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Bücherschau des Tages vom 07.09.2019


Die Seelendrohne


Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz, Zeit, Welt, DLF und DLF Kultur. Täglich ab 14 Uhr.
07.09.2019. Sibylle Lewitscharoff, Nora Bossong, Terezia Mora: Den deutschen Literatinnen geht es gut. Und vor allem: Sie schreiben gute Bücher. Besonders entzückt sind die Kritiker von dlf Kultur und der NZZ von den Lewitscharoffs Deambulationen eines Gespenstes, das in "Von oben" letzte Fragen stellt und auch noch zu boshaften Beobachtungen neigt. Der Deutschlandfunk empfiehlt Richard Wrights Roman "Sohn dieses Landes".

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Gibt es Dich noch - Enrico Spoon?.
Über Menschen und Orte weltweit
Cover: Gibt es Dich noch - Enrico Spoon?Edition Memoria, Köln 2019, ISBN 9783930353385, Broschiert, 128 Seiten, 20,00 EUR

Prosaminiaturen mit Erinnerungen an Menschen und Orte weltweit, die dem Autor Walter Kaufmann, einem der allerletzten Exil-Betroffenen und Zeitzeugen 1933-1945, lebenslang gegenwärtig geblieben sind, wie zum Beispiel die junge polnische Jüdin Miriam aus seiner Kindheit. Über fünfzig Miniaturen sind es, die in bildhafter Sprache das Leben von Menschen in besonderen Umständen schildern - da ist Enrico, das zerlumpte Kerlchen in Rio de Janeiro, und sehr im Kontrast zu ihm Glenn Gould, dem Kaufmann durch Zufall in einer Gaststätte in New Yorks Greenwich Village begegnet. Gould lädt ihn ein, zur "Church" mitzukommen, was sich aber als keine Kirche erweist, sondern als die von Musikern "The Church" genannten Columbia Recording Studios. Dort erlebt er Glenn Gould beim Einspielen Bachscher Fugen: Glücksmomente scheinen auf, wie auch anderswo im Buch.

Die ganze Welt ist ein Orchester.
Der Dirigent Adam Fischer
Cover: Die ganze Welt ist ein OrchesterZsolnay Verlag, Wien 2019, ISBN 9783552059542, Gebunden, 288 Seiten, 25,00 EUR

Ob mit Philharmonikern oder Kammerorchestern, ob italienische Oper, Wiener Klassik, Wagner oder Haydn: Adam Fischer zählt zu den weltweit begehrtesten Dirigenten der Gegenwart. Aufgewachsen in einer Musikerfamilie in Budapest gelang es ihm früh, für die Ausbildung in Wien die kommunistische Heimat zu verlassen. Als interessierter politischer Geist wurde er zu einem Vorkämpfer für die Durchlässigkeit des Eisernen Vorhangs und verfolgt bis heute die Politik in Ungarn äußerst kritisch. Andreas Oplatka zeichnet in seiner Biografie den Werdegang dieses  Künstlers nach, der in seiner Bedeutung an die Vorbilder Carlos Kleiber und Nikolaus Harnoncourt immer näher heranrückt.

Die Nächte von Paris.
Cover: Die Nächte von ParisGaliani Verlag Berlin, Berlin 2019, ISBN 9783869711829, Gebunden, 528 Seiten, 28,00 EUR

Ausgewählt, aus dem Französischen übersetzt und mit einer Einleitung von Reinhard Kaiser. Zwanzig Jahre lang hat der "Nächtliche Zuschauer" Rétif de la Bretonne damit zugebracht, nach Sonnenuntergang die damals größte Stadt der Welt zu erkunden: Paris. In einem an Tausendundeine Nacht erinnernden Rahmen präsentiert er die merkwürdigsten seiner Erlebnisse und Begegnungen den Lesern. Grabräuber - Bücherschmuggel in Gemüsegärten - Die bedrängte Frau - Der Geräderte - Fleißige Nichtstuer - Der Plakatabreißer - Das Geheimnis der Waschfrauen - Der nützliche Spion - Der Zeittotschläger - Die ersten Ballons - Tumult und Radau: Schon eine kleine Auswahl aus dem Inhaltsverzeichnis lässt erahnen, was für ein Schatz an Geschichten und Beobachtungen hier zusammengekommen ist. Im Dezember 1788 erscheinen die ersten zwölf Bände dieses Riesenwerks, zwei weitere folgen im April 1789. Da spürt Rétif schon, wie sich in der Metropole neuer Stoff zu sammeln beginnt, Zündstoff für die Weltgeschichte. Er ist beim Ausbruch der Revolution selbst mit dabei. Von der Bastille kommt ihm eine Gruppe von Revolutionären mit den aufgespießten Köpfen des letzten Gouverneurs dieses Gefängnisses und des eben noch amtierenden Bürgermeisters von Paris entgegen. Er wird in den nächsten Jahren immer wieder Augenzeuge von Mord und Zerstörung, von Phasen des Glücks- und Freudentaumels, von Gräueltaten, Massakern, Hinrichtungen - und setzt sein Buch fort.

Frankfurter Rundschau

Die Rebellion.
Roman
Cover: Die RebellionWallstein Verlag, Göttingen 2019, ISBN 9783835334854, Gebunden, 280 Seiten, 24,00 EUR

Ein Roman von Joseph Roth erstmalig nach der Handschrift ediert, mit bislang unveröffentlichten Passagen. Der österreichische Schriftsteller Joseph Roth (1894-1939) erzählt in dem Roman "Die Rebellion", einem frühen Werk von 1924, die Geschichte des Kriegsinvaliden Andreas Pum. Er ist ein bescheidener und gottesfürchtiger Leierkastenspieler, der die Obrigkeit achtet und loyal alle Gesetze des Staates befolgt. Bei der Witwe Blumich scheint er sein kleines privates Glück zu finden. Doch dann gerät der naive Pum durch eine Reihe von Zufällen, aber auch durch eigene und fremde Schuld, in das unbarmherzige Räderwerk der bürgerlichen Gesellschaft. In einer großen Schlussrede vor einem imaginären Gericht wendet er sich ernüchtert von seinem Gott ab und schmäht ihn. Seine Rede ist zugleich eine umfassende Anklage der sozialen Zustände seiner Zeit.

Neue Zürcher Zeitung

Der Sommer unsres Missvergnügens.
Cover: Der Sommer unsres MissvergnügensMatthes und Seitz Berlin, Berlin 2019, ISBN 9783957577207, Gebunden, 256 Seiten, 22,00 EUR

Aus dem Ungarischen von Terezia Mora.  Zsófia Bán beschreitet in ihren Essays viele Wege, um sich eine einzige Frage zu beantworten: Wie umgehen mit Verlusten, die nicht aufzuarbeiten sind? Mit dem Mangel an Wissen, mit dem Verleugneten und Verschwiegenen? Eine Reise führt sie nach Terezín, die Kleinstadt in Tschechien, von Menschen bewohnt und dennoch mit "greifbarer, tastbarer, gespenstischer Leere gefüllt". Sie weiß, dass ihre Mutter dort war und das KZ überlebt hat. Warum überfällt sie im Museum dennoch die Angst, ihr auf einem Bild zu begegnen? Weil Fotos etwas zeigen, was wir nicht wissen, nur erahnen können? Es ist dieses Verhältnis von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, es sind die Leerstellen, die "Orte des Mangels", die unüberschaubaren Wissenslücken und die von ihnen verursachte Melancholie, denen Zsófia Bán in ihren Lektüren von Sebald, Nádas und Kertész, in Auseinandersetzung mit Filmen und theoretischen Entwürfen auf die Spur kommen will.

Von oben.
Roman
Cover: Von obenSuhrkamp Verlag, Berlin 2019, ISBN 9783518428931, Gebunden, 240 Seiten, 24,00 EUR

"Vor dem Tod. Nach dem Tod. Das sind zwei grundverschiedene Arten, die eigene Existenz zu erfahren und auf sie zu blicken. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich bin oben." Aus der Vogelperspektive blickt Sibylle Lewitscharoffs unbehauster Erzähler hinab auf sein eigenes Grab, die hinterbliebenen Freunde und Nachbarn, auf Fremdes und Vertrautes in der unter der Hitze stöhnenden Stadt. Körper- und willenlos driftet er durch den Himmel über Berlin, erscheint mal hier, mal dort, ein stiller Beobachter, Zeuge von Schönem und Schrecklichem, mit übernatürlicher Hör- und Sehkraft begabt, doch zur Handlungsunfähigkeit verdammt. Seine Erinnerungen sind lückenhaft, seine Zukunft ungewiss. Was darf er hoffen, was muss er fürchten: Hölle? Fegefeuer? Himmlisches Paradies.

Süddeutsche Zeitung

Heute leider keine Kritiken!

Die Tageszeitung

Schutzzone.
Roman
Cover: SchutzzoneSuhrkamp Verlag, Berlin 2019, ISBN 9783518428825, Gebunden, 332 Seiten, 24,00 EUR

Nach Stationen bei der UN in New York und Burundi arbeitet Mira für das Büro der Vereinten Nationen in Genf. Während sie tagsüber Berichte über Krisenregionen und Friedensmaßnahmen schreibt, eilt sie abends durch die Gänge der Luxushotels, um zwischen verfeindeten Staatsvertretern zu vermitteln. Bei einem Empfang begegnet sie Milan wieder, in dessen Familie sie nach der Trennung ihrer Eltern im Frühjahr 94 einige Monate gelebt hat. Die Erinnerungen an diese Zeit, aber auch Milans unentschiedene Haltung zwischen gesuchter Nähe und schroffer Zurückweisung überrumpeln und faszinieren sie zugleich. Als ihre Rolle bei der Aufarbeitung des Völkermords in Burundi hinterfragt wird, gerät auch Miras Souveränität ins Wanken, ihr Glaube, sie könne von außen eingreifen, ohne selbst schuldig zu werden.

Der Schatz der Black Swan.
Cover: Der Schatz der Black SwanReprodukt Verlag, Berlin 2019, ISBN 9783956401947, Gebunden, 216 Seiten, 24,00 EUR

Aus dem Spanischen von André Höchemer. Lettering von Minou Zaribaf. Mai 2007. Das weltweit führende Schatzsucherunternehmen Ithaca macht Schlagzeilen mit einem Sensationsfund: Das US-Unternehmen hat im Atlantik Gold- und Silbermünzen im Wert von geschätzten 500 Millionen Dollar aus einem Schiffswrack geborgen. Ithaca beansprucht den Fund für sich und hält genauere Informationen wie beispielsweise den Fundort geheim. Doch Hinweise deuten darauf, dass es sich um ein spanisches Wrack handelt, und eine kleine Gruppe von Beamten des spanischen Kulturministeriums zieht aus, das spanische Kulturerbe zu verteidigen. Ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen Ithaca und der spanischen Regierung beginnt - wem gehört der Millionenschatz? In Anlehnung an das reale "Black Swan Project" zeichnen Guillermo Corral und Paco Roca ein Abenteuer um moderne Glücksritter und internationale Intrigen.

Schaden in der Oberleitung.
Das geplante Desaster der Deutschen Bahn
Cover: Schaden in der OberleitungWestend Verlag, Frankfurt am Main 2019, ISBN 9783864892677, Gebunden, 296 Seiten, 20,00 EUR

Das Desaster der Deutschen Bahn ist kein Versehen. Es gibt Täter. Sie sitzen in Berlin. In der Bundesregierung, im Bundestag. Und seit Jahren im Tower der Deutschen Bahn. Kritik an der Deutschen Bahn bleibt oft stehen bei lustigen Englischfehlern, falschen Wagenreihungen oder ausfallenden Klimaanlagen. Doch die Malaise liegt im System: Seit der Bahnreform im Jahr 1994, nach der die Bahn an die Börse sollte, handeln die Bahn-Verantwortlichen, als wollten sie die Menschen zum Autofahrer erziehen. Arno Luik, einer der profiliertesten Bahn-Kritiker, öffnet uns mit seinem Buch die Augen. Konkret geht es um Lobbyismus, Stuttgart 21, um Hochgeschwindigkeitszüge, um falsche Weichenstellungen, kurz: um einen Staatskonzern, der außer Kontrolle geraten ist. Zehn Milliarden jährlich pumpen wir Steuerzahler in die Deutsche Bahn - dafür ist sie dann in 140 Ländern der Welt im Big Business tätig. Aber hierzulande ist die Bahn eine echte Zumutung: Die Züge fahren immer unpünktlicher, oft fahren sie gar nicht und manchmal sind sie ein Risiko für unser Leben.

Klare Sache.
Roman
Cover: Klare SacheArgument Verlag, Hamburg 2019, ISBN 9783867542425, Gebunden, 352 Seiten, 21,00 EUR

Aus dem Englischen von Zoë Beck. "Ich war noch sehr jung, als ich zum ersten Mal mein Leben ruinierte, indem ich die Wahrheit sagte. Wenn einen jeder nur anschreit und man müde ist und verängstigt und einen die ganze Welt hasst, dann ist es ein Luxus, den Mund zu halten." Anna McDonald liebt ihre Töchter, erduldet ihren lokalpatriotischen Ehemann und hält sich ansonsten unterm Radar. Doch eines Morgens stellen zwei Dinge ihren Alltag auf den Kopf. Erstens stößt sie in einem neuen True-Crime-Podcast auf eine vertraute Gestalt aus ihrer Vergangenheit, was böse Erinnerungen wachruft und die Story mit ihr verknüpft. Dabei ist der Podcast schon gruselig genug: Es geht um ein versunkenes Schiff und eine getötete Familie, von einem Fluch ist die Rede …Zweitens brennt ihr Mann mit ihrer besten Freundin Estelle durch - und nimmt ihre beiden Töchter mit. Benommen hockt Anna in den Scherben ihres Lebens, bis Fin Cohen, ein anorektischer Popstar und der Mann von Estelle, sie aus ihrer Lethargie reißt. Woraufhin Anna und Fin zusammen auf Phantomjagd gehen. Denn Anna muss unbedingt erfahren, wie eine junge Londoner Podcasterin auf ihre alte Erzfeindin Gretchen Teigler gestoßen ist. Und was die aktuell im Schilde führt.

Das Problem sind wir.
Ein Bürgermeister in Sachsen kämpft für die Demokratie
Cover: Das Problem sind wirDeutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2019, ISBN 9783421048516, Gebunden, 240 Seiten, 18,00 EUR

Wir haben verlernt, wie Gesellschaft geht - und zwar nicht nur im Osten Deutschlands. Das sagt Dirk Neubauer, seit 2013 Bürgermeister der sächsischen Kleinstadt Augustusburg. Was er nach seiner Wahl in der Stadt vorfand, waren Intransparenz, Politikverdrossenheit und ein Gefühl der Verlorenheit. Neubauer ist überzeugt, dass das politische System - entgegen landläufiger Meinung - von innen heraus zu verändern ist und dass wir wieder lernen können, was es heißt, Eigenverantwortung zu tragen, statt sie an den Staat abzugeben. Seine Projekte für Augustusburg, die auf Bürgerbeteiligung setzen, zeigen: Das Engagement der Bürger, das früher wenig beachtet wurde, wächst langsam, aber stetig.

Die Welt

Auf dem Seil.
Roman
Cover: Auf dem SeilLuchterhand Literaturverlag, München 2019, ISBN 9783630874975, Gebunden, 368 Seiten, 24,00 EUR

Ist das Leben ein ewiger Balanceakt? Darius Kopp drohte an seinem Unglück zu zerbrechen. Drei Jahre sind vergangen, seit seine Frau Flora, seine große Liebe, gestorben ist. Der IT-Experte ist mit Floras Asche durch Europa gereist und schließlich auf Sizilien gelandet. Dort taucht eines Tages unverhofft seine 17-jährige Nichte auf. Das Mädchen ist allein unterwegs und weicht ihm nicht mehr von der Seite. Lorelei braucht Darius' Hilfe - und er die ihre. Mit ihr geht er zurück nach Berlin. Und lernt, sein Glück daran zu messen, was man durch eigenen Willen verändern kann - und was nicht.

Die Zeit

Heute leider keine Kritiken!

Deutschlandfunk

Washington Black.
Roman
Cover: Washington BlackEichborn Verlag, Köln 2019, ISBN 9783847906650, Gebunden, 512 Seiten, 24,00 EUR

Aus dem Amerikanischen Anabelle Assaf. Barbados, 1830: Der schwarze Sklavenjunge Washington Black schuftet auf einer Zuckerrohrplantage unter unmenschlichen Bedingungen. Bis er zum Leibdiener Christopher Wildes auserwählt wird, des Bruders des brutalen Plantagenbesitzers. Christopher ist Erfinder, Entdecker, Naturwissenschaftler - und Gegner der Sklaverei. Das ungleiche Paar entkommt in einem selbst gebauten Luftschiff von der Plantage. Es beginnt eine abenteuerliche Flucht, die die beiden um die halbe Welt führen wird. Eine Geschichte von Selbstfindung und Verrat, von Liebe und Erlösung. Und eine Geschichte über die Frage: Was bedeutet Freiheit?

Sohn dieses Landes.
Roman
Cover: Sohn dieses LandesKein und Aber Verlag, Zürich 2019, ISBN 9783036957951, Gebunden, 567 Seiten, 24,00 EUR

Aus dem Amerikanischen von Klaus Lambrecht, überarbeitet und ergänzt von Yamin von Rauch. Bigger Thomas, ein junger Schwarzer, fühlt sich gefangen in einem Leben in Armut und Perspektivlosigkeit. Sein einziges Ventil ist Gewalt. Er war bereits in der Besserungsanstalt, ein weiteres Vergehen würde für ihn Gefängnis bedeuten. Doch dann gibt der wohlhabende Mr Dalton dem jungen Mann eine Chance und stellt ihn als Chauffeur an. Als Bigger die Tochter des Hauses spätnachts und betrunken auf ihr Zimmer bringt und ihre blinde Mutter, von dem Lärm geweckt, den Raum betritt, versucht Bigger aus Angst vor falschen Verdächtigungen, das Mädchen mit einem Kissen zum Schweigen zu bringen, und erstickt sie dabei. Davon überzeugt, dass man ihm Absicht unterstellen wird, verstrickt er sich in Lügen und weitere Gewalt, bis er schließlich gefasst und des Mordes und der Vergewaltigung angeklagt wird. Das ganze Land stellt sich gegenihn, nur der Anwalt Max kämpft um Verständnis für Biggers Taten.

Deutschlandfunk Kultur

Von oben.
Roman
Cover: Von obenSuhrkamp Verlag, Berlin 2019, ISBN 9783518428931, Gebunden, 240 Seiten, 24,00 EUR

"Vor dem Tod. Nach dem Tod. Das sind zwei grundverschiedene Arten, die eigene Existenz zu erfahren und auf sie zu blicken. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich bin oben." Aus der Vogelperspektive blickt Sibylle Lewitscharoffs unbehauster Erzähler hinab auf sein eigenes Grab, die hinterbliebenen Freunde und Nachbarn, auf Fremdes und Vertrautes in der unter der Hitze stöhnenden Stadt. Körper- und willenlos driftet er durch den Himmel über Berlin, erscheint mal hier, mal dort, ein stiller Beobachter, Zeuge von Schönem und Schrecklichem, mit übernatürlicher Hör- und Sehkraft begabt, doch zur Handlungsunfähigkeit verdammt. Seine Erinnerungen sind lückenhaft, seine Zukunft ungewiss. Was darf er hoffen, was muss er fürchten: Hölle? Fegefeuer? Himmlisches Paradies.