20.07.2006. In der taz bekennt sich Mario Vargas-Llosa als Freund Israels, besonders aber israelischer Kritiker Israels. In der SZ erklärt der syrische Dichter Adonis, warum nur der Libanon Impulse für die Entwicklung einer laizistischen Zivilgesellschaft im Nahen Osten geben kann. Die Welt weiß: der Libanon war nie eine Schweiz des Nahen Ostens. Die NZZ macht sich Sorgen über den polnischen Nationalismus. In der FAZ annonciert Andrzej Stasiuk den Austausch polnischer Klempner durch chinesische Klone.
NZZ, 20.07.2006
In Polen dreht sich im Augenblick alles um die eigene Geschichte,
berichtet Reinhold Vetter. "Die
Medien befassen sich ausführlich mit historischen Themen, die
nationalkonservative Regierung entwirft ein geschichtsträchtiges Projekt nach dem anderen. Der
Sejm diskutiert über die Einrichtung eines nationalen Erziehungsinstituts. Geplant sind auch der Bau eines Museums für polnische Geschichte, eines Solidarnosc-Zentrums sowie eines Museums der Geschichte der polnischen Juden." Die Geschichtspolitik der Regierung wird jedoch sehr kritisch betrachtet, so Vetter. "Gerade mit Blick auf die Regierung warnt der Historiker Daniel Grinberg vor einem
Nationalismus in der Außenpolitik, der die Beziehungen zu anderen Staaten und Nationen lediglich durch das Prisma der historischen Leiden des eigenen Volkes betrachte. Besonders scharf wird der
rückwärtsgewandte Patriotismusbegriff des rechtsradikalen Bildungsministers Roman Giertych kritisiert. Der Minister, so heißt es, wolle Lehrer und Schüler auf einen festen Kanon polnischer Siege, Niederlagen und Leiden verpflichten, der eine kritische Aufarbeitung der Geschichte unmöglich mache."
Weiteres: Ronald D. Gerste
stellt den neuen
Museumskomplex in Washington vor. Besprochen werden
Ali Farka Toures letztes Album "Savane" und Bücher, darunter
Reisereportagen von
V. S. Naipaul aus Afrika und der Karibik und
Ruy Castros Geschichte des Bossa Nova (mehr in unserer
Bücherschau heute ab 14 Uhr).
Zeit, 20.07.2006
Heute kommt
Claude Chabrols "Geheime Staatsaffären" mit
Isabelle Huppert in die Kinos. Katja Nicodemus besingt in einer schönen
Hommage dieses Traumpaar der vergeblichen Revolte: "Für ihn hat sie ihre Tochter, ihre Eltern, eine ganze Familie und sich selbst umgebracht. Sie hat
gelogen, betrogen, geschossen und in sieben Filmen eine Menge Gift in der Welt verteilt. Seit fast dreißig Jahren zieht Isabelle Huppert mit Claude Chabrol in die Schlacht. Sie ist die
Partisanin seines Kinos, eine Muse, Begleiterin und Verbündete mit wechselnden Waffen. Ausgerüstet mit tödlichen Pülverchen wie in 'Violette Noziere', mit einem Jagdgewehr wie in 'Biester' oder jetzt, als Ermittlungsrichterin in Chabrols neuem Film 'Geheime Staatsaffären', mit dem Paragrafenwerk der französischen Justiz. Manchmal, so Chabrol, träume er davon, Isabelle Huppert auf der Leinwand einfach nur ein
Maschinengewehr in die Hand zu geben und sie alles niedermähen zu lassen."
In den deutschen Medien haben die Anschläge von
Bombay (Mumbai) keine große Aufmerksamkeit erfahren. Unbedingt lesenswert also Christiane Grefes Interview mit dem
Schriftsteller Suketu Mehta, dessen Bombay-Buch "Maximum City" demnächst auf Deutsch erscheint und der jetzt überhaupt nicht mehr schlecht von seiner Stadt denken kann: "Anderswo rennen die Menschen weg, wenn eine Bombe explodiert - in Bombay sind sie
hingelaufen. Auch die Bewohner der Armenviertel, die im Westen oft als Bedrohung wahrgenommen werden, haben den Opfern der Anschläge
Wasser gebracht. Autofahrer nahmen wildfremde Leute mit, die nicht mehr wussten, wie sie nach Hause kommen sollten."
Weiteres: Im Aufmacher rechnet Hanno Rauterberg mit dem
Prinzip Guggenheim und seinem Direktor
Thomas Krenz ab, der stetig Marktwert und Macht seines Unternehmens steigere, nicht unbedingt aber seine kulturelle Bedeutung. Demnächst wird eine
Guggenheim-Schau in der Bonner Bundeskunsthalle zu sehen sein. Der Autor Jakob Hessing
berichtet aus Israel über das Leben im
alltäglichen Ausnahmezustand. Der
Mentalitätshistoriker Hartmut Böhme weist anlässlich des Sturzes der Radsport-Ikone
Jan Ullrich darauf hin, dass die Optimierung der Umwelt und des eigenen Körpers als Kulturleistung gelten müsse.
Für Werner Sewing hat sich
Ioh Ming Pei mit seinem Luxemburger Museum für moderne Kunst erneut als "
Hofarchitekt der Mächtigen" empfohlen (hier die
avantgardistische Homepage des
Mudams). Matthias Altenburg stellt die "herzzerreißend traurig und traumwandlerisch schön" spielende Cellistin
Marie-Elisabeth Hecker vor. In der Leitglosse verarbeitet Jens Jessen die aktuellen Debatten um das neue
DDR-Museum und die
Arno-Breker-Ausstellung. Christoph Diekmann war auf dem Konzert von
The Who in Berlin. Thomas E. Schmidt berichtet vom Kongress
"Kulturzone 06" in Frankfurt am Main. Ira Mazzoni
wirft sich für den nun auch in Deutschland
gefährdeten Denkmalschutz in die Bresche. Peter Roos besichtigt eine
Ausstellung in Mauthausen, die sich der sexuellen Ausbeutung von Frauen in
Konzentrationslagern widmet. Und Claudia Herstatt
berichtet, dass Sachverständige künftig haften wollen, wenn sie den Wert von Kunstwerken falsch eingeschätzt haben.
Besprochen werden wieder ausgegrabene Radioarbeiten von
Hubert Fichte auf CD, das Album "Holz - Knochen - Öl" des Komponisten
Enno Poppe und in der Reihe der modernen Musikklassiker
Luciano Berios "Sinfonia".
Im Aufmacher des Literaturteils
preist Eberhard Falcke den amerikanischen
Schriftsteller und Pulitzer-Preisträger
Edward Jones. Im Leben
beschreibt Stefan Willeke das neu-alte Lebensgefühl der Deutschen unter der Große Koalition: "Lähmung. Kleinste Fortschritte.
Kleinlicher Streit um kleinste Fortschritte." Im Dossier erzählen Anita und Marian Blasberg die Geschichte des
Senegalesen Mass Diop, der vom Senegal über Teneriffa nach Europa zu flüchten versucht.
FR, 20.07.2006
"Aufarbeitung ist ein zu programmatisches Wort für derlei
harmlose Exponatpräsentation",
schreibt Harry Nutt nach einem Besuch im neuen Berliner
Museum zur Alltagsgeschichte der
DDR.
Weiteres: Ursula März
hat bei der "Bundesversicherungsanstalt für Angestellte" in Berlin vorgesprochen und erlebte ein
Wunder: "eine in Berlin-Wilmersdorf gelegene Behörde, die offensichtlich entschlossen ist, ihrer Klientenschaft zumindest äußerlich Rücksicht, Freundlichkeit, Persönlichkeit,
ja Komfort angedeihen zu lassen". Dazu passt, dass Berlin unerwartet auf
Platz 4 im internationalen
Höflichkeitsranking von Reader's Digest gelandet ist, wie uns Martina Meister in Times Mager
informiert. Stefan Tigges
berichtet vom
60. Festival d'Avignon. Auf der Medienseite
berichtet Thomas Roser über immer schrillere Töne in Polen, die
deutsche Journalisten insgesamt für die
Kartoffel-Satire in der
taz verantwortlich machen.
Besprochen werden
Carlos Reygadas Film "Battle in Heaven", (der Daniel Kothenschulte "mit seinem Amalgam aus Sinn und Leere, aus gefundener Schönheit und inszenierter Konvention" 98 Minuten lang förmlich zerrissen hat),
Claude Chabrols neuer Film "Geheime Staatsaffären", (bei dem Michael Kohler etwas "Biss" vermisst) und
Sebastian Niemanns Verfilmung von
"Hui Bu, das Schloßgespenst".
TAZ, 20.07.2006
Die
taz übernimmt - garniert mit einem pathetischen
Aufmacherbild auf Seite 1 - einen Artikel von
Mario Vargas-Llosa aus
El Pais (
hier das Original). Der Autor
bekennt sich darin als Freund
Israels, aber speziell auch
israelischer Kritiker Israels und kritisiert die israelischen Militäraktionen im Gaza-Streifen und im Libanon: "Die Überlegenheit von Israel über seine Feinde im Nahen Osten war eine
politische und moralische, bevor sie zu einer Überlegenheit von Kanonen, Flugzeugen und einem hochmodernen Heer wurde. Aber die
außerordentliche Macht, die Länder arrogant macht, sorgt zugleich für ihren Verlust. Und das verführt einige ihrer Spitzenpolitiker wie Ariel Scharon, zu glauben, dass die Lösung des Konfliktes mit den Palästinensern in einem Diktat bestehen könnte, in einer unilateralen Formel, die mit Gewalt aufgezwungen wird. Das ist
einfältig. Und sorgt dafür, das Leiden und den Krieg in der gesamten Region endlos zu verlängern."
Matthias Lohre
interviewt für tazzwei die Journalistin und
Schriftstellerin Wibke Bruhns, deren Vater als Mitwisser des Stauffenberg-Attentats hingerichtet wurde, zum Jahrestag des
20. Juli. Auf der Meinungsseite
analysiert der israelische Psychologe
Dan Bar-On die angebliche Unverhältnismäßigkeit des
israelische Opfergefühls und seine Folgen.
Im Kulturteil
arbeitet sich Isolde Charim mit
Foucault tapfer durch deutsche Frauenzeitschriften. Der iranische Regisseur
Hamed Taheri (mehr
hier) und der israelische Komponist
Dror Feiler (mehr
hier) unterhalten sich mit Marco Stahlhut über ihr gemeinsames Stück "Avenir, Avenir", das jetzt im Rahmen des Stuttgarter "Weltfestivals für Neue Musik" uraufgeführt wurde. In der Reihe über Dinge des Alltags
widmet sich Burkhard Brunn dem
Spiegel.
Besprochen werden:
Claude Chabrols filmisches Lehrstück über den Skandal um Elf Aquitaine,
"Geheime Staatsaffären" (aus Sicht von Dietmar Kammerer allerdings "ein lediglich passabler Film") und
Carlos Reygadas Film "Batalla en el cielo".
Und
Tom.
Welt, 20.07.2006
Marko Martin
zeichnet ein persönlich gefärbtes Erinnerungsbild der Stadt
Beirut und des Libanons, der nie eine
Schweiz des Nahen Ostens war: "Wasserpfeife rauchen, Falaffel und Tabouleh essen, Mädchen und Jungen nachgucken, abtanzen oder in Sportwagen die Corniche entlangbrausen - was an derlei
hedonistischer Daseinsfreude jedoch im benachbarten Tel Aviv mit Reflexionsfähigkeit und einem gerüttelt Maß an
Selbstkritik verbunden ist, versucht in Beirut ohne all dies auszukommen."
Weitere Artikel: Gesche Wüpper
porträtiert den Nachrichtenmoderator
Harry Roselmack, der als erster Schwarzer die Abendnachrichten im Pariser Privatfernsehen
TF 1 präsentieren darf. Wieland Freund
resümiert das Augsburger
Brecht-Festival. Sven Felix Kellerhoff
erinnert zum 20. Juli an die Rolle des Generaloberst
Friedrich Fromm, des Vorgesetzten des Hitler-Attentäters
Stauffenberg - er ließ Stauffenberg erschießen, wurde dann aber selbst zum Tode verurteilt.
Besprochen werden die große
Guggenheim-
Ausstellung in Bonn und
Claude Chabrols neuer
Film "Geheime Staatsaffären".
SZ, 20.07.2006
Für den in Paris lebenden syrischen
Dichter Adonis kann nur der
Libanon im Nahen Osten "Impulse für die Entwicklung einer
laizistischen Zivilgesellschaft geben". Denn die
arabischen Staaten werden "trotz ihrer oberflächlichen Anpassung an demokratische Formen, einfach wegen der 'natürlichen' Verwurzelung ihrer Macht wie auch wegen ihrer Sicht auf die Nicht-Muslime, nicht aufhören, '
Theokratien' zu sein. Zum anderen, gründete sich die Libanon benachbarte Demokratie
Israels auf Vielfalt und Pluralismus, dann stünde diese im Widerspruch zu dem exklusiven Entwurf des jüdischen Volkes, das sich als
das erwählte begreift, ohne alle Vielfalt und ohne Pluralismus. Eine libanesische Demokratie in dieser Ecke der Welt erwiese sich also sowohl in menschlicher wie kultureller Hinsicht als eine so radikale wie andauernde Überschreitung der hier gültigen Regel und das einfach deshalb, weil sie offener, reicher, überzeugender und verführerischer wäre."
Die Galeristin
Naila Kettaneh-Kunigk erklärt im Interview, was die Kultur des Libanon auszeichnet: "Diese Kultur ist ein Abbild unseres
multikulturellen Landes. Ob jemand einen christlichen oder arabischen Hintergrund hat, spielt keine Rolle. Bei uns ging es darum, einen
Konsens zu finden. Wenn eine Seite stärker wird, wie jetzt gerade, geht das Gleichgewicht verloren. Es gibt für uns zwei Möglichkeiten: Entweder wir verstehen uns bei allen unterschiedlichen Interessen als Einheit oder wir spalten uns auf mit dem Risiko eines neuen Bürgerkriegs. Wir glauben, dass es besser ist, einen
äußeren Feind zu haben als einen
inneren."
Die SZ widmet zwei Seiten den Sommer-Mega-Events
Salzburg und
Bayreuth. Angesichts schrumpfender Kulturetats und entsprechend steigender Ticketpreise versucht Reinhard J. Brembeck uns die Festspielhäuser als Orte mit
Modellcharakter schmackhaft zu machen, die selbst die größten Klassikmuffel lehren könnten, "wie
schön und beglückend es sein kann, sein Geld für eine Oper zum Fenster hinauszuwerfen".
Bayreuth:
Tankred Dorst, der den "Ring" inszeniert, erklärt im Interview die "Magie dieses Ortes": Wagner "hat dieses Haus im Detail geplant, um bestimmte Wirkungen zu erzielen. Man denkt, er sieht einem zu, wenn man hier arbeitet - ein merkwürdiges Gefühl." Jörg Königsdorf stellt Tankred Dorsts "Ring"-Bühnenbildner
Frank Philipp Schlößmann vor. Reinhard J. Brembeck bedauert, dass selbst in Bayreuth die Musik durch die Regie marginalisiert wird.
Salzburg: Christoph Schmidt kolportiert letzte Aufgeregtheiten vor Beginn der Festspiele, wo man sich besonders über ein am Dom verbliebenes
Baugerüst erregt, und berichtet von
Martin Kusejs Abschied als Schauspielchef. Annabell Dillig stellt die junge Regisseurin
Friederike Heller vor, die in diesem Jahr beim Salzburger "Young Directors Project" dabei ist, und zitiert deren schönen Satz: "Salzburg ist das
Sylt Österreichs". Reinhard J. Brembreck porträtiert den Salzburger Festspielchef
Peter Ruzicka und stellt sein diesjähriges, mozartlastiges Programm vor.
Weitere Artikel: Fritz Göttler und Susan Vahabzadeh unterhalten sich mit
Tom Tykwer, dem das Müncher
Arri Kino jetzt eine Retrospektive gewidmet hat. Ioma Mangold hat
Kathrin Passig und
Clemens Meyer im Münchner
Literaturhaus lesen hören. Rainer Gansera stellt
französisches Kino aus Kanada vor, dem das diesjährige
Münchner Filmfest eine Reihe gewidmet hat. Alexander Menden weist auf Ungereimtheiten bei den
Ankaufpraktiken der Londoner
Tate Gallery hin.
Besprochen werden
Robert Edwards Spielfilmdebüt "Land of the Blind" beim Münchner Fimfest,
Carlos Reygadas "aufregender Stadtfilm"
"Battle in Heaven" (den Fritz Göttler "lehrreicher als viele Traktate zur Urbanistik und zur Zukunft der Städte" findet), und Bücher, darunter Christian Göldenboogs Biologiebuch "
Wozu Sex?" (mehr in unserer
Bücherschau heute ab 14 Uhr).
FAZ, 20.07.2006
Europa ist auf Wanderung. Wie wird es in Zukunft aussehen, fragt sich
Andrzej Stasiuk. "Werden manche Regionen sich völlig entvölkern? So wie der Osten Polens, wie der Süden Italiens?" Die Armen wandern in die reichen Städte Westeuropas. Am Flughafen in Krakau sah
Stasiuk Reisende nach Paris und München einen Trupp junger Polen misstrauisch beäugen, die auf dem Weg nach Dublin waren. "Vielleicht passte es ihnen einfach nicht, dass ihr Schicksal in den Händen dieser Jungs ruhen sollte. Dass da irgendwo ein Fehler passiert war und die
Zivilisation des Westens nun für alle Ewigkeit auf die Barbaren des Ostens und Südens angewiesen war, weil ihr selbst
jede Kraft fehlte. Es sei denn, sie würde sich noch irgendwelche menschenähnlichen Wunderroboter ausdenken. Oder aus China Menschenklone für die Sklavenarbeit importieren, denn früher oder später wird China so etwas produzieren und billig verkaufen."
Weitere Artikel: Der
Rechtschreiber Theodor Ickler durchforstet den Neuen
Wahrig - "Neu - Neu - Neu - Neu -
Endlich Sicherheit!" - ist aber erwartungsgemäß auch mit den dort festgehaltenen Ergebnissen der zweiten Revision der Rechtschreibreform nicht einverstanden. Reiner Burger berichtet, wie in
Dresden aus finanziellen Gründen eine
Historikerkommission abserviert wird, die klären sollte, "wie viele Menschen in den Tagen vom 13. bis zum 15.Februar 1945 tatsächlich ums Leben gekommen sind". Wolfgang Sandner informiert uns über die kurz bevorstehende Eröffnung des
Festspielhauses Hellerau. Jordan Mejias meldet, dass jetzt auch der New Yorker Bürgermeister
Michael R. Bloomberg sein Vermögen gemeinnützig verteilen möchte: es wird auf fünf Milliarden Dollar geschätzt. Wunderbare Musik hat Andreas Obst beim
Festival in
Colmar gehört. T.G. stellt kurz das Programm für die kommende Saison am
Bayerischen Staatsschauspiel vor. Wolfgang Schuller verfolgte ein Berliner Kolloquium über
Carl Schmitts Text "Der Hüter der Verfassung" von 1931 und eine Antwort
Hans Kelsens auf diesen Text
Für die
Filmseite traf Rüdiger Suchsland die iranische
Regisseur-Dynastie Makhmalbaf beim Münchner Filmfest. Peter Körte liest ein Lexikon über
Fußball im Film. Und Michael Althen beklagt eine undurchsichtige Preisvergabe beim
Förderpreis Deutscher Film, der auf dem Münchner Filmfest vergeben wird und unter zu großem Einfluss der
Sponsoren leidet. Auf der
Medienseite verzeichnet Michael Hanfeld - leider wohl nicht so aussichtsreiche -
Widerstände gegen die ab 2007 geplante
Rundfunkgebühr für Computer. Jordan Mejias stellt neue Spar- und Einnahmemodelle bei den großen amerikanischen
Zeitungen vor. Michael Seewald schreibt über das
Münchner Filmfest, das sich offensichtlich mehr und mehr zu einem
Fernsehfest entwickelt. Michael Hanfeld meldet, dass
Ulrike Kaiser ihren Posten als Chefredakteurin des Medienmagazins
Journalist aufgibt.
Für die
letzte Seite besucht Andreas Rosenfelder die Aroma-Labore der
Firma Symrise in Holzminden, wo ihm mithilfe naturidentischer Geschmacksstoffe proustiansche Madeleine-Erlebnisse beschert wurden. Christian Schwägerl
warnt, dass Deutschland als Forschungsland in Rückstand geraten könnte, falls nicht die restriktiven Regeln in der
Stammzellforschung aufgegeben werden (dominierte in dieser Zeitung nicht mal ein moralisch gefestigterer Standpunkt?) Und Hannes Hintermeier porträtiert den Radfahrer
Andreas Klöden, der
Jan Ullrich in Nibelungentreue anhängt, obwohl ihm dessen Dopingsperre Karrierechancen eröffnet.
Besprochen werden eine Ausstellung des Fotografen und Malers
Charles Sheeler in der National Gallery in
Washington, ein
Konzert von
Tom Verlaine in Frankfurt, die Ausstellung "SS-Geiseln in der Alpenfestung" in
Berlin und
Vivaldi-Aufführungen bei Festivals in
Spoleto und Siena.