Essay

Ich will mein Häusel schmecken!

Tabubruch? Hygieneverweigerung ist eine romantische Übung mit Tradition Von Beate Meierfrankenfeld
16.06.2008. Charlotte Roches Antihygiene-Bestseller "Feuchtgebiete" behauptet, in seinen Sekreten sei der Mensch mehr er selbst. In Wahrheit sprießt unter den Sekreten die blaue Blume der Romantik. Und die Freundlichkeit der Welt, auf die ihre Heldin angewiesen ist, hat eindeutig Spielwiesencharakter
Mit Tabus ist es so eine Sache: Man braucht sie zum Leben, gelegentlich aber möchte man sie lustvoll überschreiten. Schon Freud sprach in seiner Aufsatzsammlung "Totem und Tabu", entstanden 1912/13, von der "Ambivalenz der Gefühlsregungen". Wenn mit einem Tabu hantiert wird, lässt das niemanden kalt. Erregung, Scham, Empörung sind typische Reaktionen. Sigmund Freud: "Uns geht die Bedeutung des Tabu nach zwei entgegengesetzten Richtungen auseinander. Es heißt uns einerseits: heilig, geweiht, anderseits: unheimlich, gefährlich, verboten, unrein."

"Unrein", das ist das Stichwort: In diesem Bücherfrühling hat ein deutscher Roman die Gemüter erhitzt, der sich mit Hingabe um Körperflüssigkeiten, Körpergerüche, Körperöffnungen kümmert: Charlotte Roche, "Feuchtgebiete". Ein Text gegen unsere "Redeverbote", kommentierten die Feuilletons, gegen "die letzten Tabus der Gegenwart". Es geht in Roches Buch, kurz gesagt, um Helen Memel, 18, die nach einer Analoperation im Krankenhaus liegt, einiges zu erleiden hat und einiges aus ihrem Leben erzählt. Das Buch steht seit Wochen auf Platz eins der Bestsellerlisten und war mehrere Tage lang bei Amazon der weltweit meistverkaufte Titel, obwohl es noch gar nicht übersetzt ist.

Helen lässt viele bekenntnishafte Sätze hören: "Ich pflege einen sehr engen Kontakt zu meinen Körperausscheidungen." "Ich lasse mich besonders gerne lecken, wenn ich blute." "Seit Jahren habe ich kein Wasser von unten gesehen. Das heißt natürlich auch, dass ich mir niemals das Gesicht wasche." Und, ganz allgemein: "Hygiene wird bei mir kleingeschrieben." Das also ist der Adressat der provokativen Gesten: die Hygiene. Was macht sie so geeignet für diese Rolle?
Zunächst mal hat sie einen halb autoritären, halb spießigen Charakter - und will diese Züge auch noch weitergeben. Ihre Vorschriften, die unser intimstes Verhalten konditionieren, werden uns von klein auf beigebogen, ihre Piefigkeit zeigt sich in Abwehrreflexen gegen alle möglichen Dinge, die eventuell Spaß machen könnten. Gleichzeitig ist gerade die Dynamik sich hochschraubender Gesundheitsängste höchst zeitgenössisch. Die Sorge ums Wohlergehen in einer Situation, in der noch gar keine Krankheit vorliegt, um Wellness also, gehört ebenso dazu wie die Panik vor dem Verfall, dem doch irgendwie vorzubeugen sein muss. Günstige Bedingungen zu schaffen, ungünstige zu umgehen, das sind strukturell hygienische Maßnahmen. Und all das lässt sich gut im Namen von Freiheit und Entkrampfung attackieren.

Als Wissenschaft ist die Hygiene keine sehr alte Disziplin. Angesiedelt im Grenzgebiet verschiedener Fachbereiche wie Chemie, Biologie, Medizin, Psychologie oder Sozialwissenschaft, erhielt sie erst 1865 in München den ersten Lehrstuhl in Deutschland. Inhaber wurde Max von Pettenkofer (1818-1901), selbst ursprünglich Mediziner, Pharmazeut und Chemiker. Pettenkofer, der die Etablierung der Hygiene als eigenständiges Fach leidenschaftlich betrieben hatte, beschrieb ihren Gegenstandsbereich so: "Ihr genügt nicht die Physiologie des Körpers, sie braucht sozusagen auch die Physiologie der Umgebung, soweit der Grad der Gesundheit dadurch beeinflusst wird ... So braucht sie eine Kenntnis der Luft, des Wassers, des Bodens, der Nahrung, des Hauses, der Kleidung, des Bettes usw., eine sozusagen über den Organismus hinaus fortgesetzte Physiologie und Pathologie." Das "usw." ist das Entscheidende: Der Horizont der Prophylaxe ist prinzipiell unendlich. Fast alles könnte in ihren Fokus geraten, sie betrachtet den Menschen in einem nur vage begrenzten Feld von Einflüssen und rechnet immer in eine offene Zukunft hinein. Um dieses Feld wenigstens etwas zu verkleinern, setzt Hygiene häufig auf defensive Strategien der Vermeidung. Insofern haben ihre Instruktionen selbst Züge eines Tabus, dem, wie Freud es ausdrückte, "etwas wie der Begriff einer Reserve anhaftet" und das sich "wesentlich in Verboten und Einschränkungen" äußert. Wer Enthaltsamkeit übt, hat im schlimmsten Fall etwas Unschädliches gemieden.

Das Befreiungspathos gegenüber der Hygiene setzt darauf, dass ihre allgemeine und defensive Perspektive Gefahren sieht, wo keine sind und Vorkehrungen trifft, die man nicht treffen müsste. In seinen Anfängen hatte auch das akademisches Fach mit dem Vorwurf mangelnder Präzision und mit kollegialer Herablassung zu kämpfen. Der Volksmund nannte das 1879 eröffnete Hygieneinstitut in München den "Hypothesenpalast". Pettenkofer beklagte, mancher Fachgelehrte betrachte "die Hygiene noch als nutzlose Zierpflanze im medizinischen Garten". Er selbst bemühte sich, im Sinne der experimentellen Wissenschaft mit solider Datenbasis zu arbeiten, untersuchte Baumaterialien und Stoffe, ließ Statistiken erstellen, analysierte, so gut es ging, z.B. Luftqualitäten. Auf der anderen Seite operierte er auch mit hochproblematischen Größen, beispielsweise im brisanten Fall der Cholera.

Die Erklärung der Krankheit, die sich im Lauf des 19. Jahrhunderts in mehreren Seuchenzügen von Indien aus weltweit verbreitete, wurde zu einem der wichtigsten wissenschaftlichen Anliegen seiner Zeit. Pettenkofers großer Antipode Robert Koch forschte mit Nachdruck daran, den Keim zu isolieren und war damit 1884 erfolgreich. Pettenkofer entwickelte dagegen eine so genannte "Lokaltheorie" der Cholera. Ihre zentralen Thesen: Der Erreger wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen, sondern muss erst in einen geeigneten Boden kommen und dort in eine Art Gärung geraten. Daraus entsteht dann das tödliche Miasma, der eigentliche Ansteckungsstoff, der sich allerdings nicht nachweisen lässt. Quarantäne hielt Pettenkofer, ein verhängnisvoller Fehlschluss, nicht für entscheidend.

Man kann die Hygiene, wie Pettenkofer sie verstand, "ganzheitlich" nennen. In der äußerst polemisch geführten Auseinandersetzung um die Cholerafrage griff er die Konzentration seiner Gegner auf den Erreger genau in diesem Sinne an: Bakteriologen seien Leute, "die nicht über Dampftopf, Wärmeschrank und Mikroskop hinausschauen", stellte er fest. Das Nebeneinander von Begründbarem und nicht Begründbarem, das Hantieren mit unklaren Energien etwa an bestimmten Orten hat Pettenkofers Position mit heutigen ganzheitlichen Ansätzen gemeinsam. Genauso wie die Mischung aus Menschenfreundlichkeit und Ideologie.

Die wissenschaftliche Hygiene hat sich die Kalkulation mit irrationalen Elementen ebenso abgewöhnt wie die Feindschaft zur Bakteriologie. Für das Laienverständnis sind Bakterien und Miasmen jedoch gleichermaßen unsichtbar, bedrohlich, angriffsbereit und rationale Erklärungen vom Mythos nur schwer zu unterscheiden. Deshalb das übervorsichtige "Man kann nie wissen" der Alltagshygiene.

Aber fühlen, das kann man. Als zu Pettenkofers Zeiten in München die Schwemmkanalisation anstelle von Versitzgruben eingeführt werden sollte, leisteten die Hausbesitzer Widerstand. "Der Abtritt soll nur stinken. Ich will mein Häusel schmecken!", hieß es da, Ratten hin, Keime her. Auch die Heldin bei Charlotte Roche erfährt sich besonders echt im Umgang mit ihren Sekreten, gerade wenn sie für gewöhnlich als unangenehm oder eklig gelten.

Der Häuselverteidiger hatte mit der offiziellen Verwaltung seines persönlichen Drecks einen klaren Gegner vor Augen, bei Roche treten die Sauberkeitsgebote als subtil implantierte Sozialstandards auf. Trotzdem schöpft ihr Buch das Konfliktpotenzial zwischen gemeinschaftlichen Regeln und Selbstbehauptung nicht aus. Die "stumpfen Hygieniker", gegen die es geht, sind allesamt ziemliche Pappkameraden, selbst die Mutter, die das Scheidungskind Helen an ihrem Krankenbett wieder mit dem Vater zusammenführen will, bleibt in ihrer Rolle als Kämpferin gegen den Schmutz eine blasse Figur. Das Drama von Zugehörigkeit und Ausschluss, das immer zur Verweigerung von Regeln gehört, findet nicht statt. Noch für die apartesten Experimente trifft die Heldin der "Feuchtgebiete" auf willige Helfer, falls sie überhaupt welche braucht. Der nette Pfleger Robin soll ihre geschundene Rosette in Nahaufnahme fotografieren - macht er, kein Problem. Der Äthiopier Kanell unterzieht sie spontan einer erotischen Intimrasur, namenlose Liebhaber und eine Hure, ebenfalls schwarz übrigens, haben keine Scheu vor Kostproben von Menstruationsblut, "Pinkel-Peter", wir ahnen es, kennt nach leichter Anfangsirritation auch bei anderen Körperflüssigkeiten nichts.

Ebenso freundlich gibt sich letztlich die ganze Welt. Ansteckung auf öffentlichen Toiletten? Alles eine Mär verklemmter Intimpädagogik. Ansteckung durch "von anderen Menschen bakterienverseuchte Mullbinden" auf offenen Wunden? Wird schon nichts passieren. "Löffelweise von einem Hundehaufen naschen", ungewaschenes Obst essen - vom hygienischen Standpunkt alles kein Problem. Erzähltechnisch wird das durch eine konsequent eingehaltene Perspektive ausgefuchster, halbironischer Naivität unterfüttert, mal weich, mal trotzig. Und was Helens versehrter Körper an Schmerzlust auszuhalten hat, wird ihm nicht durch Angriffe aus dem Reich der lauernden Mikroorganismen zugefügt, sondern durch Akte der Autoaggression. Er stülpt sich in wüsten Hämorrhoiden nach außen, reißt auf, wird beschnitten, beginnt zu heilen und wird an den wundesten Stellen von Helen erneut aufgerissen.

Trotzdem stellt er sich als letztes Vehikel authentischer Selbsterfahrung dar. Fremde Körper, mit denen er es zu tun bekommt, äußern sich nicht annähernd ebenbürtig, was da schleimt und riecht, begutachtet und gern auch verzehrt wird, ist zumeist von Helen selbst. Und wie der Mann mit dem Häusel den amtlichen Eingriff ins Gebiet seiner Sanitärhoheit entrüstet abwehrte, so möchte Helen, wo es eben geht, nichts von moderner Arbeitsteilung wissen. "Selber machen klappt am besten", sagt sie - und faltet sich, gegen die "amerikanische Tamponindustrie", ihre Hygieneartikel in friedvoller Heimarbeit selbst. Gerade der technische, in zig Produkte umgesetzte Zugang der Körperpflegeindustrie ist ihr zutiefst verdächtig.

Hygiene ist auch das, eine Kulturtechnik, mit gleichmäßiger Betonung auf beiden Hälften des Wortes. Sie trifft nicht nur eine wertende Unterscheidung zwischen rein und unrein und legt uns damit Zwänge auf, sie vereinfacht auch das Handling des physischen Lebens. Dass sie damit Abstand zu den natürlichen Vorgängen in und an uns schafft, muss man nicht als Entfremdung empfinden - mit dem Wasserklosett sind wir inzwischen versöhnt, und Klopapier-Origami wird nicht jeder als emanzipatorischen Zeitvertreib empfinden.

"Es ist ein Wahrzeichen aller Kulturnationen", befand Max Pettenkofer, "dass sie mit klarem Bewusstsein Einrichtungen zur Erhaltung und Stärkung der Gesundheit aller treffen, dass sie nicht wie das Tier nur um sich selbst und etwa eine kurze Zeit auch noch um die eigenen Jungen sich kümmern." Dazu die kesse Helen, die es liebt, "Hygieniker zu ärgern", sozusagen komplementär: "Wir sind ja alle Tiere, die sich paaren wollen."

Es geht längst nicht mehr nur um das bloße Überleben, sondern, wie an so vielen Stellen, um das, was nach Lage der Dinge kommt, wenn fürs Überleben halbwegs gesorgt ist: um Ästhetik. Und da wird die Sache tatsächlich verzwickt. Die Begründbarkeit ästhetischer Kriterien ist in sich problematisch, ihr Repressionspotenzial daher besonders groß. Die Klage über rigide Schönheitsideale ist nicht neu, eine Hygiene des Ästhetischen rückt sie sublim in die Nähe der Gesundheitsfürsorge. Dabei wirkt das Ideal immer vereinheitlichend. Diese Art der Vorbeugung rechnet nicht mehr mit allem Möglichen in einem offenen Feld von Außeneinflüssen, sondern kapriziert sich auf wenige Themen: Wie dick? Wie alt? Wie haarig? Wie viele Kontakte, virtuell oder nichtvirtuell? Es geht Glätte vor Charakter, Norm vor Individualität, Künstlichkeit vor Natur. Die Vorschriften richten sich an jeden ganz privat, jeder ist für ihre Anwendung auf sich selbst zuständig, also greifen Elfjährige zum Damenrasierer. In Internetforen wird gepflegtes Auftreten geradezu moralisch aufgeladen, und die Vernachlässigung des eigenen Äußeren mit Depressionen und Selbsthass erklärt.

Allerdings gilt: Mit der Vermeidungstaktik traditioneller Hygienevorstellungen hat das nicht mehr viel zu tun. Es geht um aktive Gestaltung am lebenden Objekt, bisweilen über die Schmerzgrenze hinaus, um den Hochleistungskörper zur Intensivierung von Erlebnisqualität. Er wird, wenn nötig, ins vorgegebene Maß gezwungen, ob das nun gesund ist oder nicht, und die Gegenwart ist im Zweifelsfall wichtiger als die Zukunft.

In Roches Buch tritt, ausgesprochen traditionell, eine verklemmte Mutter als Verfechterin strenger Hygieneregeln auf. Sie wirkt, auch als Feindbild, einigermaßen gestrig. It?s not the mother, stupid! Es ist eher die Castingshow, der Stylingberater, die anstrengende Eigenverantwortung des postmodernen Individuums für seinen Selbstentwurf. Es sind die gegebenen Nachbesserungsmöglichkeiten, es ist der Wettbewerb als Modell auch für Sex und Liebe. Märkte formen sich Teilnehmer nach ihrem Bilde, das wissen wir.

Aussteigen also. Das soll Roches Roman vorexerzieren, der offenkundig gegen die aseptischen Körperbilder des spätkapitalistischen Zeitalters angeschrieben ist. Sie wolle kein Tabu brechen, sondern "eher von innen nach außen stülpen, wie wir eigentlich alle sind", hat die Autorin im Interview mit der FAZ gesagt. In der Offenlegung von Heimlichkeiten begibt man sich auf die Suche nach der sich unverfälscht äußernden, der wirklichen Existenz jenseits der Normen und Bilder. Diese Denkfigur ist strukturell hippieesk und ziemlich altmodisch. Wir sind alle konstruierte Wesen, kulturell, natürlich, sozial, politisch, sexuell. Heutzutage, in einer Welt des besonders kreativen Umgangs mit Selbstbildern und Identitäten, erst recht, aber auch ganz grundsätzlich.

Worauf es ankommt ist dies: Welche Images sind interessant, welche flach? Welche haben Möglichkeiten, welche beschränken uns? Das totale Styling ist nicht deshalb fragwürdig, weil es unauthentisch, sondern weil es blöd ist. Aber auch die Schwärmerei der Antihygiene mit ihrem spiegelbildlichen Körperfetischismus verspricht zu viel: Robin, der Pfleger isst Trauben, denen Helen heimlich tropfenweise eigene Tränen ins Fruchtfleisch praktiziert hat - und sie hat sogleich das Gefühl, mit ihm "für immer verbunden" zu sein. Gegen den Daueralarm der klassischen Hygiene setzt der Selbstausdruck der Antihygiene seine ganz eigene Magie. Und zwar nicht, wie Max Pettenkofer mit seinem Miasma, um sich die Welt zu erklären, sondern um sich zu fühlen und sich vielleicht, auf noch so vermittelte, aber doch wieder physische Weise, auch mit der Welt zu verbinden.

In der Rede von innen und außen wird eine Hierarchie der Echtheit aufgemacht, die nur auf den ersten Blick so schlagend wirkt. Warum, in aller Welt, soll der Mensch im Exkrement mehr er selbst sein als z.B. in der Einhaltung einer sozialen Regel? Nicht weit jenseits des Radius', in dem wir unsere persönlichen Duftmarken setzen, könnte es etwas zu tun geben, was subversiver ist, als auf der Toilette unerkannt Popel zu essen oder die aufsteigenden Aromen zu genießen.

So kämpferisch die Antihygiene auftritt, ihr Bild vom Sein ist romantisch, expressionistisch, selbstverliebt. Sie gibt sich unsachlich, das jedoch mit Verve, aus Traditionsverbundenheit, Rebellion oder Prinzip. Und die Freundlichkeit der Welt, auf die sie angewiesen ist, hat eindeutig Spielwiesencharakter. Interessanterweise funktioniert genauso auch der schöne, bunte Werbekosmos, gegen dessen Oberflächenästhetik die Antihygiene so vehement antritt. Komplexität wird reduziert, Konflikte werden weichgezeichnet, letztlich wollen alle nur ein bisschen was erleben und irgendeinen Eindruck hinterlassen. Wenn es stimmt, dass Helen, wie eine Kritikerin zu den Feuchtgebieten schrieb, "ein gefährliches Monstrum für die frustrierten Idyllen in unseren Köpfen ist", dann könnte der Riesenerfolg des Buches vielleicht auch daran liegen, dass es ein neues Idyll eröffnet. Eines, das Kindlichkeit, Abgebrühtheit und Sex auf höchst raffinierte Weise verbindet. Für realitätstauglich muss es der kompetente Leser nicht halten, um sich angezogen zu fühlen.

Zum Tabubruch gehören Empörung, Aufruhr und die Drohung, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden. Hier jedoch kommen viele, viele und hören gerne zu. Das Auditorium kichert, an delikaten Stellen gekitzelt, und ist zufrieden.