Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
02.06.2005. Im Tagesspiegel schildert Lars von Trier seine Vorstellung von der ultimativen Inszenierung des Rings. Die FAZ ruft nach einem Aufstand der Undogmatiker. Die Zeit sucht nach einem Denker für die CDU. Die FR sucht nach Spuren von Rot-Grün in der Kunst. Europa, fürchte dich vor dem Lächeln der Angela Merkel, ruft Navid Kermani in der SZ. Die NZZ fragt, warum die Linke keine Kanzlerkandidatin hat.

Tagesspiegel, 02.06.2005

Der Tagesspiegel druckt die Abtretungerklärung, in der Regisseur Lars von Trier im vorigen Jahr seinen Rückzug von der Bayreuther "Ring"-Inszenierung erklärte, und zwar mit der komplett einleuchtenden Begründung, dass seine Pläne, niemanden etwas sehen zu lassen, zu aufwendig gewesen wären!
"Das Grundlegende der Illusion ist, dass sie nur im Bewusstsein der Zuschauer existiert. Wie aber können wir sie dort zum Leben erwecken? Indem wir andeuten. Indem wir Dinge zeigen, die die Zuschauer dazu bringen, die Illusion zu 'sehen', die eben nicht gezeigt wird. Wenn A über B zu C führt, dann zeigen wir A und C und überlassen B dem Zuschauer. Das Erfolgsrezept des Zauberkünstlers. Wir sehen die Grundlage und das Ergebnis, die Verwandlung aber sehen wir nie. Daraus folgerte ich, dass sich die ultimative Inszenierung in totaler Finsternis abspielen müsste! Indem man keine Personen, Bühnenbilder und Handlungen zeigt, wird das Publikum in die Lage versetzt, sich davon Bilder zu machen. Wobei die totale Finsternis für einen Regisseur zwar konsequent ist, aber auch leicht armselig und unbefriedigend. Meine Konklusion: das 'schwarze Theater'. Oder: Eine Inszenierung der 'bereicherten Dunkelheit'."

Außerdem: Ein Interview mit Imre Kertesz über die Verfilmung seines Romans "Fateless".

FAZ, 02.06.2005

"Zehn Jahre Dogma waren genug, jetzt brauchen wir den Aufstand der Undogmatiker", ruft Andreas Kilb. Und zwar schnell! "Das Zeitfenster für eine ästhetische Rebellion schließt sich heute in dem Maße, wie die Zerschlagung der kinematographischen Kollektive durch DVD und Pay per view fortschreitet. Aber die zunehmende Privatisierung und Musealisierung des Filmischen birgt auch das Potenzial zu ihrer Überwindung. Nicht vom Rand, aus Afrika oder Asien, sondern aus der Mitte des kulturindustriellen Apparats könnte der Impuls kommen, der die erstarrten Formen wieder aufsprengt - ein New Hollywood der Hacker und Sammler."

Zhou Derong macht auf einen neuen Fall chinesischer Willkür gegenüber Journalisten aufmerksam: Der Hongkonger Chefkorrespondent der Straits Times aus Singapur, Ching Cheong, wurde in Peking als angeblicher Spion ausländischer Nachrichtendienste verhaftet.

Weiteres: "Wie mag es sich anfühlen, wenn man eine Kulturnation zu verkörpern hat?" fragt Hubert Spiegel ehrfürchtig zum 85. Geburtstag seines großen Vorgängers Marcel Reich-Ranicki. Hans-Joachim Müller gibt ein Gespräch mit dem Direktor der Gemäldegalerie, Bernd Wolfgang Lindemann, wieder, der den vorgeschlagenen Umzug der Sammlung ins Bode-Museum kategorisch ablehnt, da dieser ein Stutzung der Sammlung auf ein Fünftel bedeutete. Gegen eine Unterbringung im Stadtschloss hätte der dagegen nichts... J.M. kann sich in der Randglosse vor allem finanzielle Gründe für den Entschluss des einstigen FBI-Manns Mark Felt vorstellen, sich als die Quelle Deep Throat der Watergate-Enthüllungen zu outen.

Abgedruckt wird die Rede zum 35. Todestag von Paul Celan, die der Göttinger Germanist Albrecht Schöne vor dem Orden Pour le merite gehalten hat. Freddy Langer gratuliert dem wandernden Bildhauer Richard Long zum sechzigsten Geburtstag. Gerhard Stadelmaier verabschiedet die Schauspielerin Annamirl Bierbichler. Oliver Tolmein führt aus, wie sich die parteipolitischen Konstallationen in Sachen Patientenrechte mit der Aussicht auf Neuwahlen verändert haben. "wfg" meldet, dass Kultur-Enquetekommission vor ihrer Selbstauflösung noch beschlossen hat, die Kultur als Staatsziel in die Verfassung aufzunehmen. Michael Gassmann besucht das Robert-Schumann-Haus in Zwickau. Christian Schwägerl zeichnet ein kurzes Porträt von Tony Blairs wissenschaftlichem Chefberater Sir David King.

Auf der Medienseite rekapituliert Nina Rehfeld im Zuge der Selbstenttarnung von Deep-Throat noch einmal die Pleiten, die amerikanische Journalisten nach Woodward und Bernstein mit anonymen Quellen erlebten. Ein "Watergate" für die ARD sieht Michael Hanfeld in der Affäre um Schleichwerbung, die nach Recherchen des epd-Journalisten Volker Lilienthal jahrelang in der Soap "Marienhof" platziert wurde. Jürg Altwegg kolportiert Gerüchte, wonach Waffenhändler Serge Dassault das Magazin L'Express an den belgischen Medienkonzern Roularta abstoßen will.

Besprochen werden Thomas Ostermeiers fernöstliche Version von Gerhart Hauptmanns "Vor Sonnenaufgang" an den Münchner Kammerspielen (die Teresa Grenzmann größer, aber nicht weniger intim" fand), Stephen Chows Hongkong-Komödie "Kung Fu Hustle", Lars Jessens eher muntere Öko-Hommage "Am Tag als Bobby Ewing starb", ein Konzert der Bollock Brothers in Frankfurt, das Oliver Maria Schmitt ordentlich mit "Jesus Lived Six Years Longer Than Kurt Cobain" zu Ende gebracht sah, Italo Montemezzis Oper "L'amore dei tre re" in Turin und Bücher, darunter Anja Utlers "perfektes" Lyrikdebüt "münden - entzüngeln" (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).

Zeit, 02.06.2005

"Wer denkt für die CDU", fragt Jens Jessen im Aufmacher. Niemand, wenn wir ihm glauben dürfen, jedenfalls keine Intellektuellen. Die werden von der CDU auch nicht gesucht. Jessen zitiert einen Satz von Angela Merkel aus der Zeitschrift Politik und Kultur, der den "ideologischen Gedanken einer politisch instrumentalisierten Kultur" ausführt: "'Weil Kunst und Kultur geistige Fähigkeiten und Einstellungen für gesellschaftliche Teilhabe und Reformbereitschaft unterstützen, muss Kulturpolitik breit angelegt sein.' Das heißt, in praktisches Handeln übersetzt: Die künftige Kulturpolitik der CDU will Kunst und Kultur fördern, weil und insoweit sie dafür sorgen, dass die Bevölkerung bei den politischen Reformen mitmacht. Oder heißt es das nicht? Wenn man früher schon zweifeln konnte, ob die CDU noch eine konservative Partei sei, dann hat sie sich mit dem leninistischen Wunsch nach Kulturschaffenden, die das Land fit machen für eine neue ökonomische Politik, endgültig vom Konservatismus verabschiedet."

Evelyn Finger porträtiert die Choreografin Olga Pona, die diese Woche in Berlin gastiert. Pona kommt aus dem sibirischen Tscheljabinsk, wo sie an der Traktorenfakultät ihren Ingenieur machte. "Gleich nachdem sie ihr Examen mit Auszeichnung bestanden hatte, desertierte sie jedoch zur Kunstakademie, um Tanzpädagogin zu werden. Heute leitet sie die einzige russische Compagnie, die ihren Erfolg in Westeuropa nicht auf den klassischen Stil der Ballets Russes gründet. Während das Bolschoj und das Marijnskij-Theater noch immer ihre spätaristokratische Zwiebeltürmchen-Ästhetik exportieren, hat Olga Pona in der sibirischen Provinz - fernab von den Zentren der choreografischen Avantgarde - ihre persönliche Variante des zeitgenössischen Tanzes entwickelt. Ihr dynamischer Stil konterkariert sowohl die Theorielastigkeit des Westens als auch das Schönheitsideal des sozialistischen Realismus."

Weitere Artikel: In der Leitglosse berichtet Werner A. Perger von einem Auftritt Joschka Fischers bei der deutsch-spanischen Konferenz über die "Kultur des Erinnerns": "Man hört ihm zu, stellt sich Westerwelle vor, meinetwegen Gerhard. Und spürt sogleich: Diesen Fischer, egal wie viel er wiegt, werden wir vermissen." Bernd Gäbler beschreibt, wie sich die Medien vor der Neuwahl positionieren. Eva Illouz (mehr) prognostiziert eine Schwächung des Kapitalismus, weil er in letzter Zeit dazu übergegangen sei, Markt und Gefühl zu verschmelzen. In der Reihe "50 Filmklassiker" schreibt Oskar Roehler über Fassbinders "In einem Jahr mit 13 Monden". Thomas Assheuer war beim Hegel-Kongress in Stuttgart. Peter Bürger schreibt zum 100. Geburtstag der Künstlergruppe "Die Brücke".

Besprochen werden die CD von Maximo Park ("Wenn Pop die Kannibalisierung durch Pop meint, sind Maximo Park die Band des Sommers", seufzt Thomas Groß), eine CD-Box mit historischen Aufnahmen des Dirigenten Carl Schuricht, die Verfilmung von Kertesz' "Roman eines Schicksallosen" (Film-homepage), drei Inszenierungen russischer Klassiker: Andrea Breths "Kirschgarten", Castorfs "Schuld und Sühne" und Robert Hunger-Bühlers "Oblomow".

Im Aufmacher des Literaturteils zeigt sich Olga Martynova enttäuscht von Juri Andruchowytschs Roman "Zwölf Ringe" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr). Das Dossier beschäftigt sich mit der Frage, was von einer schwarz-gelben Regierung zu erwarten ist.

FR, 02.06.2005

Nach den Spuren von Rot-Grün in der Kunst, fragt Christian Schlüter in der Beilage FR-Plus und wird nicht wirklich fündig. Daher wird aus seiner Sicht "von der Bundesregierung nur der unbändige, geradezu utopistische, von der Hartz- bis zur Rechtschreibreform reichende Konstruktionswille in Erinnerung bleiben. Ansonsten war Rot-Grün das Projekt einer - ehemals revolutionären, nun endlich angekommenen - Generation, die in Sachen Integration (oder Totalinklusion) nur sich selbst als Beispiel und Vorbild gelten lässt. Bis auf dekoratives Staatslametta bleibt da nur wenig Platz für die Kunst, allerdings um so mehr Raum für ein Lebensgefühl: Toskana, Brioni, der lange Lauf zu sich selbst."

"Die Dauerkategorisierung Angela Merkels als Mädchen, die Dauerinterpretation der zukünftigen deutschen Kanzlerin aus den kargen Anekdoten ihrer Mädchenzeit, als Einserschülerin, phlegmatische Sportlerin, unauffällige FDJ'lerin hat vermutlich in erster Linie ein geschichtliches Motiv", schreibt Ursula März in einem Text über die öffentliche Wahrnehmung von Angela Merkel. "Sie personifiziert die Gemütslage diffuser Unerfülltheit, in der sich die Gesellschaft seit den neunziger Jahren befindet. Aber im Bild ihrer politischen Person nimmt diese Unerfülltheit eine positive Farbe an. Die Farbe der Erwartung. Es ist die Farbe der Mädchenhaftigkeit."

Weiteres: Mark Obert bedauert in Times Mager das schnöde Ende der Legende von "Deep Throat". Christian Thomas blickt wortreich auf das Championsleague-Finale zwischen dem FC Liverpool und dem AC Milan im Istanbuler Atatürk-Stadion zurück.

Besprochen werden Thomas Ostermeiers Inszenierung von Gerhart Hauptmanns "Vor Sonnenaufgang" an den Münchner Kammerspielen (" seltsam drückend, tranig"), Lajos Koltais Imre-Kertesz-Verfilmung "Fateless", Breck Eisners Film "Sahara" und Jaume Collet-Serras Spielfilmdebüt "House of Wax".

TAZ, 02.06.2005

"In keinem anderen Fernsehrevier wird so konsequent die Geometrie und spezifische Ökonomie eines Ortes verhandelt", begrüßt Christian Buss in der tazzwei den 600. Tatort und erhebt die ARD-Reihe zum gesellschaftlichen Spiegel Deutschlands. "Der Plot wird stets entlang einer vertikalen Linie entwickelt - vom Elend der Straße hoch zum Glas-und-Stahl-Glanz der Geldinstitute."

Weiteres: Dominik Kamalzadeh untersucht die restaurierte Fassung des Chaplin-Klassikers "Modern Times", die jetzt wieder in den Kinos zu sehen ist, auf Komik und Kapitalismuskritik und entdeckt das Gelächter als unschlagbares Gegengift gegen die fordistische Produktionsweise. Tom Holert liefert Folge 5 der kleinen taz-Reihe "Rot-Grün, wir danken dir!" Tobias Rapp schließlich teilt mit, dass zwanzig Jahre nach "Live Aid" am 2. Juli noch einmal die Welt gerettet werden soll.

Besprochen werden Stephen Chows Kung-Fu-Parodie "Kung Fu Hustle", Lars Jessens Regiedebüt "Am Tag als Bobby Ewing starb", Thomas Ostermeiers globalisierte, fernöstliche Version von Gerhart Hauptmanns Sozialdrama "Vor Sonnenaufgang" an den Münchner Kammerspielen (die Sabine Leucht "punktgenau gelandet" findet) und die Paul-McCarthy-Schau im Münchner Haus der Kunst.

Und noch Tom.

Welt, 02.06.2005

Der polnische Autor Antoni Libera äußert Regungen gekränkter Liebe gegenüber Frankreich: "Seit Polen ein normaler Staat geworden ist, ist die Sympathie und die Freundschaft Frankreichs blasser geworden, hat sich sogar in Frigidität verwandelt. Was vor kurzem noch Begeisterung und Respekt auslöste - der polnische Papst und der religiöse Geist, der die Massen aus ihrer Lethargie erweckte, eine Gewerkschaft als führende Kraft des Volkes - ist Zielscheibe für kritische Bemerkungen und Spott geworden. Was aus französischer Sicht bisher 'licht', 'fortschrittlich', 'edel' erschien, wurde plötzlich 'finster' und 'rückständig'. Sollte Polen sich als unabhängiges Land so schnell geändert haben?"

NZZ, 02.06.2005

Joachim Güntner wundert sich über die linken Reaktionen auf Angela Merkels Kanzlerkandidatur. "Schon der Umstand, dass das konservative Lager mit der Wahl seiner Kandidatin jetzt gleichsam einen historischen Primat in Sachen Frauenermächtigung besitzt, müsste die deutsche Linke erstens wurmen, zweitens beschämen. Zu beobachten ist allerdings nur der Missmut, nichts von Beschämung ... An den Stachel, dass statt des eigenen politischen Milieus ausgerechnet die CDU/CSU als Erste eine Frau auf den Schild gehoben hat, mochten die Kommentare nicht rühren."

Weiteres: Theo Hirsbrunner gönnt dem französischen Komponisten Henri Dutilleux, in dessen Musik "von den Stürmen des 20. Jahrhunderts ... nur wenig zu spüren" sei, die späte Würdigung seines Werkes mit dem Ernst-von-Siemens-Musikpreis 2005 von Herzen. Hans-Jörg Neuschäfer porträtiert die spanische Verlegerin, Autorin und Kulturmanagerin Rosa Regas. Über die zweite Internationale Architekturbiennale von Rotterdamm, die dem Bauen am Wasser gewidmet ist, berichtet Klaus Englert.

Besprochen werden außerdem verschiedene Aufnahmen von Konzerten mit dem Dirigenten Carlos Kleiber, Karel Capeks Hörspiel "R. U. R.", ein Buch mit "Reden und Aufsätzen" des Denkmalpflegers Georg Mörsch, Hunter S. Thompsons Roman "The Rum Diary" sowie Jens Petersens Romandebüt "Die Haushälterin" (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).

SZ, 02.06.2005

Die abwehrende Haltung, mit der zunehmend über Europa gesprochen wird, richtet sich für den Schriftsteller Navid Kermani gegen alle, die nicht mehr oder noch nicht zum europäischen Wir gehören: "Indem dieses Wir seine Offenheit verliert, verliert es ein Wesensmerkmal: Die europäischen Grundwerte sind an keine bestimmte Herkunft oder Religion gebunden, sondern lassen sich prinzipiell übertragen, mehr noch: Spezifisch an ihnen ist, dass sie - im Unterschied zu den Werten einer Religionsgemeinschaft oder der alten europäischen Nationalstaaten - geteilt werden können von Menschen unterschiedlicher Abstammung und Kultur... Nicht bloß in Deutschland, in ganz Westeuropa gewinnen jedoch jene Politiker an Zulauf, die von Ängsten sprechen statt von den Chancen, die Ausschlusskriterien definieren, statt für die Veränderung der Länder zu streiten, die den EU-Standards noch nicht entsprechen. Statt sich an dem neuentdeckten Lächeln von Frau Merkel zu begeistern, sollte man lieber auf die Worte achten, mit denen sie das Referendum in Frankreich kommentiert hat."

"Oscar Niemeyers Entwurf ist ein Glücksfall für Potsdam, das Projekt Erlebnisbad am Brauhausberg aber ein Fluch", schreibt Jens Bisky zu den gestern vorgestellten Plänen für ein Bad des brasilianischen Stararchitekten, dessen Bau schätzungsweise 32 Millionen Euro kosten wird. "Wer in zehn Jahren Touristen zeigen will, warum die deutsche Vereinigung zum ökonomischen Supergau wurde, muss lediglich eine Tour durch die Spaßbäder des neuen Ostens anbieten. Nirgend sonst auf der Welt stehen sie so dicht gedrängt wie hier. Niemeyers Bad wird ohne Zweifel das schönste sein."

Weitere Artikel: Thomas Steinfeld widmet dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki zu seinem 85. Geburtstag eine Hymne. Johann Schloemann befürchtet die Entwertung der Demokratie durch Plebiszite. Detlef von Daniels hat im spanischen Granada einer Tagung zugehört, auf der Jürgen Habermas und andere Rechts- und Sozialphilosophen über Gesetz und Gerechtigkeit in einer globalisierten Welt diskutierten.

Holger Liebs porträtiert anlässlich seiner Ausstellung im Münchner Haus der Kunst den amerikanischen Künstler Paul McCarthy als Mythenzerstörer. Oliver Fuchs widmet sich anhand der neuen Alben von Andreas Dorau und DJ Koze dem Phänomen des Hamburg-Pop. "bru" berichtet vom leisen Sterben der Plattenstudios. "W.S." schließlich meldet das Ende der Auseinandersetzungen um die neue Intendanz der Bayerischen Stasatsoper in München.

Besprochen werden Marziyeh Meshkinis Film "Der Tag, an dem ich zur Frau wurde", Stephen Chows filmische Attacke auf das klassische Martial-Arts-Spektakel "Kung Fu Hustle" (Anke Sterneborg hat außerdem den neuen Superstar der Branche porträtiert), Lars Jessens WG-Studie "Am Tag als Bobby Ewing starb", eine Filmreihe mit Reeducation-Filmen der Nachkriegszeit im Münchner Filmmuseum, eine Albert Oehlen-Schau in der Nürnberger Kunsthalle, Thomas Ostermeiers, nach Asien verlegte Inszenierung von Gerhart Hauptmanns "Vor Sonnenaufgang" an den Münchner Kammerspielen, die Christine Dössel als "satt, selbstgefällig, ohne Brisanz und ohne jede Not" empfand, und Bücher, darunter Nicole Andries' und Majken Rehders Geschichten zur Alltagskultur der DDR "Zaunwelten. Zäune und Zeitzeugen" (mehr ab 14 Uhr in unserer Bücherschau).