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Bücherschau des Tages vom 29.10.2020


Unvorstellbar verwirrend


Notizen zu den Buchkritiken des Tages aus FAZ, FR, NZZ, SZ, taz, Zeit, Welt, DLF und DLF Kultur. Täglich ab 14 Uhr.
29.10.2020. Die FAZ taucht mit Rebecca Makkais Roman "Die Optimisten" in die von Aids gebeutelte schwule Chicagoer Partyszene der Achtziger. Angesichts des kosmischen Horrors der Schwarzen Löcher findet die FR "Licht im Dunkeln" mit dem Astrophysiker Heino Falcke. Die taz blättert beklommen durch den Fotoband "Divided We Stand" mit Porträts von 82 Amerikanern. Die Zeit entziffert mit Michael Maar die Geheimnisse der Literatur. Die SZ galoppiert mit Lucky Luke durch die Baumwollfelder der Südstaaten der USA. Und hingewiesen sei unbedingt auch auf die Krimibeilage der SZ, die wir hier ausgewertet haben.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Die Optimisten.
Roman
Cover: Die OptimistenEisele Verlag, München 2020, ISBN 9783961610778, Gebunden, 624 Seiten, 24,00 EUR

Aus dem Amerikanischen von Bettina Abarbanell. Chicago, 1985: Yale ist ein junger Kunstexperte, der mit Feuereifer nach Neuerwerbungen für seine Galerie sucht. Gerade ist er einer Gemäldesammlung auf der Spur, die seiner Karriere den entscheidenden Schub verleihen könnte. Er ahnt nicht, dass ein Virus, das gerade in Chicagos "Boys Town" zu wüten begonnen hat, einen nach dem anderen seiner Freunde in den Abgrund reißen wird.  Paris, 2015: Fiona spürt ihrer Tochter nach, die sich offenbar nicht finden lassen will. Die Suche nach der Tochter gestaltet sich ebenso zu einer Reise in die eigene Vergangenheit, denn in Paris trifft sie auf alte Freunde aus Chicago, die sie an das Gefühlschaos der Achtzigerjahre erinnern und sie mit einem großen Schmerz von damals konfrontieren.

Heimkehr ins Unbekannte.
Unterwegs nach Palästina
Cover: Heimkehr ins UnbekannteBerenberg Verlag, Berlin 2020, ISBN 9783946334682, Gebunden, 208 Seiten, 24,00 EUR

Aus dem Spanischen von Susanne Lange. "Im Kopf werfe ich eine Münze: Falls mich eine Einladung nach Europa führt, werde ich die Reise auf eigene Faust gen Osten ausdehnen." Die Einladung kam, und die in New York lebende Chilenin Lina Meruane fuhr erstmals in die Heimat ihrer palästinensischen Großeltern, ins heutige Israel. Der Bericht über ihre Reisen in die eigene Vergangenheit ist ein gedankensprühender Kommentar zu einem zunehmend weltbewegenden Problem: Warum wird es immer komplizierter, die Fragen "Wo kommst du her? Wer bist du?" eindeutig zu beantworten? Ausgerechnet in Israel, so hat es Lina Meruane am eigenen Leib erfahren, haben mehr als anderswo rassische, genetische, physiognomische Zuschreibungen Einzug gehalten in den Alltag der Menschen. Ein Buch darüber, wer man zu sein glaubt, und welche politisch wirksamen Täuschungen damit verbunden sind.

Menschliche Dinge.
Roman
Cover: Menschliche DingeClaassen Verlag, Berlin 2020, ISBN 9783546100021, Gebunden, 384 Seiten, 22,00 EUR

Aus dem Französischen von Maja Ueberle-Pfaff. Die Farels sind schön und reich, haben Einfluss und Macht: Jean Farel ist ein prominenter Fernsehjournalist, seine Frau Claire eine Intellektuelle, bekannt für ihr feministisches Engagement. Ihr Sohn Alexandre, gutaussehend, sportlich, eloquent, studiert an einer Elite-Uni. Eine Familie wie aus dem Bilderbuch, könnte man meinen. Doch eines Morgens steht die Polizei bei den Farels vor der Tür, eine junge Frau hat Anzeige wegen Vergewaltigung erstattet. Die glanzvolle gesellschaftliche Fassade zeigt gefährliche Risse. Inspiriert vom "Fall Stanford" und vor dem Hintergrund der #MeToo-Debatte, erzählt Karine Tuil in "Menschliche Dinge" von den Auswüchsen einer Gesellschaft, die auf Leistung und Selbstdarstellung getrimmt ist, in der sich jeder nimmt, was er haben will.

Frankfurter Rundschau

Licht im Dunkeln.
Schwarze Löcher, das Universum und wir
Cover: Licht im DunkelnKlett-Cotta Verlag, Stuttgart 2020, ISBN 9783608983555, Gebunden, 384 Seiten, 24,00 EUR

Mitarbeit: Jörg Römer. Es ist eine Weltsensation: Am 10. April 2019 präsentiert Heino Falcke das erste Bild eines schwarzen Lochs - ein Wendepunkt in der Astronomie. Heino Falcke erklärt uns, wie es dazu kam, von den ersten Blicken der Menschen hoch zum Himmel bis zur modernen Astrophysik, der Erforschung der schwarzen Löcher und den noch unenthüllten Geheimnissen des Universums - und was das mit ihm und uns Menschen zu tun hat.Seit Menschengedenken wenden wir unseren Blick zum Himmel. Aus dem Bedürfnis, die Welt und das Leben zu verstehen, ist die Astronomie entstanden. Heino Falcke erzählt eine kurze Geschichte des Universums und wie wir es gesehen haben bis hin zu den ganz großen Fragen, die wir an die Sterne stellen. Er beschreibt, wie er in einer nie dagewesenen globalen Gemeinschaftsleistung mit seinen internationalen Kollegen die ganze Welt in ein riesiges Teleskop verwandelt hat und so dem größten Rätsel des Universums, einem schwarzen Loch, ins Auge schauen konnte. Doch was bedeutet das für die Zukunft der Astrophysik? Welche Rolle kann der Mensch im Universum spielen? Und was können wir aus dem Weltall über Gott und die Welt, über uns selber lernen? Heino Falcke, gläubiger Christ und Wissenschaftler von Weltrang, nimmt uns mit auf eine Reise bis an den Horizont von Raum und Zeit.

Neue Zürcher Zeitung

Heute leider keine Kritiken!

Süddeutsche Zeitung

Lucky Luke: Fackeln im Baumwollfeld.
Band 99
Cover: Lucky Luke: Fackeln im BaumwollfeldEgmont Ehapa Media, Berlin 2020, ISBN 9783770441273, Gebunden, 48 Seiten, 12,00 EUR

Aus dem Amerikanischen von Klaus Jöken. Lucky Luke kann es kaum fassen: Eine Witwe und große Verehrerin hat ihm ausgedehnte Baumwollfelder im südlichen Louisiana vermacht. Ohne es zu wollen, ist er auf einmal Eigentümer einer riesigen Plantage und muss entsetzt feststellen, dass seine Angestellten von den Gutsbesitzern der Umgebung terrorisiert werden. Die reichen Pflanzer begrüßen Lucky Luke als einen der Ihren, doch unser Held setzt alles daran, seine Erbschaft unter die schwarzen Farmer zu verteilen. In seinem Kampf gegen die Mächtigen der Gegend erhält er völlig unerwartet Unterstützung von den Daltons, die ihn eigentlich umlegen wollten. Außerdem sind da noch die französischsprachigen Cajuns aus den Bayous, die vom Reichtum des Südens ausgeschlossen sind. Wird es unserem Wild-West-Helden gelingen, auch in den morastigen Sümpfen Louisianas für Gerechtigkeit zu sorgen?

Die Tageszeitung

Divided We Stand.
Cover: Divided We StandHartmann Projects, Stuttgart 2020, ISBN 9783960700487, Gebunden, 160 Seiten, 39,00 EUR

Zweisprachig. Mit 66 Farbfotos und Statements von 82 Amerikanern. Mit einem Essay von Andreas Ross. Als Donald Trump zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, lebten die Schweizer Fotografen Monika Fischer und Mathias Braschler in New York. Das Wahlergebnis verdeutlichte die tiefe Spaltung, die die Vereinigten Staaten von Amerika und ihre Gesellschaft durchzieht - eine wachsende Spaltung, die die progressiven und konservativen Kräfte, die städtischen und die ländlichen Gebiete, das "rote" Zentrum des Landes und die "blauen" Küsten weiter auseinander driften lässt. In seiner ersten Amtszeit trug Präsident Trump nicht dazu bei, diese Kluft zu verringern. Mit seinen rassistisch-hetzerischen, polemisierenden medialen Kampagnen hat sich die Situation weiter zugespitzt, insbesondere während der Covid19-Pandemie und den Unruhen im Mai/Juni 2020. Trump ist jedoch nicht der Auslöser dieser Kluft. Seine Wahl kann als Folge interpretiert werden. Monika Fischer und Mathias Braschler beschlossen, einen Roadtrip durch die USA zu unternehmen, um Menschen aus allen Teilen des Landes und allen Teilen der Gesellschaft zu treffen. Im April 2019 machten sie sich von New York City aus auf den Weg. Mit einem zu einem kleinen Wohnmobil mit integriertem Popup-Fotostudio ausgebauten Lieferwagen fuhren sie in den folgenden Monaten 15.000 Meilen quer durch insgesamt 40 Staaten der USA. Sie porträtierten, interviewten und filmten Amerikaner aus allen Bevölkerungsschichten mit sehr unterschiedlichen Meinungen über ihr Leben, Politik und ihr Land. Fabrikarbeiter, Landwirte, Verkäufer, Dienstleister, Investmentbanker, Politiker, Studenten, Teenager, Rentner, Väter und Mütter... alle Altersgruppen, Ethnien, Berufe, Geschlechter sind in diesem Fotoprojekt vertreten, das die Zerrissenheit der Menschen und ihrer Nation aufzeigt, die 2020 vor einer entscheidenden Wahl stehen.

Die Welt

Heute leider keine Kritiken!

Die Zeit

Brandsätze.
Roman
Cover: BrandsätzeArs vivendi Verlag, Cadolzburg 2020, ISBN 9783747201152, Gebunden, 336 Seiten, 22,00 EUR

Aus dem Englischen von Karen Witthuhn. Als die Polizei einen unbewaffneten schwarzen Teenager erschießt, brechen in Los Angeles Unruhen aus, die Erinnerungen an den Fall Rodney King wachrufen. Inmitten dieser aufgeheizten Atmosphäre müssen sich zwei Familien ihrer Vergangenheit stellen. Grace Park, 27, arbeitet in der familieneigenen Apotheke, ihre aus Korea eingewanderten Eltern haben ihr immer ein behütetes Leben geboten. Doch dann erfährt Grace, dass ihre Mutter vor dreißig Jahren Ava Matthews erschoss - sie hatte die junge Schwarze fälschlicherweise für eine Ladendiebin gehalten und kam vor Gericht mit einem sehr milden Urteil davon. Shawn Matthews, Avas Bruder, hat Politik und Protest inzwischen abgeschworen, doch die aktuellen Ereignisse brechen alte Wunden auf. Als ein weiteres schockierendes Verbrechen die Stadt erschüttert, wird Shawn mit der Frage konfrontiert, ob wirklich alle in seiner Familie ihre Dämonen im Griff haben ...

Die Schlange im Wolfspelz.
Das Geheimnis großer Literatur
Cover: Die Schlange im WolfspelzRowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2020, ISBN 9783498001407, Gebunden, 656 Seiten, 34,00 EUR

Was ist das Geheimnis des guten Stils, wie wird aus Sprache Literatur? Dieser Frage geht Michael Maar in seinem Haupt- und Lebenswerk nach, für das er vierzig Jahre lang gelesen hat. Was ist Manier, was ist Jargon, und in welche Fehlerfallen tappen fast alle? Wie müssen die Elementarteilchen zusammenspielen für den perfekten Prosasatz? Michael Maar zeigt, wer Dialoge kann und wer nicht, warum Hölderlin über- und Rahel Varnhagen unterschätzt wird, warum ohne die österreichischen Juden ein Kontinent des Stils wegbräche, warum Kafka ein Alien ist und warum nur Heimito von Doderer an Thomas Mann heranreicht. In fünfzig Porträts, von Goethe bis Gernhardt, von Kleist bis Kronauer, entfaltet er en passant eine Geschichte der deutschen Literatur.

Alles, was zu ihr gehört.
Roman
Cover: Alles, was zu ihr gehörtCarl Hanser Verlag, München 2020, ISBN 9783446266353, Gebunden, 432 Seiten, 16,00 EUR

Aus dem Amerikanischen von Ulrike Brauns. Eine berühmte Fotografin stirbt unter mysteriösen Umständen, zwanzig Jahre später ist eine junge Frau besessen davon, die Wahrheit rauszufinden - um jeden Preis: Die junge Archivarin Kate soll den riesigen Nachlass der Künstlerin Miranda Brand sortieren. Auftraggeber ist Theo, Mirandas Sohn. Der Mittdreißiger ist schön, kühl, wohlhabend. Und übt eine gefährliche Anziehung auf Kate aus. Immer tiefer verstrickt sie sich in das Leben der Brands, liest heimlich das Tagebuch der Künstlerin. Die Beschäftigung mit Mirandas Tod wird ihr zur verhängnisvollen Obsession. Wurde die Fotografin ermordet? Was weiß Theo darüber?

Deutschlandfunk

Grand Hotel Europa.
Roman
Cover: Grand Hotel EuropaPiper Verlag, München 2020, ISBN 9783492070119, Gebunden, 560 Seiten, 25,00 EUR

Aus dem Niederländischen von Ira Wilhelm. Ein junger Page, Abdul, empfängt den Schriftsteller auf den Marmorstufen des Eingangsportals, über dem in goldenen Lettern der Name "Grand Hotel Europa" zu lesen ist. Sie rauchen eine erste Zigarette und kommen miteinander ins Gespräch. Der Schriftsteller spricht von Venedig und von Clio, seiner großen Liebe, die ihn verlassen hat. Nun ist er hier, bezieht sein Zimmer in diesem geheimnisvollen Hotel, und während er die eleganten Gäste kennenlernt, fragt er sich, wie er Clio zurückgewinnen kann. - "Grand Hotel Europa" erzählt von einem alten Kontinent, auf dem vor lauter Geschichte kein Raum für die Zukunft ist und die einzige Perspektive der Tourismus. Es ist ein Roman über unsere europäische Identität und die Nostalgie am Ende einer Ära.

Deutschlandfunk Kultur

Heute leider keine Kritiken!