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Bücherschau des Tages vom 22.06.2020


Ein Kosmopolit alter Schule


Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz, Zeit, Welt, DLF und DLF Kultur. Täglich ab 14 Uhr.
22.06.2020. Die SZ liest bewegt Nuruddin Farahs Roman über eine somalische Familie, die in Oslo ein neues Leben beginnt. Außerdem empfiehlt sie zwei Bücher des Wissenschaftspoeten Jürgen Dahl, der schon früh vor Umweltzerstörung warnte. Die FAZ bespricht Kinderbücher und empfiehlt besonders Artschil Sulakauris Geschichte vom nörgelnden Prinzen. Die NZZ liest bei Khaled Khalifa die Vorgeschichte des syrischen Bürgerkriegs nach. Der Dlf lernt mit Susan Neiman von den Deutschen Vergangenheitsbewältigung. Und Dlf Kultur erfährt von Sharon Moalem, warum Frauen ein besseres Immunsystem haben als Männer.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Die Bremer Stadtmusikanten.
(Ab 4 Jahre)
Cover: Die Bremer Stadtmusikantenbohem press, Affoltern am Albis 2020, ISBN 9783855815784, Gebunden, 36 Seiten, 19,95 EUR

Mit Illustrationen von Gabriel Pacheco. Das bekannte Märchen der musikalischen Tiere, die zum Wahrzeichen der Hansestadt Bremen geworden sindund international bekannt wurden als "Die vier Freunde". Die Bremer Stadtmusikanten - kunstvoll und mit einer großen Prise Humor inszeniert in diesem Bilderbuch von Gabriel Pacheco.

You are (not) safe here.
Roman (Ab 14 Jahre)
Cover: You are (not) safe heredtv, München 2020, ISBN 9783423740555, Kartoniert, 400 Seiten, 14,95 EUR

Aus dem Amerikanischen von Uwe-Michael Gutzschhahn. Tausende Krähen belagern die Kleinstadt Auburn, Pennsylvania, und es werden immer mehr. Alle Einwohner empfinden dies als Bedrohung - alle außer der 17-jährigen Leighton und ihren beiden jüngeren Schwestern. Denn die größte Gefahr lebt in ihrem Zuhause: ihr Vater, der immer wieder gewalttätig wird - und ihre Mutter, die schweigt und ihn nicht verlässt. Und die Nachbarn, die konsequent wegschauen. Leighton würde nichts lieber tun, als der Stadt den Rücken zu kehren, aber sie kann und will ihre Schwestern nicht zurücklassen. Denn eins ist klar: Irgendwann wird die Situation eskalieren...

Salamuras Abenteuer.
(Ab 6 Jahre)
Cover: Salamuras AbenteuerHandrick Verlag, Leipzig 2020, ISBN 9783981913125, Gebunden, 254 Seiten, 14,95 EUR

Aus dem Georgischen von Wolf Zippel und Stefan Otto. Salamura der Marienkäferhirte spielt wunderschön auf der Salamuti-Flöte. Die Glühwürmchenfee lauscht bezaubert seinem Liedder Nacht.Doch sie wird entführt. Um sie wiederzufinden und zu retten, muss Salamura weit über seine Grenzen hinaus gehen. All sein Können und Geschick braucht er, muss Boxkämpfe bestehen, Hochseilakrobat werden, sich vor dem Wesir des Königs verstecken und vieles mehr.

Frankfurter Rundschau

Heute leider keine Kritiken!

Neue Zürcher Zeitung

Keine Messer in den Küchen dieser Stadt.
Roman
Cover: Keine Messer in den Küchen dieser StadtRowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2020, ISBN 9783498035822, Gebunden, 288 Seiten, 22,00 EUR

Aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich. In Khaled Khalifas Roman geht es um Syrien von den achtziger Jahren bis heute. Sein erster Roman "Der Tod ist ein mühseliges Geschäft" war ein Überraschungserfolg. Khalifa, der immer noch in Damaskus lebt, schreibt über Syrien von innen heraus, nicht aus dem Exil, wie die meisten seiner Schriftstellerkollegen. Eine Familie lebt auf dem Land. Doch als der Vater mit einer jüngeren Frau nach Amerika abhaut, zieht die Mutter mit den drei Kindern nach Aleppo zurück, wo sie groß geworden ist. Die einst blühende liberale Stadt hat sich durch das Assad-Regime verändert. Die Nachbarn singen jetzt seine Lieder, die Kolleginnen an der Schule, an der die Mutter als Lehrerin arbeitet, treten der Partei bei. Über Außenseiter werden Berichte verfasst. Misstrauen und Angst machen sich breit. Zu Hause versucht die Mutter, die Erinnerung an das alte Aleppo mit seiner Musik, Literatur, dem bunten Basar wachzuhalten. Doch die Wirklichkeit dringt immer tiefer in die häusliche Welt ein.

Süddeutsche Zeitung

Der unbegreifliche Garten und seine Verwüstung.
Über Ökologie und über Ökologie hinaus. Mit einer Einführung von Manfred Kriener
Cover: Der unbegreifliche Garten und seine Verwüstungoekom Verlag, München 2020, ISBN 9783962381844, Gebunden, 208 Seiten, 22,00 EUR

Mit einer Einführung von Manfred Kriener. "Die Dezimierung der Welt ist mit ihrer Dezimalisierung eng verknüpft", konstatiert Jürgen Dahl: Die modernen Wissenschaften haben die Natur zwar berechenbar und handhabbar gemacht, doch begreiflicher wurde sie uns nicht. Mit der zergliedernden Betrachtung der Natur geht ihre Zerstörung einher. Das Buch nimmt diesen Frevel in den Blick und stellt ihm eine andere, eine empathische Art der Naturbetrachtung gegenüber - die des pflegenden, bewahrenden Gärtners. Dahl war nicht nur einer der umtriebigsten deutschen Denker der Nachhaltigkeit, sondern vielleicht auch deren sprachmächtigster. Dieser Band versammelt seine Betrachtungen zu Themen wie Artenvielfalt, Atomenergie oder Gentechnik. Die Bibliothek der Nachhaltigkeit präsentiert Autorinnen und Autoren, die als Pioniere und Vordenkerinnen ihrer Zeit voraus waren und ungewöhnliche Wege des Denkens eröffnet haben. Ihre Texte liefern auch heute noch wichtige Impulse für die Diskussion und Praxis der Nachhaltigkeit, Transformation und Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft.

Einrede gegen die Mobilität / Der Anfang vom Ende des Automobils / Einrede gegen Plastik.
Essays
Cover: Einrede gegen die Mobilität / Der Anfang vom Ende des Automobils / Einrede gegen PlastikVerlag Das kulturelle Gedächtnis, Berlin 2020, ISBN 9783946990390, Gebunden, 96 Seiten, 12,00 EUR

Mit einem Vorwort von Jürgen Trittin. Was sind die gesellschaftlichen und ökologischen Kosten unbeschränkter Mobilität? Ist es wirklich von Vorteil, wenn alle überallhin fahren können? Ist der Individualverkehr mit dem Auto ein Segen oder nicht doch ein Irrweg der Menschheit? Und wäre das Leben der Menschheit ohne Plastik nicht nur viel schöner, sondern auch sinnvoller?Fragen, die nicht nur Fridays for Future umtreiben, sondern zu den drängendsten unserer Tage gehören - Jürgen Dahl beantwortete sie vor fast 50 Jahren bereits grundlegend. Hätte man auf Dahl gehört, ginge es dem Planeten und der Menschheit besser. Jürgen Trittin erläutert in seinem Vorwort, woran es damals beim besten Willen zur Umsetzung hakte und was man heute besser machen kann.

Hitlers Parteigenossen.
Die Mitglieder der NSDAP 1919-1945
Cover: Hitlers ParteigenossenCampus Verlag, Frankfurt am Main 2020, ISBN 9783593511801, Gebunden, 584 Seiten, 45,00 EUR

Zwischen 1919 und 1945 schlossen sich über zehn Millionen Menschen der NSDAP an, am Ende des Zweiten Weltkriegs war jeder zehnte Deutsche Parteigenosse. Doch wer konnte Mitglied werden und wer nicht? Wann wuchs die NSDAP, die Deutschland während der NS-Diktatur ab 1933 als einzige zugelassene Partei beherrschte, und wann stagnierte ihre Mitgliederzahl? Welche Motive bewogen die Neumitglieder zum Eintritt? Konnte man aus der NSDAP auch wieder austreten? Wie sah die soziale Zusammensetzung der Partei aus? Auf der Basis des mit Abstand größten Datensatzes aus der Zentralen NSDAP-Mitgliederkartei - einer Stichprobe von mehr als 50.000 Personen der Jahre 1925 bis 1945, die das Deutsche Reich samt den angeschlossenen und annektierten Gebieten umfasst - sowie einer Stichprobe früher NSDAP-Mitglieder für die Jahre 1919 bis 1922 untersucht der Parteienforscher Jürgen W. Falter die NSDAP auf Herz und Nieren - und stellt dabei vertraute historische Gewissheiten zur Disposition.

Im Norden der Dämmerung.
Roman
Cover: Im Norden der DämmerungAntje Kunstmann Verlag, München 2020, ISBN 9783956143526, Gebunden, 400 Seiten, 25,00 EUR

Aus dem Englischen von Wolfgang Müller. Seit Jahrzehnten leben Gacalo und Mugdi in Oslo, wo sie ein ruhiges und weitgehend assimiliertes Leben geführt und ihre zwei Kinder großgezogen haben. Doch nachdem ihr geliebter Sohn Dhaqaneh sich den Dschihadisten in Somalia angeschlossen hat und bei einem Selbstmordattentat ums Leben gekommen ist, gerät ihre Welt aus den Fugen. Schweren Herzens bieten sie seiner somalischen Familie an, nach Oslo zu kommen. Als sich aber ihre Schwiegertochter immer mehr in die Religion vertieft, während ihre Kinder sich nach den Freiheiten ihrer neuen Heimat sehnen, gibt es einen Bruch in der Familie, der ihrer aller Leben unwiderruflich verändern wird. Vor dem Hintergrund realer Ereignisse erzählt Nuruddin Farah eine Geschichte von Liebe, Loyalität und nationaler Identität, die uns die Frage stellt, ob es je möglich ist, einem Erbe der Gewalt zu entkommen - und wenn ja, zu welchem Preis.

Der Massenmord an den sowjetischen Kriegsgefangenen auf dem SS-Schießplatz Hebertshausen 1941-1942.
Begleitband zur Open-Air-Ausstellung und zur Gedenkinstallation "Ort der Namen"
Cover: Der Massenmord an den sowjetischen Kriegsgefangenen auf dem SS-Schießplatz Hebertshausen 1941-1942Wallstein Verlag, Göttingen 2020, ISBN 9783835336483, Kartoniert, 208 Seiten, 20,00 EUR

Mit Abbildungen. Historische Hintergründe der Verbrechen und Biografien der Opfer. Auf dem SS-Schießplatz Hebertshausen, zwei Kilometer nördlich des Häftlingslagers des KZ Dachau, ermordete die Lager-SS 1941 und 1942 über 4000 sowjetische Kriegsgefangene. Die Opfer waren zuvor in den Kriegsgefangenenlagern der Wehrkreise München, Nürnberg, Stuttgart, Wiesbaden und Salzburg von Einsatzkommandos der Gestapo nach ideologischen und rassistischen Kriterien "ausgesondert" worden. Insbesondere kommunistische Funktionäre, Angehörige der "Intelligenz" sowie Juden fielen der Massenmordaktion zum Opfer, aber auch ein hoher Prozentsatz ganz einfacher Soldaten. Der 2014 neugestaltete Gedenkort ehemaliger "SS-Schießplatz Hebertshausen" informiert mit einer Open-Air-Ausstellung über die historischen Ereignisse und erinnert mit einer Gedenkinstallation an die bislang bekannten Opfer. Der reich bebilderte Begleitband enthält Aufsätze zu verschiedenen Aspekten der Mordaktion, zur Zusammenarbeit von Wehrmacht, Gestapo und Lager-SS, zum Ablauf der Hinrichtungen, zu den Biografien der Opfer, der Motivation der Täter und zur Reaktion der Bevölkerung. Außerdem behandelt der Katalog die eher unbekannte Geschichte des Schießplatzes als Hinrichtungsort für Verurteilte der SS- und Polizeigerichte sowie den Umgang mit dem Gelände nach 1945.

Die Tageszeitung

Heute leider keine Kritiken!

Die Welt

Heute leider keine Kritiken!

Die Zeit

Heute leider keine Kritiken!

Deutschlandfunk

Der Junge aus dem Trümmerland.
(Ab 12 Jahre)
Cover: Der Junge aus dem TrümmerlandMagellan Verlag, Bamberg 2020, ISBN 9783734847233, Gebunden, 240 Seiten, 15,00 EUR

Berlin 1947: Wenn Paul nicht gerade mit seinen Freunden in den Trümmern Abenteuer erlebt, versucht er, auf dem Schwarzmarkt Lebensmittel zu organisieren. Sein Vater ist im Krieg verschollen, also fühlt Paul sich für seine Mutter verantwortlich. Doch dann erfährt er, dass sie den afroamerikanischen Soldaten Bill heiraten will. Für Paul bricht eine Welt zusammen. Denn er ist fest davon überzeugt, dass sein von ihm als Held verehrter Vater zurückkehren wird. Paul sieht nur eine Lösung: Er muss dafür sorgen, dass Bill aus seiner Familie verschwindet. Koste es, was es wolle.

Heute nicht.
(Ab 3 Jahre)
Cover: Heute nichtDiogenes Verlag, Zürich 2020, ISBN 9783257012637, Gebunden, 32 Seiten, 14,00 EUR

Durchgängig illustriert. Wer kennt das nicht: Das Lieblingsshirt ist in der Wäsche, Mittagsschlaf, wenns grad am schönsten ist, und ungeliebter Käse auf den geliebten Nudeln. Die Gründe, warum Kinder von einer Sekunde zur anderen zu Tode betrübt sind, sind zahllos. So geht es auch den Tieren in Timon und Julian Meyers wunderbarem Kinderbuch 'Heute nicht'. Doch weil kein Kummer ewig währt und das nächste Abenteuer schon wartet, ist bald alles wieder gut.

Von den Deutschen lernen.
Wie Gesellschaften mit dem Bösen in ihrer Geschichte umgehen können
Cover: Von den Deutschen lernenCarl Hanser Verlag, München 2020, ISBN 9783446265981, , 576 Seiten, 28,00 EUR

Aus dem Englischen von Christina Goldmann. Deutschland als Vorbild? Susan Neiman vergleicht den deutschen und den amerikanischen Umgang mit dem Erbe der eigenen Geschichte. Wie können Gesellschaften mit dem Bösen der eigenen Geschichte umgehen? Lässt sich - politisch gesehen - etwas von den Deutschen lernen? Als Susan Neiman, eine junge jüdische Amerikanerin, in den achtziger Jahren ausgerechnet nach Berlin zog, war das für viele in ihrem Umfeld nicht nachvollziehbar. Doch sie blieb in Berlin und erlebte hier, wie die Deutschen sich ernsthaft mit den eigenen Verbrechen auseinandersetzten: im Westen wie im Osten, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Als dann mit Donald Trump ein Mann Präsident der USA wurde, der dem Rassismus neuen Aufschwung verschaffte, beschloss sie, dorthin zurückzukehren, wo sie aufgewachsen war: in die amerikanischen Südstaaten, wo das Erbe der Sklaverei noch immer die Gegenwart bestimmt.

Deutschlandfunk Kultur

Geburtenkontrolle als Menschenrecht.
Die Diskussion um globale Überbevölkerung seit den 1940er Jahren
Cover: Geburtenkontrolle als MenschenrechtWallstein Verlag, Göttingen 2020, ISBN 9783835336414, Kartoniert, 319 Seiten, 32,90 EUR

Mit Abbildungen. Die Bedeutung von Menschenrechten für Debatten über "Überbevölkerung" und globale Reproduktionspolitik seit den 1940er Jahren. Ängste vor einer "Überbevölkerung" des Planeten gewannen in den vierziger Jahren rapide an Bedeutung und begleiten uns bis in die Gegenwart. Regierungen, NGOs, die Vereinten Nationen, die katholische Kirche, Völkerrechtler und Frauenorganisationen diskutierten in den vergangenen Jahrzehnten kontrovers darüber, ob das Bevölkerungswachstum zu Problemen führe, und wie darauf zu reagieren sei. Im Mittelpunkt dieser Debatte stand von Beginn an die Frage, ob individuelle Entscheidungen über die Familiengröße durch Staaten eingeschränkt werden dürfen, um mögliche negative Konsequenzen abzuwenden. Bedroht das Bevölkerungswachstum Menschenrechte und sind deshalb Programme, die auf Unfruchtbarmachungen zielen, legitim? Oder stellen solche zum Teil mit Zwang durchgesetzten Maßnahmen selbst eine Verletzung der Menschenrechte dar? Roman Birke analysiert diese internationalen Deutungskämpfe über die Auslegung von Menschenrechten und zeigt anhand der Fallbeispiele Indien, Irland, USA und Jugoslawien, welche Bedeutung sie für die Politik von Nationalstaaten haben.

Das stärkere Geschlecht.
Warum Frauen genetisch überlegen sind
Cover: Das stärkere GeschlechtRiva Verlag, München 2020, ISBN 9783742311870, Gebunden, 288 Seiten, 19,99 EUR

Frauen leben länger als Männer. Frauen haben ein stärkeres Immunsystem. Frauen sterben seltener am neuartigen Corona Virus, sind weniger anfällig für Entwicklungsstörungen, sehen die Welt in einer größeren Farbenvielfalt und sind widerstandsfähiger gegen Krebs. Frauen sind in jedem Lebensabschnitt einfach stärker als Männer. Aber warum? Der  Neurogenetiker Dr. Sharon Moalem nimmt uns mit auf eine faszinierende Entdeckungsreise zu den Ursachen der genetischen Überlegenheit des weiblichen Geschlechts. Er legt überzeugend dar, dass wir die biologisch bedingten Anlagen von Frauen bisher nicht richtig verstanden, ihre genetische Stärke viel zu lange unterschätzt haben, und zeigt, dass wir unsere Wahrnehmung, Gesundheitsfürsorge und Forschungskultur ändern müssen. Die Zukunft der Medizin und unser Überleben als Spezies hängen davon ab.