Heute in den Feuilletons

Neupreußisches Bürschchen-Getue

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
29.11.2008. In der FR finden es die Schriftsteller Tariq Ali und Suketu Mehta recht bequem, wegen der Terroranschläge in Mumbai auf Pakistan zu zeigen. In Project Syndicate fragt Norman Manea mit Blick auf Milan Kundera, warum man sich für die Sünden einer Putzfrau, aber nicht für die eines großen Schriftstellers interessieren darf. In der Welt geht Arno Lustiger mit dem Antisemitismus der Uno-Konferenz von Durban ins Gericht. Stellen wir uns der trüben Wahrheit über Wirtschaftswissenschaftler, fordert Peter Sloterdijk in der NZZ. In der SZ sieht der Komponist Konrad Boehmer ein neues Biedermeier heraufziehen. Die FAZ will Bossanova. Und alle diskutieren über den Siegerentwurf für das Berliner Stadtschloss.

FR, 29.11.2008

Die Schriftsteller Tariq Ali und Suketu Mehta schreiben über die Anschläge in Mumbai. Ali sieht die sofortigen Schuldzuweisungen Richtung Pakistan mit Skepsis: "Der Gedanke, dass eine Generation junger radikalisierter Muslime heranwächst, die den Glauben an das heimische Staatswesen aufgegeben hat, wäre wohl politisch ungünstig. Dann müsste man sich eingestehen, dass das System ernsthaft erkrankt ist." Mehta erklärt knapp, was damit gemeint ist: "Indiens 150 Millionen Muslime sind ärmer und schlechter ausgebildet als andere Inder. In der Stadt lebende Muslime haben eine Armutsrate von 38 Prozent - höher als bei jedem anderen Bevölkerungssegment, einschließlich der niedrigen Kasten."

Weitere Artikel: So nüchtern wie ernüchtert konstatiert Christian Thomas nach der gestrigen Stadtschlossentscheidung: "Ein Berliner Architekturabkommen hat am gestrigen Nachmittag den Kult um die Retrokulisse unter Artenschutz gestellt. Die Kulisse soll monumental ausfallen, der Kult feudal wirken." In einer Times Mager schildert Harry Nutt, wie S. Fischer in Berlin die Rückkehr der Weltrechte am Werk Alfred Döblins feierte. In ihrer US-Kolumne beschreibt Marcia Pally, wie sie gegen ihren Willen ins vorzeitige Weihnachtsgeschäft geriet. Auf der Medienseite stellt Patrick Beuth das "neue Massenmedium" Twitter vor.

Besprochen werden ein Konzert des Pianisten Leon Fleisher in Luzern, bei dem er auch seine dreißig Jahren lang durch eine Krankheit unbrauchbare rechte Hand benutzen konnte, und Britta Lindes Inszenierung einer öffentlichen "Nervenprobe" mit Sabine Fischmann als Marilyn.

Weitere Medien, 29.11.2008

"Wenn man verzeihen will, muss man wissen, was man verzeiht", schreibt der Kulturwissenschaftler Norman Manea in Project Syndicate mit Blick auf Milan Kundera, der Anfang der Fünfziger einen Agenten an die Polizei verraten haben soll und dessen Schweigen über die damaligen Vorgänge von Intellektuellen auf der ganzen Welt verteidigt wurde. "Ich stimme nicht mit denen überein, die sagen, wir sollten uns nicht für die dunklen Episoden im Leben eines großen Schriftstellers interessieren. Warum nicht? Wir sollten uns dafür interessieren - nicht aus staatsanwaltlichen Gründen, sondern um ein tieferes Verständnis von einer blutigen, demagogischen und tyrannischen Utopie zu gewinnen - und von der menschlichen Schwäche und Verletzlichkeit. Wir könnten es sogar als ein beachtenswertes Zeugnis der Fähigkeit eines Künstlers sehen, seine vergangenen Fehler zu bewältigen und immer noch unschätzbare Kunst zu produzieren. Können wir gerechtfertigterweise moralisch kompromitierte Künstler und Intellektuelle wegen ihrer Werke freisprechen, aber gleichzeitig normale Menschen für oft sehr viel weniger gravierende Taten verdammen? Ein gutes Beispiel dafür war die Art, wie Anhänger des rumänischen Philosophen Constantin Noica dessen Unterstützung der faschistischen Eisernen Garde und seine spätere Kollaboration mit den Kommunisten verteidigten, während sie gleichzeitig eine gewöhnliche Putzfrau verurteilten, die die Flure in den Büros der Geheimpolizei gewischt hatte."

Welt, 29.11.2008

In einem Essay in der Literarischen Welt geht der Historiker Arno Lustiger noch einmal scharf mit dem Antizionismus und anderen Spielarten des Judenhasses ins Gericht und warnt besonders vor dem arabischen Antisemitismus, der sich bei der UN-Konferenz zum Rassismus in Durban 2001 Bahn brach: "Der Zionismus wurde dort als die gegenwärtige Form des Nazismus und der Apartheid verurteilt. Die nächste Konferenz wird vom 20. bis 24. April 2009 in Genf stattfinden. Es wird eine Steigerung des Skandals von Durban geben. Dort entartete der Antirassismus zur Ideologie der totalitären Bewegungen, die ihn für ihre Zwecke missbrauchen... Mehrere Staaten, wie die USA, Kanada und Israel werden an dem in Genf geplanten Verrat an menschlichen Werten, wie Meinungs- und Religionsfreiheit, nicht teilnehmen. Wie wird sich die deutsche Regierung verhalten?" (Hier Pascal Bruckners Boykottaufruf zu Durban 2)

Außerdem erklärt Ulrich Wickert seine sprachlichen Grundsätze. Und Hannes Stein kürt zum Ökonom der Stunde nicht Marx, sondern Schumpeter.

Im Feuilleton: Als "einen großen, einen starken Entwurf" begrüßt Rainer Haubrich den nun ausgewählten Entwurf des Italieners Franco Stella für die Berliner Schlossattrappe. Berthold Seewald meldet, dass im Nachlass von Slobodan Milosevic ein Druck aus der ersten Auflage von Goyas "Caprichos" gefunden wurde. Stefan Woldach hört Paul McCartneys unter dem Pseudonym The Fireman veröffentlichte CD "Electric Arguments". Hannes Stein beschreibt, wie die amerikanischen Kulturinstitutionen durch die Finanzkrise, aber auch durch ganz hausgemachte Misswirtschaft in die Schieflage geraten sind. Klaus Biesenbach, Kurator für Neue Medien am New Yorker Moma, gibt sich im Interview unerschrocken: die Kultur auch in einer fast bankrotten Stadt zu pflegen, hat er in Berlin gelernt.

Tagesspiegel, 29.11.2008

Die Tagesspiegel-Kultur interessiert sich heute fast ausschließlich für Francesco Stellas zum Sieger gekürten Entwurf für das Berliner Stadtschloss. Berlin wird bekommen, was es wollte, keine große neue Architektur, sondern "eine bis in die Kuppel historisierende Anlage", bemerkt ein deprimierter Rüdiger Schaper. Bernhard Schulz dagegen sieht mindestens drei Geniestreiche in dem Entwurf. Außerdem sind erste Stimmen zum Entwurf gesammelt.
Stichwörter: Berlin, Berliner Stadtschloss

NZZ, 29.11.2008

Der Philosoph Peter Sloterdijk hat im Interview keine besonders gute Meinung von Wirtschaftswissenschaftlern und Finanzmaklern: "Man muss endlich auch die Wirtschaftswissenschaften als Wissenschaften vom Irrationalen rekonstruieren, als eine Theorie des leidenschaftsgetriebenen und zufälligen Verhaltens. Die Psychologie beschreibt den Menschen seit über hundert Jahren als animal irrationale. Etwas Ähnliches zeichnet sich jetzt langsam in den Staats- und Wirtschaftswissenschaften ab. Auch dort porträtiert man den Menschen zunehmend als ein Wesen, das sich so gut wie nie als vernünftiger Langzeitrechner verhält. Der wirkliche Mensch, wie er außerhalb der theoretischen Modelle erscheint, lebt durch die Leidenschaften, aus dem Zufall und dank der Nachahmung. Für aufklärerisch gesinnte Menschen enthalten diese Diagnosen starke Zumutungen. Wir wollen als vernünftig, organisiert, selbstdurchsichtig und originell gelten und sind in Wahrheit unberechenbar, chaosanfällig, trüb und repetitiv."

Weitere Artikel: Joachim Güntner mokiert sich über die künftigen Nutzer der gesamteuropäischen Onlinebibliothek Europeana, die alles umsonst, aber keine Aura mehr kriegen. Daniel Ender resümiert das Festival Wien Modern. Der Italiener Francesco Stella soll das Berliner Stadtschloss rekonstruieren, meldet der mit dieser Entscheidung nicht sehr glückliche Carsten Krohn.

In Literatur und Kunst ist heute (fast) alles Palladio und Science Fiction. Zuerst Palladio: Axel Christoph Gampp zeichnet den Werdegang des vor 500 Jahren geborenen Renaissancearchitekten nach. Werner Oechslin untersucht die Auswirkungen von Andrea Palladios Baukunst auf die Entwicklung der Architektur. Roman Hollenstein stellt die im Geiste Palladios erbaute Casa Carlasc von Antonio Croci in Mendrisio vor.

Jürgen Brocan widmet sich den Erzählungen des Science-Fiction-Autors Philip K. Dick. Und Michael Schmitt vermisst die literarischen Horizonte des Science-Fiction-Autors Ray Bradbury.

In den Bildansichten betrachtet Navid Kermani Caravaggios "Die Berufung des heiligen Matthäus". Besprochen werden Bücher, darunter Karen Russells Erzählband "Schlafanstalt für Traumgestörte" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

TAZ, 29.11.2008

Auf der Meinungsseite unterhält sich Cristina Nord mit dem Historiker Nikhil Rao über mögliche Gründe für die Wahl der Terrorziele in Mumbai und über die Veränderungen im Land und in der Stadt: "Seit dem Aufruhr, den Pogromen und den Bombenattentaten von 1992, 1993 hat sich die Situation verändert. Als ich aufwuchs, hat sich kaum jemand über das Zusammenleben von Hindus und Muslimen den Kopf zerbrochen, während heute die Spannungen wegen religiöser Zugehörigkeit zunehmen und die Menschen sich zugleich viel stärker über ihre Religion definieren."

Das Schloss kommt, die Jury hat sich einstimmig für den Entwurf des italienischen Architekten Franco Stella entschieden. Kristina Pezzei hat immerhin etwas Kritik aus dem Innern der Jury gehört: "Einzig der Grünen-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Wieland, der als Gast mit in der Jury saß, motzte. 'Der Sieger verzichtet völlig auf eine eigene Handschrift', sagte er und warnte: 'Die öffentliche Diskussion wird weitergehen.' Der Unterschied zu einer Eins-zu-eins-Rekonstruktion des historischen Schlosses sei 'schwer erkennbar'." Rolf Lautenschläger fasst noch einmal ein paar Kritikpunkte am Wettbewerb selbst zusammen. Claudia Lux, Generaldirektorin der Berliner Zentral- und Landesbibliothek, hat schon Ideen, wie ihr Anteil am Neubau zur Humboldt-Idee passt.

Besprochen werden Britney Spears' neues Album "Circus", eine Kai-Althoff-Ausstellung in Vancouver und Ben Hopkins' Film "Pazar - Der Markt" und Bücher, darunter Terry Eagletons neues Buch mit dem vollmundigen Titel "Der Sinn des Lebens" und Abbas Khiders Roman "Der falsche Inder" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

In der zweiten taz wird eine Erzählung/Meditation von Sibylle Berg mit dem Titel "Die dressierten Hyänen" zum Advent abgedruckt, bei der sich eine Seele auf Reisen begibt. Ralph Bollmann glaubt, dass viele Leitartikler derzeit Konjunkturprogramme vor allem aus Angst um ihre eigenen Jobs fordern. Marika Dresselhaus kommentiert Elke Heidenreichs Wechsel ins Internet und lobt das neue Literaturportal litcolony.de, das ab sofort "Lesen!" beherbergt.

Fürs Dossier des taz mag haben Daniela Weingärtner und Johannes Gernert hinter den Kulisse der unmittelbar bevorstehenden EU-Entscheidung über Energiespar-Autos recherchiert und schildern das Wirken der LobbyistInnen.

Die heute beiliegende literataz eröffnet mit der Besprechung von Matthew Ecks Debütroman "Das entfernte Ufer".

SZ, 29.11.2008

Wenn sich der Komponist Konrad Boehmer die Gegenwart als Konzert vorstellt, dann hört er "ein bürgerliches Salonkonzert. Biedermeier. Blümchentapeten-Biedermeier", sagt er im Interview mit Alexander Gorkow für die SZ am Wochenende. Den hätten Banker und Komponisten der Neuen Musik gemeinsam erzeugt. "Interessant finde ich übrigens die Analogie zwischen Avantgarde und Kapitalismus. ... Diese Analogie ist doch Teil des ganzen großen Konzerts: kindlicher Glaube an pseudo-wissenschaftlichen Unsinn, mathematisch unterbaut. Bis Banker und Komponisten selbst nicht mehr verstehen, was sie verschachern. Das Neo-Biedermeier ist die Antwort. Dieses neupreußische Bürschchen-Getue in Berlin, die Dorfoperette mit dem Stadtschloss - dieses absurde Schloss wird das Denkmal unseres Neo-Biedermeier werden."

Außerdem: Im Aufmacher fragt sich Werner Bartens, warum die Evolution dem Menschen keine Gelassenheit in Krisenlagen geschenkt hat. Andrian Kreye stellt den Männersport "Ultimate Fighting" vor. Eva Karcher hat aus Anlass der Art Basel Miami Beach ein Stil-ABC verfasst. Auf der Historien-Seite erinnert Gerd Treffer an Ausbrecher aus der Kriegsgefangenschaft wie Charles de Gaulle. Abgedruckt wird Anne Enrights Erzählung "Salat, Salat, und ich treibe darin".

Die ganze erste Seite des Feuilletons wird freigeräumt für die Berliner Stadtschlossentscheidung. Jens Bisky findet die Wahl des Siegerentwurfs angesichts der Vorgaben und der Konkurrenz zwar richtig, zwingend aber erscheinen ihm die Pläne des italienischen Architekten Franco Stella nicht: "Der Siegerentwurf besticht zwar durch städtebauliche Intelligenz, erschließt wirklich neue Räume und Wege. Er verzichtet - im Unterschied zu manchem Drittplatzierten - auf triumphale Gesten, grelle Effekte. Aber ästhetisch vermag er nicht zu überzeugen. Seine Qualität ist es, viele Fehler zu vermeiden. Eigene Plausibilität, die Kraft gelungener Gestalt gewinnt er dadurch nicht."

Gerhard Matzig prophezeit schon mal, dass der Streit weitergehen wird. Gottfried Knapp hat einen Sammelband gelesen, in dem es um bisherige Rekonstruktionsversuche beschädigter oder beseitigter Architektur geht.

Weitere Artikel: Der SPD-Abgeordnete Mathias Brodkorb beklagt die im politischen wie politwissenschaftlichen Diskurs anzutreffende mangelnde Trennschärfe zwischen "rechter" und "rechstextremer" Einstellung - die Legitmität ersterer werde vom Kampf gegen letztere immer wieder bedroht. Der Schriftsteller und Filmemacher Richard Fleming erzählt, wie man auf Haiti die nigerianische Videofilmindustrie ("Nollywood") als Vorbild entdeckt hat. Berlins Orchester haben, wie Jörg Königsdorf berichtet, derzeit keine Sponsoring-Probleme, zumindest keine, die mit dem Mangel an eingeworbenen Geldern zu tun haben. Vasco Boenisch schildert die Suche des Bochumer Kulturdezernenten nach einem Intendanten. Sebastian Schoepp porträtiert den Autor Juan Marse, den diesjährigen Träger des Cervantes-Preises.

Besprochen werden Michael Keegan-Dolans in Berlin gezeigte Choreografie "The Bull", die Christian Jankowski-Retrospektive im Kunstmuseum Stuttgart, Ben Hopkins' Film "Pazar", und Bücher, darunter Tom Hollands Perserkrieg-Geschichte "Persisches Feuer" und Michael Bubacks Anklage "Der zweite Tod meines Vaters" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

FAZ, 29.11.2008

50 Jahre Bossanova, und die alten Aufnahmen von Joao Gilbertos "stilprägende(n) Einspielungen von 1958, allen voran 'Chega de Saudade' und 'Desafinado'" sind wegen eines Streits mit der Plattenfirma nicht mehr zu haben, klagt Claus Lochbihler in Bilder und Zeiten. "Sein Gitarren-Beat befreite den Samba-Rhythmus von seiner perkussiven Überdrehtheit und verpasste ihm jene betörende, melancholisch gefärbte Leichtigkeit, die das Wesen des Bossa Nova ausmacht. Gilberto kultivierte außerdem eine neue Art zu singen. Wo vor ihm mit Pathos und Vibrato geschmettert und geschmachtet wurde, machte Gilberto seine Stimme klein. Mit der Phrasierung eines Posaunisten verwandelte er Extrovertiertheit in Intimität. Seinen Gesang nahm er so zurück, dass er manchmal fast geflüstert und merkwürdig geschlechtslos wirkte. Gilberto habe gesungen, als holte er jede Silbe einzeln aus einem Briefumschlag, heißt es in Ruy Castros Geschichte des Bossa Nova. Das Spannendste an Gilbertos Musik aber war, wie Gesang und Gitarre zusammenwirkten. Wo die Stimme in die eine Richtung zieht, zieht die Gitarre in eine andere - bis sie kurz darauf wieder beisammen sind."

Außerdem: Gerhard Stadelmaier widmet sich aufs Detaillierteste der Frage: Wer war in Eves Kammer? Ein typische Zweiklassengesellschaft beobachtet Melanie Mühl bei der Eröffnungsveranstaltung des von I.M. Pei erbauten Museums für Islamische Kunst in Qatar: "Die VVIPs sind überwiegend Scheichs in weißen Gewändern mit Begleiterinnen in schwarzen Gewändern, die stark geschminkte Gesichter und teure Handtaschen haben. Die VIPs kommen fast alle aus der westlichen Welt." Art Spiegelman sagt im Interview über sein neues/altes Buch "Breakdowns": "Dieser Comic ist wirklich für Erwachsene gemacht: für Menschen, die denken, nachdenken, verstehen, informiert sind. Das ist das Publikum, auf das ich hoffe."

Philosophische Bücher verkaufen sicher gerade besonders gut, stellt Christian Geyer im Feuilleton fest und hat auch gleich drei Empfehlungen: Terry Eagletons "Geniestreich" über den "Sinn des Lebens", Friederike Felicitas Günthers "Rhythmus beim frühen Nietzsche" und der von Axel Honneth und Beate Rössler herausgegebene Band "Von Person zu Person". Jürgen Dollase begeistert sich für Heston Blumenthals "The Big Fat Duck Cookbook". Swantje Karich war bei den Feierlichkeiten zur Neuauflage von Döblins Roman "November 1918". Der Verlag Weltbild findet keinen Käufer, berichtet Hannes Hintermeier. Dieter Bartetzko sucht nach Palladio-Motiven in der Frankfurter Architektur. Ellen Kohlhaas schreibt zum Siebzigsten der Musikwissenschaftlerin Silke Leopold. Irgendjemand wirft vermutlich einen Blick in amerikanische Zeitschriften, im Netz finden sich davon nur die Titel - Portfolio, New Republic und New Yorker. Für die letzte Seite hat Marcus Jauer Stimmen von Leuten gesammelt, die die Bloggerin und Künstlerin Lisa Rank aus dem Internet kennen.

Besprochen werden die deutsche Uraufführung von Tennessee Williams' Theaterstück "Treppe nach oben" in Mülheim, ein Konzert von Ron Sexsmith in Köln ("Seine Songs sind virtuos, fintenreich, clever - und schießen doch immer ins Herz der ganzen Welt", schreibt Eric Pfeil gerührt über den "konstant bedröppelt" aussehenden Musiker) und Bücher, darunter Steinunn Sigurdardottirs neuer Roman "Sonnenscheinpferd" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Auf der Schallplatten- und Phono-Seite geht's um das neue Album von Tom Jones, Mozarts Konzert für vier Klaviere a-Moll BWV 1065 mit den Pianisten Eschenbach, Frantz, Oppitz und Helmut Schmidt, ein Mitschnitt von Simone Dinnersteins Berliner Debüt-Klavierkonzert mit Werken von Bach und Beethoven, Operettenhäppchen mit Netrebko und Ray LaMontagnes Blue-Eyed-Soul-CD "Gossip In The Grain"

In der Frankfurter Anthologie stellt Reinhold Grimm ein Gedicht von Walter Helmut Fritz vor: "Aber wo?"