Heute in den Feuilletons

LSD in der Baumschule

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
30.09.2008. Zum siebzigsten Jahrestag des Münchner Abkommens findet Ian Buruma in Project Syndicate strenge Worte für den "seltsam machtlosen" Westen - vor allem nach der georgischen Erfahrung. Auch die taz und die SZ beziehen den Jahrestag des Abkommens auf Georgien. Die NZZ berichtet über die Kontroverse um den rumänischen Germanisten Andrei Corbea-Hoisie. In der New York Times sagt Tom Wolfe das Armageddon der Hedge Funds für das heutige Datum an. Die FAZ bestaunt die Würde der Pflanzen in der Schweiz.

NZZ, 30.09.2008

Markus Bauer informiert über die Securitate-Kontroverse um den rumänischen Germanisten Andrei Corbea-Hoisie. In der rumänischen Zeitung Observator Cultural verneint dieser jetzt die gegen ihn erhobenen Vorwürfe (hier und hier), er habe für die Securitate gearbeitet; gesteht aber die "'schnell zum Albtraum gewordene und aus heutiger Sicht unverzeihliche Schwäche, einmal das Gespräch mit einem Boten der Institution akzeptiert zu haben'. Er bestreitet aber, 'dass ich die Oppositionellen...bespitzelt habe; wahr ist dagegen, dass ich mich in der Redaktion einer kleinen studentischen Zeitschrift, die ich damals betreute und von der ich Anfang 1989 entfernt wurde, ständig und konsequent bemühte, im Kampf mit der Parteizensur für ihre Unbotmäßigkeit bekannte Autoren aus diesem Kreis und aus dem ganzen Lande zu veröffentlichen'. Das moralische Argument, das Hoisie anführt, besteht in der Frage, 'ob jemals eine vermeintliche Sünde von dem geleisteten, von der Gesellschaft anerkannten Guten nicht doch ausgeglichen werden kann'".

Außerdem berichtet Gabriele Detterer, dass in Florenz heftig über städtebauliche Maßnahmen, wie die Sanierung der Uffizien, die Wiedereinführung der Straßenbahn oder die Planung des Neubaugebietes Castello, gestritten wird.

Besprochen werden ein Mahler-Zyklus mit Kirill Petrenko und dem Symphonieorchester Vorarlberg und Bücher, darunter zwei jetzt auf Deutsch erschienene Romane von Ahmet Hamdi Tanpınar (1901-1962), Christoph Geisers Roman "Wenn der Mann im Mond erwacht" und "Der afrikanische Freund", ein Roman von Johannes Gelich (mehr dazu in unserer Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

SZ, 30.09.2008

Vor 70 Jahren wurde das Münchner Abkommen geschlossen, mit dem Deutschland, England, Frankreich und Italien die Zerstückelung der Tschechoslowakei besiegelten - um Hitler zu befrieden. Doch man hatte Hitler falsch eingeschätzt: Mit dem Sudetenland war er noch lange nicht zufrieden. Gustav Seibt blickt auf Georgien und denkt über das ewige Dilemma des Appeasements nach: "Auch hier ist die Einschätzung des Gegenübers von Wichtigkeit für die Frage, was sich aus den Fehlern der dreißiger Jahre lernen lässt. Weniger der moralische Charakter der russischen Staatsführung steht dabei zur Debatte - über ihn darf man so schlecht denken wie nur möglich -, sondern ihre Rationalität. Und diese ist nicht nur ein psychologisches Problem im Sinne Kissingers; zu fragen ist nach der Natur des heutigen russischen Regimes."

Weitere Artikel: Andrian Kreye ahnt, warum die Bücher von Dieter Bohlen ("Der Bohlenweg. Planieren statt sanieren") und Bushido ("Bushido") so erfolgreich sind: "Beide bedienen damit eine tiefgreifende Demokratiemüdigkeit, die sich nach einer Art frühkapitalistischer Vormoderne sehnt." Marc Felix Serrao schreibt zum Achtzigsten des Schriftstellers Elie Wiesel, Holger Liebs zum Siebzigsten des Bildhauers Ulrich Rückriem.

Und Harald Eggebrecht schreibt zum 100. Geburtstag des Geigers David Oistrach. Hier der erste Satz von Tschaikowskys Violinkonzert mit Oistrach, Gennadi Roschdestwenski und den Moskauer Philharmonikern:



Besprochen werden die Ausstellung "Himmlisch-Herrlich-Höfisch. Peter Paul Rubens, Johann Wilhelm von der Pfalz und Anna Maria Luisa de" Medici" im Düsseldorfer Museum Kunst Palast, die Inszenierung von Charlotte Roches "Feuchtgebiete" am Neuen Theater Halle, die Inszenierung von Daniel Kehlmanns "Die Vermessung der Welt" am Staatstheater Braunschweig, Marc Schölermanns Horrorfilm "Pathology", die neue CD von Martin Frys ABC und Bücher, darunter Helene Uris Campus-Roman "Nur die Stärksten überleben" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

TAZ, 30.09.2008

Was will Russland? fragt Gustav Seibt in der SZ, ohne die Frage zu beanworten. Christian Semler weiß es auch nicht und zieht auf der Meinungsseite seinerseits Lehren aus dem Münchner Abkommen 1938: "Wann war es den Appeasern möglich, das Wesen der Hitler'schen Außenpolitik zu erkennen? Diese Frage ist unter Historikern umstritten. (...) Ich selbst meine, dass mit dem Münchner Abkommen von 1938, das den einzig demokratisch gebliebenen Staat Mitteleuropas, die Tschechoslowakei, opferte, die Kompromisslinie überschritten war. Hitler wollte unbedingt den Krieg, das war in den Verhandlungen von München erkennbar. Gemessen an diesem Befund wäre es die Aufgabe heutiger Kritiker einer Beschwichtigungspolitik gegenüber dem Iran und vor allem gegenüber Russland nachzuweisen, dass hinter der proklamierten Friedenspolitik dieser Mächte der feste Wille steht, einen Krieg zu entfesseln. An einer solchen Beweisführung fehlt es aber gerade bei den heutigen Appeasementkritikern." (Galt das nicht auch für die Kritiker von Chamberlain?)

Tobias Rapp hörte fürs Feuilleton am Sonntag in Leipzig Wolfgang Voigts Bruckner-Sampling-Projekt Gas: "Was war das für eine Aufregung gewesen, als diese Musik das erste Mal erschien! Nationalismusverdacht! Darf-man-das?-Diskussionen! Und jetzt? Zusammen sitzt man im Theater und lässt sich von dem dunklen Strom donnernder Klangmagmas davontragen. Nicht nur das: Je länger man sich die wunderbaren Visuals anschaut, die Voigt zusammen mit der Künstlerin Petra Hollenbach entwickelt hat und die Bäume, Blätter, Blüten, Hölzer und Lichter in den verschiedensten Bewegungsstadien zeigen, desto stärker wird einem klar: Deutscher Wald bei Wolfgang Voigt, das heißt vor allem LSD in der Baumschule, Stroboskop im Unterholz, Acid auf der Blumenwiese."

Weiteres: Rudolf Stumberger erzählt, wie Bayern sich gerade fühlt. Sebastian Moll beschreibt die Reaktion der amerikanischen Präsidentschaftskandidaten auf die Finanzkrise. Besprochen werden die Inszenierung von Charlotte Roches "Feuchtgebieten" im Neuen Theater in Halle an der Saale, die CD "Future Chaos" von Bomb the Bass und Samuel Salzborns "Geteilte Erinnerung. Die deutsch-tschechischen Beziehungen und die sudetendeutsche Vergangenheit" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Und Tom.

Weitere Medien, 30.09.2008

Auch Ian Buruma überlegt in Project Syndicate mit Blick auf Georgien, was die Lehre aus dem Münchner Abkommen ist: "Als die USA beschlossen, die mörderischen Schergen Saddam Husseins aus Kuwait zu verjagen, skandierten deutsche Demonstranten: 'Kein Blut für Öl!' (...) Nun würden Georgien und die Ukraine gern erwarten, dass Europäer und Amerikaner ihr Blut vergießen würden, um sie gegen Russland zu verteidigen. Die Entscheidung ist simpel: Falls die Europäer bereit sind, für Georgien oder die Ukraine in den Kampf zu ziehen, sollte man diese Länder zum NATO-Beitritt auffordern. Andernfalls nicht. Doch statt ihre Wahl zu treffen, können sich wichtige europäische Länder - u.a. Deutschland - nicht entscheiden. Erst locken sie mit der NATO-Mitgliedschaft als Zuckerbrot, und dann ziehen sie das Angebot zurück und überlassen es den Amerikanern, sich ohne die nötige Konsequenzen in heroischen Phrasen zu ergehen. All dies lässt das westliche Bündnis inkohärent und trotz seines enormen Reichtums und der amerikanischen Militärmacht seltsam machtlos erscheinen. Es ist Zeit, dass sich die europäischen Demokratien entscheiden. Sie können weiter vom Schutz durch die USA abhängig bleiben und aufhören zu jammern, oder sie können ihre Kapazitäten zur Verteidigung Europas entwickeln, so wie sie es selbst definieren möchten."

Vor einigen Tagen hat der Schriftsteller Tom Wolfe im New York Observer erklärt, in der Wall Street arbeiteten eh nur Idioten. Wo die Herren des Universums jetzt tätig sind, enthüllte er vorgestern in der New York Times: "Vor allem in Greenwich, Conn.. Die heißesten, brillantesten und ehrgeizigsten jungen Männer habe die Investment Banken schon vor sechs Jahren für Hedge Funds verlassen. (...) Ihre Hedge Funds mögen hier und da geplatzt sein, aber anders als die Investment Banken sind die meisten noch im Geschäft. Wie Schildkröten haben sie sich blitzschnell in ihren Verteidungsstellungen zurückgezogen. Ihr Armageddon, wenn überhaupt, wird frühesten in zwei Tagen kommen, das heißt am Dienstag, den 30. September."

Gehört die New York Times bald einem indischen Mogul? Quasi als Prozesskostenhilfe? Laut einem Artikel in der britischen Times liegen die zwei reichsten - und zerstrittensten - Brüder der Welt im Rechtsstreit - wegen eines Artikels in der New York Times. "Anil Ambani, der sechstreichste Mann der Welt mit einem Vermögen von 23 Milliarden Pfund, hat seinen älteren Bruder Mukesh, den fünftreichsten Mann der Welt mit einem Vermögen von 23,5 Milliarden Pfund, auf 1,2 Milliarden Pfund verklagt. Laut Gerichtsakten behauptet Anil, Mukesh habe seine Reputation beschädigt, als er in einem Interview mit der New York Times angedeutet habe, sein jüngerer Bruder 'sammle Informationen über die Schwächen der Mächtigen'." Anil hat auch die New York Times verklagt. Wir gehen davon aus, dass der NYT-Reporter Anand Giridharadas die Aussage von Mukesh auf Band hat, aber ein Rechtsstreit mit Anil Ambani dürfte auch so entsetzlich teuer werden!

Berliner Zeitung, 30.09.2008

Jörg Sundermeier kommentiert Sigrid Löfflers Abschied von Literaturen und betet, das die Zeitschrift nicht, wie Löffler es befürchtet, zu einem Servicemagazin umgebaut wird: "In einem Magazin wie Literaturen findet man immer noch, was man vor Jahrzehnten etwa am Spiegel liebte, nämlich Kritiken, die leichtgewichtiger sind als die in den Literaturzeitschriften, und dennoch mehr über die Ästhetik eines Autors zu sagen haben als 'Josef ist nett' oder 'Den Martin kennt in Frankfurt jeder'."

FR, 30.09.2008

Unmöglich fand Christian Schlüter die Reaktionen von SPD und Grünen nach der Bayernwahl. Immerhin hat die CSU trotz aller Verluste 43 Prozent der Stimmen erzielt, trotzdem wollte SPD-Landtagsfraktionschef Franz Maget über eine Regierungskoalition verhandeln: "Noch unverschämter war nur die bayerische Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause. Kurzerhand stellte sie den Regierungsanspruch der CSU in Abrede: 'Es kann nicht sein, dass derartige Loser meinen, sie könnten politische Verantwortung in Bayern übernehmen.' Hat sie wirklich 'Loser' gesagt?! In der Tat, auf diese Weise - mit oder ohne neoliberales Vokabular - entledigt sich die Politik ihrer selbst. So viel undemokratischer Geist war selten."

Weiteres: Universal Design wird zum Problemlöser und kommt damit dem Benutzer entgegen, statt ihm durch komplizierte Bedienung von Handys oder Computern das Leben schwer zu machen, hofft Oliver Herwig: "Dinge sollen einfach wieder Dinge sein, ohne technisches Brimborium." In einer Times Mager ist Arno Widmann erleichtert, wenn ihm einmal die Worte fehlen.

Besprochen werden eine Ausstellung im Literaturmuseum der Moderne in Marbach zu W.G. Sebald ("archäologische Erinnerungsarbeit", die einen zum Besucher im "Spiegelkabinett des Dr. Sebald" macht). Installationen von Natascha Sadr Haghighian und dem Spanier Ibon Aranberri im Frankfurter Kunstverein. Besprochen werden zudem Aribert Reimanns "Lear", dirigiert von Sebastian Weigle und inszeniert von Keith Warner in der Oper Frankfurt, Sebastian Baumgartens Inszenierung von Mozarts Requiem an der Komischen Oper Berlin sowie das Theaterstück "Die Panne" im Rahmen der "Nachtschwärmer"-Reihe im Schauspiel Frankfurt.

Tagesspiegel, 30.09.2008

Wird die taz durch das CSU-Debakel in den Ruin getrieben?, fragt der Tagesspiegel in einer Meldung: "Sie hatte Neuabonnenten versprochen, für jeden Prozentpunkt der CSU unter der 50-Prozent-Hürde die Zeitung einen Monat kostenlos auszuliefern. Angesichts des Ergebnisses von 43 Prozent vor dem Komma erhalten nun die Neukunden sieben Monate lang die taz geschenkt."
Stichwörter: TAZ, Csu

Welt, 30.09.2008

Im Gespräch mit Wieland Freund erzählt Paul Auster von seinem unheimlichen Gefühl, seit dem Jahr 2000 in einer Parallelwelt zu leben: "Al Gore wurde zum Präsidenten gewählt, aber der Sieg wurde ihm mittels juristischer und politischer Manöver gestohlen. In der wirklichen Welt jedoch geht soeben Gores zweite Amtszeit zu Ende. In der wirklichen Welt hat der Irak-Krieg nie stattgefunden. In der wirklichen Welt hat es - vielleicht, vielleicht - auch den 11. September nie gegeben. Mit diesem Gefühl von Unwirklichkeit und Unverbundenheit habe ich acht Jahre lang gelebt. Es war ein Albtraum, Bush beim Regieren zuzusehen."

Weitere Artikel: Für den Aufmacher versetzt sich der Autor Georg M. Oswald nochmal in seine Figur des bayerischen Landtagsabgeordneten Filser, um über die jüngsten Erdrutsche in Bayern zu reflektieren ("Herr Filser ist für Neuwahlen"). Gerhard Charles Rump glossiert den Ärger zwischen konkurrierenden Kunstmessen in Hamburg. Sven Felix Kellerhoff stellt den neuen Ploetz vor. Gernot Facius berichtet über immer neue Entdeckungen von Bibelübersetzungen vor Luther. Rainer Haubrich meldet, dass die Schinkelsche Bauakademie in Berlin unter der Ägide einer privaten Stiftung nun tatsächlich wieder aufgebaut wird. Rüdiger Suchsland hat in San Sebastian den Film "Tiro en la cabeza" des Regisseurs Jaime Rosales gesehen, der über den Terrorismus der Eta nachdenkt und in Spanien Debatten auslöst (zum Beispiel hier in El Pais und hier in El Mundo). Michael Loesl unterhält sich mit dem Popduo Rosenstolz.

Besprochen wird eine Dramatisierung von Mozarts Requiem unter Regisseur Sebastian Baumgarten an der Komischen Oper Berlin. Die Magazinseite bringt eine Reportage Clara Morgensterns aus dem nach der Niederschlagung der Mönchsrevolte und dem Tropensturm geschundenen Burma.

Titel-Magazin, 30.09.2008

Der Deutsche Buchpreis dient den Verkaufsinteressen der deutschen Buchhandelsketten und dem Selbsttrost einer irrelevant gewordenen Literaturkritik, meint Wolfram Schütte in Antwort auf Daniel Kehlmann (hier) im Titel-Magazin: "Wer einmal mitbekommen hat, wie stolz Kritiker sind, dass sie diesen oder jenen deutschen Autor 'gemacht' haben (indem sie als Juror für seine Auszeichnung 'gekämpft' haben), kennt den Selbstwert steigernden Surplus solcher aktiven Beförderungshilfe im Literaturbetrieb."

FAZ, 30.09.2008

Geradezu revolutionär sind die Vorschriften des neuen Schweizer Tierschutzgesetzes. Meerschweinchen, Papageien und andere Tiere müssen mindestens in Paaren gehalten werden. Hundebesitzer brauchen einen Führerschein mit Theorie- und Praxistraining. Tierversuche mit Menschenaffen sind ausgesetzt. Jürg Altwegg berichtet über entsetzte Wissenschaftler und begeisterte Ethiker. Der Biologe Klaus Ammann, zuvor Direktor des Botanischen Gartens in Bern, "hat ... das Land, in dem er eine rapide um sich greifende Wissenschaftsfeindlichkeit ausmacht, verlassen und arbeitet in Delft. Den Spott der Welt der Wissenschaft hat sich die Schweiz mit der 'Würde der Pflanzen' zugezogen. Sie wurde von der 'Eidgenössischen Ethikkommission für die Biotechnologie im Außerhumanbereich' definiert: 'Die Würde der Kreatur gilt auch für Pflanzen. Ihre willkürliche Schädigung ist moralisch unzulässig.'"

Weitere Artikel: Der Dichter Charles Simic, Poet Laureate der USA 2006/7, erklärt, dass er der schlechten Laune, die ihm die US-Politik mitsamt Bankenkrach und Präsidentschaftskandidaten bereitet, mit dem Ansehen von Buster-Keaton-Filmen begegnet. Deren Komik beschreibt er dann ausführlich. In der Glosse kommentiert Hannes Hintermeier das Stühlerücken und Wändewackeln nach den Wahlen im Süden. In der Serie zum Abschluss von Hans-Ulrich Wehlers Gesellschaftsgeschichte macht sich der Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht Gedanken zum Altern der Sozialhistorie und ihres Objektivitätsbegriffs. Über die Äußerungen des Schriftstellers Tom Wolfe, dass am Finanzkrach die Computer schuld seien, macht sich Oliver Jungen lustig. Gerhard Rohde blickt voraus auf die Cello-Meisterkurse der "Kronberg Academy". Konstanze Krüwell beglückwünscht den Bildhauer Ulrich Rückriem zum Siebzigsten, Joseph Croitoru gratuliert dem Schriftsteller Elie Wiesel zum Achtzigsten. Auf der Medienseite staunen Hajo Friedrich und Martin Wittmann, dass die EU ganz offen Millionen ausgibt für ihr genehme Berichterstattung im Fernsehen.

Besprochen werden die Inszenierung von Aribert Reimanns "Lear"-Oper zur Spielzeiteröffnung an der Frankfurter Oper, Ivo van Hoves Inszenierung einer "Rocco und seine Brüder"-Adaption bei der Ruhrtriennale, Nina Gühlstorffs Heidelberger Theaterversion von Sven Regeners "Herr Lehmann"-Roman, eine Ausstellung zum Einfluss der Niederländer auf die italienische Malerei in Florenz, Julia Loktevs Film "Day Night Day Night", neue Alben und Editionen zum hundertsten Geburtstag des Jahrhundergeigers David Oistrach, und Jakob Heins neuer Roman "Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).