Efeu - Die Kulturrundschau

Dieset Jefühl von Verrat

Die besten Kritiken vom Tage. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
23.07.2022. "Für Russland sind die gefährlichsten Menschen in der Ukraine momentan die Kulturleute", sagt die ukrainische Kunstwissenschaftlerin Yulia Berdiiarova in der taz und berichtet, wie die Russen versuchen, die Geschichtsschreibung zu verändern. Wir möchten nicht zensiert werden, fordern die Documenta-Künstler in einem anonymen Brief an Alexander Farenholtz. Thomas Brussig verlässt den S. Fischer Verlag und fordert die Rechterückgabe seiner Romane, FAZ und FR haben bei den Beteiligten nachgefragt. Von MeToo-Vorfällen in Bayreuth berichtet der Nordbayerische Kurier: Auch Katharina Wagner ist betroffen.
9punkt - Die Debattenrundschau vom 23.07.2022 finden Sie hier

Kunst

"Für Russland sind die gefährlichsten Menschen in der Ukraine momentan die Kulturleute", sagt die ukrainische Kunstwissenschaftlerin Yulia Berdiiarova im taz-Gespräch mit Dorothea Marcus, in dem sie von Zerstörung und Diebstahl ukrainischer Kunstwerke in den besetzten Gebieten berichtet. "Ich kenne so viele traurige Geschichten. Leute, die direkt aus Schulen gekidnappt wurden. Schulen, die in Gefängnisse verwandelt wurden. Bücher aus den Bibliotheken, über ukrainische Identität und Geschichte, die verbrannt wurden. Sie versuchen, die Geschichtsschreibung zu verändern. In neuen russischen Geschichtsbüchern kann man die Information über die Kiewer Rus nicht mehr finden. Sie nennen es nur noch Rus. Dabei hat alles auf der Kiewer Rus begonnen. Kiew war die älteste Stadt Osteuropas, der Beginn der slawischen Zivilisation. Ukrainer in den besetzten Gebieten leben in einer Art '1984'-Dystopie, in diesem surrealen Horror-Orwell-Universum, dort, wo Russen ihre Flaggen pflanzen und meinen, sie würden für immer dort bleiben."

Es werde kein generelles "Screening" der Werke auf der Documenta durch das neu berufene Expertengremium, sondern nur "punktuelle" Empfehlungen geben, beschwichtigt der neue Geschäftsführer, Alexander Farenholtz nach einem anonymen Brief von Documenta-KünstlerInnen, berichtet Jörg Häntzschel in der SZ: "Ein solches Gremium schaffe eine Atmosphäre der 'Einschüchterung, des Misstrauens und der Zensur'. Eine 'Überprüfung' der Kunstwerke lehne man ab, das Ergebnis werde man nicht akzeptieren, schreiben sie. 'Wir kommen aus vielen Ländern, in denen wir mit Zensurgremien und Unterdrückung konfrontiert sind und uns auch weigern, sie zu befolgen. Zensurgremien entziehen dem Publikum die Verantwortung, sich zu engagieren, zu lernen und zu verlernen.' Wer die Autoren des Briefs sind und ob darunter auch Mitglieder von Ruangrupa sind, ist nicht klar." Im Welt-Gespräch mit Boris Pofalla versichert Farenholtz zudem, dass auch das Gremium genau überprüft werde: "Jeder Name, der in diesem Zusammenhang fällt, wird natürlich auch wieder kritisch betrachtet werden."

Indes knüpft mit der Sparkassen-Finanzgruppe ein Hauptförderer Bedingungen an die weitere Förderung der Schau, meldet ZeitOnline mit dpa: "Die Ereignisse der letzten Wochen hätten der documenta und ihren Förderern erheblich geschadet, teilte der DSGV mit. Antisemitische Darstellungen seien inakzeptabel.'"

Für die Welt hat Swantje Karich mit den Juristen Gunda Trepp und Pascal Decker über den Antisemitismus-Skandal und die juristischen Folgen gesprochen. "BDS ist nicht harmlos, sie boykottiert unterschiedslos alle Israelis", sagt Trepp: "Es geht ihr in erster Linie um das Rückkehrrecht aller Flüchtlinge nach Israel, heute rund 5,6 Millionen Menschen. Omar Barghouti, einer der BDS-Gründer, sagt ganz offen, dass es dann keinen jüdischen Staat mehr geben werde. Das spricht den Juden das Recht auf ein eigenes Land ab - und ist ohne Frage antisemitisch." Der BDS-Beschluss des Bundestags reiche aber nicht aus für rechtliche Folgen, ergänzt Decker: Es handele sich "um einen 'schlichten', nicht um einen 'echten' Beschluss; er hat daher nur empfehlenden Charakter und bindet die Verwaltung nicht. Ob ein entsprechendes verbindliches Gesetz verfassungsmäßig wäre, ist tatsächlich umstritten." Auch die Strafanzeigen gegen das Banner von Taring Padi werden aufgrund der "delegierten Verantwortlichkeit" scheitern, meint er.

Außerdem: Als eine der "wichtigsten Fotografieausstellungen des Jahres" empfiehlt Niklas Maak in der FAS die Ausstellung "Working Together. Louis Draper and the Kamoinge Workshop" im Getty Center in Los Angeles. Die NZZ taucht mit Fotografien von Slim Aarons ab in die Welt der Reichen und Schönen. Besprochen werden die Gastausstellung "Opera Opera. Allegro man non troppo" des römischen Kunstmuseums Maxxi im Berliner Palais Populaire (Monopol-Magazin), die Installation "Apis Gropius" der Künstlerin Ana Prvacki im Berliner Gropius-Bau (Tagesspiegel) und die Rebecca-Warren-Ausstellung "The New Voyager" im Wiener Belvedere 21 (Standard).
Archiv: Kunst

Literatur

Thomas Brussig verlässt seinen angestammten Verlag S. Fischer und fordert die Rechterückgabe seiner Romane. Dem Verlag wirft er vor, allzu leichtfertig vor den Drohungen seines ehemaligen Kompaniechefs einzuknicken, der sich in Brussigs Roman "Das gibts in keinem Russenfilm" wiedererkannt haben will. Nach Brussig habe sich S. Fischer mit dem Mann darauf geeinigt, das Buch nicht mehr zu drucken. Für die FR hat Judith von Sternburg beim Verlag nachgefragt und andere Angaben bekommen: "Angeboten habe der Verlag dem Ex-Kompaniechef, seinen Namen in künftigen Auflagen zu streichen. Die Justitiarin des Hauses schätzt die Erfolgsaussichten im Falle einer (tatsächlich bisher nicht erfolgten) Klage offenbar nicht ganz so gering ein. Dem Verlag sei es darum gegangen, 'den Text vollständig weiter lieferbar zu halten'." Jan Wiele von der FAZ wiederum hat bei Brussig nachgefragt: Für den Schriftsteller wäre es "keineswegs eine Lappalie, den Klarnamen des Mannes in einen erfundenen zu ändern oder zu schwärzen. ...  Er habe 'dieset Jefühl von Verrat', erläutert Brussig in seinem typischen Idiom." Der Verlag "habe ihm auf seine jüngst nochmals vorgetragene Bitte, das Anliegen des im Roman genannten Offiziers zu ignorieren, die kalte Schulter gezeigt. Und er habe von anderen gehört, es sei 'Holtzbrinck-Politik' - also jene des Konzerns, zu dem S. Fischer gehört -, es auf keinen Fall auf einen Rechtsstreit ankommen zu lassen." Der Autor "ist sichtlich empört darüber, dass ein Mensch, der ihm Leid zugefügt hat und damals schuldig geworden ist, heute überhaupt angehört wird und sogar teilweise Erfolg damit hat."

In der FR eröffnet Christian Thomas mit einem Beitrag zum Igor-Lied eine Reihe zur ukrainischen Literatur. Das Igor-Lied ist ein auf dem Gebiet der Ukraine erzähltes Heldenepos eines unbekannten Autors. "Zu seiner Zeit, entstanden um 1185, war es literarisch kühn, mit seinen Elementen der höfischen Dichtung in Verbindung mit solchen der Volkspoesie ein Coup, Avantgarde! Zudem war das Klagelied ein Politikum, berichtete es doch von der Niederlage Kiews, seiner Herrscher gegen Invasoren aus der Steppe. Die war kein Klischee, vielmehr über Jahrhunderte Realität, verantwortlich für ungemütliche Lebensumstände, auch Unglück. ... Wegen seiner epochalen Bedeutung wurde es dem mittelhochdeutschen Nibelungenlied an die Seite gestellt, dem altenglischen Beowulf, dem altfranzösischen Rolandslied - und wohl nicht nur wegen seiner Dramatik, sondern wegen seiner literarischen Komplexität, seiner Verquickung lyrischer Passagen mit beinahe nachrichtlichen, wegen seiner poetologischen Reflexionen über das Verhältnis von Fiktionen und faktenbasierter Dichtung, reizte es eine literarische Großmacht wie Rainer Maria Rilke 1902 zur Übertragung."

Weitere Artikel: Im Literaturfeature des Dlf Kultur wirft Margarete Blümel einen Blick darauf, wie die indische Literatur die Erinnerung an die Teilung des Landes vor 75 Jahren wachhält. In der "Langen Nacht" des Dlf Kultur widmet sich Reiner Stach der Frage, was eine gute Biografie aus- und lesenswert macht. Im "Literarischen Leben" der FAZ lässt der Romanist Benjamin Loy das Jahr 2021 Revue passieren.

Besprochen werden unter anderem Patrick Modianos "Unterwegs nach Chevreuse" (SZ, Dlf Kultur), Sergii Rudenkos Biografie über Selenskyj (taz), neue Romane von Amélie Nothomb und Camille Laurens (Presse), Andreas Schäfers "Die Schuhe meines Vaters" (taz), Katja Eichingers Essay "Liebe und andere Neurosen" (SZ), Wolfram Lotz' "Heilige Schrift 1" (taz), Peter von Beckers "Jonas Reise. Ein Abenteuer durch Raum und Zeit" (NZZ) und Lea Ypis "Frei" (FAZ).
Archiv: Literatur

Film

"Wieso heißen plötzlich alle Oliver", fragte sich Wiglaf Droste einst, wieso heißen plötzlich alle Chris, fragt sich Andreas Scheiner heute in der NZZ mit Blick auf die aktuelle Star-Riege Hollywoods am Beispiel des teuersten Netflix-Blockbusters bis dato, "The Gray Man". Der Film selbst "ist wurst" und der Co-Star Chris Evan "ist uninteressant.", denn "Evans fehlt, was Walter Benjamin einst als Aura umschrieben hat: diese Ahnung von Unnahbarkeit, Echtheit, Einmaligkeit. Stars stellen einen 'gelebten Mythos' (Barthes) dar." Doch "in der heutigen Aufmerksamkeitsökonomie bleibt der Star oft ein Oberflächenphänomen. Ein Star ohne Eigenschaften. ... Wer kann die Chrise auseinanderhalten? Alle sind Ende dreißg, Anfang vierzig, mehr oder weniger blond und blauäugig und dürften, wenn man den Körperbau vergleicht, beim Kraftsport ungefähr dieselben Lasten stemmen. Eigentlich könnte man jeden für den andern besetzen. Sie sind austauschbar, stören niemanden, das breite Publikum kann sich offenbar auf sie einigen." Aktuelle Rezensionen zum "The Gray Man" gibt es auf ZeitOnline und im Standard.

Weitere Artikel: Angesichts der krassen Repressionswelle gerade im Iran empfiehlt Andrey Arnold in der Presse iranische Filme zum Streamen. Im Filmdienst führt Karsten Munt durch das Werk von Alex Garland (mehr dazu hier). Die Staatsanwaltschaft Baden-Baden hat ihre Ermittlungen gegen Arte eingestellt, meldet Denis Gießler in der taz: Der Kultursender hatte versehentlich eine ungeschnittene Version von George A. Romeros in Deutschland beschlagnahmten (und in Frankreich ab 12 freigegebenen...) Splatterklassikers "Day of the Dead" ausgestrahlt (mehr dazu hier) - da Arte aber von Frankreich aus operiert, mangelt es an einem für weitere Ermittlungen nötigen "inländischen Handlungsort". In der FAZ gratuliert Patrick Bahners dem Regisseur Gus van Sant zum 70. Geburtstag. Verlorene Jungs bilden ein Kernmotiv in seinen Filmen - dazu ein Video-Essay:

Archiv: Film

Bühne

Von körperlichen Übergriffen auf Frauen, Beleidigungen und sexistischen Sprüchen in Bayreuth berichtet laut Tagesspiegel der Nordbayerische Kurier. "Der Kurier berichtet, dass auch Festspielchefin Katharina Wagner selbst von einem Übergriff betroffen war. 'Das entspricht der Wahrheit', sagte sie der Zeitung demnach. Auch andere Frauen werden mit ihren negativen Erfahrungen zitiert: 'Touchy touchy', sagte eine der Zeitung. 'Für manche von uns ist das Alltag.' Wegen seines Umgangstons steht laut der Zeitung auch der frühere Musikdirektor der Festspiele, Christian Thielemann, in der Kritik. Er soll Musiker angeschrien und beleidigt haben - ein Vorwurf, den der Star-Dirigent vehement zurückweist: 'Da ist überhaupt nichts dran', sagte er der dpa und sprach von einem 'Missverständnis'."

Ebenfalls im Tagesspiegel konkretisiert Christiane Peitz: "Dem Nordbayerischen Kurier sind auch die Namen weiterer Mitarbeiterinnen des 800-Personen-Festspielunternehmens bekannt, Frauen unterhalb der Chefetage, die nach eigener Auskunft sexuell belästigt wurden. Es geht um körperliche Übergriffe, eindeutige Sexwünsche und Body-Bashing, um 'Anmach-Sprüche, umarmen, einfach die Hände von Frauen ergreifen, kaum Distanz halten, häufige SMS mit ,Einladungen' von Männern', heißt es in dem Artikel.  Auf Kurier- Nachfrage meldete Katharina Wagner sich sofort und zeigte sich entsetzt ob der ihr nicht bekannten Vorfälle. Sie werde 'gnadenlos' reagieren, sagte sie."

Außerdem: Elisabeth Sobotka lässt bei den diesjährigen Bregenzer Festspielen weiterhin Tschaikowsky und Shostakowitsch spielen, Umberto Giordanos selten gespielte Oper "Siberia" wird von dem russischen Regisseur Vasily Barkhatov inszeniert, auch Dirigent Valentin Uryupin, der Lichtdesigner Alexander Sivaev, der Filmproduzent Pavel Kapinos, der Kameramann Sergey Ivanov und der Tenor Alexander Mikhailov kommen aus Russland, bemerkt Werner Müller Grimmel in der FAZ: "Sobotka beruft sich auf langfristige Planungen und die Freiheit der Kunst, die nicht in Geiselhaft genommen werden dürfe. Man habe zudem mit allen in Bregenz auftretenden russischen Interpreten gesprochen. Niemand von ihnen verteidige Putins Überfall. Es sei wichtig, dass eine Hand ausgestreckt bleibe." In der SZ versucht Christine Dössel den Deutschen - und auch so manchem Österreicher - die "unverwüstliche" Jedermann-Leidenschaft der Österreicher zu erklären: "'Wir Österreicher haben das in unserer DNA', erklärt Michael Schachermaier das Phänomen 'Jedermann'. 'Wir wachsen mit dem Mythos auf, werden damit gefüttert.'"

Besprochen werden die Komödie "Worschtmichels Traum oder Der König von Frankfort" beim Festival "Barock am Main" (FR), Lorenz Leander Haas' Inszenierung von Marco Balzanos Roman "Ich bleibe hier" bei den Volksschauspielen Telfs (nachtkritik) und Vasily Barkatovs Inszenierung von Umberto Giordanos "Siberia" bei den Bregenzer Festspielen (nmz).
Archiv: Bühne

Architektur

Bild: Anna Dumitriu, Alex May, ArchaeaBot: A Post Climate Change, Post Singularity Life-form, Co-funded by Arts Council England and the EMAP Project of the Creative Europe Programme of the European Union, 2018-19


In der FAS spürt Karen Krüger den Geist des Universums in der von dem Architekten Francis Keré und der Astrophysikerin Ersilia Vaudo unter dem Titel "Unknown Unknowns. An Introduction to Mysteries" kuratierten 23. Internationalen Triennale für Design und Architektur in Mailand: "Den Auftakt bildet eine schwarze Kugel von vier Meter Durchmesser, in deren Oberfläche winzige Lautsprecher eingelassen sind. Scheinbar ruhig liegt sie im ersten Raum, ein dunkles, unbekanntes Wesen, und man wunderte sich nicht, höbe sie im nächsten Augenblick ab und flöge bis unter die Decke des Palazzo dell'Arte. Stattdessen sind aus ihr auf einmal Klänge, Töne, Geräuschfetzen zu hören. Die Kugel verstummt wieder, dann rollt eine neue Klangwelle heran. Yuri Suzuki hat sein Werk 'Sound of the Earth: Chapter 3' für die Triennale entwickelt. Er sammelte auf der ganzen Welt Klänge, die durch Künstliche Intelligenz und auf der Grundlage akustischer Nachbarschaften miteinander verknüpft werden. Das Ergebnis ist eine grenzüberschreitende globale Klanglandschaft, die in scharfem Kontrast zu herkömmlichen, auf geographischer Zuordnung beruhenden Wahrnehmungen von Kultur steht. Niemand käme hier auf die Idee, von einem 'globalen Süden' und 'globalen Norden' zu sprechen."
Archiv: Architektur

Design

Die Spielzeugindustrie wolle weg vom Plastik und setzt mehr auf Nachhaltigkeit, nimmt tazler Wilfried Urbe von der Spielwarenmesse Nürnberg als Erkenntnis mit. Doch "die meisten großen Hersteller seien da noch in einem Experimentierstadium, sagt der Chemiker Harald Käb. Er ist seit über 25 Jahren im Bereich biobasierte Kunststoffe tätig, hat den Europäischen Biokunststoffverband aufgebaut sowie geleitet und berät die Spielwarenmesse und den deutschen Spielwarenverband. Er sagt, dass die Vorreiter in der Vermeidung von Kunststoffen und dem Ersatz durch nachhaltigere und kreislauffähigere Stoffe vor allem die großen, namhafte Unternehmen wie beispielsweise Lego sind. Firmen wie diese hätten angekündigt, ab 2030 nur noch recycelbare Kunststoffe oder Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen einsetzen zu wollen."

Mann trägt wieder Schmuck, ist Tillmann Prüfer aufgefallen. Das "mag verschiedene Gründe haben", schreibt er in seiner Stilkolumne im ZeitMagazin. "Vielleicht trauen sie sich wieder, sich zum Pfau zu machen, wie einst die Herren des Adels. Oder sie stellen einfach den Wohlstand ihrer gut verdienenden Frau aus."
Archiv: Design
Stichwörter: Herrenschmuck, Spielzeug, Plastik

Musik

In der SZ erzählt Juliane Liebert von ihrer Begegnung mit Jack White, der mit seinem Akustik-Album "Entering Heaven Alive" schon sein zweites Album in diesem Jahr veröffentlicht, das obendrein sogar noch besser ist als der direkte Vorgänger. "Wenn White versucht, elaborierte, dreckige Rockmusik zu machen, hat es manchmal etwas Angestrengtes, da fehlt dann das Feinsinnig-Primitive, die Fuck-it-Attitüde. ... Es ist ausgeklügelte, sehr detailbewusst inszenierte und coole Musik. Aber auch die lauten Songs knarzen und fiepen, ufern aus, bluesen monoton vor sich hin, leisten sich Albernheiten. Sie riechen wie gerade frisch aus der Jamsession destilliert." Sein Talent besteht schließlich darin, "im Simplen den großen ästhetischen Moment zu finden. Wenn er leisere Musik macht, wirkt er mehr bei sich."



Für die Welt porträtiert Jonathan Fischer den malisischen Musiker Vieux Farka Touré, der das Erbe seines Vaters, des legendären Desert-Bluesers Ali Farka Touré, aufrecht erhält. Sein aktuelles Album "Les Racines" ist für Fischer "Tourés Meisterstück. Sublime Bluesmeditationen wie 'Lahidou', das sanft rollende Liebeslied 'Flany Konare' oder 'Les Racines' mit seiner Flamenco-Perkussion und den brütenden Gitarrenriffs sind schon jetzt Klassiker. Songs für die Ewigkeit" mit "dringlichen Botschaften. ... Direkt in die Politik aber wolle er sich nicht einmischen. Nur die Dschihadisten adressiert Ali Farkas Sohn unverblümt. Sie hatten während ihrer Besetzung des Nordens Malis im Jahre 2012 Musiker mit dem Tod bedroht, und deren Instrumente verbrannt: 'Ich singe 'Ihr seid gekommen, um die Musik anzuhalten. Aber ihr wisst nichts. Und ihr könnt uns nichts. Denn wir fürchten nur Gott''." Ein aktuelles Video:



Weiteres: Oliver Tepel erzählt in der taz 40 Jahre Gothic-Pop-Geschichte. Außerdem melden die Agenturen, dass der Dirigent Stefan Soltesz bei einer Aufführung am Münchner Nationaltheater zusammengebrochen und gestorben ist.

Besprochen werden Patti Smiths Auftritt in Wien (Standard, Presse), Soccer Mommys Album "Sometimes, Forever" (Jungle World) und Sorry Gilbertos "Psychoactive Ghosts" ("wunderschöne Sommermusik", freut sich Jens Buchholz in der FR).
Archiv: Musik