Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
04.08.2007. Die Welt erklärt Nicolas Sarkozy aus dem Geist des Bonapartismus und dem Prinzip der permanenten Verführung. In der Frankfurter Rundschau erklärt der todkranke Walter Kempowski, dass ihn der Literaturbetrieb vergiftet hat. In der NZZ fordert Dubravka Ugresic ein Denkmal für den polnischen Klempner. In der SZ erlebt Martin Mosebach den Waldbrand von Hydra. Die Berliner Zeitung porträtiert den wahnhaften Erfinder Karl Hans Janke. Und die FAZ verrät, dass Peking nicht schnell und schick ist, sondern langsam und formlos.

Welt, 04.08.2007

Nicolas Sarkozy ist ein Produkt des französischen Bonapartismus und die derzeit am weitesten entwickelte Version des Starpolitikers, schreibt der Politologe Olivier Duhamel in einem interessanten Essay in der Literarischen Welt. "Eine Serie kommt nicht ohne Held aus. Und der Held muss dominante, wiederkehrende Charakterzüge haben. Nicolas Sarkozy hat Sarko geschaffen. Den Mann, der spricht, wie alle sprechen, der ständig 'ich' sagt, der sich permanent ans Volk richtet, der die Leute mit ihrem Vornamen anredet. Dieser Held ändert seine Einstellungen je nach Kontext. Auf Wahlkampfveranstaltungen spricht er schnell, mit den Händen, und vor allem, schwitzt er. Er transpiriert wie ein Radrennfahrer oder ein Weltklasseathlet. Er sucht nicht zu verbergen, dass er sein Hemd nassschwitzt, im Gegenteil. Von ihm angesetzte Treffen finden am späten Nachmittag statt, nicht etwa am Abend. Denn es muss ja Bilder für die 20-Uhr-Nachrichten geben, Bilder, die nicht mehr von den Fernsehteams gedreht werden, sondern von der Partei selbst, welche über die Perspektive entscheidet und die Auswahl trifft. Der Starkozysmus beruht auf dem Prinzip der permanenten Verführung."

Im Feuilleton erklärt Manuel Brug Christoph Schlingensiefs jetzt zum vierten und letzten Mal gezeigten "Parsifal" zu einer heimlichen Perle Bayreuths. "Man möchte sich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn diese inzwischen exemplarisch gewordene Aufführung etwa als Gastspiel bei der Documenta oder der venezianischen Biennale gezeigt worden wäre, statt unter Fastausschluss der Öffentlichkeit vor einem stockkonservativen Wagnerianer-Publikum, das diese ungeliebten Karten im Losverfahren erhalten hat. Man hätte diese Inszenierung verfilmen müssen, man hätte sie weiter verkaufen können, oder wenigstens durch Live-Übertragung in Kinos von Berlin bis Paris und New York wirklich interessierten Menschen zugänglich machen sollen. Doch es scheint bei den Festspielen keiner gemerkt zu haben, wie diese, wegen des am Ende dominanten, dabei universellen Fruchtbarkeitssymbol eines verwesenden Hasen 'Hasifal' genannte Tat der Subversion die Bayreuther Szene wohl auf immer verändert hat."

Weiteres: Hanns-Georg Rodek erinnert sich angesichts Steven Spielbergs Anstellung als künstlerischer Berater der Olympischen Spiele in Peking an Michelangelo Antonionis Engagement in China, das den vierstündigen Dokumentarfilm "Chung Kuo - Cina" zeitigte. Die Entdeckung des Linkshänder-Gens veranlasst Hendrik Werner zu einer Geschichte der Stigmatisierung der Linken. "Die Stadt hat über die Architektur gesiegt", freut sich der Verleger Wolf Jobst Siedler, während er sich mit Rainer Haubrich über die muisslungene neue Architektur Berlins unterhält. Nina Wagenfeld porträtiert den Dirigenten James Conlon, der nun die Oper von Los Angeles leitet.

FR, 04.08.2007

In einem weiteren großen Interview zieht der todkranke Schriftsteller Walter Kempowski eine Bilanz seines Lebens. Ganz im Reinen ist er trotz viel Ruhm und Ehre zuletzt noch immer nicht mit dem Literaturbetrieb: "Ich bin vergiftet worden. Ich habe mal zehn Jahre lang, in meiner besten Zeit, keinen Literaturpreis bekommen, das geht doch eigentlich gar nicht. Was sind denn das für Leute, die so was vergeben? Herr Grass kriegt eine ganze Wohnung im Goetheinstitut, damit er ja kein Geld ausgeben muss." Überhaupt Grass, den hat Kempowski auch nie eingeladen zu seinen Literaturseminaren: - "weil ich den einfach nie ausstehen konnte wegen seiner politischen Einstellung. Seine SS-Mitgliedschaft zu verschweigen und das Gegenteil zu behaupten, das ist ein starkes Stück. Da muss ich Rolf Hochhuth zustimmen, der nur sagte: 'Ekelhaft'."

Weitere Artikel: Wenig hält der nigerianisch-amerikanische Schriftsteller Uzodinma Iweala von der aktuellen Aufmerksamkeit des Westens für Afrika - das sich, wie er findet, ganz gut selbst zu helfen weiß: "Idealistische Studenten, Berühmtheiten wie Bob Geldof und Politiker Tony Blair fühlen sich plötzlich dazu berufen, Licht in den schwarzen Kontinent zu bringen. Sie veranstalten Seminare, Workshops, nehmen an Hilfsprogrammen teil oder adoptieren Kinder - ähnlich wie meine Freunde in New York, wenn sie mit der U-Bahn zum Tierheim fahren und sich einen Hund mitnehmen." In der Serie zu "Jugend 2007" schreibt die Autorin Esther Freud über den engen Zusammenhang von Jugend und Scham. In Times mager denkt Christian Thomas über die Wählerstimme in Urlaubszeiten nach.

Besprochen wird die letzte Wiederaufnahme von Christoph Schlingensiefs Bayreuther "Parsifal" - es war, wie Joachim Lange meint, zum Abschluss tatsächlich die beste Version.

NZZ, 04.08.2007

Die in Amsterdam lebende kroatische Schriftstellerin Dubravka Ugresic möchte endlich einmal vernünftige Denkmäler in Europa sehen. Warum bekommen Politiker, Bruce Lee und Rocky Balboa steinerne Erinnerungen, aber nicht die Kartoffel? "Inspiriert von den genialen Ideen meiner ehemaligen Landsleute, der Kroaten und Serben, schlage ich vor, in mehreren europäischen Ländern dem unbekannten polnischen Sanitärinstallateur ein Denkmal zu setzen. Warum? Weil der polnische Sanitärinstallateur das erste Opfer der europäischen Einigung und erst recht der Erweiterung Europas ist. Da alle derart angst- und hasserfüllt von ihm reden, dass die allgemein unbeliebten Roma fast in Vergessenheit geraten, sollte dieses Denkmal nur aus dem Sockel bestehen. Darauf, einfach und traurig, die Inschrift: 'Dem unbekannten polnischen Klempner'."

Gut gefallen hat Alexandra Stäheli die Eröffnung des Filmfestival von Locarno, das eher "mit Understatement und tatkräftiger Begeisterung statt luftigen Worten oder durchgestyltem Corporate Design" punkten konnte. Irritiert hat sie dagegen Fumihiko Soris zum Auftakt gezeigter Science-Fiction-Animationsfilm "durch eine seltsame Mischung aus kühl-geschliffener digitaler Grafik, düsterer Zukunftsvision und esoterischer Moral".

Weiteres: Marc Zitzmann trifft Dominique Meyer, der 2010 die Direktion der Wiener Staatsoper übernimmt. Betarix Langner kommentiert Moskaus Aktion, die russische Flagge in den felsigen Boden des Nordpolarmeers zu rammen. Besprochen werden Henning Ahrens' Tiertage und Javier Tomeos Erzählungen "Hotel der verlorenen Schritte" und Diana Evans' Debütroman "26a" (mehr in unserer Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Die Beilage Literatur und Kunst widmet sich diesmal dem Musikland Ungarn, in Anlehnung an das Lucerne Festival, das in diesem Jahr unter dem Motto "Herkunft" steht. Zu lesen ist György Kurtags Rede vor dem 'Ordre pour le merite' in Berlin, in der er an seinen im vorigen verstorbenen Freund, den Komponisten György Ligeti, erinnert ("Mit abnehmender Aussicht auf Genesung: verhaltene Empörung und Wut, Depressionen, doch auch starke Schmerzen. Selbst Musik kann er nicht mehr ertragen").

Auch Christian Wildhagen schreibt über den Komponisten Ligeti. Hartmut Lück beschreibt am Beispiel Ungarns den Zusammenhang von Herkunft und Identität in der Musik. Daniel Ender trifft den ungarischen Komponisten und Dirigenten Peter Eötvös. Und Marcus Stäbler besucht die Komponistin Sofia Gubaidulina im schleswig-holsteinischen Appen.

Berliner Zeitung, 04.08.2007

Marin Majica stellt im Magazin Karl Hans Janke vor, der wegen "wahnhaften Erfindens" in die DDR-Psychatrie eingewiesen wurde und dessen hinterlassene Konstruktionszeichnungen von Raumschiffen und Triebwerken derzeit gleich in drei Ausstellungen zu sehen sind. "1950 wird Janke nach Schloss Hubertusburg verlegt. Dort verbringt er dann 38 Jahre seines Lebens, doppelt abgekoppelt, in einem abgeschotteten Land und einer abgeschlossenen Welt am Rande eines entlegenen Dorfes. Dort entwickelt er Ideen und Erfindungen, von denen er überzeugt ist, dass sie das Energieproblem der Menschheit lösen würden. Und eine Reihe anderer Probleme gleich mit. 'Nicht radioaktives Triebwerk! Ohne Benzin! Ohne Dieselöl! Ohne Raketentreibstoff!' hat Karl Hans Janke das 'Deutsche Raumflug-Triebwerk' beschriftet. 'Bitte nur für friedliche Zwecke', schreibt er neben ein Raumschiff. Technisch funktioniert das nicht, sagen Experten. Es ist eine künstlerische Utopie aus dem Geiste der Energiepolitik."

TAZ, 04.08.2007

Der Autor Navid Kermani, Mitorganisator der interkulturellen Schrifsteller-Begegnungsinstitution "Westöstlicher Diwan" berichtet im gekürzten Vorabdruck aus einem Ende August erscheinenden Band, dass der deutsche Schriftsteller Michael Kleeberg und sein libanesischer Kollege Abbas Beydoun an einem Abend im Kölner Literaturhaus vorführten, "wie wenig kulturelle, religiöse oder nationale Grenzen bedeuten können, sobald sich Individuen gegenüberstehen. Ein frankophoner Berliner Schriftsteller kann mit einem frankophonen Beiruter Dichter viel mehr teilen als mit seinem Nachbarn in Charlottenburg oder dem Kollegen aus Mitte, und zwar nicht nur die Sympathie, sondern auch den literarischen Kanon, den musikalischen Geschmack, das ästhetische Urteil, die humanistischen Werte." Beydoun und Imre Kertesz dagegen, das erzählt Kermani auch, hatten sich wenig zu sagen.

Weitere Artikel: Dirk Knipphals verabschiedet sich in seiner Spreebogen-Kolumne nach einer Begegnung mit skulpturaler Kunst in den Sommerurlaub. In einer Post aus New York auf den Meinungsseiten setzt Marcia Pally für die nächsten Wahlen nicht sonderlich viel Hoffnung in die Demokraten. Auf der Titelseite druckt die taz die Erklärung der Chefredakteure gegen die Ermittlungen wegen Geheimnisverrats.

Besprochen werden Joachim Triers Film "Auf Anfang", das neue Album "Rushup Edge" von Aphex Twin bzw. The Tuss und Bücher, darunter ein Band mit frühen Feuilleton-Texten des Philosophen Ernst Bloch. Im taz mag gibt es Rezensionen unter anderem zu Monika Marons neuem Roman "Ach Glück" und Mike Davis' Buch "Eine Geschichte der Autobombe".

In der zweiten taz berichtet Karin Deckenbach von einem Schulhof in der Stadt Jena in Louisiana, auf dem ein Baum steht, mit dessen Schatten es die folgende segregationistische Bewandtnis hat: "Die weißen Schüler haben den Schatten gepachtet, vor Generationen per Recht, seit Generationen qua Gewohnheitsrecht. Eine so eingefleischte Gewohnheit, dass es bis zum 21. Jahrhundert dauert, bis drei schwarze Schüler auf die Idee kommen, sich dem exklusiven 'White's Only'-Ort nähern zu wollen. Auch dann setzen sie sich nicht einfach unter den Baum. Sie fragen den Schuldirektor, ob sie sich setzen dürften. Er sagt, sie seien frei zu tun, was sie wollten. Sie tun es. Am nächsten Tag hängen drei Galgenstricke in dem Baum." Barbara Dribbusch erklärt, wie man es als Paar in den Ferien miteinander aushält - "Distanzrituale" sind die Lösung.

Im taz mag schreibt Jan Kahlcke über den "Homeless Worldcup", also die Fußball-WM der Obdachlosen, in Kopenhagen 2006, der dazu geführt haben soll, dass die Hälfte der Teilnehmer hinterher eine Unterkunft hatte. Sven Kulka informiert über das Einwegpfand und seine Folgen - der Großteil des Plastikmülls landet, ist zu erfahren, in China, wo er zu Fleecepulis oder Filmmaterial umgearbeitet wird. Unter dem Pseudonym 7Cent berichtet ein männlicher Autor über seinen Job als SMS-Erotiker ("Hier geht es um Sex per SMS. Analsex und Natursekt gehören auch dazu").

Und Tom.

SZ, 04.08.2007

Ira Mazzoni fragt sich, warum unsere Zeit solche Schwierigkeiten mit den Ruinen hat, sei es auf der Museumsinsel, sei es das Jagdschloss Platte: "Ist die Ruine, das Fragmentarische heute eine Zumutung, weil es eine Zumutung ist, das Vergangene so gegenwärtig zu haben? Oder weil es eine Zumutung ist, Phantasie und Geist anzustrengen? Jede Rekonstruktion, jede perfekte Ergänzung und Retusche wird ja mit einem höheren Anschauungswert und mit besserer Erlebbarkeit legitimiert. Noch das sterilste Massemodell einer römischen Villa soll Geschichte lebendig machen."

Der Schriftsteller und diesjährige Büchner-Preisträger Martin Mosebach schickt Impressionen vom Waldbrand auf der griechischen Insel Hydra: "Im Westen sank die Sonne in rotgoldener Pracht hinter die Berge des Peloponnes, während im Osten mit wachsender Dunkelheit ein heller rosiger Schein über der Felswand aufstieg. Rosa in allen Schattierungen, weißlich, bläulich und orange, pulsierend wie ein menschliches Organ auf dem Röntgenschirm. Eine Sonne wollte allerdings nicht dort aufgehen. Das Leuchten füllte den ganzen Horizont, aber es wurde nicht stärker, es lagerte fest und vertiefte sich, je schwärzer die Nacht wurde."

Weitere Artikel: Alex Rühle ist nach Auschwitz gereist, wo die Sinti und Roma sich trafen, um ihrer ermordeten Familien zu gedenken. Martin Urban erklärt, wie sich die evangelische Kirche gegen Fundamentalismus und Kreationismus zur Wehr setzt (mit einer "Grundsatzerklärung" gegen allen Wunderglauben). Warum auf der Expo 2010 in Shanghai die deutsche Architektur erneut keine gute Figur abgeben wird, erläutert Gerhard Matzig: Schuld ist das Bundeswirtschaftsministerium mit einer architekturfeindlichen Ausschreibung. Auf der Literaturseite werden Heinz Schlaffers Nietzsche-Studie "Das entfesselte Wort", Marcus Brauns Roman "Armor" und gleich zwei neue Bücher von Ludwig Harig rezensiert.

Besprochen werden die Ausstellung zu A.R. Penck in der Frankfurter Schirn, die letzte Ausgabe von Christoph Schlingensiefs "Parsifal" in Bayreuth und Leopold Grüns Film "Der rote Elvis".

Im Aufmacher der SZ am Wochenende berichtet der Schriftsteller Najem Wali aus Bagdad, dass, wenn sonst nichts weiterhilft, Witze helfen: "Allein die Vorstellung, dass der Witzerzähler sich gerade in Bagdad aufhält, ist 'grotesk' und zwingt einen zum Lachen oder wenigstens zum Lächeln. Sofort drängt sich die Frage auf: 'Ein Witz? Aus Bagdad?' Jochen Schmidt erinnert sich an Ulrich Mühe, den Theaterstar des Ostens. Tanja Rest war Shoppen bei Kitson in L.A. Der Schriftsteller Charles Simic erzählt in einem Vorabdruck, "Wie ich zum Odrod wurde". Im Interview spricht der Filmregisseur Francois Ozon über die "Realität", mit der er es aber nicht so hat: "Ich entfliehe der Realität. Das ist meine Art der Therapie."

FAZ, 04.08.2007

Mark Siemons lüftet ein Geheimnis: Peking ist gar nicht die "schnelle, schicke und futuristische" Metropole, für die es alle halten, sondern unglaublich langsam. Und einen Plan von der Zukunft gibt es hier erst recht nicht: "Alle möglichen Visionen, die durch die Welt geistern, stehen Peking zur Verfügung, aber es kann sich für keine entscheiden, um derentwillen es andere aufgeben wollte. Was dieses Durchwursteln am meisten zeigt, ist gerade die Abwesenheit einer Zukunftsidee, wie man sie von außen in Peking vermutet. Nicht einmal die Kommunistische Partei scheint in ihrer unkontrollierten Herrschaft eine solche Idee zu haben. Die Fülle an Möglichkeiten und Bewegungen - man könnte auch sagen: von Leben - ist wohl der Grund dafür, dass die Stimmung besser ist, als es Luftverschmutzung, soziale Belastungen und architektonische Disparatheit vermuten lassen. Aber eine Form hat dieses Leben noch nicht gefunden."

Gerhard Stadelmaier blickt mit Grausen in die kommende Theatersaison, in der - so der Trend - Laien nicht nur mitspielen, sondern die tragenden Rollen übernehmen, wenn nicht gar die Stückvorlagen liefern: "Es herrscht im subventionierten Betrieb eine gewisse Sehnsucht nach richtigem Laienspiel, also nach Verrat: an der Kunst. Und nach Selbstaufgabe: hin ans unverdichtete Leben."

Weiteres: In der Randgloss verarbeitet Andreas Platthaus die Meldung, dass Norwegens Prinzessin Märtha Louise künftig den Service "Astarte Education" anbietet, mit dem sie für ihre Untertanen und gegen 3000 Euro Kontakt zu Engeln aufnehmen will. In seiner Kolumne "Geschmackssache" testet Jürgen Dollase das Restaurant Buerehiesel, das nun von Eric Westermann geführt wird, seit dessen Vater Antoine seite drei Sterne abgab, um sich anderen Projekten zu widmen. Joseph Croitoru blättert durch osteuropäische Zeitungen, die sich mit der Rolle der Kirchen vor und nach 1989 beschäftigen. In einem ganzseitigen Artikel widmet sich der Wirtschaftsrechtler Ulrich Krüger dem Begriff der Rechtsnot. Auf der letzten Seite porträtiert Edo Reents das Nacktmodell Emma Plöhr, die das Vorbild für Frau Stöhr aus dem "Zauberberg" gewesen sein soll.

Auf der Medienseite schreibt Michael Hanfeld äußerst verärgert über die Ermittlungen gegen Journalisten wegen angeblichen Geheimnisverrats: "Es ist eine Zumutung für das Verhältnis zwischen Politikern und Journalisten, und es ist zweifellos ein Angriff auf die Pressefreiheit, den man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte, nur weil er erfreulicherweise ziemlich untauglich erscheint."

Besprochen werden eine Ausstellung zu Wolfgang Mattheuer im Leipziger Kunstmuseum, die Wiederaufführungen von "Tannhäuser" und Parsifal" in Bayreuth, die Kleinplastik-Triennale in Fellbach, neue Platten von der Sopranistin Lorraine Hunt Lieberson und dem Jazzmusiker Tony Scott sowie das neue Album der Sportfreunde Stiller. Und Bücher, darunter Roberto Bolanos "Chilenisches Nachtstück" und Slawomir Mrozeks Autobiografie "Balthasar" (mehr in unserer Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

In Bilder und Zeiten folgt Henning Ritter den Spuren der beiden Zeichner Honore Daumier und Gustave Dore. Werner D?Inka streift durch russische Wohnküchen, in denen die "slawische Seele" Raum geworden sei. Andreas Kilb besichtigt die preußischen Schlösser in Brandenburg. Und Melanie Mühl unterhält sich mit dem Bergretter Adam Holzknecht.

In der Frankfurter Anthologie stellt Ulrich Greiner Norbert Hummelts Gedicht "kreuzreim" vor:
"extrem wie sich die blätter rasch verfärben
muß fegen gleich u. wind kommt u. so fort
so kann auch was sich reimt sehr rasch verderben
weswegen auch egal hier welches wort
der sinn liegt auf der straße, wird vermittelt
es schimmert violett aus manchem blick
so ähnlich ist mein kopf halbiert (gedrittelt?)..."