Efeu - Die Kulturrundschau

Früher war es schon besser

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26.03.2022. Putin wird schrecklich enden, sagt DAU-Regisseur Ilja Chrschanowski im Standard und wirft dem Westen vor, dem Diktator zu lange schön die Hand geschüttelt zu haben. In der taz erzählt die russische Comic-Künstlerin Victoria Lomasko, wie sie in einem "abgeriegelten faschistischen" Land aufwachte. FAZ und Tagesspiegel berichten von Mobbing und "rüpelhaften Beleidigungen" hinter den Kulissen des PEN-Präsidiums. Die SZ bringt einen künstlerischen Nachruf zu Lebzeiten auf Anna Netrebko. Und die WamS blickt in Berlin mit Polynesier:innen des dritten Geschlechts auf die indigenen Gender-Lebenswelten von Paul Gauguin.
9punkt - Die Debattenrundschau vom 26.03.2022 finden Sie hier

Kunst

Bild: Paul Gauguin. Arearea no Varua Ino (Die Vergnügungen des Bösen Geistes / The Amusement of the Evil Spirit), 1894, Ny Carlsberg Glyptotek, Kopenhagen © Ny Carlsberg Glyptotek

In der Gauguin-Ausstellung "Why are you angry?" in der Alten Nationalgalerie lernt Marcus Woeller (WamS) nicht nur Gauguins Werk auszuhalten, sondern auch aus nicht-westlicher Perspektive auf die Bilder zu schauen. Die Kuratoren befragten unter anderem zeitgenössische polynesische Künstler:innen: "Yuki Kihara aus Samoa bat ihre Freunde, die weder den Maler noch seine Werke kannten, gemeinsam Gauguin-Gemälde anzuschauen und darüber zu sprechen. Mit der Videokamera hat sie 'First Impressions: Paul Gauguin' gedreht, eine Art Sitcom, in der die Bilder von den Polynesier*innen ikonografisch gedeutet werden. Der Gender-Stern hat hier seine Berechtigung. Denn was unter dem Röntgenblick unserer Kunstanschauung, die überall Exotismen und Chauvinismen enttarnen will, eindeutig von einem Mann gemalte Frauen sind, bekommt aus samoanischer Perspektive plötzlich eine diverse, queere Lesart. Yuki Kihara gehört nämlich wie ihre Freunde dem dritten Geschlecht an: fa'afafine - nach Art einer Frau aufgezogen, aber als Mann geboren. Im vorkolonialen Polynesien war das soziale Tradition, auf Tahiti mahu genannt, auf Tonga fakaleite. Lange ausgegrenzt, begreifen sich die fa'afafine nun als Teil der globalen LGBTQ-Bewegung. Bei der Arbeit an den mal nachdenklichen, mal schrillen Episoden sei Gauguin für Kihara und ihre Community ein 'Katalysator' gewesen. Er habe zwar die Patriarchenposition eingenommen, aber auch indigene Gender-Lebenswelten gemalt. Durch seine Gemälde habe sie selbst Kontakt zu ihren Vorfahren herstellen können."

Es sind vor allem seine Designs, die den amerikanisch-japanischen Bildhauer Isamu Noguchi berühmt machten. Dass aber auch sein aus Tuschezeichnungen und vielfältigen Skulpturen bestehendes künstlerisches Werk einen Blick wert ist, erkennt Katharina J. Cichosch (taz) im Kölner Museum Ludwig, das dem Bildhauer eine große Werkschau widmet. "Radikal sanftmütig" erscheinen ihr die Arbeiten, die genaues Hinsehen erfordern: "Seine Reproduktion des immer wieder Ähnlichen erzeugt subtile Unterschiede. Zarte Parallelen zur popkulturellen Serienkunst tun sich auf, die erst ein, zwei Jahrzehnte später auf der Bildfläche auftauchte. Und: Seine Skulpturen sind in Bewegung. Allein durch die Weise, wie der Bildhauer Form schafft und wie er Formen miteinander kombiniert. Bei der Gipsfigur 'Chinese Girl' von 1930 mit ihrem mehrfach in sich verrenkten Körper. Den 'Interlocking Sculptures', die wörtlich beweglich sind, weil ihre einzelnen Elemente, die oft an Knochen erinnern, auseinandergenommen und wieder neu zusammengesetzt werden können."

Auch die russische Comic-Künstlerin Victoria Lomasko hat Russland verlassen. Im taz-Gespräch mit Julia Hubernagel kritisiert sie den Boykott russischer KünstlerInnen und erklärt, weshalb die RussInnen nicht auf die Straße gehen und protestieren: "Das liegt daran, dass unsere Gesellschaft tief gespalten ist, in eine junge und eine alte, sowjetische Generation, in Menschen, die gegen und für Putin sind. Viele Menschen sind zudem unpolitisch. Unabhängige Stimmen finden bei uns kaum Gehör. Nur schätzungsweise 20 bis 30 Prozent der Russen sind gegen Putin und den Krieg in der Ukraine. Als ich aufwachte und von der Invasion in der Ukraine las, wusste ich sofort, dass Russland ein abgeriegeltes faschistisches Land sein wird."

Außerdem: In der FAZ betrachtet Stefan Trinks die Karikatur "Wladimir der Schreckliche nach Repin" des Karikaturisten-Duos Greser und Lenz und Ilja Repins Gemälde "Iwan der Schreckliche und sein Sohn Iwan am 16. November 1581" von 1883  und stellt fest: "Geschichte wiederholt sich derzeit als grausige Farce".

Besprochen wird die Ausstellung "The Violence of Handwriting Across a Page" im Kunstmuseum Basel, eine Hommage von Jenny Holzer an Louise Bourgeois, die Kito Nedo in der SZ für eine "Sensation" hält.
Archiv: Kunst

Bühne

"Putin wird schrecklich enden, als eine Horrorgestalt der Menschheitsgeschichte", prophezeit der Regisseur Ilja Chrschanowski, der Russland bereits 2007 verlassen hat, im Standard-Gespräch mit Margarete Affenzeller. Das "Kadaver" der UdSSR sei in Form einer "surrealen Diktatur" wieder auferstanden, fährt er fort und erklärt, weshalb die Propaganda so gut funktioniert: "Die Propaganda ist ein Spiel, zu dem auch der Westen intensiv beigetragen hat. Putin hat 2014 die Krim annektiert, und alle haben ihm weiter schön die Hand geschüttelt und Gas gekauft. Die westliche Elite ließ sich zu netten Dinners einladen und nahm Sponsorgelder von Gazprom und Co. Währenddessen lief aber die antiwestliche Propaganda schon lange. Für etwa 75 Prozent der Menschen in Russland ist viele Jahre schon, mindestens 15 Jahre, das Feindbild der Westen. Diese Menschen verlassen Russland nie, informieren sich in staatlichen Medien. Sie konsumieren Märchen, die ihnen sagen, dass der Westen eine Bedrohung ist und Russland alles unternimmt, um die Gefahr abzuwehren."

Szene aus "Geht's dir gut". Bild: Thomas Aurin.

Im Tagesspiegel spürt Christine Wahl die pure Verzweiflung, aber auch die ganze Kraft des Theaters, wenn René Pollesch und Fabian Hinrichs an der Berliner Volksbühne in "Geht's dir gut?" versuchen, Pandemie, Klimakrise und Krieg zu verarbeiten: "Gelingt, weil Text wie Inszenierung das Kunststück schaffen, die armselige kleine Indiviuumstrostlosigkeit luzide mit der großen gesellschaftlichen Depression in eins zu führen und umgekehrt." Und doch wird es irgendwann auch noch lustig: "Worauf verfällt man, wenn man 'drinnen vor der Tür' tiefer und tiefer in die Depression rutscht? Eskapismus! Flucht! Exit! Punktgenau lässt die Bühnenbildnerin Katrin Brack eine silberne Rakete landen im gigantischen Volksbühnenhalbrund. Sogar ein Taxi fährt ein. Aber es hilft nichts: Die Choristinnen und Choristen der Afrikan Voices und der Bulgarian Voices Berlin, die Hinrichs bis dato gutwillig sekundiert hatten in seiner Erschöpfungslitanei, lassen ihn einfach stehen draußen vor der (Raketen-)Tür. Sie fliegen ohne ihn ab."

"Früher war es schon besser. Bei Pollesch und in der Volksbühne. Ja, früher. Da war mehr los", klagt hingegen Dirk Peitz, der auf ZeitOnline ohne Antworten, aber mit dem Gefühl "existentieller Ratlosigkeit" aus dem Stück kommt.

Außerdem: Im Tagesspiegel wirft Frederik Hanssen einen Blick auf die kommende Saison der Deutschen Oper Berlin: "Regisseurinnen sind 2022/23 nicht für große Neuproduktionen engagiert, David Hermann wird 'Fidelio' herausbringen, Vasily Barkhatov nimmt sich Verdis 'Simon Boccanegra' an. Benedikt von Peter richtet Bach Matthäus-Passion für die Opernbühne zu, wobei Kinder die Handlung spielen und neben Chor-Profis auch Laien mitsingen sollen. Die Uraufführung von Giorgio Battistellis 'Il Teorema di Pasolini' wurde dem britisch-irischen Theaterkollektiv Dead Centre anvertraut." In der Welt freut sich Stefan Grund auf das Theaterfestival in Hamburg mit sechs Gastspielen großer deutschsprachiger Häuser.

Besprochen wird Lilja Rupprechts Inszenierung von Gerhart Hauptmanns "Die Ratten" am Rambazamba Theater (nachtkritik).
Archiv: Bühne

Musik

Mit sanft unter den Zeilen mitschwingendem Ärger fürchten die SZ-Kritiker Carolin Gasteiger, Helmut Mauró, Egbert Tholl und Reinhard J. Brembeck in einem de facto künstlerischen Nachruf zu Lebenszeiten, dass sie auf Auftritte von Anna Netrebko zumindest in leicht erreichbaren Spielhäusern künftig wohl verzichten müssen. Zu Unrecht finden sie: Mit ihrem zwar eher wachsweich als entschlossen formuliertem und mittlerweile wieder gelöschtem Statement zum Krieg habe sich Netrebko "deutlich distanziert, aber nicht von Putin. Das genügt einigen Veranstaltern nicht. Sie mutmaßen, dass Netrebko nach wie vor zu Putin hält, aus Überzeugung oder weil ihr nichts anderes übrig bleibt." Wie wird es weitergehen? "Das wird davon abhängen, wie lang und grausam der Ukraine-Krieg noch werden wird. ... Sie ist 50 Jahre alt, und je älter eine Sängerin wird, die wie Netrebko vorwiegend die großen und schweren Partien singt, umso schwerer wird das. Es ist nicht ausgeschlossen, dass dieser unvergleichlich großen Sängerin noch gute Bühnenjahre bevorstehen. Nur: Wo?"

In der SZ kommt Jakob Biazza auf die Social-Media-Kontroverse um Ronja Maltzahn zu sprechen, die Musikerin, die von einer Veranstaltung von Fridays For Future ausgeladen wurde, sofern sie sich ihre Dreadlocks nicht abschneiden würde, in denen die Jugendorganisation eine unzulässige kulturelle Aneignung und damit Rassismus sieht. Völlig aus der Luft gegriffen findet das Biazza nicht, doch "das etwas Tückische bei diesen Diskussionen sei "nun aber, dass sie hie und da wohl Menschen treffen, die womöglich nicht die zwingendsten Ziele sind. Was wiederum nicht automatisch heißt, dass sie Unfug wären. Die Musikindustrie hatte (und hat) ja tatsächlich die unbestreitbare Tendenz, weiße Künstler in schwarzen Genres in den Vordergrund zu rücken und damit die Ursprünge der Kunst zu verstellen. Als die Rolling Stones gerade zur größten Blues- und später dann Rock-Band der Welt wurden, musste Muddy Waters (von dem sie sich alles abgeschaut hatten, das sie nicht von Chuck Berry kannten) sich als Maler verdingen, um Essen zu haben. Stones-Gitarrist Keith Richards erzählt die Geschichte immer wieder mit Entsetzen und Scham."

Weitere Artikel: Stefan Ender resümiert im Standard das Festival "Gemischter Satz" in Wien. Die Agenturen melden den überraschenden Tod des Foo-Fighters-Drummers Taylor Hawkins. Und Andreas Hartmann hat sich für ein WDR-Kulturfeature in die zauberhafte Welt der japanischen Musikcafés begeben, in die man sich zum gepflegten Whiskeytrinken, Vinylhören und Fachsimpeln zurückzieht.

Besprochen werden ein Konzert des Baltic Sea Philharmonic unter Kristian Järvi in der Berliner Philharmonie (Tsp) und ein Berliner Auftritt des Belcea Quartets (Tsp).
Archiv: Musik

Film

Juliane Liebert porträtiert für die SZ die in Kiew lebende Dokumentarfilmemacherin Alina Gorlova, deren aktueller Film "This Rain Will Never Stop" über einen Syrer in der Ukraine gerade in den Kinos läuft (unser Resümee). Aus ihrem Land fliehen möchte sie nicht: "Ich möchte zeigen, dass ich keine Angst habe", sagt sie. "Ich möchte zeigen, dass es in dieser Stadt viele Menschen gibt, die Russland hier überhaupt nicht sehen wollen. Außerdem wollen wir den anderen helfen, den Zivilisten und unserem Militär." Und der Produzent ihres Films, Maksym Nakonechnyi, ergänzt: "Wenn wir jetzt fliehen und nicht so viel tun, wie wir können, um das zu stoppen, was jetzt gerade passiert, wird es keinen sicheren Ort geben. Es wird uns verfolgen, wohin auch immer wir gehen." Und einen Linktipp nehmen wir aus dem Gespräch mit: Die Streamingplattform Takflix zeigt ukrainisches Kino.

Ebenfalls in der SZ zerbricht sich Tobias Kniebe den Kopf darüber, ob bei der Oscarverleihung in der Nacht von Sonntag auf Montag Statements zum Ukrainekrieg oder gar eine Schalte zu Selenskij statthaft wären oder nicht. Beim Irakkrieg 2003 war die Veranstaltung - inklusive Michael Moores "Shame on You"-Ansprache an Bush - ziemlich angespannt. "Eine ähnlich kraftvolle Verdammung von Putin in diesem Jahr wäre mindestens genauso richtig und wichtig, aber eben nicht dasselbe. Weil im Westen nahezu universaler Konsens, weil schon millionenfach vorher ausgesprochen, weil einfach das Offensichtliche. Viele Stars könnten schon deshalb davor zurückscheuen, es noch einmal zu sagen. Gut wäre da schon eine besondere Idee. Wie etwa Arnold Schwarzenegger sie hatte, der seine enorme Popularität in Russland dafür genutzt hat, ein Video direkt für die Russen aufzuzeichnen - die Wahrheit über den Krieg, aber clever eingehüllt in eine Botschaft der Liebe für das Land und seine Menschen."

Weitere Artikel: Im Standard führt Dominik Kamalzadeh durch die Filmografie des Regisseurs Mike Mills, dessen aktueller Film "Come On, Come On" in der Jungle World besprochen wird (mehr dazu bereits hier). Für die NZZ hat sich Andreas Scheiner mit dem Actionregisseur Michael Bay getroffen, dessen neuer Reißer "Ambulance" in der SZ besprochen wird (unsere Kritik hier). Daniel-C. Schmidt wirft für ZeitOnline vor der Oscarverleihung einen Blick in die Geschichte des Method-Acting. Bei den Filmfestspielen in Cannes übernimmt mit Iris Knobloch, die zuvor lange für WarnerMedia arbeitete, erstmals eine Frau den Posten des Präsidenten, berichtet Tim Caspar Boehme in der taz. In der FAZ gratuliert Claudius Seidl dem Schauspieler Michael York zum 80. Geburtstag.

Besprochen werden Zaida Bergroths Biopic "Tove" über die Künstlerin Tove Jansson (SZ, unsere Kritik hier), das auf Disney+ gezeigte Biopic "The Eyes of Tammy Faye" mit Jessica Chastain als Fernsehpredigerin (Presse) und die zweite Staffel der Netflix-Serie "Bridgerton" (ZeitOnline).
Archiv: Film

Literatur

Jan Wiele wundert sich in einer Randnotiz in der FAZ, dass seine Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Zeitungen in ihren Äußerungen zur PEN-Kontroverse um Deniz Yücel (unser Resümee) kaum darauf zu sprechen kommen, dass es in dieser Angelegenheit beileibe nicht nur um Yücels Äußerungen zum Ukrainekrieg geht, sondern hinter den Kulissen dem PEN-Präsidium auch Mobbing und ein beleidigender Tonfall vorgeworfen werden (unser Resümee). Das zu ignorieren "scheint journalistisch unredlich, gerade wenn es um einen Enthüllungsjournalisten geht. Dass auch die beschriebenen Vorwürfe des Fehlverhaltens gegen Yücel im Raum stehen, lässt sich aber nicht mehr verschweigen, denn inzwischen berichtet auch die Deutsche Presse-Agentur, dass ein Abwahlantrag gegen das komplette PEN-Präsidium unter Yücels Leitung vorliege." Über diesen Abwahlantrag berichtet auch Gerrit Bartels im Tagesspiegel. Zu lesen ist darin "von 'rüpelhaften Beleidigungen', einer 'Frontstellung' von älteren und jüngeren Mitgliedern (genau, es ist Krieg), und auch von 'Mobbingversuchen an zwei Mitgliedern des Vorstands' die Rede. Des Weiteren zeigen sich die Mitglieder, die den Abwahlantrag gestellt haben - zwei Dutzend sollen es sein -, erschreckt über den 'Umgangsstil' und beklagen eine 'tiefgreifende, systemische Störung des Anstands und der Würde unserer Schriftstellervereinigung'." Doch "würde Deniz Yücel tatsächlich wieder abgewählt werden, wäre das nicht nur schade, sondern auch dem Ansehen des PENS und seinen Anliegen nicht wirklich förderlich".

Der ukrainische Schriftsteller Sergei Gerasimow schreibt weiter für die NZZ Kriegstagebuch aus Charkiw. "Schlangen vor Lebensmittelläden", erfahren wir in der 17. Lieferung, "werden nicht mehr in Metern gemessen. Jetzt werden sie in Stunden gemessen. Wenn man in ihnen steht, hat man das Gefühl, dass Raum und Zeit so eng miteinander verbunden sind, dass sie praktisch ein und dasselbe werden." In der 18. Lieferung steht er noch immer in der Schlange: "Dann hören wir den ersten lauten 'Bang!' über unseren Köpfen. Das Echo hallt von den hohen Gebäuden ringsum zurück. ... Noch ein 'Bang!', und die Hundsrosen, die unter dem schweren Schnee liegen, sind ihre Last los. Aber sie richten sich nicht alle gleichzeitig auf. Erst krümmt sich ein einzelner Busch hoch, dann zieht er den nächsten mit und dieser wieder den nächsten. Ich sehe die Kettenreaktion des abgeschüttelten Schnees, und es erinnert mich an das Atomkraftwerk, das von den Idioten beschossen wird, denen es nichts ausmacht, die zerbrechliche und filigrane Welt der Menschen zu zerstören."

Weitere Artikel: Der ukrainische Schriftsteller und Autor Yuriy Gurzhy schreibt von Berlin aus weiter Kriegstagebuch für den Tagesspiegel. Der Schriftsteller Matthias Jügler erzählt in der FAZ die Geschichte von Wolfgang Hünerbein, der in den Siebzigerjahren als Jugendlicher in der DDR inhaftiert und drangsaliert wurde, nachdem er harmlose Parolen wie "Freiheit für Alle" an Bäume gehängt hatte. In der FAZ gratuliert Sebastian Guggolz dem Schriftsteller Wolfgang Hegewald zum 70. Geburtstag. In der "Langen Nacht" im Dlf Kultur widmet sich Florian Ehrich dem tscheschichen Schriftsteller Bohumil Hrabal. Im Literaturfeature von Dlf Kultur wirft Lerke von Saalfeld einen Blick in die literarische Szene der Ukraine.

Besprochen werden unter anderem N.K. Jemisins "Die Wächterinnen von New York" (Welt), Kaśka Brylas "Die Eistaucher" (taz), Gerda Blees' "Wir sind das Licht" (Freitag) und Marc Degens' "Selfie ohne Selbst" (FAZ).
Archiv: Literatur

Architektur

Die NZZ bringt heute ein ganze Peter-Zumthor-Dossier. Anlass ist der umstrittene Neubau für das Los Angeles County Museum of Art, den Zumthor mit Michael Govan, dem Direktor des Lacma plant und der nun realisiert wird. (Unsere Resümees). Im Interview mit Sabine von Fischer erklärt Govan, weshalb er nie an Zumthor zweifelte und was den neuen Bau ausmacht: "Ich wollte ein Museum, das transparent und nicht hierarchisch ist, damit es für die Öffentlichkeit zugänglich und einladend ist. Ich wollte ein eingeschossiges Gebäude. Ich wollte die allgegenwärtige, traditionelle Erzählung der Kunstgeschichte infrage stellen. So viele Geschichten und Perspektiven in der Kunst wurden vom Mainstream viel zu lange ignoriert und verdrängt." In einem weiteren Artikel porträtiert Fischer Zumthor.
Archiv: Architektur