seinen Sinn. Und es bringt Schönheiten hervor, die genauso Wahrheiten sind dafür liefert dieses Tagebuch hinreißende Beweise. Und doch. Es wird gelebt, es wird erlebt, und dann erst wird geschrieben.
Frankfurter Rundschau
Lichtfang.
Roman

Suhrkamp Verlag, Berlin 2014,
ISBN
9783518424452, Gebunden, 175
Seiten,
16,95
EUR
Wenn der Ball im Korb landet, liebt sie mich, denkt Rufus, nimmt Maß, wirft und trifft. Das Orakel behält recht, Lilith und er werden ein Paar. Die beiden sind neunzehn, das Abitur steht bevor eine Zeit des Übergangs, turbulent, beängstigend und schmerzlich intensiv. Rufus blickt mit Zuversicht und Trotz nach vorn, setzt der Unsicherheit Zahlen und Fakten entgegen. Durchkommen will er und gute Noten, um später Astrophysik zu studieren, denn er ist überzeugt: Auf die Wissenschaft ist Verlass. Lilith hingegen will keine Zukunft und keinen Abschluss, sie will malen, die Zeit anhalten, das Licht beherrschen, den Schatten und die Farben. Doch Lack und Leinwand taugen nicht als Waffen, und ihr irrationaler Wunsch gebiert Ungeheuer.
Neue Zürcher Zeitung
Die verfluchten Eier.
Roman

Galiani Verlag Berlin, Berlin 2014,
ISBN
9783869710921, Gebunden, 144
Seiten,
16,99
EUR
Aus dem Russischen neu übersetzt von Alexander Nitzberg. Professor Pfirsichow, an der Moskauer Universität eine echte Institution auf dem Gebiet der Zoologie, macht bei seinen Forschungen eine zufällige Entdeckung: einen "roten Strahl", der auf alles, was von ihm bestrahlt wird, eine enorm wachstumsbeschleunigende Wirkung zu haben scheint. Angesichts katzengroßer Frösche im Labor bleibt der bahnbrechende Fund nicht lange im Verborgenen: Schon bald entwendet man Pfirsichow seine Gerätschaften und der noch unerprobte Strahl wird fahrlässig eingesetzt: Denn statt der eigentlich vorgesehenen Hühnereier, die mit seiner Hilfe vergrößert und gegen den Hunger auf Moskaus Straßen verwendet werden sollen, lässt ein ebenso skrupel- wie ahnungsloser Funktionär große Mengen Reptilieneier bestrahlen…
Was mit dem weißen Wilden geschah.
Roman

C.H. Beck Verlag, München 2014,
ISBN
9783406663048, Gebunden, 318
Seiten,
19,95
EUR
Aus dem Französischen von Sylvia Spatz. 1843 wird der junge Matrose Narcisse Pelletier von seinem Kapitän versehentlich an der australischen Ostküste zurückgelassen. Als man ihn nach siebzehn Jahren zufällig wiederfindet, lebt er inmitten eines Stamms von Jägern und Sammlern: Er ist nackt und tätowiert, spricht nur noch deren Sprache, hat seinen Namen vergessen. Was ist geschehen? Dieses Rätsel versucht der Entdecker Octave de Vallombrun zu ergründen und glaubt sich der Lösung schon ganz nah, als ihm der "weiße Wilde" in gebrochenem Französisch antwortet. Er bringt seinen verunglückten Landsmann nach Paris und macht es sich zur Aufgabe, ihn in sein altes Leben, zu seiner Familie zurückzuführen. Doch Narcisse Pelletier öffnet sich dem selbsternannten Retter nur widerwillig: Reden, so sagt er, ist wie Sterben.
Süddeutsche Zeitung
Der Himmel meines Großvaters.
Roman

Hanser Berlin, Berlin 2014,
ISBN
9783446246430, Gebunden, 320
Seiten,
21,90
EUR
Aus dem Niederländischen von Ira Wilhelm. "Man kann alles, wenn man will!", sagt der alte Mann zu seinem Enkel und schwingt sich in den Kopfstand. Die wahre Willenskraft seines Großvaters begreift Stefan Hertmans jedoch erst, als er dessen Notizbücher liest, und beschließt, den Roman dieses Lebens zu schreiben. Eindringlich beschwört er eine bitterarme Kindheit in Belgien, zeigt den 13-Jährigen, wie er bei der Arbeit in der Eisengießerei davon träumt, Maler zu werden, und stattdessen im Ersten Weltkrieg an die Front nach Westflandern gerät. Dass der Mann, der dieses Grauen überlebt, fast am Tod seiner großen Liebe zugrunde geht, ist eines der Geheimnisse, denen der Enkel auf die Spur kommt.
Die Tageszeitung
Heute leider keine Kritiken!
Die Welt
Heute leider keine Kritiken!
Die Zeit
Die Ambivalenz des Guten.
Menschenrechte in der internationalen Politik seit den 1940ern

Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 2014,
ISBN
9783525300695, Gebunden, 936
Seiten,
59,99
EUR
Das Buch untersucht die Menschenrechtssysteme der Vereinten Nationen, des Europarats und der Organisation Amerikanischer Staaten und analysiert die Bedeutung von Menschenrechten in der Dekolonisierung. Ein großes Gewicht legt es auf die neuen Aufbrüche der 1970er Jahre und deren Fortentwicklungen im folgenden Jahrzehnt: die Neuerfindung des westlichen Menschenrechtsaktivismus durch Amnesty International, die menschenrechtliche Außenpolitik westlicher Staaten, die internationalen Kampagnen gegen die Pinochet-Diktatur sowie die osteuropäische Dissidentenbewegung und den KSZE-Prozeß.
Wurfschatten.
Roman

Metrolit Verlag, Berlin 2014,
ISBN
9783849300951, Gebunden, 207
Seiten,
20,00
EUR
Ada ist jung, gerade mal 25 Jahre alt, aber sie hat nicht mehr lange zu leben, davon ist sie fest überzeugt. Nicht nur in ihren Träumen stirbt sie jede Nacht aufs Neue, auch tagsüber beherrscht sie diese Todesangst. Sie führt dazu, dass sie immer seltener ihre Wohnung verlässt und sich zunehmend isoliert - Freundschaften zerbrechen, ihre Karriere als Schauspielerin ist gefährdet. Um sie zu bändigen, unterhält sie ein Therapiezimmer. Dort bewahrt sie alle Ihre Ängste auf: von A wie Atomtod bis zu Z wie Zyste. Diese fragile Konstruktion gerät ins Wanken, als ihr Vermieter, der schon seit Monaten auf sein Geld warten muss, sie nicht wie angedroht vor die Tür, sondern ihr stattdessen einen Untermieter in die Wohnung setzt: Juri, seinen Enkel, der in die Stadt gekommen ist, um die Goldschmiedewerkstatt seines verstorbenen Vaters fortzuführen.
Schnee von Teheran.
oder vom Verlassen des Geländes

Maro Verlag, Augsburg 2014,
ISBN
9783875124613, Broschiert, 180
Seiten,
14,80
EUR
Babette Kleinhempel ist eine Lehrerin, die lieber verschämt zugeben würde, Callgirl, Bestatterin oder Waffenhändlerin zu sein, als sich zu ihrem tatsächlichen Beruf zu bekennen, von dem sie sich innerlich längst verabschiedet hat. Die einzige Gelegenheit, aus dem Trott auszubrechen, sind die Großen Ferien. Auf ihren Reisen sammelt sie Ideen und Rezepte für den persischen Zuckerbäcker Reza, der sie gelehrt hat, die Zuckerbäckerei und ihre Produkte nicht nur als Spiegel einer Kultur zu begreifen, sondern auch als entscheidendes Mittel zur Bewältigung des realen Lebens und seiner Anforderungen.
Deutschlandfunk
Heute leider keine Kritiken!
Deutschlandfunk Kultur
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