Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
01.06.2006. Handke und kein Ende. In der SZ sieht der Dichter selbst keinen Unterschied zwischen serbischen und muslimischen Verbrechen im Bosnienkrieg. In der FAZ springt Botho Strauß ihm bei und fordert generellen Freispruch für Genies. In der FR warnt Handke-Verlegerin Ulla Berkewicz-Unseld vor einem drohenden Bankrott unserer Kultur, sollte Handke den Heine-Preis nicht bekommen. Außerdem: Götz Aly fordert in der Zeit eine Prise Nolte bei der Einordnung des Nationalsozialismus. In der taz untersuchen Zafer Zenocak und Ilija Trojanow den Stand der Integration in Deutschland.

Zeit, 01.06.2006

Der Historiker Götz Aly fordert zwanzig Jahre nach dem Historikerstreit eine umfassendere Einordnung des Holocaust, ohne die zentrale Verantwortung der Deutschen zu relativieren. Mit einer "Prise Nolte", aber einem größeren Horizont. "Die Zeit ist reif, die Epoche des gewalttätigen Nationalismus, der ethnischen Segregations-, Enteignungs- und Vernichtungspolitik im 20. Jahrhundert neu und übergreifend zu fassen. Solche Versuche sollten aber, anders als es Noltes Obsession war, gerade nicht mit der russischen Oktoberrevolution beginnen, weil das nur zu der geschichtsoptimistischen Illusion führt, die widerwärtigen Seiten des 20. Jahrhunderts ließen sich auf die totalitären Großdiktaturen reduzieren und seien von all dem, was wir heute als Fortschritt und Erfolg ansehen, konsequent zu trennen. Es war nämlich zum Beispiel das republikanische Frankreich, das die Selektionskriterien erfand, nach denen später auch die so genannte Deutsche Volksliste in den von Deutschland annektierten Gebieten Polens aufgestellt wurde."

"Letzten Endes ist der Todeskult keine sehr vitale Strategie. Eines Tages werden die Leute müde." Bis dahin sieht Hans Magnus Enzensberger im Gespräch mit Josef Joffe über seinen Essay vom radikalen Verlierer allerdings noch harte Zeiten auf uns zukommen. "Jede Form der Gegenwehr hat einen internen Preis für unsere Gesellschaften. Wir verlieren etwas dabei. Aber wenn die Konflikte sich zuspitzen und lebensgefährlich werden, ist das ein Preis, den die Gesellschaft historisch immer bezahlt hat. Ich möchte noch nicht von einem Krieg sprechen wie die amerikanische Regierung. Aber es ist ein wirklicher Konflikt. Ich ärgere mich natürlich über die Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen. Die hatten uns aber schon diese dummen RAF-Leute eingebrockt."

Weitere Artikel: David Chipperfields neues Literaturmuseum der Moderne in Marbach kommt bei Hanno Rauterberg gut an, auch wenn es eigentlich ein "Plattenbau deluxe" ist. Ulrich Greiner wandert beglückt durch die Eröffnungausstellung mit Stücken aus dem Archiv. Katja Nicodemus hat in Cannes vor allem viel Krieg gesehen. Die Dauerausstellung zur Geschichte des Fernsehens der Deutschen Kinemathek in Berlin, auch Deutsches Fernsehmuseum genannt, ist immerhin ein Anfang, meint Deutschlandradio-Intendant Ernst Elitz. Peter Kümmel trifft den norwegischen Dramatiker Jon Fosse, geht mit ihm ins Bergener Theater und trinkt Bier für neun Euro das Glas. Christof Siemes gratuliert dem Kunsttheoretiker Bazon Brock zum Siebzigsten. Auf dem Kunstmarkt ist diesmal Marc Chagalls Nachlass im Angebot, wie Claudia Herstatt in ihrer Kolumne berichtet.

Aufmacher des Literaturteils sind die Naturbetrachtungen von Andreas Maier und Christine Büchner (mehr in unserer Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Besprochen werden drei neue Opern, Salvatore Sciarrinos "Da Gelo a Gelo", Aureliano Cattaneos "Die Philosophie" und Jose-Maria Sanchez-Verdus "Gramma", sowie Rene Jacobs Aufnahme von Mozarts "La Clemenza di Tito".

Außerdem in der Zeit: Auf den Wirtschaftsseiten schildert Jana Simon die Stimmung in der Redaktion der Berliner Zeitung, die erst einen neuen Besitzer und jetzt einen neuen Chefredakteur vor die Nase gesetzt bekommen hat. Drei Seiten brauchen Marc Brost und Uwe Jan Heuser, um das weit geknüpfte Beziehungsnetz des Franz Beckenbauer zu beschreiben. Im Dossier berichtet Kerstin Kohlenberg über die Diskriminierungs-Klage von sechs Amerikanerinnen gegen die New Yorker Filiale der Dresdner Bank. Das Leben-Ressort kommt als beigelegtes Extraheft und ist ganz der Fußball-WM gewidmet.

SZ, 01.06.2006

Im Aufmacher weigert sich Peter Handke, einen Unterschied zwischen serbischen und muslimischen Tätern im Bosnienkrieg zu machen: "Lassen wir, was die Kriege in Jugoslawien angeht, alle Vergleiche und alle Parallelen sein. Bleiben wir bei den Tatsachen eines von einem unredlichen oder wenigstens unwissenden Europa angezettelten oder wenigstens koproduzierten Bürgerkriegs, die auf allen Seiten schrecklich sind. (...) Wahr ist: Es gab zwischen 1992 und 1995 auf dem Gebiet der jugoslawischen Republiken, vor allem in Bosnien, Gefangenenlager, und es wurde in ihnen gehungert, gefoltert und gemordet. Aber hören wir auf, diese Lager in unseren Köpfen mechanisch mit den Bosno-Serben zu verbinden: Es gab auch kroatische und muslimische Lager, und die dort und dort begangenen Verbrechen werden im Tribunal von Den Haag geahndet."

Wozu brauchen wir teure Goethe-Institute? Weil ihre Kulturarbeit der Völkerverständigung und dem Frieden dient, wird oft argumentiert. "Etwas bang" wird es Navid Kermani bei solchen Aussagen. "Man sollte Kunst nicht fördern, weil sie Frieden stiftet. Man sollte sie fördern - und zwar nach Gesichtspunkten der Qualität und der Nachhaltigkeit, nicht nach Kriterien der Politik und der medialen Sichtbarkeit." Geld ließe sich dennoch sparen, so Kermani, wenn man europäische statt nationale Kulturinstitute einrichten würde: "Es gibt eine ungeheuer vielgestaltige und vielsprachige europäische Kultur, die sich endlich auch institutionell formieren muss. Die Einheit in der Vielfalt, die in europäischen Kulturzentren weltweit praktiziert würde, entspräche nicht nur dem Anspruch und Ideal der Aufklärung, sondern würde die Möglichkeit interkulturellen Verstehens überzeugender demonstrieren als jede Konferenz und jedes Manifest."

Weitere Themen: Christine Dössel schickt einen Bericht aus dem Hamburger Thalia-Theater von den Autorentheatertagen, Frank Arnold hat sich mit der Schauspielerin Famke Janssen unterhalten, der Hauptdarstellerin des sensationell erfolgreichen Films "X-Men - Der letzte Widerstand". Christian Jostmann gratuliert der Deutschen Verlagsanstalt zum 175. Jubiläum und hofft, dass der Verlag trotz des Verkaufs an Random-House seine Eigenständigkeit bewahren wird.

Besprochen werden Hiner Saleems kurdisches Roadmovie "Kilometre zero" (das für Rainer Gansera die Trauer des Regisseurs darüber spiegelt, dass die Kurden das Machtvakuum nach Saddams Sturz nicht für sich genutzt haben) Oliver Gieths und Peter Hüls' fußballhistorischer Kompilationsfilm "Gib mich die Kirsche", Steve "Spaz" Williams' Zeichenfilm "Tierisch wild", Ol Parkers romantische Komödie "Eine Hochzeit zu dritt", die Ausstellung "Zurück zur Figur" in der Münchner Hypo-Kunsthalle, ein von Kent Nagano dirigiertes Konzert mit Anton Bruckners Erstfassung seiner 4. Sinfonie im Münchner Nationaltheater und Bücher, darunter Alexander Masters Lebensverwüstungsgeschichte "Das kurze Leben des Stuart Shorter" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Im letzten Teil der Serie über Kultur und Ökonomie, die leider in das Wirtschaftsressort verbannt wurde, wettert der Kunsttheoretiker Michael Lingner wie schon in der vergangenen Woche in der taz (hier) gegen die Übernahme der Kunst durch die Wirtschaft. Dazu gehören für ihn auch die hochgelobten Ausstellungen zu Paul Cezanne, Franz Marc und derzeit Caspar David Friedrich im Museum Folkwang, die Eon unterstützt. "Dabei wird hier fragwürdigen Gewinnen höchste Absolution zuteil durch eine besonders abgeschmackte Instrumentalisierung und Beschädigung der Kunst samt ihrer Institutionen."

FAZ, 01.06.2006

Botho Strauß vergleicht Peter Handke mit Ezra Pound und Carl Schmitt und fordert generell Freispruch für Genies: "Wer Schuld und Irrtum nicht als Stigmata (im Grenzfall sogar Stimulantien) der Größe erkennt, sollte sich nicht mit wirklichen Dichtern und Denkern beschäftigen, sondern nur mit den richtigen. Wir leben gottlob noch nicht in einer Lea-Rosh-Kultur, in der sich deutscher Geist nur geduckt bewegen soll oder rückschaudernd erstarren und jede erhobene Stirn, etwa zum Ausschauhalten, als pietätlos und missliebig angesehen wird."

Auf der Medienseite berichtet Erna Lackner von einem Aufstand der ORF-Redakteure. Diese hatten die Geschäftsführung in einem Brief aufgefordert, "sich hinter die Anliegen der ORF-Journalisten zu stellen und sie nicht zu maßregeln - wie die Generaldirektorin Monika Lindner dies im Fall Wolf tat. Der Starmoderator Armin Wolf hat anlässlich einer Preisverleihung in einer aufrüttelnden Dankesrede die politische Gängelung des ORF und die zentralistischen, autoritären Strukturen im Nachrichtenbereich kritisiert und damit eine Revolte ausgelöst. Die nach diesem Eklat gegründete Bürgerplattform 'SOS ORF', die mehr Niveau im Hauptabendprogramm und weniger politischen Einfluss fordert und die Regierung daran erinnert, daß ihr der ORF nicht gehöre, verzeichnet mittlerweile 40.000 Unterschriften, auch von vielen Prominenten aus allen Lagern."

Weitere Artikel: Jürg Altwegg war bei einer "Sternstunde des gesprochenen Wortes", nämlich einer Feierstunde für Jean Starobinski in Solothurn. Gina Thomas meldet, dass "die größte Gewerkschaft britischer Hochschullehrer für einen Boykott jener israelischen Wissenschaftler und akademischen Institutionen gestimmt (hat), die sich nicht öffentlich von der 'Apartheid-Politik' ihrer Regierung distanzieren". Christoph Hein schreibt über einen Brief von Uwe Johnson im Marbacher Literaturmuseum. Jürgen Busche berichtet über ein Heidegger-Gedenken in Meßkirch. Rh. ärgert sich über die Erben des von den Nationalsozialisten enteigneten Sammlers Hans Sachs, die eine Herausgabe seiner Plakate vom Deutschen Historischen Museum fordern: "Nach wie vor ist dieses Verlangen juristisch nicht zu begründen, denn Hans Sachs hatte selbst 1961 mitgeteilt, er habe kein materielles Interesse mehr an seiner durch Kriegsverluste dezimierten Sammlung."

Auf der Kinoseite schreibt Michael Althen über die Ausstellung "Paris au cinema" und Andreas Rosenfelder über eine Retrospektive der Dokumentarfilme der Brüder Albert und David Maysles im Berliner Arsenal-Kino.

Auf der Medienseite kritisiert Christian Schwägerl die "Unersättlichkeit" von David Montgomery, der von der Berliner Zeitung künftig echte Rendite erwartet. Der Schauspieler Rolf Lassgard, der in einer Serie von Verfilmungen der Krimis um Kommissar Wallander die Hauptrolle spielt, erklärt im Interview, warum schwedische Männer so melancholisch sind: "Ystad ist sehr langweilig und sehr sexy. Fahren Sie hin, und Sie werden sehen, was ich meine."

Auf der letzten Seite porträtiert Christian Schwägerl den Gedächtnisforscher Eric Kandel. Andreas Rosenfelder war auf einem Kongress für und über Engel in Hamburg. Und Eleonore Büning berichtet vom Wiederaufleben der Open-Air-Konzerte im Innenhof des Berliner Zeughauses.

Besprochen werden eine Ausstellung achtunddreißig Schmuckstücke aus der Schatzkammer Augusts des Starken im Moskauer Kreml, Frank Castorfs Inszenierung der "Meistersinger" an der Berliner Volksbühne und - übernommen aus der FAS - der Film "Flug 93" über eins der Attentate am 11. September (dazu gibt's ein Interview mit dem Regisseur Paul Greengrass).

TAZ, 01.06.2006

Im Alltag gelingt manches, was in den "bemühten Integrationsdebatten oft verloren zu gehen droht", meint der Schriftsteller Zafer Senocak im Kulturteil. "Die Türken haben Deutschland kulinarisch und künstlerisch stark verändert. Sowohl in der Küche als auch in der Literatur und in der Filmkunst weht inzwischen ein opulenter türkischer Wind, der mehr ist als nur eine ethnische, folkloristische Färbung. Er führt zunehmend zu einer Veränderung des Geschmacks, vielleicht auch zu einer Erweiterung des Geschmackssinns. Und natürlich beeinflusst auch das Müll trennende, umweltbewusste, pazifistische, friedliche Deutschland die Türken. Die deutschen Nachkriegserfahrungen, die Debatten um die deutsche Geschichte mit ihren selbstkritischen, aber auch kathartischen Ansprüchen gehen auch an den Türken nicht spurlos vorbei."

"Integration sollte nicht Anpassung, sondern Anreicherung bedeuten", fordert der Schriftsteller Ilja Trojanow auf der Meinungsseite. "Untersucht man nüchtern die 'Überfremdungstendenzen' im heutigen Deutschland, so muss man feststellen, dass nicht die Moschee im Stadtbild dominiert, sondern die allseits beliebte kulinarische Multikulturalität neben Pizza, Burger oder Gyros fast untergegangen ist. Und betrachtet man die Sprache, dann droht Überfremdung keineswegs durch Anatolien. Die Paschas mit ihrem Fez haben es gerade einmal geschafft, Kadi und Kaffee ins Deutsche zu schmuggeln, die Amis und Engländer hingegen haben die deutsche Sprache überlaufen. Wer überfremdet wen, und wer wehrt sich dagegen? Die Fronten sind nicht so eindeutig gezogen, wie manch Leitartikel glauben machen will."

Weiteres: In der tazzwei schreibt Philipp Dudeck über den bunten Bürgerjournalismus, der sich in Internet-Blogs, Foren und Tauschbörsen etabliert hat und inzwischen mit den klassischen Medien konkurriert. Cord Riechelmann untersucht Parallelen zwischen dem aktuellen Zustand des italienischen Fußballs und dem Zustand Italiens an sich.

Besprochen werden Paul Greengrass' Spielfilm "Flug 93", die neue Hängung der alten Sammlung der Tate-Galerie in London, Saburo Teshigawaras Choreografie "Vacant" im Rahmen des Berliner Tanzfestivals "Movimento", Apichatpong Weerasethakuls Film "Tropical Malady", der jetzt als DVD erschienen ist und Jason Friedbergs Film "Date Movie".

Schließlich Tom.

NZZ, 01.06.2006

Alena Wagnerova stellt die 1985 gegründete tschechische Kulturzeitschrift Revolver Revue vor. Besprochen werden die Ausstellung "Offenbarung der Liebe. Simeon Salomon und die Präraffaeliten" im Münchner Museum Villa Stuck ("phantastischen Stoff für ins 19. Jahrhundert verlagerte Gender-Studies", verspricht Birgit Sonna), Mozart-Opern in der Regie von Jean-Pierre Ponnelle auf DVD, Kriminalhörspiele aus den 50ern und 60ern auf CD und Bücher, darunter Karl Mickels Roman "Lachmunds Freunde" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

FR, 01.06.2006

Die Vereinbarung im Düsseldorfer Stadtrat, Handke den mit 50.000 Euro dotierten Preis entgegen dem Jury-Votum nicht zu geben, ist "ein beispielloser Akt", zitiert die FR Handkes Verlegerin Ulla Unseld-Berkewicz. "Eine politische Institution beugt sich dem Druck einer Kampagne, die Peter Handke diffamiert. Wenn es nicht zu einem öffentlichen Aufschrei führt, dass einer der größten Dichter derart geächtet wird, ist das ein Zeichen für den drohenden Bankrott unserer Kultur."

Müssen jetzt Politiker noch einmal über Handke reden, fragt Harry Nutt, wo doch die Literaturkritik das in den vergangenen Jahren "sorgfältig und äußerst differenziert" getan hat.

Weitere Artikel: Katharina Rutschky gratuliert Marilyn Monroe zum 80. Geburtstag, Mirja Rosenau und Sylvia Staude haben den neuen Städel-Chef Max Hollein zum Interview getroffen. Und Elke Buhr versorgt uns in der Kolumne Times Mager mit einem Bericht von der Front der Teilzeitfrauen mit Vollzeitmännern.

Beprochen werden Paul Greengrass' filmisches 9/11- Mahnmal "Flug 93", der neue Disney-3d-Animationsfilm "Tierisch Wild", Andreas Homikis Inszenierung von Nikolai Rimski-Korsakows Oper "Der Goldene Hahn" an der Berliner Komischen Oper, Frank Castorfs Inszenierung seines Wagner-Alptraums "Die Meistersinger" unter Zuhilfenahme von Ernst Tollers Revolutionsdrama "Masse Mensch" am Theatre de la Ville de Luxemburg, die Ausstellung "L.A. 1955-85" im Pariser Centre Pompidou und die Schau "Le Douanier Rousseau - Jungles a Paris" im Grand Palais Paris.

Welt, 01.06.2006

Der spanische Mittelalterhistoriker Francisco Garcia Fitz hält die oft gefeierte Toleranz im islamischen Spanien für einen multikulturellen Mythos: "Unbestreitbar hat es kulturelle Anleihen und Einflüsse und friedliche wirtschaftliche Beziehungen gegeben, aber keine Beziehungen auf der Basis von Gleichheit und voller Akzeptanz der Unterschiede." So blieben Christen und Juden führende Position beispielsweise im Heer oder der Verwaltung verwehrt. Sie "zahlten spezifische Steuern - eine Individualsteuer, und eine Grundsteuer - die sehr viel drückender waren als diejenigen Steuern, die den Muslimen auferlegt waren. Hinzu kamen allerlei Herabsetzungen und Schikanen. So war es den christlichen und jüdischen Gemeinden verboten, ihre Religion öffentlich sichtbar auszuüben z.B. durch das Schlagen der Glocken und das Abhalten von Prozessionen oder durch den Bau neuer Gotteshäuser. Strikt verboten war ihnen, ihre Ansichten über Religion öffentlich zu äußern."

Weitere Artikel: Uwe Schmitt stellt die "Top 50 Conservative Rocksongs of all time" des konservativen Magazins National Review vor. Uwe Wittstock beschreibt Max Holleins Pläne für das Frankfurter Städel Museum. Matthias Heine besucht das neue Fernsehmuseum in Berlin. Ulrich Weinzierl schildert die Reaktionen in Österreich auf die Rücknahme des Heine-Preises für Peter Handke.

"Fischer ist um keinen Deut besser als Chamberlain" meint Leon de Winter im Forum. Er kritisiert damit Joschka Fischers Plädoyer für mehr Diplomatie im Umgang mit dem Iran, das gestern in der Washington Post und der Süddeutschen Zeitung abgedruckt war. 

Besprochen werden der Film "Flug 93", die Dokumentation "Gib mich die Kirsche - die 1. deutsche Fußballrolle", Arne Noltings und Jan-Martin Scharfs Filmdebüt "Wahrheit oder Pflicht" und der Disneyfilm "Tierisch wild".