Efeu - Die Kulturrundschau

Mit Peitsche und Zylinder

Die besten Kritiken vom Tage. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
09.06.2022. Der Schriftsteller Dmitry Glukhovsky ist von Russland zur Fahndung ausgeschrieben worden, meldet die taz, wegen "Beleidigung der russischen Armee". Nichts könnte derzeit aktueller sein, als Nikolai Evreinovs Stück "Die Schritte der Nemesis" von 1941 über die Moskauer Schauprozesse, das Yuri Birte Anderson jetzt in Braunschweig inszeniert hat, meint die FAZ. Der Guardian berichtet über Proteste muslimischer Aktivisten gegen den Film "The Lady of Heaven", weil er Mohammeds Gesicht zeigt. Einige Kinos haben ihn bereits aus dem Programm genommen. Die Zeit blickt in zwei großen Artikeln auf die Geschichte der weiblichen Literatur in Deutschland.
9punkt - Die Debattenrundschau vom 09.06.2022 finden Sie hier

Film

Szene aus "The Lady of Heaven"


Nach Protesten muslimischer Aktivisten hat die Kinokette Cineworld den Film "The Lady of Heaven" von Eli King aus dem Programm genommen, "um die Sicherheit unserer Mitarbeiter und des Publikums zu garantieren", berichtet der Guardian. Der Film wirbt damit, der erste zu sein, der Mohammeds Gesicht zeigt, auch wenn es dem Guardian-Rezensenten schwer fällt, Mohammed in der Fülle des Casts eindeutig zu identifizieren. "Malik Shlibak, der ausführende Produzent des Films, sagte dem Guardian, dass die Kinos 'aufstehen und ihr Recht verteidigen sollten, jene Filme zu zeigen, die das Publikum sehen will. ... Dies ist ein künstlerischer Versuch, über die Geschichte und eine Religion zu reden und nachzudenken, was stets zu einer Fülle verschiedener Ansätze und Interpretationen führt. Das ist normal und gesund. Wir begrüßen das und wir begrüßen es, wenn Menschen ihrer Meinung Ausdruck verleihen, ob sie nun für oder gegen diesen Film sind', sagte er. 'Aber was wir nicht unterstützen und wogegen wir uns vehement richten, ist was die Leute hier versuchen: andere zensieren und diktieren, was wir in britischen Kinos sehen dürfen und was nicht.'"

Embedded Journalism: Léa Seydoux als France in "France"

Mit "France" nimmt der Autorenfilmer Bruno Dumont den von Social Media angestachelten Medienbetrieb der Gegenwart aufs Korn: Léa Seydoux spielt hier eine TV-Journalistin namens France, die der Wirklichkeit mit Blick auf die Quote gerne auf die Sprünge hilft - und dies auch mal vor Ort in Krisengebieten. Diese Figur "übt ihren Beruf mit furchterregendem Unernst aus. Die Welt existiert, um ihren Drang zu erfüllen, sich in Szene zu setzen", schreibt Gerhard Midding im Freitag. Doch Dumont "kennt seine Feindbilder genau. Mithin ist der Spielraum, den er sich gibt, begrenzt. France muss nicht erst entlarvt werden, sie ist von Beginn an als Monstrum gesetzt. Allein ihr Vorname ist schon anmaßend genug. Die Zeichnung" sei "nachgerade misogyn". Etwas anders sieht es FAZ-Kritiker Andreas Kilb: "Die Kamera versucht Léa Seydoux zu hassen, aber es gelingt ihr nicht." Dieses "Duell" behalte "bis zum Schluss eine wohltuende Unberechenbarkeit".

Eine "Erosion" beobachtet Perlentaucherin Stefanie Diekmann, die allerdings "weder als Demontage der Figur noch als Läuterung zu beschreiben ist, sondern als ein langgezogener Prozess, in dem das, was einmal wie ein ziemlich geiler Job aussah, alle Farbe und Attraktivität verliert." Und "noch die existentiellste Verunsicherung bleibt Teil jenes kühlen Kalküls, mit dem Dumont sein Publikum irritiert", hält Christiane Peitz im Tagesspiegel fest. Trotz kleinerer Vorbehalte zeigt sich Arabelle Wintermayr in der taz begeistert: "Eine heutigere, lustvollere und treffendere Abrechnung mit einer sich ausbreitenden Variante von Journalismus, die sich zuerst als Spektakel versteht, gibt es nicht."

Von der Außenseiterin zum Internetstar: "Belle"

Was geschieht, wenn die Realität in eine Welt der Virtualität und Avatare hinabgleitet, das erzählt der japanische Autorenfilmer Mamoru Hosoda in seinem neuen Animationsfilm "Belle" unter Rückgriff auf Motive aus "Die Schöne und das Biest". In diesem "überbordend fantasievollen Bilderrausch" erweist sich der Filmemacher einmal mehr "als einer der komplexesten und experimentellsten Animeregisseure der Gegenwart", schwärmt Jochen Werner im Perlentaucher. Hosoda "treibt die Auseinandersetzung mit Tod, Verlust und Trauer, die sich durch all seine Filme zieht, weiter als je zuvor: 'Belle' ist Hosodas traumatisiertester Film, und die Substanzen, mit denen er in der zweiten Hälfte ringt, sind schwer und dunkel." An Emotionen werde nicht gegeizt, schreibt Robert Wagner auf critic.de: "Das Kitschige und Sentimentale, auf das Hosoda wieder alles hinauslaufen lässt, erreicht wieder eine eindringliche Wucht, da optischer Reichtum und erzählerische Schnörkel einander perfekt ergänzen."

Etwas skeptischer blickt Sabine Horst in der Zeit auf den Film: "Diese Cyberwelt ist mithilfe internationaler Studios komplett im Computer entstanden, von den uniformen, recht unverhohlen errechneten Hochhaus-Architekturen über die allgegenwärtigen Glitter-Effekte bis zum beunruhigend perfekten Porzellangesicht der Heldin. Ein aufwändiger Look, der mit traditioneller japanischer Bild-für-Bild-Animation kaum mehr zu erreichen ist und der sich sehr weit vom kanonischen Stil des Arthouse-Anime-Films entfernt. Am Ende ist all das Fantastische, Märchenhafte, was man hier sieht, auch ein wirtschaftliches Experiment: Anime unter dem Druck der Globalisierung, getrieben vom eigenen Erfolg."  Daniel Kothenschulte hat für die FR mit dem Regisseur gesprochen. Weitere Kritiken in der taz und Tagesspiegel.

Weitere Artikel: Thomas Abeltshauser spricht für die taz mit dem mexikanischen Regisseur Michel Franco über dessen (in der FR besprochenen) Film "Sundown" und über die politische Lage in seinem Land. In seiner Pasolini-Reihe für den Standard denkt Ronald Pohl über die Körperdiskurse in den Filmen des italienischen Regisseurs nach.

Besprochen werden Jessica Krumbachers "Zum Tod meiner Mutter" (Tsp), Abel Ferraras auf DVD veröffentlichter Thriller "Zeros and Ones" (critic.de), der neue "Jurassic World"-Film (Standard, FAZ, ZeitOnline, SZ), die Disney-Serie "Ms Marvel" (FAZ) und die Sitcom "How I Met Your Father" (ZeitOnline), Außerdem verrät uns die SZ, welche Filme sich diese Woche lohnen und welche nicht.
Archiv: Film

Kunst



In diesem Jahr werden sich die Besucher der Kensington Gardens in London freuen, wenn es regnet: Dann können sie der Musik lauschen, die der Regen im schwarzen Pavillon erzeugt, den der amerikanische Künstler Theaster Gates auf dem Gelände der Serpentine Gallery errichtet hat, erzählt ein hingerissener Niklas Maak in der FAZ. "Im Dach der runden, schwarzen Holzkapelle, die an eine riesige Trommel erinnert, befindet sich eine ebenfalls kreisrunde Öffnung, vergleichbar der des Pantheons in Rom. Wenn es regnet, bildet sich in der Mitte des Raums eine ephemere Skulptur, eine Säule aus fallendem Wasser; die Natur führt ein Kunstwerk auf, die Besucher drängen sich in den Wandnischen auf den dort eingelassenen Bänken und schauen ins Zentrum des Hauses, das selbst wieder ein Außenraum ist. Wie im Haus von Michelangelo Antonioni auf Sardinien, das ebenfalls in der Mitte einen nach oben offenen Hof besitzt, wirkt die Öffnung wie ein Wahrnehmungsverstärker der Natur: Das Glitzern und Rauschen des Wassers, der Geruch der nassen Erde wirken auf dieser Bühne noch intensiver als draußen."

Alfred Kubin, Jede Nacht besucht uns ein Traum, um 1902/03 © Albertina, Wien | Foto: Albertina, Wien © Eberhard Spangenberg, München/Bildrecht, Wien 2022


Das Werk des österreichischen Zeichners und Illustrators Alfred Kubin unter psychologischen Aspekten zu betrachten, wie es derzeit das Leopold Museum in Wien tut, ist höchst ertragreich. Der frühe Tod der Mutter, die Verzweiflung des Vaters, die sexuelle Belästigung des 11-Jährigen durch eine schwangere Frau, der frühe Tod seiner Geliebten Emmy Bayer, Depressionen - Drama, wo man auch hinguckt, lernt NZZ-Kritiker Philipp Meier. In Kubins Bildern kehrt die Frau als Schicksalsfigur des Mannes immer wieder, schreibt er: "Auf die Spitze trieb er es in dem Blatt 'Die Dame auf dem Pferd' von 1900/01: Eine kalte, korsettierte Schönheit mit Peitsche und Zylinder, die an Kaiserin Elisabeth im Sattel oder auch an eine Repräsentantin der Frauenbewegung von damals erinnert, sitzt auf einem Schaukelpferd, dessen Wiegemesser an den Hufen die Leiber nackter Männer zerstückeln."

In der Welt berichtet Martina Meister von einem Kunstraub-Skandal um Jean-Luc Martinez, bis vor kurzem Direktor des Louvre: "Martinez wird 'Beihilfe zu bandenmäßigem Betrug und Verschleierung der Herkunft von unrechtmäßig erworbenen Kulturgütern' vorgeworfen. Beim Ankauf einer ägyptischen Stele durch den Louvre Abu Dhabi soll Martinez bestenfalls nicht ausreichend wachsam gewesen sein, schlimmstenfalls sich mitschuldig gemacht haben. In der Anklageschrift wird Martinez vorgeworfen, 'die Augen verschlossen' zu haben. Ein Weltmuseum klagt gegen seinen ehemaligen Direktor. Das hat es in der Szene noch nie gegeben."

Weiteres: Elena Witzek schreibt in der FAZ zum Tod der portugiesischen Künstlerin Paula Rego. Besprochen werden außerdem eine Ausstellung der schwedischen Künstlerin Nina Canell in der Berlinischen Galerie (FR), eine Ausstellung des Malers Stefan Hirsig in der Berliner Galerie HaverkampLeistenschneider (Tsp), eine Ausstellung zu Martin Eberles Fotobuch "Hi Schatz!" in der Berliner Galerie Laura Mars (taz) und die Schau zur Neuen Sachlichkeit im Centre Pompidou (FAZ).
Archiv: Kunst

Literatur

Der russische Science-Fiction-Schriftsteller und Putinkritiker Dmitry Glukhovsky ist von Russland zur Fahndung ausgeschrieben worden, meldet Jens Uthoff in der taz. "'Der Artikel, nach dem ich beschuldigt werde, heißt 'Beleidigung der russischen Armee', aber eigentlich ist es ein Zensurparagraf. Ein Gesetz, das es ermöglicht, Pazifisten in Russland zu verfolgen', erklärte Glukhovsky am Mittwoch auf Facebook. In den vergangenen Jahren hatte der Autor in Moskau und Barcelona einen Wohnsitz, derzeit hält er sich wohl in Westeuropa auf. Erst vor wenigen Tagen hatte er gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland erklärt, durch seine klare Haltung zum Ukrainekrieg habe er sich 'die Möglichkeit zur Rückkehr verbaut'."

Die Zeit zieht in zwei großen Artikel Bilanz der Geschichte der Literatur von Frauen in Deutschland. Dass es hierzulande "so lange keine Simone de Beauvoir, keine Marguerite Duras, keine Françoise Sagan, keine Anaïs Nin, keine Annie Ernaux gegeben hat", liegt maßgeblich am Gegockel der Gruppe 47, meint Iris Radisch: Diese habe - Ilse Aichinger und Ingeborg Bachmann zum Trotz - Frauen systematisch ausgeschlossen, gar verachtet. Die Folge? "Das Von-der-Welt-abgetrennt-Sein, das Kranksein, das Bei-lebendigem-Leib-begraben-Sein, das Vereinsamen, das Verbrennen, das Verschwinden und Zerstörtwerden der Frau gehörte in all diesen Jahren zum bevorzugten Schreibgebiet der wichtigsten und bedeutendsten Autorinnen Deutschlands." Doch "im weiblichen Abseits wurde es schnell reichlich eng. Wer erinnert sich an Unica Zürn, Inge Müller oder Gisela Elsner?"

Seit einem knappen Vierteljahrhundert ist Bewegung ins Spiel gekommen, hält daneben Volker Weidermann fest - als Stunde Null dieses Aufbruchs beziffert er ziemlich präzise den Auftritt Terézia Moras bei einem open-Mike-Wettbewerb 1997 in Berlin. Seitdem habe sich "ungefähr alles verändert". Nun ist "der Kanon der Gegenwart ein weiblicher. ... Heute sind die bestimmenden, lauten, meistgehörten Stimmen des politisch-literarischen Diskurses die von Frauen." Denn "die Männer haben Platz gemacht. Aber der Wachwechsel war auch gut vorbereitet. Zum Beispiel von diesen beiden Vorkämpferinnen, Vorbildern für viele, die nach ihnen kamen: den beiden inzwischen mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Schriftstellerinnen Elfriede Jelinek und Herta Müller." Und "hätten wir heute noch eine Gruppe 47, wären die Wortführerinnen Juli Zeh, Eva Menasse, Sibylle Berg und Carolin Emcke".

Weitere Artikel: Augusto Paim wirft für den Tagesspiegel von Brasilien aus einen Rückblick auf seine Zeit in der deutschen Comicszene. Die teils rassistischen Illustrationen in den Originalausgaben der Kinderbücher von Enid Blyton stellen den Bocola-Verlag, der die Abenteuerromane der Autorin derzeit neu auflegt, vor Probleme, berichtet Heike Nieder in der SZ. Dietmar Dath schreibt in der FAZ einen Nachruf auf den Schriftsteller Erasmus Schöfer.

Besprochen werden unter anderem Helene Hegemanns Storyband "Schlachtensee" (SZ), eine Neuausgabe des Grimmschen Wörterbuchs (NZZ), Jens Eisels True-Crime-Roman "Cooper" (ZeitOnline), Andi Watsons Comic "Die Lesereise" (Tsp), Maddalena Fingerles Debütroman "Muttersprache" (Tsp) und Jelena Schwarz' Gedichtband "Buch auf der Fensterbank und andere Gedichte" (FAZ).
Archiv: Literatur

Architektur

Wie die Städte ihre Dächer entdecken, allen voran Rotterdam, berichtet in der Zeit Hanno Rauterberg. "Einmal im Jahr, an den hellen Tagen, ruft ein Festival zum kollektiven Höhenrausch, und Hunderttausende Besucher kommen. Bei den Rooftop Days laden gleich drei Dutzend Dächer zur Besichtigung ein, die Börse, ein Hotel, ein aufgelassener Hafenschuppen. Und wie in den Jahren zuvor geben sich die Veranstalter auch in diesem Jahr nicht mit der reinen Schaulust zufrieden. Eigens hat das Architekturbüro MVRDV oben auf dem Nieuwe Instituut, einem Zentrum für Design und Architektur, eine große, magentaknallige Plattform errichten lassen, wo nun den ganzen Sommer über debattiert, getanzt, gegessen werden soll und man sich - von ferne funkeln die Hafenkräne - ein Bild der künftigen Stadt ausmalen will. Was soll, was kann hier oben werden? Lässt sich auf den Dächern der Stadt ein neuer Gemeinschaftssinn gründen, gar eine andere Gesellschaft?"
Archiv: Architektur
Stichwörter: Mvrdv, Rotterdam

Bühne

Szene aus Nikolai Evreinovs "Die Schritte der Nemesis" am Staatstheater Braunschweig. Foto: Joseph Ruben


Der russische Dramatiker Nikolai Evreinov schrieb sein Stück "Die Schritte der Nemesis" über die Moskauer Schauprozesse 1941, im Pariser Exil. Jetzt wurde es am Staatstheater Braunschweig in der Regie von Yuri Birte Anderson aufgeführt und könnte nicht aktueller sein, meint Christoph Weissermel in der FAZ. "Von der einen Seite werden Radiodurchsagen über den Prozess durchgegeben - die Propaganda pervertiert hier die Funktionen des griechischen Chors: Das Geschehen wird nicht erklärend eingeordnet, sondern zum Baustein des Lügenkonstrukts umgedeutet. Von der anderen Seite kommt Evreinov, der Autor, selbst zu Wort ... Die Geständnisse im Prozess waren Fiktion der Wahrheit, der Text im Stück ist die Fiktion des Prozesses, und die Anweisungen auf der Bühne sind Fiktion des Textes. Irgendwo war da mal eine Wahrheit, vor langer Zeit, verloren in der Endlosschleife der Fiktionalisierungen."

Besprochen werden außerdem Bastian Krafts Stuttgarter Inszenierung von Dvořáks "Rusalka" mit der Dragqueen Reflektra in der Hauptrolle ("Die Menschen stehen für sich, die Wasserwesen - Rusalka, Wassermann, Hexe, weitere Nymphen - gibt es allesamt doppelt, in der Sängerbesetzung und als Dragqueen. Das ist toll, weil die Dragqueens toll sind, aber im Kern ist es nur insofern richtig, als es die menschliche Sicht auf das Andere, das Fremde markiert", schreibt Egbert Tholl in der SZ), die von Florentine Klepper inszenierte Uraufführung der Oper "Einbruch mehrerer Dunkelheiten" von Felix Leuschner und Dietmar Dath am Staatstheater Kassel (der Abend beeindruckt FR-Kritikerin Judith von Sternburg "im gedanklich Unseriösen und musikalisch Topseriösen" seiner Gesamtheit), Susanne Kennedys Inszenierung von Philip Glass' und Robert Wilsons "Einstein on the Beach" am Theater Basel (Standard), Ulrich Mokruschs Inszenierung von Kinan Azmehs Musiktheater "Songs for Days to Come" in Osnabrück (taz) und Julien Gosselins "Sturm und Drang" mit Martin Wuttke als Goethe an der Volksbühne (Zeit).
Archiv: Bühne

Musik

In der Zeit gratuliert Christine Lemke-Matwey der Komponistin Olga Neuwirth zur Verleihung des Siemens-Musikpreises. Schade, dass niemand lachen mochte, als ihre Musik gespielt wurde: "Aber so ist es, Humor gilt in der Neuen Musik immer noch als unehrenhaft, eskapistisch, ja dilettantisch. Bei den Songs aus der 'Hommage à Klaus Nomi' (1998/2008) war ein Glucksen im Saal zwar schon deshalb nicht zu verhehlen, weil der Countertenor Andrew Watts so hintersinnig zwischen Kopf- und Bruststimme wechselte und so witzig performte. Aber spricht eben solcher Witz, solche Sinnlichkeit nach den Regeln der Siemens-Avantgarde nicht automatisch gegen das Prädikat 'Kunst'? Das Ganze ist eine sehr Neuwirthsche Versuchsanordnung: Klaus Nomi, eine Ikone der New Yorker Undergroundszene in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren, coverte Repertoire-Hits wie Henry Purcells Awake from Winter - und Neuwirth covert Nomi, wie er Purcell covert. In Arrangements, die elektronischen Glitzer in die Luft pusten, Echokammern ahnen lassen, Ohren öffnen."

Weiteres: In der Welt unterhält sich Manuel Brug mit dem 26-jährigen finnischen Dirigenten Klaus Mäkelä über die Pandemie und Sibelius, dessen Symphonien er gerade auf CD aufgenommen hat. Eva Goldbach berichtet in der SZ von ihrem Treffen mit dem Deutschpopper Schmyt. Thomas Schacher berichtet in der NZZ von den Internationalen Orgeltagen Zürich. Besprochen werden der Auftakt des Berliner Jazzdor-Festivals mit Wassim Halals Perkussionsprojekt "Polyphème" (Tsp) und Slangs Album "Cockroach In A Ghost Town" (Standard).

Archiv: Musik