Efeu - Die Kulturrundschau

So viel Uneingelöstes

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25.02.2023. Die Berlinale ist vorbei. Nach der FAZ gestern kann sich nur der Tagesspiegel zu einem Resümee aufraffen: Große filmische Erfahrungen hat er nicht machen können. Immerhin: im "symbolisch-politischen Bereich" war man "auf Höhe einer äußerst schwierigen Weltlage", lobt die taz. Zwei sehr lesenswerte Theatertexte heute: Die FAS besucht in München die Proben zu einem Theaterstück über den Genozid an den Jesiden. In der nachtkritik erzählt Regisseurin Anastasiia Kosodii von ihrer Theaterarbeit in der Ukraine. Die SZ fragt sich, wie Pink zur Farbe der Saison werden konnte. Monopol bewundert den Postkolonialismus der 15. Biennale im Emirat Schardscha, hätte aber auch gern etwas über die Arbeitsbedingungen von Migranten in den Emiraten gelernt.
9punkt - Die Debattenrundschau vom 25.02.2023 finden Sie hier

Film

Der Berlinale-Wettbewerb ist gezeigt, heute Abend wird ausgezeichnet. Andreas Busche blickt im Tagesspiegel auf einen fraglos bilderstarken Wettbewerb zurück. "Noch besser wäre es allerdings, wenn die Bilder auchim Dienste einer besonderen filmischen Erfahrung stehen würden. Das war in diesem Jahr nur selten der Fall." Dem Wettbewerb mangelte es an Filmen, "die noch nicht in der Komfortzone des Arthousekinos, die man zunehmend auf internationalen Festivals beobachten kann, erstarrt sind." Ausnahme: Angela Schanelec. Sie "erschließt die Welt nicht durch die bloße Ausstellung von visuellen Eindrücken, sondern durch die Befragung ihrer Bilder. Man kann sich getrost dem Halbwachzustand von 'Music' hingeben, Schanelec gibt einem nie das Gefühl, dass ihre Darstellerinnen und Darsteller eine Welt konstruieren, sondern sie sich durch Gesten und Bewegungen lediglich zu dieser in ein Verhältnis setzen wollen. ... Ein Goldener Bär wäre ein Bekenntnis der Jury zu einem künstlerisch gewagten Kino."

Angekündigt war im Wettbewerb ein "Kino der Poesie", doch wurde "dieses Versprechen nur teilweise eingelöst", schreibt Perlentaucherin Thekla Dannenberg, "Ganz sicher mit den starken Filmen von Christian Petzold und Lila Avilés." Doch "ein Gefühl des Aufbruchs, des Umstürzenden ging von den Wettbewerbsfilmen nicht aus." Das war "eine ziemlich triste Ausbeute in diesem Jahr", stöhnt Peter Körte in der FAS. Die Berlinale wirkt auf ihn "wie gelähmt. Das Alte funktioniert nicht mehr, neue Ideen, um aus der Defensive zu kommen, sind nicht in Sicht. In der U-Bahn-Station Potsdamer Platz hängt derzeit ein Wandplakat, das dem Traditionsort viel zutraut: 'Redefining the Future of Urban Life, Work and Culture'. Wer sich dort auch nur eine Viertelstunde umschaut, muss das als Drohung verstehen."

Für Katrin Doerksen vom CulturMag war Christian Petzolds "Roter Himmel" ein Höhepunkt im Programm, denn wie in einem Brennglas bündeln sich hier Motive des Festivals: "Nach Volker Koepps dokumentarischer Annäherung an Uwe Johnson in 'Gehen und Bleiben' wird der Schriftsteller hier noch einmal zum Symbol, an dem es sich abzuarbeiten gilt. Wir haben in Sreemoyee Singhs Dokumentarfilm 'And, Towards Happy Alleys' - einer poetischen Bestandsaufnahme der iranischen Kulturszene - den erst kürzlich wieder aus der Haft entlassenen Jafar Panahi gesehen ... Dann kam Hong Sang-soos 'in water', in dem eine eindeutige Alter-Ego-Figur von den Anzeichen schwerer Depressionen gezeichnet einen tieftraurigen Kurzfilm dreht, der ebenfalls am Strand endet. Und schließlich 'Roter Himmel': Noch ein Künstler, den es auf der Suche nach dem kreativen Funken zum Meer hin zieht."

Abseits der Kunst, also "im symbolisch-politischen Bereich zeigt man sich in Berlin auf Höhe einer äußerst schwierigen Weltlage", lobt Andreas Fanizadeh in der taz: "Die so brutal bedrängte Ukraine, aber auch die iranische Frauen- und Demokratiebewegung waren auf dem Filmfestival in Berlin überaus präsent. Auch wenn man aufgrund der jeweiligen Situation nicht mit Filmen im Wettbewerb vertreten ist. Umso erstaunlicher die Funde in den Nebenreihen, gerade in Hinblick auf Beiträge mit iranischen Bezügen. Was den Nahen Osten und den Iran betrifft, scheint die Kulturszene begriffen zu haben, dass sie auch die Perspektive Exilierter stärker in den Blick rücken sollte." Dazu passend wirft Carolin Ströbele von ZeitOnline einen abschließenden Blick auf den Ukraine-Schwerpunkt des Festivals.

In den Nebensektionen schlummert die Zukunft des Kinos: "Between Revolutions"

FAZ-Kritiker Bert Rebhandl begab sich in den Nebensektionen auf die Suche nach der Zukunft des Kinos und stößt darauf in Bas Devos' "Here" ("bewegt sich an den Rändern des Erzählens"), "Do You Love Me?" von Tonia Noyabrova ("einer der besten Filme im Panorama, wenn nicht des ganzen Festivals") und "Between Revolutions" von Vlad Petri - letzterer steht für "die spannenden Erweiterungen der dokumentarischen Form, die in jüngster Zeit vielfach zu beobachten sind. ... Die beiden Revolutionen, von denen im Titel die Rede ist, wirken beide bis in die Gegenwart nach: Iran 1979 und Rumänien 1989/90. Zwei verhinderte, umgelenkte, ihrer ursprünglichen Intentionen beraubte Bewegungen. Petri lässt zwei junge Frauen über ein Jahrzehnt lang miteinander korrespondieren. ... Dazu stellt der Regisseur Bilder aus einem Jahrzehnt der Weltgeschichte, das er auf originelle Weise in den Blick bekommt. Solange Revolutionen so viel Uneingelöstes hinterlassen, wird auch das Kino, wird auch die Berlinale im historischen Dazwischen die Chance der Kunst nutzen können. In diesem Jahr ist das außerhalb des Wettbewerbs vielfach mustergültig gelungen."

Interessant an den Nahtstellen: "Bis ans Ende der Nacht"

Ein paar Filme liefen gestern aber noch. Zum Beispiel Christoph Hochhäuslers "Bis ans Ende der Nacht", durch die der Regisseur einen schwulen Cop und dessen Trans-Geliebte schickt, um einen Drogendealer auffliegen zu lassen. Claudius Seidl von der FAZ fragt sich, was Hochhäuslers Film "sein will. Und vor allem: warum so vieles zugleich. FR-Kritiker Daniel Kothenschulte ist sich nicht sicher, ob der Film überhaupt schon in einer finalen Fassung gezeigt wurde: "Kälter als der Tod ist dieser merkwürdige Liebeskrimi zwar nicht, aber er vermag auch nur zu streifen, was er gern berühren würde. Dazu passt es, dass die Schlagerplatten, die in den Szenen laufen, so merkwürdig sauber klingen, als habe man sie noch eilig hineingemischt." Tazlerin Arabella Wintermayr kann mit dem Film nicht viel anfangen, aber "Thea Ehre als einnehmende Femme fatale immerhin ist ein Ereignis".

Mehr vom Festival: Anke Leweke spricht für ZeitOnline mit Ayşe Polat über deren Dokumentarfilm "Im toten Winkel" über die Lage der Kurden. Valerie Dirk resümiert das Festival für den Standard aus österreichischer Perspektive. Andreas Busche spricht für den Tagesspiegel mit Alexander Skarsgård, der auf der Berlinale in Brandon Cronenbergs Horrorfilm "Infinity Pool" zu sehen war. Sadia Khalid Reeti wirft für den Tagesspiegel ein Schlaglicht aufs Kurzfilmprogramm des Festivals. Anne-Kattrin Palmer berichtet in der Berliner Zeitung von ihrem Besuch beim Filmmarkt der Berlinale.

Aus dem Festival besprochen werden Nicolas Philiberts Wettbewerbsfilm "Sur L'Adamant" (Perlentaucher), João Canijos auf Wettbewerb und Encounters aufgestreckter Doppelfilm "Mal Viver" und "Viver Mal" (Perlentaucher, taz), Nicolas Philiberts Wettbewerbsfilm "L'Adamant" (Tsp, Perlentaucher), Makoto Shinkais im Wettbewerb gezeigter Animationsfilm "Suzume" (taz, mehr dazu hier), Yevhen Titarenkos und Vitaly Manskys Dokumentarfilm "Eastern Front" über das Frontgeschehen im Ukrainekrieg (Tsp), Stefano Savonas "The Walls of Bergamo" (Tsp), Paul B. Preciados "Orlando, ma biographie politique" (Tsp), Tizian Stromp Zargaris Dokumentarfilm "Atomnomaden" (taz) und die Installation "An Atypical Orbit" im ForumExpanded (Tsp),

Abseits vom Festival: Bert Rebhandl spricht für den Standard mit dem ukrainischen Regisseur Juri Rechinsky, der in Wien seinen Film "Signs of War" über den russischen Angriff auf die Ukraine präsentiert. Auf zwei Seiten spricht die SZ ausführlichst mit Christoph Waltz. Besprochen wird die ZDF-Serie "Der Schwarm" (taz).
Archiv: Film

Bühne

Foto: Sima Dehgani

Ronya Othmann besucht für die FAS die Proben zu dem Theaterstück "Licht" über den Genozid an den Jesiden. Inszeniert wird es von der bosnischen Regisseurin Tea Tupajić, aufgeführt an den Münchner Kammerspielen. Wobei "aufgeführt" das falsche Wort ist: Auf der Bühne stehen zwei jesidische Frauen, die von ihrer IS-Gefangenschaft erzählen. Das ist schon beim Lesen schwer auszuhalten: "Nach der Pause steht Najlaa hinter dem Vorhang, Awaz davor. Awaz zählt: 20, 19, 18. Najlaa sagt: Als ich in der Gefangenschaft war, sagte ich ihm, wenn ich überlebe, werde ich der ganzen Welt erzählen, was du mir und anderen Frauen angetan hast. Er sagte, Scht, wenn du noch ein Wort sprichst, werde ich dir die Zunge abschneiden. Dann tritt Najlaa hinter dem Vorhang hervor, beginnt zu erzählen: In der Nacht vom dritten August, um drei Uhr, habe ich Schüsse gehört. Wie die Mutter noch Brot backt, obwohl vor Angst niemand mehr essen kann. Wie sie ihren Vater das erste Mal weinen sieht. Wie ihr Onkel, der Bürgermeister, nach Hilfe ruft, vergeblich. Najlaa spricht und schweigt. Sie ist in Koco, während sie spricht, und gleichzeitig auf der Bühne. Die zwei Löffel Joghurt, wegen denen ihre Mutter sie zur Nachbarin schickt. Man spürt den Schmerz über diese zwei letzten Löffel Joghurt, die Najlaa ihr nicht mehr besorgen konnte. Und die Angst."

Anastasiia Kosodii, Mitbegründerin des Theaters Zaporizka nova drama im ukrainischen Saporischschja, spricht im Interview mit der nachtkritik über ihr neues Stück "Wie man mit Toten spricht - Як говорити з мертвими", das im April am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt wird und über ihr Leben zwischen Deutschland und der Ukraine: "Gerade war ich einen Monat lang in Lviv und habe für das Dramatische Lesja Ukrainka Theater ein Stück auf der Grundlage von Platon-Texten erarbeitet. Das Thema ist der Dialog innerhalb der ukrainischen Gesellschaft, denn es gibt eine Menge Irritationen. Diejenigen, die geblieben sind, sind wütend auf die, die gegangen sind. Diejenigen im Osten sind verärgert über diejenigen, die im Westen in einer sichereren Umgebung leben. Es gibt eine Menge unausgesprochener Gefühle in der Gesellschaft, und die Aussprache wird immer wieder verschoben auf den Zeitpunkt 'nach dem Sieg', nach dem Sieg. Aber wir müssen jetzt darüber sprechen." Sie selbst hofft, halb in Deutschland und halb in der Ukraine leben zu können. "Ich fahre schon, wann immer ich kann, denn ich habe große Angst, den Sinn für die Realität in meinem Heimatland zu verlieren. Ich sehe das bei vielen Menschen, die seit einem Jahr nicht mehr dort waren. Ich sehe es auch bei mir selbst. Jedes Mal, wenn ich fahre, habe ich mehr Angst. Aber dann fahre ich trotzdem, und was auch immer passiert, passiert. Denn wie kann ich darüber schreiben, wenn ich nicht dort gewesen bin."

Weiteres: Regisseurin Oksana Taranenko spricht im Interview mit Van über die Oper "Kateryna" des ukrainischen Komponisten Alexander Rodin, deren Uraufführung sie im September 2022 an der Oper Odessa inszeniert hat, über den russischen Angriff und die Arbeit in Kriegszeiten. Besprochen werden Claudia Bauers Adaption von Robert Harris' Bestseller "Vaterland" am Staatsschauspiel Dresden (nachtkritik), Lily Sykes' Adaption von Yasmina Rezas Roman "Serge" am Burgtheater (nachtkritik, FAZ) und die Strauss-Oper "Daphne" an der Staatsoper Berlin (Van).
Archiv: Bühne

Design

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Für das Buch Zwei der SZ rekonstruiert Tanja Rest wie ausgerechnet Pink zur Farbe der Saison werden konnte: Als Valentino im März 2022 unmittelbar nach Beginn des Kriegs in der Ukraine voll auf Pink setzte, wurde dieser Missklang zum politischen Weltgeschehens noch als Planungspech verbucht. Doch langfristig sollte Valentino Recht behalten: "Wie es geschehen konnte, dass PP Pink, zu Beginn eines finsteren Krieges geboren, ein halbes Jahr später dem Zeitgeist entsprach: Darüber kann Laurie Pressmann vom Pantone Color Institute lange sprechen. Ihr dabei zuzuhören, kommt einem Energiebad ziemlich nahe. Sie sagt: 'Erst Covid mit all seinen Konsequenzen für unser Leben. Dann der Krieg in der Ukraine, die unsichere Wirtschaftslage, die beklemmenden Bilder. Das ist uns unter die Haut gegangen. Das hat unser Leben verändert, wir können in die Zeit davor nicht mehr zurück. Wir spüren das. Also müssen wir nach vorne schauen, und wir wollen es mit Optimismus tun. Als Gesellschaft waren wir bereit für dieses Pink.' Das PP Pink von Valentino, das Barbiecore-Pink treffe exakt dieses Bedürfnis." Pressman sagt: 'Es ist eine Farbe, die uns lächeln lässt. Sie macht uns sichtbar. Wer Pink trägt, signalisiert der Welt: Hier bin ich, ich stecke voller Tatendrang, ich fühle mich wohl mit mir selbst. - Ist es nicht das, was wir gerade brauchen?'"
Archiv: Design
Stichwörter: Mode, Valentino, Pink, Instagram, Pantone

Literatur

Das Netzwerk der Literaturhäuser appelliert an die Kulturpolitik, sie auch weiterhin sicher zu finanzieren. Anderenfalls müssten sie wegen der allgemein steigenden Preise am Programm sparen, sagt Tanja Graf vom Literaturhaus München im FAZ-Gespräch. "Auf der Strecke bliebe, wozu wir uns berufen sehen: unbekannte Autorinnen und Autoren und neue Formate an ein größeres, diverseres Publikum zu vermitteln. Alle Häuser, egal wie groß oder klein, sehen sich vor der gleichen Problematik: Honorare, Energiekosten und Tarife des öffentlichen Dienstes, also die Gehälter unserer Mitarbeiter, steigen." Gesa Schneider vom Literaturhaus Zürich ergänzt: "In den Medien ist immer weniger Platz für Literaturkritik. Die kam früher unseren Veranstaltungen zugute, heute müssen wir selbst an der Sichtbarmachung von Literatur arbeiten, weil sie in Zeitungen und Zeitschriften weniger stattfindet."

Weitere Artikel: Die nun belegte Gewissheit, dass Pablo Neruda ermordet wurde, könnte auch zu einer Wiederentdeckung seines Werks zählen, glaubt der Schriftsteller Ariel Dorfman in der FAZ. In der NZZ erklärt Dieter Borchmeyer, wie es ihm gelingen konnte, binnen kurzer Zeit eine Gesamtdarstellung von Thomas Manns Werk zu schreiben: Es hilft, wenn man sich sein ganzes Arbeitsleben bereits mit Mann befasst hat. Auch Dirk Knipphals (taz), Gerrit Bartels (Tsp) und Andreas Rosenfelder (Welt) berichten von Rainald Goetz' Comeback in der Öffentlichkeit (unser Resümee). Ralph Trommer reist für die taz ins belgische Charleroi, wo zahlreiche frankobelgische Comicklassiker entstanden sind. Nach zahlreichen Protesten gegen die von einem britischen Verlag bearbeitet Dahl-Neuausgabe hat dieser nun angekündigt, die Bücher separat auch im Original zu veröffentlichen, meldet die SZ.

Besprochen werden unter anderem Ljudmila Ulitzkajas Essayband "Die Erinnerung nicht vergessen" (Tsp), Michael Köhlmeiers "Frankie" (SZ) und Jan Carsons "Firestarter" (FAZ).
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Musik

Im VAN-Magazin protestiert der Komponist Johannes Maria Staud energisch gegen die Pläne des ORF, sich aus der Finanzierung des RSO Wiens zurückzuziehen. Es geht um eine "unkorrumpierte Säule des österreichischen Kulturlebens. ... Welches Orchester in diesem Land hat ein solch breites Repertoire? Wer spielt, neben der Pflege der Tradition (etwa der Ersten und Zweiten Wiener Schule), der Entdeckung von Raritäten (heuer etwa Der Idiot von Weinberg), zeitgenössische Musik von Cerha, Czernowin oder Haas mit solcher Hingabe und Präzision? Dieses Orchester hat eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung und Förderung der kulturellen Vielfalt in Österreich und ist ein wesentlicher Grund für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Abschaffung wäre kultureller Selbstmord des Musiklandes Österreich."

Weitere Artikel: Im VAN-Gespräch erzählt die russische Pianistin Polina Osetinskaya, die den russischen Angriff auf die Ukraine klar verurteilt hat, warum sie ihre Heimat derzeit noch nicht verlassen will - auch wenn ihr zahlreiche Konzerte abgesagt werden. In der NMZ rät Isabel Herzfeld dazu, den Komponisten Ignace Strasfogel zu entdecken. In seiner VAN-Reihe über Komponistinnen schreibt Arno Lücker in dieser Woche hier über Aftab Darvishi und dort über Ludmila Yurina. Die Stadt Frankfurt will das für Ende Mai angesetzte Roger-Waters-Konzert untersagen, meldet unter anderem die SZ. Thomas Stillbauer erinnert in der FR an George Harrison, der heute 80 Jahre alt geworden wäre.

Besprochen werden Weird Al Yankovics erstes Konzert in Deutschland (taz), das Debütalbum des TikTok-Stars Nina Chuba (ZeitOnline), ein Konzert von Hilary Hahn mit den HR-Sinfonikern (FR) und das neue Album der Gorillaz (Standard).

Archiv: Musik

Kunst

Laura Ewert berichtet in monopol von der 15. Biennale im Emirat Schardscha: "Es geht um Post-Kolonialismus, Flucht, Ausbeutung, Vertreibung, Diaspora. Die Suche nach Identität in einer Welt, in der man nicht sein soll. Geschichten aus Turkmenistan, aus Madagaskar, Armenien, Palästina, Ägypten, Indien, Pakistan, Südafrika, Peru, Kolumbien, Korea, Australien sind zu hören und zu sehen. Es geht um Arbeitsbedingungen von Haushaltshilfen in Indien in den Arbeiten von Prajakta Potnis, es geht bei Kader Attia um Architektur in der algerischen Wüste, die vom Westen plagiiert wurde. Es geht um vom Krieg zerrissene Landschaften in Vietnam in den Fotografien von Pipo Nguyen-Duy. Die Suche nach der afro-kubanischen Familiengeschichte bei María Magdalena Campos-Pons. Um Landnahme von Native Americans bei Wendy Red Star. Die Zeit des auf den Westen zentrierten Blickes ist eindeutig vorbei." Bleibt für Ewert noch die Frage, "wie man damit umgeht, dass Besucher hier viel über postkoloniale Unterdrückung und Ausbeutung lernen können, aber so gar nichts über die Arbeitsbedingungen von Arbeitsmigranten in den Vereinigten Arabischen Emiraten."

Weitere Artikel: Büşra Delikaya hat für den Tagesspiegel eine Ausstellung der iranischen Künstlerinnen Ghazal Abdollahi, Farzane Vaziritabar und Golnar Tabibzadeh in der Berliner Galerie Wentrup besucht (auf deren Webseite sich leider keine Spur von der Ausstellung findet). Allen dreien geht es darum, die Realität der Frauen im Iran einzufangen und dabei die Individuen aus der Masse zu hervorzuheben: "Die Auflehnung gegen die Unterdrückung der islamistischen Republik war immer da, die Frauen spielten dabei nie eine passive Rolle. Das drückt auch die Kunst von Ghazal Abdollahi aus. Benutzte Kaffeefilter wollte sie nicht einfach wegschmeißen, also skizzierte sie darauf Frauen, die in iranischer Haft sitzen. Die Fotos hatte ihr ihre Mutter zugeschickt, die ebenfalls im Gefängnis ist." Ceyda Nurtsch stellt auf Qantara das Online-Portal "Islamic Art" des Museums für Islamische Kunst in Berlin vor, die im November freigeschaltet wurde: Es ist "die erste Onlineplattform im deutschsprachigen Raum, die auf Deutsch, Englisch und Arabisch Material über die islamisch geprägten Kulturen fundiert und unterhaltsam aufbereitet hat". Im Tagesspiegel annonciert Aleksandra Lebedowicz das Festival European Month of Photography, das im März in Berlin stattfindet. Julia Voss unerhält sich für die FAS anlässlich der Hamburger Ausstellung "The F* word - Guerrilla Girls und feministisches Grafikdesign" mit einigen Mitgliedern der femistischen Truppe. Olafur Eliasson soll an einem Küstenabschnitt von West-Cumbria einen monumentalen "Spiegel des Himmels" bauen, berichtet Mark Brown im Guardian: "In Zusammenarbeit mit dem Naturschriftsteller Robert Macfarlane hat Eliasson einen Wettbewerb gewonnen, bei dem es darum ging, ein wegweisendes öffentliches Kunstwerk für die Küste West-Cumbrias zu schaffen. Das Werk wurde aus vier Ideen ausgewählt, zu denen auch Vorschläge der Künstler Rachel Whiteread und Roger Hiorns sowie des Gartengestalters Piet Oudolf gehörten."

Besprochen werden die Banksy-Wanderausstellung, die Zürich erreicht hat (NZZ) und Margaret Raspés Ausstellung, "Automatik" im Haus am Waldsee in Berlin (FAZ).
Archiv: Kunst