Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
22.03.2007. In der Zeit preist Navid Kermani Europa, das ein Heidengeld für Agrarsubventionen und Übersetzer verschwendet. Außerdem möchte sich die Zeit nicht alles verbieten lassen, was dumm, brutal und dick macht. In der FR konstatiert Arno Widmann, dass es vor dem Ersten Weltkrieg mehr europäische Öffentlichkeit gab als heute. Die FAZ schüttelt den Kopf über die Frankfurter Richterin, die meint, Frauen müssen sich von muslimischen Männern Prügel gefallen lassen. Und die SZ widmet sich ungelesenen Büchern.

Zeit, 22.03.2007

Früher galt Europa unter Intellektuellen als existenzielle Notwendigkeit, seufzt der Schriftsteller Navid Kermani. Und heute? "Sucht man heute unter Deutschlands Intellektuellen nach Verfechtern der europäischen Idee, fällt einem, äh, Habermas ein ... und Habermas ... und Habermas. Die Deutschen hingegen sind so selbstverständlich Europäer geworden, dass sie es gar nicht mehr merken. Je länger (West-) Europa in Frieden lebt, desto mehr verschwindet das Bewusstsein, wie großartig wie erfolgreich das Projekt der Einigung eigentlich ist. Was einmal grenzsprengend war, hat heute den Nimbus von Sonntagsrederei oder, schlimmer, Gutmenschengeschwätz. Und es stimmt ja auch, Agrarsubventionen klingen nicht sexy. Aber: Ist es nicht wunderbar, dass man sich auf dem Kontinent, der Auschwitz hervorgebracht hat, heute über Agrarsubventionen streitet? Mehr davon bitte: Macht Schwerter zu Agrarsubventionen, auch auf dem Balkan, in Osteuropa, im Nahen Osten. Bitte streitet über Agrarsubventionen und verschwendet ein Heidengeld an Übersetzer."

Angesichts anhaltender Verbotsdiskussionen poltert Jens Jessen gegen den eskalierenden Tugendterror, der ihm zusehends den Spaß verdirbt: "Der Klassencharakter lacht einen geradezu schamlos an: Alkohol und Tabak, Hunde und Autos, billige Fernreisen und Computerspiele, Fernsehen und Fast Food. Alle diese wegen ihrer medizinischen oder ökologischen Bedenklichkeit indizierten Freizeitspäße entsprechen aufs Haar genau den Klischees proletarischer Lebensführung. Suff und Qualm: die Proletenkneipe. Hunde und Autos: der Proletensport. Mallorcaflüge: der Proletenurlaub. Fernsehen, Videospiele und Fast Food: alles, was dumm, brutal und dick macht."

Weitere Artikel: Im Interview mit Hanno Rauterberg wehrt sich Architekt David Chipperfield gegen die Kritik an seinen Umbauplänen für die Museumsinsel: "Es wird den Leuten gefallen, es wird keine Kritik daran geben, das verspreche ich Ihnen. Höchstens von der Gesellschaft Historisches Berlin, die kritisiert immer alles." Dirigent Daniel Barenboim preist die Brillanz von Gustav Mahlers Partituren, die mit einer "an Fanatismus grenzenden" Präzision gesetzt seien. Christian Schüle schildert auf einer Seite, was die Langen Nächte der Museen so reizvoll macht: "Wenn Kunst nach Peter Sloterdijk der 'ungeschützte Verkehr mit der Intelligenz des Anderen ist, lädt die Lange Nacht der Museen von nun an zum Massenbeischlaf ein." Peter Roos trifft den zum Schriftsteller avancierten Künstler Günter Brus im Cafehaus. Michael Mönninger unterhält sich mit Alain Renais über Comics, Fernsehserien und seinen eigenen neuen Film "Herzen". Thomas Assheuer diskutiert in der Randspalte das Verbot des Contergan-Films von Adolf Winkelmann. Günter Herburger sieht in der Zukunft des Allgäus Dromedare und Wanderdünen. Christian Marquard sieht Le Corbusiers Weißenhofsiedlung in Stuttgart vor dem Verfall. Stefan Koldehoff berichtet vom boomenden Auktionshandel mit altem Wein. Uwe Timm gratuliert Martin Walser zum Achtzigsten.

Besprochen werden Modest Mussorgskijs selten gespielte Oper "Chowanschtschina", die Schau "Wie unser Bild vom Tier entstand" im Wallraf-Richartz-Museum in Köln, Falk Richters "Julius-Caesar"-Inszenierung an der Wiener Burg, Pepe Danquarts Bergsteiger-Doku "Am Limit", Stefan Ruzowitzkys Drama "Die Fälscher", Peter Weiss' "Ästhetik des Widerstands" als Hörbuch, Terry Zwigoffs Film "Art School Confidental" auf DVD und David Byrnes und Brian Enos Album "My Life in the Bush of Ghosts" als moderner Klassiker.

Im Aufmacher 62-seitigen der Literaturbeilage preist Ulrich Greiner den Schriftsteller Ingo Schulze für seinen Erzählungsband "Handy".

NZZ, 22.03.2007

Marc Zitzmann kritisiert das utilitaristische Kunstverständnis des französischen Kulturministers Donnedieu de Vabres, der Kunstwerke ausschließlich als Mittel zum Zweck zu betrachten scheint: "Mit (man will gern annehmen:) lauteren Absichten benutzt er sie als Instrumente, um bestimmte Ziele zu erreichen. Das Projekt 'Louvre-Lens' etwa setzt Kunst als ein Antidot gegen das zersetzende Gift der Deindustrialisierung ein. Die Mega-Biennale 'La Force de l'art' dient der Promotion des einheimischen Kunstschaffens. Das Projekt 'Louvre - Atlanta' soll Mitarbeiter des Pariser Kunsttempels mit dem Savoir-faire amerikanischer Kollegen punkto Öffentlichkeitsarbeit vertraut machen."

Weiteres: Manfred Schneider liest Ray Bradburys Roman "Fahrenheit 451" neu. Besprochen werden eine Ausstellung der walisischen Konzeptkünstlerin Bethan Huws im Kunstmuseum St. Gallen, Thierry Michels Dokumentarfilm "Congo River. Au-dela des tenebres", Nick Cassavetes' Film "Alphadog" und Bücher, darunter Serhij Zhadans Roman "Depeche Mode" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

SZ, 22.03.2007

In Leipzig wurde gestern abend die Buchmesse eröffnet. Aber liest noch irgendwer? In England wurde gerade eine Hitliste der ungelesenen oder nicht zuende gelesenen Bücher veröffentlicht. "Die erstaunlichste Erkenntnis der britischen Umfrage ist aber, dass mehr als die Hälfte aller Befragten die Lektüre der gekauften Bücher gar nicht erst in Erwägung ziehen", kommentiert Alexander Menden. "Fünfundfünfzig Prozent sagen, sie kauften Bücher nur 'zur Dekoration'; Dostojewski und Rushdie verliehen ihrem Bücherregal die gewünschte intellektuelle 'Glaubwürdigkeit'."

Passend dazu hat Alex Rühle hat schon mal "Comment parler des livres que l'on n'a pas lu?" gelesen, das neue Buch des französischen Literaturwissenschaftlers Pierre Bayard. "Bayard hält nun ein Plädoyer für das leberfrische Urteilen über ungelesene Bücher... Dabei will er keine Lanze brechen fürs kaltschnäuzige Bluffen und Ergoogeln von Texten. Vielmehr geht es ihm darum, den Leser zu befreien vom lähmenden Respekt vor dem Werk und dessen Autor und selbstbewusst aus dem eigenen Lektürekanon zu schöpfen. Wer ein Buch nur durchgeblättert oder angelesen hat, kann darüber oft viel freier sprechen als derjenige, der von Seite zu Seite gekrabbelt ist."

Thomas Steinfeld befasst sich mit einem acht Jahre alten Aufsatz des Germanisten Heinz Schlaffer, der aus seiner Sicht das Zeug zum Klassiker hat: "Der Umgang mit Literatur. Diesseits und jenseits der Lektüre", einer Theorie der ungelesenen Werke. Das Lesen eines ganzen Buches, das "als Normalfall literarischer Rezeption angesehen oder konstruiert wird, so erklärt Heinz Schlaffer, sei 'in Wahrheit der Sonderfall einer philologischen Pflicht'. Zwar gebe es eine solchermaßen vollständige, umfassende Lektüre, und zwar nicht nur aus professionellen Gründen, sondern auch aus Leidenschaft und Hingabe. Gewöhnlich aber werde anders gelesen - in Teilen, mit mehr oder minder großer Aufmerksamkeit, träumend, anderes gleichzeitig bedenkend, abschweifend, blätternd, springend."

Weitere Artikel: Klaus Wowereit, Berlins Kultursenator und Bürgermeister in Personalunion, verteidigt im Interview den modernen Neubau auf der Museumsinsel. Holger Liebs macht einen ersten Gang durch die Dauerausstellung des neuen Jüdischen Museums von München und lobt einen "belebenden, ja unterhaltsamen Parcours", der "auf eine symbolhafte Plakatierung des Grauens verzichtete". Gerhard Matzig kann an Münchens St.-Jacobs-Platz, wo neben dem neuen Museum auch die neue Synagoge steht, schon eine überzeugend gegenwärtige Interpretation der Stadtbaukunst ahnen. Jörg Häntzschel teilt mit, dass Amerikas Kommunistische Partei (CPUSA) soeben ihr Archiv der New York University übergeben hat. Hans Peter Kunisch hat in Berlin in der Bundeszentrale für Politische Bildung die Anna-Politkowskaja-Gedenklesung live verfolgt, die von der Peter-Weiss-Stiftung weltweit an unterschiedlichsten Orten initiiert worden ist. Fritz Göttler verabschiedet den Kameramann, Regisseur und "Meister der Atmosphäre, des gothic horror" Freddie Francis, der vorigen Samstag 89jährig gestorben ist. Im Übrigen verkündet er freudig: "Die "Cahiers du Cinema" haben den entscheidenden Schritt gemacht ins E-Zeitalter. Der Buchstabe steht für zweierlei, für englisch und für elektronisch."

Besprochen werden: Stefan Ruzowitzkys Film "Die Fälscher", Nick Cassavetes Film über tödliche gelangweite reiche Kids "Alpha Dog" (in dem Anke Sterneborg auch von Justin Timberlake als Schauspieler beeindruckt war), Philippe Liorets Familien-Thriller "Keine Sorge, mir geht's gut", Detlev Bucks Cornelia-Funke-Verfilmung "Hände weg von Mississippi" (Buck findet zur Freude von Rainer Gansera mit seinem ersten Kinderfilm "zurück zu dem trockenen, eigenbrötlerischen Witz der 'Karniggels'-Ära"), die Ausstellung der Münchner Glyphotek "Bunte Götter" im Griechischen Nationalmuseum Athen, Gruff Rhys' zweites Soloalbum "Candylion" und die zweite Eröffungsausstellung in Münchens neuem Jüdischen Museum "Nichts als Kultur: Die Pringsheims".

FR, 22.03.2007

"Intellektuell ist Europa noch lange nicht so zusammengewachsen, wie es das vor dem Ersten Weltkrieg bereits gewesen war", schreibt Arno Widmann zum 50. Jahrestag der Römischen Verträge. "Damals gab es so etwas wie eine europäische Öffentlichkeit. Es gab Zeitschriften, die Beiträge in deutsch, französisch und englisch veröffentlichten. Bis in die Leihbibliotheken kleiner deutscher Residenzstädte hinein wurden wenigstens die wichtigsten englischen und französischen Zeitungen abonniert und gelesen. Verglichen damit geht es an unseren Kiosken - von einigen wenigen Gegenbeispielen in den Großstädten abgesehen - heute eher provinziell zu. Dafür aber gibt es heute das Internet. Wer zum Beispiel auf onlinenewspapers.com geht, kann sich in Sekundenschnelle allein zu 39 iranischen Zeitungen, Zeitschriften, Agenturen und Sendern durchklicken oder auch zu den zwei Tageszeitungen in Andorra: Diari d'Andorra und Bondia. Sein Pech, wenn er kein Farsi kann. Es geht, was den Ideenaustausch, die Mobilität der Gedanken angeht, schon lange nicht mehr um Europa."

Auf der Medienseite spricht Ralf Siepmann mit dem Chefredakteur der ersten deutschen Internet-Lokalzeitung onruhr, Uwe Knüpfer: "Es wird auf Dauer nicht mehr möglich sein, die Kosten für Papier, Druck und Vertrieb durch Kaufzeitungen zu erwirtschaften. Jedenfalls nicht im Segment der Publikumszeitungen, der Regionalzeitungen. Wie versuchen sich viele Verlage zu retten? Indem sie an den Inhalten sparen. Das ist so, als würde Daimler in seine Limousinen Plastiksitze einbauen und Bremsbeläge weglassen."

Weitere Artikel: "Das Kolleg eignet sich nicht dazu, Fünfjahrespläne zu proklamieren," sagt der neue Rektor des Berliner Wissenschaftskollegs, der Münchner Archäologe Luca Giuliani, im Gespräch mit Harry Nutt. "Interessanter sind die Schwerpunkte, die sich spontan bilden. Als ich 2002 Fellow war, gab es vier Islamwissenschaftler, die untereinander kaum fünf Worte miteinander geredet haben. Aber alle haben mit anderen geredet. Das Unvorhersehbare macht gerade die Spannung im Kolleg aus." Oliver Herwig freut sich über Münchens neues Jüdisches Museum. Christian Thomas macht sich sich seine Gedanken, wer die echte Mutter des von Ursula von der Leyen und Maria von Welser gemeinsam verfassten Buches "Wir müssen unser Land für die Frauen verändern" ist.

Besprochen werden Dmitri Tscherniakows Inszenierung von Modest Mussorgskys Oper "Chowanschtschina" an der Bayerischen Staatsoper in München, eine CD des LCD Soundsystem - "Sound of Silver", Stefan Ruzowitzkys Film "Die Fälscher" (den Daniel Kothenschulte trotz des guten Buchs und der tollen Schauspieler "vergeigt" findet, weil er es sich im KZ gemütlich macht "wie in einer Westernstadt") und Pepe Danquarts kalifornischer Extremkletterer-Film "Am Limit" ("So spektakulär die Bilder sind, in ihnen gähnt eine Leere, die nichts Erhabenes mehr hat," bedauert Michael Kohler).

TAZ, 22.03.2007

Auf den Tagesthemen-Seiten berichtet Florian Hollenbach über harte Kritik am deutschen Bildungssystem: Es "hat eine ausgrenzende Wirkung gegenüber Kindern bestimmter Randgruppen, heißt es in dem Bericht, den der UN-Sonderberichterstatter auf das Recht auf Bildung, Vernor Munoz Villalobos, gestern vorgestellt hat. Dazu gehörten 'Kinder aus unteren sozialen Schichten, Kinder von Migranten oder Kinder, die mit Behinderungen leben'. Die frühe Einstufung in die Sekundarstufe aufgrund persönlicher Beurteilung des Schülers durch den Lehrer sorge für eine geringe Durchlässigkeit des Bildungssystems, besonders die hohe Gewichtung der Deutschkenntnisse wirke sich für Zuwanderer diskriminierend aus."

Christian Füller schildert die Reaktionen in Deutschland: "Der saarländische Kultusminister Jürgen Schreier (CDU) wies empört zurück, 'dass Herr Munoz so tut, als würden hierzulande Menschenrechte verletzt. Das deutsche Bildungssystem ist kein Fall für amnesty international.'"

Im Kulturteil rekapituliert Christoph Gurk ausführlich die Erfindung von Neil Young. Benedict Neuenfels, der Kameramann von Stefan Ruzowitzkys Film "Die Fälscher", erklärt Ekkehard Knörer im Interview sein Konzept des "psychologischen Dokumentarismus". Dirk Knipphals schickt erste Eindrücke von der Leipziger Buchmesse. Ines Kappert war auf einer der vielen Gedenklesungen, die am Dienstag weltweit für die ermordete Journalistin Anna Politkowskaja stattfanden. Und auf der Meinungsseite fragt Michael Brumlik: Wann wird ein Völkermord zum Völkermord?

Außerdem ist der taz heute eine literataz beigelegt.

Schließlich Tom.

Welt, 22.03.2007

Etwas dürftig findet Gerhard Gnauck die Reaktion des polnisch-britischen Soziologen Zygmunt Bauman auf die Enthüllung seiner einstigen stalinistischen Aktivitäten (mehr hier): "Er habe als Wissenschaftler später viel getan, um sich und andere vor den 'Fallen jugendlicher Naivität und den Fallstricken geistiger Unfreiheit' zu warnen, sagt Bauman heute."

Thomas Lindemann schwärmt von der neuen Playstation3, die morgen in den Handel kommt: Total realistisch, die Animationen! "Der Playstation3 wurde dafür ein ein Cell-Chip mit acht Prozessorkernen eingebaut, der flexibler ist als die schnellsten aktuellen PCs und sonst in medizinischen Labors eingesetzt wird. Das Gerät kostet schon in der Grundaustattung 600 Euro. Kein Spielzeug, eher ein Statussysmbol." In der Randglosse kann Eckhard Fuhr der Aufregung um Anglizismen nicht folgen. Angesichts der sehr beschränkten SMS-Nachrichten würde es ihn freuen, wenn Jugendliche ein paar Wörter Englisch kennten.

Uwe Wittstock vermeldet neue Wachstumszahlen der Hörbuch-Branche: Schon 2005 sei der Umsatz um 14 Prozent gestiegen, 2006 noch einmal um 17,4. Brigitte Preissler stellt den Zeichner Sascha Hommer und seine Comic-Anthologie "Orang" vor. Hendrik Werner freut sich über die Neuauflage von Plinius' "Naturkunde".

Besprochen werden Detlev Bucks Kinderfilm nach einem Roman von Cornelia Funke "Hände weg von Mississippi", Stefan Ruzowitzkys Drama "Die Fälscher" und Phillippe Liorets Film "Keine Sorge mir geht's gut".

FAZ, 22.03.2007

Im Feuilleton-Leitartikel zum Frankfurter Urteil, in dem eine Richterin Prügel in der Ehe nicht als Scheidungsgrund anerkannte, weil sie im "marokkanischen Kulturkreis" üblich seien, befindet Christian Geyer: "Und doch weist der Fall über sich hinaus, berührt Fragen, die die gesamte Integrationsdebatte unterfüttern. Muss sich Religion nicht noch viel selbstverständlicher gefallen lassen, ihre Inhalte mit der freiheitlich-säkularen Rechtsperspektive abzugleichen? In Teilen der Integrationsdebatte gesteht man theologischen Kriterien immer noch eine Autonomie zu, die es - und zwar auch aus theologischen Gründen - gerade anzuzweifeln gilt."

Weitere Artikel: Brita Sachs hat sich das morgen seine Pforten öffnenden Jüdische Museum in München angesehen. Den Restitutionsstreit zwischen den Wettinern und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden kommentiert Reiner Burger. "WWS" stellt aus Anlass einer angekündigten, dann abgesetzten Aufführung Überlegungen zu Hans Pfitzners Sextett op. 55 an. Klaus Ungerer berichtet aus dem Amtsgericht Tiergarten in Berlin vom "kleinen Dienstweg zum Visum". Wolfgang Sandner gratuliert Andre Heller zum 60. Auf der letzten Seite schreibt Michael Hanfeld über die Dreharbeiten zu einem Film über die letzte Fahrt der "Wilhelm Gustloff". Hannes Hintermeier gratuliert Pixi zum 1500. Band.

Auf der Film-Seite wird in Auszügen die Laudation des Regisseurs Patrice Leconte auf den Kameramann Eduardo Serra abgedruckt, die Leconte zur Verleihung des Marburger Kamerapreises an Serra hielt. Martin Kämpchen informiert über den Erfolg "brutal-realistischer Doku-Spielfilme" aus Bollywood. Empfohlen wird ein Heft mit siebzig jeweils hundert Worte langen Texten zu Filmen von Volker Pantenburg.

Besprochen werden eine Moskauer Ausstellung mit "Verbotener Kunst", Gregor Schneiders nach Auftrittsverboten in Venedig und Berlin nun in Hamburg präsentierter Kaaba-Kunstwürfel, ein Konzert des Emerson String Quartet bei den Römerbad-Musiktagen, Werner Schroeters Inszenierung von Thomas Ades' Oper "Powder Her Face", Stefan Ruzowitzkys Film "Die Fälscher" und ein Buch, Steven Halls Roman "Gedankenhaie" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).