Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
23.10.2004. In der Berliner Zeitung rät Amos Oz den Deutschen, weniger zu moralisieren. Auch sein Kollege Yitzhak Laor misstraut in der taz den neuerdings beglaubigten Humanisten. Die NZZ führt uns ins Land der Selbstmörder und Poeten, nach Slowenien. In der Welt macht die französische Diplomatin Sylvie Goulard die europäischen Grenzen zur Türkei dicht. Die SZ polemisiert gegen einen Mittelstand, der mit dem Mercedes zu Aldi fährt.Und die FAZ feiert die Sammlung Frieder Burda als gutes Beispiel gegen schlechte Sitten.

Berliner Zeitung, 23.10.2004

Im Magazin finden wir ein Interview mit Amos Oz ("Eine Geschichte von Liebe und Finsternis"), der über das Verhältnis zwischen Jerusalem und Europa nachdenkt: "Meine Eltern, meine Großeltern, sie waren nicht diejenigen, die mit der Titanic in der großen, großen Katastrophe untergingen, nein, sie waren diejenigen, die im Dunkeln ins Meer geworfen wurden, vom Deck der Titanic, während der Ball und das Festmahl in vollem Gange waren und alle ausgelassen sangen und tanzten. Sie haben sich niemals, niemals von dieser Verletzung erholt. Sie schufen ein Mini-Europa in einem winzigen Keller, gefüllt mit Büchern in siebzehn verschiedenen europäischen Sprachen, sie träumten von Europa, sie liebten die Landschaften, die Atmosphäre, die Kunst, die Geschichte, die Literatur und über allem die Musik. Oh, sie beteten die Musik an." Nach dem, was es verbrochen hat, ist Europa nicht in der Postition, eine "Politik des erhobenen Zeigefingers gegenüber den Arabern oder den Israelis, Amerikanern oder Irakis" zu pflegen, findet Oz. "Ich denke, Europa sollte in Weltangelegenheiten viel mehr direkte Verantwortung und Hilfe zeigen und viel weniger moralisieren und andere belehren, wie sie sich zu verhalten haben und wie nicht."

Im Feuilleton sprechen Frank Castorf und Johan Simons über die geplante Inszenierung von Dostojewskis Roman "Der Spieler", über Liebe und über Christoph Hein, der das Deutsche Theater übernehmen wird. Dazu Castorf: "Das Schema des üblichen Intendantenwechsels ist erstmal durchbrochen. Die Bösartigkeit der Berichterstattung ist einfach beleidigend. Aber das ist wahrscheinlich auch so gemeint ... Er ist ein besonderer und mutiger Denker, der vor 89 die Abschaffung der Zensur gefordert hat. Ich denke, dass man Hein sehr leicht unterschätzt."

TAZ, 23.10.2004

Auf der Meinungsseite findet der Schriftsteller Yitzhak Laor scharfe Worte für das Verhältnis zwischen Israel und Deutschland. "Emotionale Erpresser aus Israel, die die Tantiemen für die Leiden unserer Eltern und Großeltern einstreichen, versehen deutsche Politiker, von den Grünen bis zur CSU, mit einem amtlichen Siegel als beglaubigte Humanisten. Was für ein Erbe."

Außerdem erklärt Daniel Cohn-Bendit im Interview, warum sich an der Türkei die Zukunft der EU entscheidet.

Im Kulturteil schildert Gerrit Bartels eine Begegnung mit Wilhelm Genazino und schreibt auch über die Bücher des diesjährigen Büchner-Preisträgers. Ein netter Mann, der Herr Genazino: "Keine Spur von Sonderbarkeiten oder Geziertheit. Der erste Eindruck, es mit einem mürrischen, gestressten Autor zu tun zu haben, täuscht. Zum einen nimmt Genazino mit viel Gleichmut die Rundumbetreuung durch die Fernsehleute hin; auch kleine Szenen, die er für sie wiederholt spielen soll, absolviert er ohne Murren, wie etwa unsere gestellte Begrüßung am Hoteleingang."

Weiteres: Rolf Lautenschläger hat die Eröffnung der Berlinischen Galerie besucht. Vom Fuchs, der offenbar derzeit im Berliner Palast der Republik haust, berichtet der Tierexperte Cord Riechelmann. Besprochen wird die John-Irving-Verfilmung "The Door in the Floor". Im Extrablatt zur taz-Kampagne "Erlesenes erhalten" erklärt der Journalist Michael Jürgs: "Ich bin süchtig. Die Drogen, die ich täglich zu mir nehme, werden entweder direkt an die Haustür geliefert oder unter die Fußmatte gelegt, seit Jahren und ohne bei meinen Nachbarn Verdacht zu erregen."

Das taz mag ist heute monothematisch: Wein, nichts als Wein. Vom Weinbau unter Klosterschwestern berichten Cornelius und Fabian Lange: "Drei Nonnen sind der Rest einer einst nicht nur für diesen Orden bedeutenden Kultur: Bis zur Zeit der Säkularisierung war der Weinbau überwiegend in der Hand der Klöster. Es waren die Mönche, die im Mittelalter entscheidende Impulse gaben, wenn es um die Steigerung der Qualität in Weinberg und Keller ging." Till Ehrlich porträtiert die junge und eigensinnige Winzerin Judith Beck, Stuart Piggott die Tochter des Riesling-Erneuerers, Theresa Breuer.

Noch mehr Wein: Stephan Reinhardt stellt fest: "Es ist heute nicht schwer, guten Wein zu machen" - und lobt dann das Unperfekte. Friederike Gräff informiert über die Berliner Institution Weinbar Rutz - und stellt Anja Schröder vor, die die Bar nach dem Tod ihres Partners jetzt allein betreiben muss. Judith Luig steuert einen Bericht vom Weinseminar für Frauen bei.

Schließlich Tom.

FAZ, 23.10.2004

Auf der ersten Seite wird heute die Sammlung Frieder Burda eröffnet, Thomas Wagner erkennt in ihrer schwäbischen Art einen "Gegenmodell gegen allzu triumphal auftretende Sammler". "Frieder Burda hat nicht allein seine derzeit etwa 550 Werke umfassende Kollektion in eine Stiftung eingebracht, deren Zweck es ist, diese dauerhaft öffentlich zugänglich zu machen; die Stiftung übernimmt auch in vollem Umfang die Baukosten in Höhe von zwanzig Millionen Euro sowie den Unterhalt des Hauses. Doch damit nicht genug. Der Sammler verpflichtet mit seinem Engagement auch das Land dazu, den Bestand der angrenzenden Kunsthalle auf Dauer zu sichern... So kann man mit den Worten des Schriftstellers und früheren Darmstädter Oberbürgermeisters Heinz-Winfried Sabais feststellen: 'Gute Beispiele verderben schlechte Sitten.'"

Und Dieter Bartetzko bewundert Richard Meyers Museumsbau für die Sammlung Burda, an dem er nur einige tote Winkel und eine manchmal pompöse Kälte moniert. "Alles in allem aber ist dieser Neubau eine perfekte, dem Capriccio und der Raumverschwendung huldigende Vitrine moderner Kunst, ein eleganter Villentempel für den aufgeklärten Kunstkult unserer Tage."

Weiteres: "igl" meldet, dass die Deutsche Akademie den geplanten Rat für deutsche Rechtschreibung boykottieren wird, dies aber nicht als "Abkehr von ihrer bisherigen konstruktiven Haltung verstanden wissen" möchte. Nach zehn Jahren ist wieder ein Roman von Gabriel Garcia Marquez erschienen ("Memoria de mis putas tristes"). Wie Walter Haubrich erzählt, ein Unternehmen, das fast verschwörerische Geheimhaltungsmaßnahmen erfordert: "Nur eine einzige Person pro Verlag darf das Manuskript lesen, und selbst die mächtige Literaturagentin Carmen Balcells muss schwören, ihren Freunden die Druckfahnen nicht zu zeigen." Alfred Grosser widerspricht Peter Esterhazy, der in seiner Dankesrede für den Deutschen Friedenspreis behauptet hatte, "der Hass gegen die Deutschen ist Europas Fundament in der Nachkriegszeit" (Auszüge aus Esterhazys Rede hier).

In der Leitglosse kolportiert "apl" Norbert Blüms Spitze gegen das Opel-Management: "Bei den Jungs muss man vorsichtig sein, nach jedem Handschlag die Finger zählen." In seiner Kolumne rät Jürgen Dollase den Küchengroßmeistern, die ihren Zenit überschritten haben, auf Experimente zu verzichten. "wfg" meldet, dass die Direktorin des Getty-Museums, Deborah Gribbon, nach Auseinandnersetzungen mit dem Getty Trust gekündigt hat. Ingeborg Harms blättert durch deutsche Zeitschriften.

Auf den Seiten der ehemaligen Tiefdruckbeilage erinnert Friedrich Karl Fomme an den Politikwissenschaftler Theodor Eschenburg, der vor hundert Jahren geboren wurde. Paul B. Baltes und Ulman Lindenberger, beide Direktoren am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, erklären die individuelle Entwicklung als "Kokonstruktion der Einflüsse aus Kultur und Biologie". Auf der Medienseite wird die Ermordung der weißrussischen Journalistin Veronika Tscherkassowa gemeldet. "J.A." berichtet, dass Ringiers Chefpublizist Frank A. Meyer Ärger bekommt, weil er nach dem Beslan-Massakers geschrieben hatte, "die Ursachen des Islamismus und seines Terrors sind im Islam selbst zu finden".

Besprochen werden eine "kleine, feine" Ausstellung zu Thomas Manns "Felix Krull in Lübeck, Tod Williams John-Irving-Verfilmung "Die Tür der Versuchung", die Tanzstücke von Malou Airaudo, Carolyn Carlson und Lucinda Childs beim Genfer Ballett, das Debütalbum "Up All Night" von Razorlight, Westhoff-Aufnahmen von Kolja Lessing, und Bücher, darunter David Gutersons Roman "Unsere Liebe Frau vom Wald" und Emma Richters "Sister Crazy" (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).

In der Frankfurter Athologie stellt Hanjo Kesting Hans Magnus Enzensbergers Gedicht "Über die Schwierigkeiten der Umerziehung" vor, in dem zu Beginn heißt:

"Einfach vortrefflich
all diese großen Pläne..."

Welt, 23.10.2004

Die französische Diplomatin Sylvie Goulard hat einen Essay veröffentlicht - "Le Grand Turc et la Republique de Venise" - in dem sie den EU-Beitritt der Türkei zu einem "kapitalen Fehler" erklärt. Das Buch war in Frankreich sehr erfolgreich. Im Interview begründet Goulard ihre Auffassung: "Wenn wir die Union um die Türkei erweitern, dann haben wir eine gemeinsame Grenze mit dem Iran, mit Aserbeidschan, mit Syrien. Damit überschreitet die Europäische Union ihre Grenzen im geografischen und politischen Sinn. Die Türkei ist das Land mit der größten Bevölkerung, den größten kulturellen Unterschieden und noch sehr unterentwickelt. Diese Kombination überfordert die Union." Und, sagt sie, "wenn wir schon an der Grenze des Irak sind, können wir schlecht den Marokkanern sagen, sie seien keine Europäer".

Seit fünf Jahren steht der Kosovo unter UN-Verwaltung. Heute wählen die Kosovaren ein neues Parlament. Der Schriftsteller Beqe Cufaj kritisiert die bisherige Politik der Europäer und der UNO und fordert den Westen auf, endlich ein "klares Signal" zu setzen, "dass es keine Rückkehr der serbischen Regierungsgewalt ins Kosovo geben kann."

Im Aufmacher der Literarischen Welt empfiehlt Paul Michael Lützeler (mehr) begeistert den Deutschlandbericht von Carl Zuckmayer.

NZZ, 23.10.2004

Die Beilage Literatur und Kunst führt uns diesmal nach Slowenien, dessen literarische Landschaft Uwe Stolzmann so beschreibt: "Halb habsburgisch noch und halb jugoslawisch, Land der Barockkirchen und Betonplattenbauten, ein kleines Land, ein enges Land, Land der Selbstmörder und Poeten; wer die Enge überleben wollte, musste gehen. Der Folioband slowenischer Dichtkunst ist zu guten Stücken Wegbeschreibung, Streckenjournal, auch Leidensbericht. Und Handbuch des Heimwehs." Drago Jancar stellt Leben und Werk des slowenischen Schriftstellers Boris Pahor vor.

Angela Schader hat sich widerwillig aus der Schweizer Idylle ins "Herz der deutschen Hässlichkeit" begeben, nach Frankfurt, wo sie sich zu Besuch bei Wilhelm Genazino offensichtlich nicht besonders wohlgefühlt hat: "Dabei scheint Frankfurt, man sieht es, sobald man auf den Bahnhofsvorplatz hinaustritt, auf den ersten Blick so multinational zu sein wie London oder New York. Asiaten, Inder, Schwarze und Osteuropäer - man schaut in das Gesicht einer offenen Stadt. Doch sobald man in die Seitenstraßen der bürgerlichen Wohnviertel abbiegt, dorthin wo der diesjährige Büchnerpreisträger in einer bescheidenen 2-Zimmer-Wohnung eine neue Bleibe gefunden hat, ist es wieder so vakuumstill wie nur in Deutschland an einem Wochenende. Und sonntags dann Totenhaus. Als würde man einmal pro Woche lebendig zu Grabe getragen."

Jörg Fisch prüft die Haltbarkeit von Großreichen. Und schließlich ist Roman Buchelis Laudatio auf den Schriftsteller Marcel Beyer abgedruckt, der in Leuk den Spycher-Literaturpreis erhalten hat.

Im Feuilleton zerpflückt Uwe Justus Wenzel das Manifest führender Hirnfoscher, das eine neue Demut der Großhirne erkennen lässt und auch kleineren Geistern eine gewisse Freiheit zugesteht. "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass? - Woher die Fülle der Ungereimtheiten, das Auf und Ab von Ambition und Dementi? Waren an dem Papier zu viele verschiedene Gehirne beteiligt, sind sie noch zu keiner Partei verschmolzen? - Angesichts der latenten Anmaßung der Hirnforschung, sich zur Gesellschaftslehre aufzuschwingen, muss man die manifeste Verwirrung nicht unbedingt bedauern." Das Manifest ist auf den Seiten von Gehirn und Geist zu lesen.

Weiteres: Gabriele Hoffmann schreibt zur Eröffnung der Sammlung Frieder Burda in Baden-Baden. Besprochen werden eine Ausstellung von Raffaels Frühwerk in der Londoner National Gallery und Bücher, darunter Stefan Weidners Islam-Erkundungen "Mohammedanische Versuchungen", Brane Mozetis Erzählung "Schattenengel" und die Alfred-Weber-Gesamtausgabe (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).

FR, 23.10.2004

Zwei Texte ergänzen sich heute zu einem kleinen Theaterschwerpunkt. Die Dramatikerin Theresia Walser, die gerade eine Inszenierung ihres Stückes "Die Kriegsberichterstatterin" in Konstanz abgesagt hat, schreibt über das angespannte Verhältnis zur Regie: "Bei manchen Regisseuren muss es eine Art Übersetzungszwang geben, als fühlten sie sich wie Mangelwesen, wenn sie den Text nicht als Folie für Projektionen benutzen, die mit dem Text beim besten Willen nichts zu tun haben." Und Peter Michalzik berichtet von der Tagung der Darmstädter Akademie zur Frage "Wohin treibt das Theater?" (Vgl. auch Gerhard Stadelmeiers FAZ-Leitartikel von vorgestern). Schon zu Beginn kam es zur erwarteten Konfrontation zwischen Andrea Breth - "quasireligiöser Glaube an dramatische Literatur war ihr Leitmotiv" - und der Regietheaterfront, die allerdings ohne den überarbeiteten Frank Castorf auskommen musste.

Weitere Artikel: Elke Buhr hat sich die Sammlung Frieder Burda und den von ihm selbst bezahlten, "eleganten" Museumsbau des Architekten Richard Meier angesehen. Im Museum viele "starke Männer der deutschen Malerei". Martin Lüdke gratuliert dem Schriftsteller Peter Rühmkorf zum 75. Geburtstag. Ein kurzes Interview gibt es mit dem Büchner-Preisträger Wilhelm Genazino. Martin Altmayer hat die Psychoanalyse-Zeitschrift "Psyche" gelesen. In Times mager sieht Hilal Sezgin im kürzlich veröffentlichten Manifest der Neurowissenschaftler vor allem ein Menetekel für die Tiere: Mehr als 1 Million Mäuse, 2000 Affen, 5000 Hunde, 653 Katzen mussten 2003 in Deutschland als Versuchstiere herhalten. Besprochen wird Peter Konwitschnys Skandal-"Don Carlos" an der Wiener Staatsoper.

SZ, 23.10.2004

In einem Rundumschlag, der irgendwie mit Opel, Karstadt & Co zu tun hat, beschimpft Willi Winkler den Mittelstand: "Als gefräßiger Integrator hat der Mittelstand in seinem Aufstieg alles an sich gerissen: Autos, Häuser, Frauen, zuletzt die Kunst - alles seins. Kulturell ist dieser staatstragende Mittelstand dabei verprollt. Wie früher nur beim Zuhälter und seinen Mädchen hat sich ein allgemeines Protztum durchgesetzt. Der demonstrative Konsum, den Thorstein Veblen neben dem Müßiggang als Hauptmerkmal der besseren Kreise beschrieb, galt dem Mittelstand als Selbstvergewisserung. Drum fährt man auch mit dem Mercedes bei Aldi vor und stellt sich den Kofferraum mit Markenartikeln voll, die es dort unter anderem Namen zu einem Drittel des Listenpreises gibt."

Eine Sonderseite gibt es zu neuen Museen in Deutschland. Holger Liebs stellt im Aufmacher kommentierend fest, dass die neuen Bauten sehr viel bescheidener daherkommen als die Museen der achtziger und neunziger Jahre, die sich selbst als Kunstwerke verstanden. Vorgestellt werden die Sammlung Burda in Baden-Baden, die Berlinische Galerie und das Museum der Moderne in Salzburg. Andrian Kreye berichtet, wie Amerikas Liberale zum Geburtstag von Arthur Schlesinger Jr. vom New Deal träumen. Kurz glossiert wird die Meldung, dass Katar eine Menge Kamelreit-Roboter geordert hat.

Besprochen werden Paul Greengrass' Film "Die Bourne Verschwörung", Paul McGuigans romantischer Thriller "Sehnsüchtig", die Grazer Uraufführung von Olga Neuwirths Komposition nach Paul Auster "ce qui arrive..." und Bücher, darunter Thomas Brussigs neuer Roman "Wie es leuchtet" und Essays von John Maynard Keynes (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).

Der Winter in Berlin, das Reisen, das neue Stück "Untertagblues" von Peter Handke, all das vermischt sich im Aufmacher der SZ am Wochenende von Benjamin Henrichs gar wunderlich: "Wenn Handke sich wieder mal als Lebensreiseleiter aufspielt und strenge Kommandos gibt, wie man den Zustand der wahren Empfindung zuverlässig (und möglichst ohne Umsteigen) erreicht. In solchen, seltenen, Augenblicken kommt uns der Dichter dann nicht mehr wie ein Schutzengel, sondern wie ein Fahrkartenkontrolleur vor."

Weitere Artikel: Karin Steinberger hat sich auf die Suche von Veerappan begeben, des berühmtesten, vor ein paar Tagen von der Polizei erschossenen Verbrechers Indiens. In der Reihe zu Europas kleinsten Hauptstädten ist heute Luxemburg dran. In Henning Ahrens Erzählung "Der Dämon in der Besenkammer" geht es um Zimmer und Türen und Frauen und die Grenze, die der Paravon ist. Genauer lässt es sich auf die Schnelle nicht sagen. Im Interview spricht Leoluca Orlando über Mut und erklärt kurz und bündig, was für ihn ein Held ist: "Ein Held ist ein Mann, der keine Angst hat, zu sagen und zu tun, was er glaubt und was er will."