Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
04.09.2004. Alle Feuilletons sind tief bestürzt über den Brand der Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek. Die SZ und die FAZ suchen nach humanen Motiven für die inhumanen Taten von Geiselnehmern. In der FR schreibt György Dalos eine Bilanz der Tschetschenienkonflikte. Die taz erfreut sich am Fluss der Wellen durch die Wirbelsäulen der Tänzerinnen von Pina Bausch.

NZZ, 04.09.2004

"Es ist ein schwacher Trost, dass alles noch schlimmer hätte kommen können", schreibt ein erschütterter Joachim Güntner über den Brand in der Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek. "Rund 25.000 Bände wurden ein Raub des Feuers. Weitere 40.000 sind durch Löschwasser meist schwer beschädigt und sollen, um dem Befall durch Schimmelpilz und Fäulnis zu wehren, im Zentrum für Bucherhaltung in Leipzig bis zu ihrer Restaurierung gefriergetrocknet werden." Immerhin konnten 50.000 Bücher "gerettet werden, weil eine Menschenkette aus freiwilligen Helfern die Bände in Sicherheit brachte, während aus dem Dach die Flammen schlugen". Auch die Bibelsammlung wurde gerettet.

Ein junger Mongole hat Japan in eine schlimme Depression gestürzt, berichtet Urs Schoettli. Asashoryu wird er genannt, und er ist zur Zeit der bester Sumo-Ringer der Welt. "Erfolgreiche ausländische Sumo-Ringer hat es schon früher gegeben. In den letzten zwei Jahren verabschiedeten sich mit Akebono und Musashimaru zwei Hawaiianer als Yokozuna aus dem Ring. Doch der 24-jährige, 280 Pfund schwere Mongole, der in ununterbrochener Abfolge gleich vier Basho, Turniere, gewonnen hat, dominiert den Ring wie seit langem niemand mehr. Kaum jemand vermag ihn herauszufordern, und kein japanischer Ringer scheint in absehbarer Zukunft reif dafür zu sein, ebenfalls den Rang eines Yokozunas zu erreichen. Die vielbewunderten, schwergewichtigen japanischen Olympier sind tief gestürzt und befinden sich beim Fachpublikum wie bei der Öffentlichkeit in Ungnade."

Weitere Artikel: Corinne Elsesser sorgt sich um die ungewisse Zukunft der Frankfurter Universitätsbauten. Besprochen werden eine Ausstellung im Wiener Literaturhaus zum Leben der Anna Mahler, die Ausstellung "Die Thraker" in der Kunsthalle Bonn und Bücher, darunter die Neuauflage des Rechtschreibedudens und Elmar Holensteins "Philosophie-Atlas".

In der Beilage Literatur und Kunst plädiert Alena Wagnerova (mehr) an Sudetendeutsche und Tschechen, die gegenseitigen Schuldzuweisungen endlich zu beenden. "Das Scheitern des Zusammenlebens von Tschechen und Deutschen in Böhmen ist kein Thema für Forderungen, Rechtsgutachten, unendliches Aufrechnen gegenseitiger Verletzungen und Hadern, wer wem was wann getan hat, oder für die Frage von Schuld und Unschuld. Es ist eine Tragödie, der man nur mit tiefer Einsicht in die eigenen Verfehlungen und das eigene Versagen gerecht werden kann und mit Reue über die durch eigene Torheit und Verblendung verdorbene Geschichte."

Wolfgang Dömling porträtiert den Komponisten Antonin Dvorak, dem es "als Erstem vergönnt (war), die Musiksprache seiner Heimat, seines Volkes, das Idiom des 'Böhmisch- Tschechischen' ('esk' bezeichnet im Tschechischen beide Aspekte), auf eine Weise in die Traditionen der europäischen Kunstmusik zu integrieren, die diesem Oeuvre übernationale Größe und Strahlkraft verleiht".

Manfred Koch schreibt zum 200. Geburtstag Eduard Mörikes (Werke im Projekt Gutenberg). Wolfgang Stähr erzählt, wie Hugo Wolf im Jahr 1888 in einem wahren Schaffensrausch 53 Mörike-Lieder in Musik gesetzt hat. Die Schriftstellerin Gertrud Leutenegger erinnert an Maria Meyer, "die als schwarzhaariges Mädchen von zarter Hautfarbe, somnambul und gebildet, aber ebenso als diebisch, verwahrlost und verlogen geschildert wird" und die Urgestalt von Mörikes Peregrina-Dichtung war.

Weiteres: Brita Polzer stellt ein Kunstprojekt von Jochen Gerz vor, dass Karlsruhes "Status als Rechtsstadt" darstellen soll. Besprochen werden eine Ausstellung des Porträt-Fotograf Jules Bonnet in einer Ausstellung im Museum im Bellpark in Kriens und Bücher, darunter Eva Kanturkovas Roman "Freundinnen aus dem Haus der Traurigkeit" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

FR, 04.09.2004

Der ungarische Autor György Dalos rekapituliert die Geschichte der tschetschenischen Konflikte mit Moskau bis zum Eingreifen Putins: "Der Teufelskreis entstand mit Wladimir Putins Aufstieg. Dieser war nicht zuletzt seinem Versprechen zu verdanken, nach den Jahren des Chaos' konsolidierte Verhältnisse zu schaffen, was ihm unter Einsatz autoritärer Mittel und Einschränkung der Demokratie einigermaßen gelungen war. Auch Russlands internationales Prestige schien gewachsen zu sein. Der Preis für diese Entwicklung bestand jedoch darin, dass die Soldateska und die Sicherheitsdienste (nach russischer Bezeichnung 'Kraftstrukturen') einen unverhältnismäßigen Einfluss gewannen und die Lösung der tschetschenischen Frage ihnen praktisch überlassen wurde."

Thomas Medicus zieht die bittere Bilanz des Bibliotheksbrands von Weimar: "Das Gebäude der Anna-Amalia-Bibliothek, das im nächsten Jahr hätte saniert werden sollen, ist eine Ruine, zerstört wurde einer der schönsten Rokokosäle Europas, dahin ist ein Zeugnis der Bildung und Geselligkeit des Weimarer Hofes, seiner Künstler und Gelehrten, zumindest in Teilen vernichtet ist eine der großen Universalbibliotheken des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts."

Weitere Artikel: Times mager informiert kurz über das heute anlaufenden Pampers TV. Vom Auftakt der Berliner Festwochen mit der Uraufführung von Enno Poppes "Interzone" berichtet Georg Friedrich Kühn. Gleich zwei Artikel gibt es von den Filmfestspielen in Venedig: Peter W. Jansen resümiert nach zwölf Stunden "Heimat 3" von Edgar Reitz: "Mit 'Heimat 3' hat er die Utopie von einer sich in Heimat verwandelnden Welt errettet und abermals Maßstäbe gesetzt für das visuelle Erzählen." Daniel Kothenschulte dagegen klagt über Besinnungsrealismus: "In den ersten 48 Wettbewerbsstunden wurden Tiefpunkte gesetzt, die sich schwerlich unterschreiten lassen dürften - wollen wir hoffen."

Welt, 04.09.2004

Leider steht heute noch die Literarische Welt der letzten Woche im Netz - verspätete Sommerpause? Vielleicht sollte man später noch mal hier nachschauen, ob aktualisiert wurde.
Stichwörter: Sommerpause

SZ, 04.09.2004

Wenn sich die Humanität der westlichen Gesellschaften auf die eigenen Mitglieder viel stärker bezieht als auf alle anderen, wenn die Aufmerksamkeit der Presse westlichen Leichen so viel mehr als anderen gilt, dann lässt sich auch die Rationalität schrecklicher Geiselnahmen leicht erklären, meint Burkhard Müller in einem auf den hinteren Seiten versteckten Kommentar: "Die westlichen Gesellschaften verhalten sich gegen alles, was nicht zu ihnen gehört, mit wachsender Brutalität. Sie begegnen nun einer nicht geringeren Gewalt, am offensichtlichsten in den erpresserischen Geiselnahmen. Darauf mit nichts als moralischer Verdammung zu reagieren, ist ein intellektuelles Armutszeugnis. Es gibt Gründe für die Eskalation der Geiselnahmen, keine guten, wohl aber starke. Denn wenn der Wert eines westlichen Menschenlebens so hoch steht, steigt nicht nur die Versuchung, es zur eigenen Bereicherung zu verwenden, sondern auch die Wut, die schließlich zur Tat schreitet."

Weitere Artikel: Thomas Steinfeld betrauert den beim Brand der Anna-Amalia-Bibliothek entstandenen Verlust von vielen tausend Büchern. Vorgestellt wird der Schriftsteller Jonathan Safran Foer, der an der American Academy zu Gast war. Kurz erklärt wird, warum "Hartz IV" für freischaffende Theaterkünstler nichts Gutes verheißt.

Besprechungen: "Das Herz der Gegenwart" erblickt Jens Bisky beim Gang durch die vier Stockwerke der Ausstellung "Schrumpfende Städte" in den Berliner Kunstwerken. Arno Orzessek hat zwei Ausstellungen - in Wolfsburg und Berlin - des Künstlers Francis Alys besucht. Der arbeitet vor allem in seiner Wahlheimat Mexiko und stellt fest: "Wenn man in einer Zone von Armut arbeitet, ist das Gefühl, ein Ausbeuter zu sein, nie weit weg." Zwischen (zu wenig) Rohmer und (zu viel) Bayernklamotte bewegt sich Marco Kreuzpaintners Coming-Out-Geschichte "Sommersturm", meint H.G. Pflaum. Enno Poppe hat William S. Burroughs "Interzone" vertont. Reinhard J. Brembeck hat die Uraufführung im Haus der Berliner Festspiele erlebt - vom Text war nicht viel zu hören, aber die Musik sagt: "Lauf um dein Leben".

Buchbesprechungen widmen sich unter anderem Adrian van Diis' "Pornoroman" "Doppelliebe" und einem Buch von Uwe Wittstock über Kinder und Vaterschaft (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Die SZ am Wochenende ist dem Dritten Reich gewidmet. Melissa Müller erinnert sich an Hitlers letzte Sekretärin Traudl Junge, auf deren Buch nun auch der Film "Der Untergang" zum Teil beruht. Hans Holzhaider erzählt die Geschichte des Obersalzbergs, der nun auch noch durch ein Luxushotel verschandelt werden soll. Auf zwei Seiten erzählen sechs Berliner Autoren (darunter Ingo Niermann, Michael Rutschky und Tim Staffel), "wie und wo sie in ihrer Heimatstadt ständig auf die Spuren des Dritten Reichs stoßen - ohne ein Kino auch nur zu betreten".

Auf der letzten Seite unterhält sich Tobias Kniebe mit Corinna Harfouch über "Hitlers Frauen", insbesondere aber Goebbels' Frau Magda, die Harfouch im Film "Der Untergang" darstellt: "Ihre Stärke hat also auch ein Element von Rache an ihrem Mann. Nachdem ich alles Material über sie studiert hatte, habe ich sie nicht bewundert, nein. Ich habe nur keine Möglichkeit gesehen, sie weniger konsequent darzustellen. Diese Kugel war im Lauf, diese Frau hatten ein absolutes, tödliches Ziel."

TAZ, 04.09.2004

Kathrin Bettina Müller beschreibt sichtlich angetan die Tänzerinnen der Pina Bausch (Website), deren Stück "Nefes" (Atem) als Abschluss von "Tanz im August" aufgeführt wurde: "Die Soli der Frauen begeistern von Anfang an durch die Sinnlichkeit der Form, den Fluss der Wellen, die durch die Wirbelsäulen der Tänzerinnen gleiten, die hübsch gerundeten Hintern, die durchaus unsere Augen zu lenken wissen, die Beredsamkeit der Arme und Hände. Und da beginnt es, dass man in den zuerst nur als schön genossenen Formen die Unterschiede des Ausdrucks wahrnimmt. Denn die Tänzerinnen, die zum Teil auch aus Indien, Korea, Indonesien kommen, phrasieren das verwandte Material sehr unterschiedlich. Es sind oft Details, Winzigkeiten, die doch zuletzt den großen Unterschied ausmachen."

Weitere Artikel: Jan Hendrik Wulf informiert über die Probleme des Potsdamer Moses-Mendelssohn-Zentrums und über die Gründung einer Stiftung, an der Manfred Schoeps, der Bruder des Leiters Julius H. Schoeps und eine "Schlüsselfigur des Bankenskandals", beteiligt ist. Sonst viel Kino: Cristina Nord berichtet aus Venedig von zwei amerikanischen Filmen der neuen Reihe "Orizzonti". Außerdem bespricht Ekkehard Knörer den pakistanischen Film "Silent Waters", Bert Rebhandl das südkoreanische Gewaltwerk "Old Boy".

In der zweiten taz erzählen Sabine Herre und Thilo Knotten vom wundersamen Aufstieg deutscher Winzerkunst und gar des Riesling: "'Deutschland, das ist Riesling.' Gregory Castells sitzt an der Bar, schlürft an seinem Wegeler Riesling Kabinett, Jahrgang 1999, und kommt ins Schwärmen. Dieses leicht Mineralische, das passe sehr gut zum Essen. 'Riesling', sagt er und begutachtet die strohgelbe Farbe des Weins. 'Riesling', wiederholt er und wird fast ein bisschen pathetisch, 'ist die Traube des 21. Jahrhunderts.'"

Aufmacher des taz mags ist ein großes Interview mit der Reisenden und Sammlerin Ursula Ziebarth, in deren Wohnung es so aussieht: "In der Stube ist eine Wand ganz und gar mit Büchern bedeckt, auf allen möglichen Simsen und Vorsprüngen stehen Gruppen von geschnitzten, bunt bemalten Holzfiguren. In der winzigen Küche gibt es einen flachen Einbauschrank nur für Puppengeschirr aus aller Welt." Emanuela Pirelli porträtiert die neapolitanische Transsexuellen-Theatertruppe "Le Coccinelle". Gesine Kulcke war mit einem THW-Team in Sierra Leone unterwegs.

Besprochen werden Peter W. Singers bisher nur in englischer Sprache erhältliches Buch über Privatarmeen "Corporate Warriors. The Rise of the Privatized Military Industry" (mehr hier), die politische Autobiografie des wichtigen Vertreters der israelischen Linken Michael Warschawski, Reiseberichte des Caspar Schmalkalden aus dem 17. Jahrhundert, neue Texte von Volker Braun, und Christian Semler, ausgewiesener Ex-Maoist, schimpft über Liza Marklund, die in ihrem neuesten Thriller das Thema Maoismus in den späten sechziger Jahren exemplarisch "verhunzt" habe (mehr in der Bücherschau ab 14 Uhr).

FAZ, 04.09.2004

Keine Entschuldigung, aber eine Erklärung der tschetschenischen Geiselnahmen und Selbstmordattentate versucht die Journalistin Mainat Abdulajewa. Dies sei die "unmittelbare Folge der Vorgehensweisen des russischen Militärs", das Tschetschenen ohne jede Erklärung verschleppt und tötet. "Als Mowsar Barajews Kommando das Moskauer Musical-Theater besetzte, waren achtzehn Frauen dabei, die sämtlich ihre Angehörigen im Krieg verloren hatten. Eine von ihnen, die alle Welt während der Geiselnahme im Fernsehen sah, war die zweiundzwanzigjährige Asset aus einem Vorort von Grosnyj. Vor Ausbruch des Krieges hatte sie an der hiesigen Filiale einer Moskauer Privathochschule studiert und wollte Buchhalterin werden. Im Februar 2000 waren russische Soldaten in das von den Rebellen aufgegebene Grosnyj eingezogen und hatten Assets siebzehnjährigen Bruder getötet. Es gab keine Anschuldigungen - man zerrte ihn aus dem Keller, wo er sich mit anderen Zivilisten versteckt gehalten hatte, und erschoss ihn vor den Augen Assets. Anderthalb Jahre später fuhren eines Nachts bewaffnete Unbekannte in Panzerwagen vor Assets Haus und nahmen ihren Mann mit, einen achtundzwanzigjährigen Chirurgen im städtischen Krankenhaus, der seither verschollen ist."

Weimar brennt. Heinrich Wefing wringt die mürben Hände. "Was Weimar im Krieg glücklich erspart blieb, woran Dresden bei der Flutkatastrophe vor fast genau zwei Jahren nur um Millimeter vorbeigekommen ist, hat sich in dieser Spätsommernacht zur Tragödie verdichtet. Die erhabene, ehrwürdige Anna-Amalia-Bibliothek, Magazin des Weimarer Musenhofes, Bücherschloss im Zentrum Weimars, ist einem Brand zum Opfer gefallen." Jochen Golz, Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs Weimar, liefert einen Augenzeugenbericht, und Andreas Platthaus erzählt, dass es nicht zum ersten Mal gebrannt hat: "Es ist eine bittere Erkenntnis: Das Erbe der Regentschaft von Herzogin Anna Amalia ist durch Flammen und Rauch gekennzeichnet. Ein Jahr, bevor ihr Sohn Carl August volljährig wurde und die Macht übernehmen konnte, verheerte ein Großbrand am 6. Mai 1774 das Residenzschloss."

Weitere Artikel: In der Leitglosse bereitet Gerhard Stadelmaier uns auf viel Beton in der kommenden Theatersaison vor. Andreas Kilb hat in Venedig Filme von Jonathan Demme, Nikos Panayotoulos und Lieven Debrauwer gesehen. Stephan Sam war bei einer Konferenz in Reykjavik über die Gefahren der Gendiagnostik. Jürg Altwegg bereitet uns mit einem Blick in französische Zeitungen auf die kommende Büchersaison vor. Volker Weidermann war bei einer Lesung Jonathan Safran Foers in Berlin. Mark Siemons schreibt über das Kunstfestival "Werkleitz Biennale" in Halle, das "der Frage von Eigentum und Kollektivität unter besonderer Berücksichtigung des Internets nachgeht."

Auf den Seiten der ehemaligen Tiefdruckbeilage fragt Stefan Klöckner: Was bleibt 1.400 Jahre nach Papst Gregor von der Gregorianik? Und Joachim Kalka feiert Eduard Mörike zum 200. Geburtstag als "begnadeten Improvisator grotesker Stimmen".

Besprochen werden der Film "Sommersturm" und Bücher, darunter Bodo Kirchhoffs Roman "Wo das Meer beginnt" und Jonathan Lethems Roman "Die Festung der Einsamkeit" (siehe auch unsere Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Auf der Schallplatten- und Phono-Seite geht's um Mikhail Pletnevs Transkription von Ravels Cinderella-Suite für Klavier, Aufnahmen mit Werken des russischen Minimalisten Wladimir Martynow, ein Live-Mitschnitt von Mahlers 2. Sinfonie mit Claudio Abbado und dem Lucerne Festival Orchester, CDs von den Kings of Convenience, von Spar und Björk ("Frauenpop in gerissenster, absichtlichster Vollendung", findet Dietmar Dath).

In der Frankfurter Anthologie stellt Durs Grünbein ein Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff vor:

Kinder am Ufer

"O sieh doch! siehst du nicht die Blumenwolke
Da drüben in dem tiefsten Weiherkolke?
O, das ist schön! hätt' ich nur einen Stecken,
Schmalzweiße Kelch' mit dunkelroten Flecken,
Und jede Glocke ist frisiert so fein,
Wie unser wächsern Engelchen im Schrein.
Was meinst du, schneid' ich einen Haselstab
Und wat' ein wenig in die Furt hinab?
..."