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Bücherschau des Tages vom 08.08.2018


Priester, Nonnen und Nachbarn


Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz, Zeit und Welt. Täglich ab 14 Uhr.
08.08.2018. Die NZZ liest Kinderbücher, die klassische Lebensmodelle auf den Kopf stellen, darunter Nele Brönners "Das Tigerei" über ein Vogeljunges, das sich für einen Tiger hält. Die FAZ lernt von Benedikt Goebels Stadtgeschichte der Berliner Mitte, was kulturelles Erbe bedeutet. Die SZ verfolgt mit Spannung Heinrich Bölls Notizen über seinen Pragaufenthalt im August 1968.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Weltgeschichte als Stiftungsgeschichte.
Von 3000 v.u.Z. bis 1500 u.Z.
Cover: Weltgeschichte als StiftungsgeschichteTheiss Verlag, Darmstadt 2018, ISBN 9783534269624, Gebunden, 736 Seiten, 79,95 EUR

Was bewegt Menschen dazu, auf einen Teil ihres Besitzes zu verzichten? Warum geben Sie Geld und Gut weg? Zu allen Zeiten und in allen Kulturen stifteten Menschen Vermögen - für das Allgemeinwohl, aber auch für ihr Andenken und Seelenheil. Sie unterstützen Arme und Kranke, fördern religiöse Kulte oder Kunst und Wissenschaft. Stiftungen sind ein grundlegendes soziales Phänomen, an dem sich das Gefüge der ganzen jeweiligen Gesellschaft ablesen lässt. Der Universalhistoriker Michael Borgolte, der sich seit Jahrzehnten mit weltweiten gesellschaftlichen Vergleichen beschäftigt, legt die erste Weltgeschichte der Stiftungen vor, von 3000 v.Chr. bis 1500 n.Chr. und vom Alten Ägypten über Persien, die Induskulturen und China bis zum Judentum, dem Islam und nicht zuletzt, breit ausgeführt, zum christlichen Mittelalter.

Mitte!.
Modernisierung und Zerstörung des Berliner Stadtkerns von 1850 bis zur Gegenwart
Cover: Mitte!Lukas Verlag, Berlin 2018, ISBN 9783867322942, Kartoniert, 157 Seiten, 19,80 EUR

Die Stadt Berlin plant gravierende Neugestaltungen ihrer Mitte. Deren enorme Freiflächen und Autostraßen suggerieren problemlose Baufreiheit. Doch will man diese Pläne fundiert diskutieren, muss man um das bauliche Schicksal des historischen Zentrums wissen: Es scheint weithin vergessen. Dabei ist der Ort hochgradig mit Bedeutung aufgeladen. Auf einer Fläche, die heute im Osten und Norden durch die Stadtbahn und im Süden und Westen durch den Spreekanal begrenzt wird, finden sich unter Rasen und Asphalt die Kellermauern aus achthundert Jahren Stadtgeschichte. Nirgends sonst besitzt Berlin weiter zurückreichende urbane Spuren. Doch der heutige Zustand verrät fast nichts davon. Er ist das Ergebnis nicht allein des Bombenhagels in den 1940er Jahren, sondern mehr noch einer im europäischen Maßstab extremen Modernisierung nach den Prinzipien des modernen Städtebaus - vor allem zugunsten des Autoverkehrs.

Frankfurter Rundschau

Religion im säkularen Europa.
Cover: Religion im säkularen EuropaWilhelm Fink Verlag, Paderborn 2018, ISBN 9783770562985, Gebunden, 204 Seiten, 49,90 EUR

Die Europa-Idee, die in den Nachkriegsjahren wirksam war, ist heute verdunstet. Diese Idee war stark geprägt vom Christentum, dem der alte Kontinent seine geistige Einheit verdankt. Die Institutionen des Christentums sind dabei konkurrierenden Interessen ihrer Mitglieder ausgesetzt, verlieren deren Zustimmung in unterschiedlicher Weise und haben das konfliktträchtige Potential ihrer konfessionellen Vielfalt noch nicht ganz überwunden. Daneben haben sogenannte fundamentalistische Richtungen innerhalb traditioneller Weltreligionen - in Europa außer dem Christentum auch das Judentum und der Islam - regen Zulauf. Der Band hinterfragt die traditionelle Rolle religiöser Werte für die Union, ihre Transformation in der Geschichte und behandelt ihre Gegenwart und Zukunft.

Glorreiche Ketzereien.
Roman
Cover: Glorreiche KetzereienLiebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2018, ISBN 9783954380916, Gebunden, 448 Seiten, 24,00 EUR

Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. Als Maureen Phelan nachts in ihrer Küche einen Einbrecher überrascht und ihn mit einer Devotionalie erschlägt, ahnt sie nicht, dass sie damit eine Reihe von fatalen Ereignissen in Gang setzt. Natürlich muss zunächst der Leichnam entsorgt und der Küchenboden geschrubbt werden, allerdings hat Maureen eine ausgesprochene Abneigung gegen Hausarbeiten jedweder Art, weshalb sie ihren Sohn Jimmy einbestellt. Der kontrolliert das organisierte Verbrechen der Stadt, die Geldverleiher und Buchmacher, die Drogenkuriere und Zuhälter. Natürlich will auch Jimmy sich nicht die Hände schmutzig machen, das überlässt er in der Regel anderen - beispielsweise seinem alten Kumpel Tony Cusack, Trinker, Vater von sechs Kindern, alleinerziehend, wenn man überhaupt von Erziehung sprechen kann. Der älteste Sohn Ryan hat mit seinen fünfzehn Jahren schon eine beachtliche Karriere als Dealer hingelegt. Eine seiner Klientinnen ist die junge Prostituierte Georgie. Deren Freund Robbie steigt gerne mal in Häuser ein und ist seit Kurzem spurlos verschwunden.

Jodl der Kletterer.
Roman
Cover: Jodl der KlettererEnno Verlag, Berlin 2017, ISBN 9783981910407, Gebunden, 336 Seiten, 20,00 EUR

Sommer 1990: Der Dresdner Bergsteiger "Jodl" fährt im Trabant zur Eiger-Nordwand. Jahrelang hat er sich in der Sächsischen Schweiz auf die Alpen vorbereitet. Eine Traumreise, der Fall der Berliner Mauer hat sie möglich gemacht. Aber "Jodl" kann nicht mehr klettern ... Der Roman erzählt von seinen Fluchten aus dem DDR-Alltag, den Konflikten in der Familie und von den Herausforderungen, die er, seine Frau und die Söhne nach der politischen Wende bewältigen müssen. Lebenspläne geraten ins Wanken.

Neue Zürcher Zeitung

Das Tigerei.
(Ab 4 Jahre)
Cover: Das TigereiNordSüd Verlag, Zürich 2018, ISBN 9783314104312, Gebunden, 32 Seiten, 15,00 EUR

Hermann der Tiger ist genervt: Alles Angeber in diesem Zoo! Doch als ausgerechnet ihm ein Ei vor die Tatzen fällt, da wird der alte Querulant ganz sanft. Hermann beginnt das Vögelchen aufzuziehen, zu füttern und zu umsorgen. Und der kleine Vogel fühlt sich durch seinen gestreiften Papa gut beschützt. Der starke Tiger weckt ungeahnte Kräfte in ihm. Ob sich der Kleine da nicht etwas übernimmt? Hermann erkennt, er muss Klartext mit ihm reden; aber nicht heute Nele Brönner gewann 2015 mit ihrem ersten Bilderbuch "Affenfalle" den Serafina Nachwuchspreis.

Auf keinen Fall Prinzessin.
(Ab 4 Jahre)
Cover: Auf keinen Fall PrinzessinFischer Sauerländer Verlag, Düsseldorf 2018, ISBN 9783737354615, Gebunden, 40 Seiten, 14,99 EUR

Aus dem Polnischen von Esther Kinsky. Nicht alle Mädchen wollen Prinzessin sein. Marie ist ein schrecklicher Drache! Dabei denken Mama und Papa, Marie sei eine süße Prinzessin. Pustekuchen. Marie ist wirklich ein schrecklicher Drache. Und die spielen auch ganz andere Sachen als süße Prinzessinnen. Also muss Mama die Prinzessin sein, Papa ein Ritter in Rüstung und Oma und Opa verspeiste Ritter, die als Skelette auf dem Teppich liegen. Fünf Tage hintereinander spielen sie das! Marie findet das toll. Mama, Papa, Oma und Opa finden das langweilig. Oma will auch endlich mal was anderes spielen. Eine herzerfrischende Bilderbuchgeschichte von einem selbstbewussten Mädchen, das ihre Familie fest im Griff hat. Die farbenfrohen und humorvollen Illustrationen unterstreichen den Witz und sind ein großer Spaß für die ganze Familie. Das kann man wirklich immer wieder anschauen.

Das Liebesleben der Tiere.
(Ab 8 Jahre)
Cover: Das Liebesleben der TiereKlett Kinderbuch Verlag, Leipzig 2017, ISBN 9783954701698, Gebunden, 144 Seiten, 18,00 EUR

Mit Illustrationen von Anke Kuhl. "Wie machen das die Tiere?" Das wollen Kinder immer besonders dringend wissen, wenn unsere Autorin Katharina von der Gathen mit ihnen über ihr Buch "Klär mich auf!" spricht. Sie begann zu forschen und stieß auf einen überwältigenden Reichtum an Verführungskünsten, Liebesspielarten und Familienformen - mehr als genug für ein ganzes Buch. Hier erfahren wir etwas über die Zärtlichkeit der Skorpione und die Brutalität der Bettwanzen, über schaurige Rivalität im Bauch der Hai-Mutter und die liebevolle Fürsorge mancher Tierpapas für ihren Nachwuchs. Von der Vielfalt dieser Beziehungsformen kann der Mensch sich noch einiges abschauen - manchmal auch besser nicht! Anke Kuhl ist an die Illustration so ernsthaft herangegangen wie an ein klassisches Naturkundekompendium. Zugleich bietet das Thema eine ideale Spielwiese für ihren unnachahmlichen Witz. Und die Ausklappseiten ("Tierbaby-Schau", "Penis-Galerie" etc.) sind ein Fest!

Süddeutsche Zeitung

Der Panzer zielte auf Kafka.
Heinrich Böll und der Prager Frühling
Cover: Der Panzer zielte auf KafkaKiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2018, ISBN 9783462051551, Gebunden, 224 Seiten, 20,00 EUR

'Die Dummheit des Arguments Panzer und Waffen war so niederschmetternd …' Heinrich Böll und der Prager Frühling. Am 20. August 1968 reiste Heinrich Böll auf Einladung des tschechoslowakischen Schriftstellerverbands nach Prag. Zeit für die offiziell geplanten Gespräche blieb ihm nicht, denn kurz darauf rückten die Truppen des Warschauer Paktes ein, und die Besatzung begann. Vier Tage verbrachte Böll gemeinsam mit seiner Frau Annemarie und seinem Sohn René in der Stadt, in der die Träume von einem 'Sozialismus mit menschlichem Antlitz' brutal zerschlagen wurden. Der Widerstand der Prager durch alle Bevölkerungsschichten hindurch beeindruckte ihn zutiefst. Böll tat das ihm Mögliche, seine Solidarität auszudrücken, sprach im Radio, schilderte für lokale Zeitungen seine Beobachtungen der Ereignisse. Als er wieder abreiste, versprach er den tschechischen Schriftstellerkollegen, so viel und oft wie möglich über das, was er gesehen hatte, zu berichten und darüber zu schreiben. Böll hielt Wort. Die Ergebnisse seines Engagements versammelt erstmals dieses Buch. Neben den seinerzeit abgedruckten oder gesendeten Interviews und essayistischen Stellungnahmen umfasst der Band umfangreiche bislang unveröffentlichte Tagebuchaufzeichnungen, Briefe und Notizen des Autors. Erweitert wird das Material durch Fotografien René Bölls sowie Erinnerungsstücke aus den bewegten Prager Tagen.

Tausend deutsche Diskotheken.
Roman
Cover: Tausend deutsche DiskothekenUllstein Verlag, Berlin 2018, ISBN 9783961010172, Gebunden, 240 Seiten, 20,00 EUR

So schnell kann es gehen: eben noch sitzt Privatdetektiv Frankie wie jeden Montagabend bei Bacardi-Cola in der Koralle, im nächsten Moment ist er mitten drin in seinem absurdesten Auftrag: Bahnvorstand Mauke wird von einem anonymen Anrufer erpresst und der einzige Hinweis auf dessen Identität ist, dass er aus einer Diskothek anrief, in der Madonnas "White Heat" gespielt wurde. Frankie wirft sich in seinen zucchinigrünen Opel Admiral und zieht seine Kreise, erst durch München, dann durchs Umland, schließlich durch ganz Westdeutschland. Bald ist ihm klar, dass er Teil eines Spiels ist, in dem es um Industriespionage, Doppelagenten, Verrat und Täuschung geht. Im heißen Sommer des Jahres 1988 ist Frankie auf einem irren Trip, bei dem die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit zunehmend verwischen.

Die Tageszeitung

Heute leider keine Kritiken!

Die Welt

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Die Zeit

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Deutschlandfunk

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Deutschlandfunk Kultur

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