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Bücherschau des Tages vom 10.10.2016


Die Energie des Gesprächs


Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz, Zeit und Welt. Täglich ab 14 Uhr.
10.10.2016. Gezeichnete Literatur von ungeahnter Tiefe erlebt die taz in Cyril Pedrosas Band "Jäger und Sammler". Die SZ schätzt besonders die Essays im Briefband von Hannah Arendt und Günther Anders "Schreib doch mal hard facts über Dich". Die FAZ folgt Christoph Keese durch "Silicon Germany" und Ernst Mohr zu den sozialen Ränder der Punkökonomie.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Silicon Germany.
Wie wir die digitale Transformation schaffen
Cover: Silicon GermanyAlbrecht Knaus Verlag, München 2016, ISBN 9783813507348, Gebunden, 368 Seiten, 22,99 EUR

Wir können alles - außer digital! Was kann Google, was Volkswagen und Bosch nicht können? Unsere Maschinenbauer, Autoindustrie, Energieversorger, unser Handel, unsere Banken und Dienstleister, aber auch unsere Politiker - Deutschland hat das 21. Jahrhundert mit einem Fehlstart begonnen. Werden wir digitale Provinz oder gelingt uns die Wende zum "Silicon Germany"? In seinem neuen Buch unterzieht Christoph Keese, Autor des Bestsellers "Silicon Valley", die deutsche Wirtschaft einem Praxistest in Sachen Digitalisierung. Konkret und anschaulich zeigt er, wo die Schwachstellen sind und wie wir den Rückstand aufholen können.

Punkökonomie.
Stilistische Ausbeutung des gesellschaftlichen Randes
Cover: PunkökonomieMurmann Verlag, Hamburg 2016, ISBN 9783946514152, Kartoniert, 256 Seiten, 25,00 EUR

"Der Rand produziert (Stil), der Mainstream konsumiert (ihn auch) und der Markt dazwischen ist auch noch für irgendetwas da." Am gesellschaftlichen Rand versammeln sich Subkulturen und Jugendkulturen. Ökonomisch gesehen stellt er also Risikogebiet dar: häufig niedriger Bildungsstand, verbreitet Arbeitslosigkeit, dafür hohe Sozialkosten - kurz: reiner Kostenfaktor in der Gesamtbilanz. So die eine Sicht. Eine andere erkennt, dass der innovationswirksame Wandel des Zeitgeistes vom Rand her befeuert wird, kaum von der "tragenden" Mitte der Gesellschaft. Habitus, Lebensstil, Mode als Rebellion - das funktioniert so lange, bis der Mainstream zugreift, Versatzstücke der Gegenkultur übernimmt und sich als neuen Trend einverleibt. Damit ist der Lauf der Kommerzialisierung eröffnet und der Rand gezwungen, Neues zu produzieren. Sonst funktionieren seine gegenkulturellen Botschaften nicht mehr. Also doch nicht nur Kostenfaktor?

Der Geruch des Paradieses.
Roman
Cover: Der Geruch des ParadiesesKein und Aber Verlag, Zürich 2016, ISBN 9783036957524, Gebunden, 560 Seiten, 25,00 EUR

Aus dem Englischen von Michaela Grabinger. An Peri zerrten schon immer gegensätzliche Kräfte: Ihre Mutter ist strenggläubig, ihr Vater ein trotziger Pragmatiker, und auch als Studentin in Oxford freundet sie sich sowohl mit der weltoffenen Shirin als auch mit der Kopftuch tragenden Mona an. Es ist eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen drei sehr unterschiedlichen Frauen mit muslimischem Hintergrund - Shirin, die Sünderin, Mona, die Gläubige, und Peri, die Verwirrte.

Frankfurter Rundschau

Heute leider keine Kritiken!

Neue Zürcher Zeitung

Heute leider keine Kritiken!

Süddeutsche Zeitung

Schreib doch mal 'hard facts' über Dich.
Briefe 1939 bis 1975
Cover: Schreib doch mal 'hard facts' über DichC.H. Beck Verlag, München 2016, ISBN 9783406699108, Gebunden, 286 Seiten, 29,95 EUR

Herausgegegeben von Krestin Putz. Dieser Band präsentiert erstmals den zwischen 1939 und 1975 geführten Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und Günther Anders sowie gemeinsam verfasste oder in thematischer Nähe zueinander entstandene Texte. Diese erhellen die persönliche und intellektuelle Beziehung des einstigen Paares und werfen auch Schlaglichter auf Zeitgenossen wie Walter Benjamin, Theodor W. Adorno oder Martin Heidegger. Nicht zuletzt dokumentiert der Band die Vertreibung, Flucht und Emigration zweier jüdischer Intellektueller aus Deutschland. "SIND GERETTET WOHNEN 317 WEST 95 = HANNAH": Dieses Telegramm schrieb Hannah Arendt im Mai 1941 aus New York an ihren Ex-Mann in Hollywood. Günther Anders, der bereits 1936 in die USA emigriert war, hatte Arendt und ihre Familie bei der Flucht aus Europa mit Geldsendungen und den notwendigen Einreisepapieren unterstützt. Die Ehe der beiden war 1937 auf dem Postweg zwischen den Kontinenten geschieden worden. Während Arendt bis zu ihrem Tod in New York lebte, kehrte Anders 1950 nach Europa zurück und ließ sich in Wien nieder. Bei allen Unterschieden ihrer philosophischen Themen und Theorien blieb für Arendt und Anders gleichermaßen die Erfahrung des Antisemitismus und der Flucht Hintergrund und Movens ihres Schreibens.  

Russlands wilde Jahre.
Der neue Kapitalismus in der Ära Jelzin
Cover: Russlands wilde JahreFerdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2016, ISBN 9783506782342, Gebunden, 360 Seiten, 39,90 EUR

"Es gibt keine reichen Engel!" - so fasste der russische Wirtschaftsreformer Jegor Gaidar zusammen, wie sich die "Schocktherapie" der Privatisierung des Staatseigentums - buchstäblich über Nacht - und die Einführung der Marktwirtschaft auf die Mentalität seiner Landsleute in den 1990er Jahren auswirkte: Alle versuchten, ihren Anteil abzubekommen, die zukünftigen Oligarchen rafften die Basis für Ihren Aufstieg zusammen. Währendessen stürzte eine Rubelkrise Millionen Russen in die Armut. Klaus Heller beschreibt die Entwicklung eines neuen Kapitalismus und einer neuen Unternehmerklasse in Russland während der Präsidentschaft Boris Jelzins (1991 - 1999).

Die trunkene Fahrt.
Roman
Cover: Die trunkene FahrtRowohlt Berlin Verlag, Berlin 2016, ISBN 9783871341625, Gebunden, 288 Seiten, 19,95 EUR

Es beginnt als harmloser Ferienausflug im Sommer 1989: Ein übergewichtiger Musikkritiker aus Westberlin, ein weltberühmter Pianist aus Hannover und ein einfältiger Jurastudent aus Bologna wollen Südtirol abseits der touristischen Hauptrouten erkunden, geführt von einem dubiosen einheimischen Gymnasiallehrer und Auskenner. Zu viert in einen engen Fiat Panda gequetscht, kutschieren sie kreuz und quer durchs Land. Bald stellen die Reisenden fest, dass ihr Chauffeur nur ein Bein und keinen Plan hat - dafür eine Schwäche für geistige Stärkungen. So führt ihre Tour sie nicht nur zu verschlossenen Kirchen und in einsame Bergdörfer, sondern von Gasthaus zu Gasthaus. Mal heiter, mal tiefsinnig diskutieren sie über Bach, Beethoven, Literatur, Weltpolitik, Frauen und die Erschaffung der Welt aus alkalischem Salz.

Ahlam oder Der Traum von Freiheit.
Roman
Cover: Ahlam oder Der Traum von FreiheitKindler Verlag, Reinbek 2016, ISBN 9783463406787, Gebunden, 288 Seiten, 19,95 EUR

Aus dem Französischen von Regina Keil-Sagawe. "Ahlam oder Der Traum von Freiheit" ist der erste Roman des französischen Richters Marc Trévidic. Er spielt in Tunesien und erzählt von Familienglück und islamistischem Terror, von Radikalisierung, dem Kampf um Gleichberechtigung und Hoffnung. Als der französische Maler Paul im Jahr 2000 nach Kerkennah kommt, ist die tunesische Inselgruppe ein Paradies für alle, die Frieden und Schönheit suchen. Paul richtet sich im "Haus am Meer" ein und befreundet sich mit der Familie des Fischers Farhat. Dessen zwei Kinder Ahlam und Issam unterrichtet er in Malerei und Musik. Zehn Jahre vergehen mit Kunst, Singen und Spielen, herrlichem Essen, Streifzügen durch pittoreske Orte und Bootsausflügen in heiterer Atmosphäre. 2011 verlässt das Staatsoberhaupt Ben Ali das Land. Der Arabische Frühling geht von Tunesien aus. Die Stimmung ändert sich. Der Kampf zwischen Kunst und religiösem Fanatismus beginnt.

Die Tageszeitung

Jäger und Sammler.
Cover: Jäger und SammlerReprodukt Verlag, Berlin 2016, ISBN 9783956400445, Gebunden, 336 Seiten, 39,00 EUR

Aus dem Französischen von Marion Herbert. Cyril Pedrosa entwirft ein Kaleidoskop von Personen, deren Wege sich im Laufe eines Jahres kreuzen. Jede Jahreszeit hat eine eigene grafische Identität, jede Stimme ebenso. In episodischen Momentaufnahmen zeigt er mal gewöhnliche, mal bedeutsame Augenblicke aus dem Leben seiner Figuren mit ihren Sehnsüchten und Ängsten, ihren Träumen und Nöten. Das verbindende Element: eine Fotografin, die im Hintergrund ihre Linse direkt ins Herz der Figuren zu richten scheint, wie es einst Vivian Maier meisterhaft verstand. Mit "Jäger und Sammler" wagt der Comiczeichner Cyril Pedrosa nun erzählerisch wie grafisch ein Experiment.

Die Welt

Heute leider keine Kritiken!

Die Zeit

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Deutschlandfunk

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Deutschlandfunk Kultur

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