Heute in den Feuilletons

Der Totengräber sagt, da war nichts

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
21.03.2009. Frankfurt ist enorm geistesarm, glaubt Ulla Unseld-Berkewicz, glaubt ein Suhrkamp-Autor in der FR. In der taz findet es Micha Brumlik weder islamophob noch rassistisch, den Einfluss einer totalitären Ideologie auf muslimische Immigranten zu untersuchen. Die Welt möchte, dass Google in die Künstlersozialkasse zahlt. In der NZZ erzählt Ismail Kadare, warum er in die Kommunistische Partei Albaniens eintrat. Die SZ verzweifelt über die Top Ten der deutschen Politik-Blogs.

FR, 21.03.2009

Als Reaktion auf den "Ratlosigkeit" auslösenden Essay "Wohin zieht Berlin?" von Ulla Unseld-Berkewicz im Spiegel rekonstruiert Christian Thomas den Monolog eines "naturgemäß" anonym bleiben wollenden Suhrkamp-Autors zum Thema Umzug des Verlags nach Berlin. "Daher Berlin, daher Frankfurt nicht mehr. Ist doch Frankfurt, so verstehe ich die Verlegerin, sagt der Autor, mittlerweile als Verlagsstandort nicht nur veraltet, sondern enorm geistesarm, ja regelrecht geistesgelähmt, was nicht heißt, dass nicht auch Berlin, wenn nicht die Hauptstadt so doch die Weltstadt so gut wie Frankfurt, ebenfalls ein alter Verlagsstandort ist, an dem sich Geistesarmut und Geistesschwäche immer wieder zeigen."

Weitere Artikel: Zu lesen ist ein Gespräch mit der Mezzo-Sopranistin Elina Garanca über Träume, Erfolge, Ziele, Regisseure und Diven. In ihrer Kolumne erklärt Marcia Pally, was die Wahl zwischen Ethik- oder Religionsunterricht in der Schule wirklich ist: der Freifahrtschein zur Hölle. Und in Times mager enthüllt Christian Schlüter die eigentliche Botschaft hinter dem neuerlichen Kondomverdikt des Papstes: dass Sexualität doch nicht allein dadurch human werde, dass man durch sie nicht stirbt.

Besprochen wird das Buch "Vulva. Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts" von Mithu M. Sanyal (mehr in unserer Bücherschau des Tages heute ab 14 Uhr).

Tagesspiegel, 21.03.2009

Gerrit Bartels hat "den Eindruck, als sei Frankfurt für den Suhrkamp Verlag schon jetzt bloß noch Geschichte. Es wirkt aber auch ganz praktisch Gerüchten entgegen, die während der Leipziger Buchmesse die Runde gemacht hatten: Dass Suhrkamp gar nicht nach Berlin ziehen werde, war da zu hören, und wenn, dann höchstens als Potemkinsches Dorf, als repräsentative Hülle. Und dass dem Verlag nun wirklich bald die Puste ausgehe, ökonomisch betrachtet."

TAZ, 21.03.2009

Micha Brumlik kommt noch einmal auf den Streit um die Tagung zu Antisemitismus und Islamophobie zurück und verteidigt den Historiker Wolfgang Benz gegen die Vorwürfe unter anderem von Henryk M. Broder und Matthias Küntzel: "Bei aller Strukturidentität etwa zwischen der christlichen Kritik am angeblich undifferenzierten herrschaftlichen Gottesbild des jüdischen und muslimischen Monotheismus und bei aller ähnlich gelagerten Kritik geschichtsloser Feministinnen an der Unterdrückung jüdischer Frauen im patriarchalisch geprägten orthodoxen Judentum gab es doch niemals eine 'jüdische Kriegserklärung' an jene Gesellschaften, in denen Juden lebten. Das ist jedoch beim radikalen Islamismus aller Spielarten sehr wohl der Fall, und man wird fragen dürfen und müssen, ob und welchen Einfluss diese totalitäre Ideologie (Yehuda Bauer) auf einen Teil der muslimischen Immigranten hat. Diese Frage zu stellen ist weder islamophob noch rassistisch, sie mit einem undifferenzierten, bejahenden Generalverdacht zu beantworten sehr wohl."

Weitere Artikel: Barbara Oertel resümiert die Berliner Tagung "Freiheit im Blick", die sich mit dem demokratischen Aufbruch und den Europavisionen in Osteuropa beschäftigte. Auf der Meinungsseite schreibt Andreas Zumach über die zu erwartende neuerliche Zweckentfremdung der bevorstehenden UN-Konferenz gegen Rassismus Durban II, gegen die nur eines helfe: eine Konferenz zur Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts. (Hierzu auch unser Link des Tages).

Besprochen werden die Filminstallation "Primitive" des thailändischen Regisseurs Apichatpong Weerasethakul im Münchner Haus der Kunst, die Verfilmung von Marcel Reich-Ranickis Autobiografie "Mein Leben" und Bücher, darunter die Studie "Der Aufstieg der Anderen" über das postamerikanische Zeitalter von Fareed Zakaria und eine Neuübersetzung der "Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen" von Nikolaj Gogol (mehr dazu in unserer Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Das tazmag druckt Heinz Budes Laudatio auf den Soziologen Richard Sennett zur Verleihung der Heinrich-Tessenow-Medaille. Und Gina Bucher unterhält sich mit der ägyptischen Soziologin Mona Abaza unter anderem über Kairo: "In fünfzehn Jahren wird laut Prognosen ganz Kairo ungefähr zu fünfundsechzig Prozent aus Slums bestehen. Wobei man diesen Begriff vorsichtig gebrauchen muss. Mit 'Slum' ist im Falle von Kairo informelle Stadtentwicklung gemeint."

Und Tom.

Aus den Blogs, 21.03.2009

Via Gawker. Der iranische Blogger Omidreza Mirsayafi ist im Gefängnis gestorben, berichtet Robert Mackey in seinem Blog in der NYT. Misayafi war zu zwei Jahren Haft verurteilt worden, weil er die Regierung beleidigt habe. Er soll sich mit einer Überdosis Tabletten selbst getötet haben.

Via Valleywag. Googles Topdesigner Doug Bowman verlässt die Firma und gibt in seinen Gründen einen interessanten Einblick in das Betriebsklima: "When a company is filled with engineers, it turns to engineering to solve problems. Reduce each decision to a simple logic problem. Remove all subjectivity and just look at the data. Data in your favor? Ok, launch it. Data shows negative effects? Back to the drawing board. And that data eventually becomes a crutch for every decision, paralyzing the company and preventing it from making any daring design decisions."
Stichwörter: Gawker

Welt, 21.03.2009

Ilja Braun wirft einen Blick in die Zukunft des Buchmarkts, der wohl eher ein Textmarkt sein wird, und macht einige Vorschläge. Zum Beispiel könnte Google in die Künstlersozialkasse zahlen. Oder: "Eine andere Möglichkeit, die mit der digitalen Verwertung literarischer Werke erzielten Erlöse zugunsten der Urheber umzuverteilen, wäre die viel diskutierte Kultur-Flatrate: eine kollektive Urhebervergütung für Inhalte im Netz. Ein solches Modell würde jedoch voraussetzen, dass die Buchverlage ihren Monopolanspruch aufgeben - denn nichts anderes bedeutet das Beharren auf einem starken Urheberrecht, das es erlaubt, den Zugang zu Werken so weit wie möglich einzuschränken. Dass Letzteres nicht im Interesse von Autoren sein kann, liegt eigentlich auf der Hand."

Weiteres: Thomas Lindemann spricht mit dem Entwicklungspsychologen Herbert Scheithauer, dem Leiter des Projekts Leaking, über Amokläufe an Schulen. Rainer Haubrich kommentiert den Stand der Bauarbeiten für die Dresdner Waldschlösschenbrücke. Hanns-Georg Rodek meldet, dass das Programm von Cannes allmählich Gestalt annimmt.

Besprochen werden das mittlerweile zehnte Album der Pet Shop Boys "Yes", eine Neuinszenierung der Hindemith-Oper "Cardillac" in Dresden und das ZDF-Rührstück über die Familie "Krupp".

In der Literarischen Welt erzählt der Schriftsteller Guy Helminger von seinem aufregenden Jahr als Stadtschreiber in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa: "Einige Tage später erfahre ich über Aiban von einer bevorstehenden öffentlichen Hinrichtung. 10 000 Schaulustige haben sich eingefunden, um zuzusehen, wie ein wegen sexuellen Missbrauchs mit anschließendem Kindsmord Verurteilter von einem Hochhaus geworfen werden soll. Aber die Exekution wird verschoben. Der Druck der Menschenrechtsorganisationen hat Wirkung gezeigt, und nun soll der Mann hinter verschlossenen Türen erschossen werden."

Außerdem weist der britisch-niederländische Autor Ian Buruma darauf hin, wie beliebt auch in Asien antisemitische Verschwörungstheorien sind: "Der Ex-Ministerpräsident Malaysias, Mahatir Bin Mohammed, hat gesagt: 'Die Juden regieren die Welt durch Stellvertreter. Sie lassen andere für sich kämpfen und sterben.' Und neulich erklärte ein Artikel im führenden philippinischen Wirtschaftsmagazin, wie Juden schon immer die Länder kontrolliert hätten, in denen sie leben, darunter heute die Vereinigten Staaten."

Und Karl Schlögel preist schließlich Viktor Jerofejews Buch "Russische Apokalypse": "Jerofejews Texte sind ein einziger Lobpreis auf die Würde des Banalen und Gewöhnlichen."

NZZ, 21.03.2009

In der Beilage Literatur und Kunst erklärt der albanische Schriftsteller Ismail Kadare im Interview, warum er in die Kommunistische Partei eingetreten ist: Enver Hoxha wollte es so. "Das scheint nur auf den ersten Blick seltsam. Ich bin Parteimitglied geworden, nachdem ich im Westen veröffentlicht hatte, zu einer Zeit also, wo ich es gar nicht mehr nötig hatte. Mir war es damals sogar recht, dass man mich als westlichen Schriftsteller denunzierte - es grenzte mich ab vom sozialistischen Realismus. Dass ich im Westen Erfolg hatte, führte zu meiner Aufnahme in die Partei. Es war das besagte Paradox: Einerseits gefällt er der 'Bourgeoisie", und anderseits soll er einer von uns sein? Die kommunistischen Hardliner hatten damit zu Recht ein Problem. Eines Tages kam der Parteisekretär des Schriftstellerverbandes zu mir und sagte, ich müsse einen Antrag auf Parteiaufnahme stellen. Ich fragte, warum. Er gab mir den Rat, besser den Mund zu halten - der Wunsch komme von Enver Hoxha. ... Was sollte ich tun? Nein sagen? Das wäre einer Vernichtung gleichgekommen, ein sinnloses Opfer. Irgendwann hätten sie einen Anlass gefunden, mich als Agenten der Franzosen zu verurteilen. Das Volk hätte Beifall geklatscht. Im Übrigen muss man die Bedeutung meiner Mandate relativieren. Was wirklich wichtig war, entschied die Partei."

Weitere Artikel: Karin Hellwig erzählt die Geschichte der Interpretationen von Velazquez' Historiengemälde "Hilanderas". Christoph Wilhelmi erzählt die Geschichte des von Bartolomeo Veneto porträtierten Charles de Bourbon (dass er es ist, zeige ein Vergleich mit einer Zeichnung aus der Clouet-Schule: "Man würde die beiden Gesichter nicht ohne weiteres ein und derselben Person zuordnen. Doch ein Indiz ist übereinstimmend anzutreffen: die abweichende Augenstellung (sein Schielen)", erklärt Wilhelmi.

Im Feuilleton erzählt Frank Stier eine bizarre Geschichte über das Grab des bulgarischen Dichters Nikola Vapcarov, dem gerade seine Nichte zur Seite gelegt wurde: "Was die Hinterbliebenen Elissaveta Nikolovas dazu veranlasst hat, die Verstorbene im Grab des Dichters beizusetzen, bleibt derzeit ebenso ungeklärt wie die Frage, ob Vapcarovs Gebeine im Grab belassen oder daraus entnommen wurden. 'Der Totengräber sagt, da war nichts', behauptete Maja Vapcarova gegenüber der Tageszeitung Trud."

Besprochen werden die Ausstellung "Degas - Intimität und Pose" in der Hamburger Kunsthalle und Bücher, darunter Claude Lanzmans Erinnerungen "Le Lievre de Patagonie" und Laszlo Martons Roman über die Metternich-Zeit "Das Versteck der Minerva" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

FAZ, 21.03.2009

Der Gartenforscher Robert Pogue Harrison empfiehlt Professoren, öfter mal in den Garten zu gehen. Jordan Mejias stellt ein Buch der Provenienzforscherin Nancy Yeide über Görings Kunstsammlung vor, "Beyond the Dreams of Avarice: The Hermann Goering Collection". Sie fand heraus, Göring fünf- oder sechshundert Gemälde mehr besaß als bislang angenommen. Dazu gibts ein Interview mit Yeide. Günter Jauch misstraut dem Internet, lesen wir in einer Meldung, und hält allein Zeitungen für bildungsreich (besonders, wenn sie Fotos von seiner Hochzeit drucken). Weil die Bundeskanzlerin ihren Minister Peer Steinbrück im Streit mit der Schweiz unterstützt hat, nennt Edo Reents sie in der Leitglosse "Mutti", war wahrscheinlich das Gemeinste, was ihm einfiel. Über Kritik an der polnischen Kirche, die über ihre Stasi-Verstrickungen schweigt, berichtet Karol Sauerland. David Thomas besucht den Schriftsteller Joseph O'Neill im New Yorker Hotel Chelsea.

Besprochen werden Dieter Giesings Inszenierung von "Das weite Land" am Schauspielhaus Bochum, eine Ausstellung der Fotografien von William Eggleston im Münchner Haus der Kunst, Uraufführungen von Martin Schläpfer und Dominique Dumais beim niederländischen Nationalballett, Joachim Schlömers Inszenierung von Schumanns "Das Paradies und die Peri" in Mannheim und Bücher, darunter Philip Roths Roman "Empörung" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Auf der Schallplatten- und Phono-Seite geht's um "zwei stilistisch pisaturmhoch" herausragende Aufnahmen von Händel-Arienrecitals mit Rolando Villazon und Christine Schäfer, Chormusik mit Arvo Pärt, Hans Peter Türk und James MacMillan, Henzes Oper "Junger Lord" auf DVD sowie CDs von Pete Doherty (das ist "Rockmusik, die den Wunsch entstehen lässt, den Namen ihres Schöpfers in Schulbänke einzuritzen", freut sich Eric Pfeil), den Pet Shop Boys ("Nichts Nachpfeifbares bleibt vom neuen Album", bedauert Tobias Rüther) und Christine Tobin.

In Bilder und Zeiten schreibt der Richter-Biograf Dietmar Elger über Briefe, die Gerhard Richter zwischen 1959 und 1964 an Freunde in der DDR schickte: "Schon fast trotzig berichtet er am 11. Oktober 1961 nach Dresden: 'In Paris vegetieren 40.000 Bildende Künstler. In Düsseldorf nur 300 (knapp). Einer hat sich vorige Woche in Paris vom 5. Stock gestürzt. Wo gehobelt wird, fallen Späne.'" Sarah Elsing hat einen Ortstermin im Berliner "Betahaus". Dieter Bartetzko schreibt anlässlich eines neuen Bildbandes eine Hymne auf Barbra Streisand. Der Biologe Lorenz Gygax erklärt im Interview, wie Schafe aussehen, die sich wohlfühlen: "Geht es ihnen gut, lassen sie die Ohren hängen und die Augen sind geschlossener."

In der Frankfurter Anthologie stellt Marie Luise Knott ein Gedicht von Hermann Broch vor:

"Nacht-Terzinen

Die Straße unten ist nun nächtlich leer
Von fern tönt hie und da ein Nebelhorn
Und all das Nichtgetane macht mich schwer:
Der Schlaf ist da, des Lebens End' und Born,
Die leichte Einsamkeit, die Schweres deckt -
Beginn' ich morgen wiederum von vorn?
..."

SZ, 21.03.2009

Tobias Moorstedt guckt sich die Internetseiten der politischen Parteien in Deutschland an und findet nur wenig Community: "Eine geringe Mitglieder-Zahl wäre nicht schlimm, wenn sich die vorhandenen Nutzer vernetzen würden. Die meisten Mitglieder-Profile wirken jedoch ungepflegt, zeigen kein Foto und weisen den Makel 'Null Freunde' auf. Der deutsche Bürger hat die Transformation zum 'Netizen' noch nicht abgeschlossen. Das mag daran liegen, dass in Deutschland die Lebensläufe und DSL-Leitungen nicht ganz so verschlungen sind wie in anderen Hightech-Nationen. Oder daran, dass der techno-politische Bodensatz einer engagierten Blogosphäre trotz netzpolitik.org und carta.info hierzulande weiterhin fehlt (unter den Top-Ten der deutschen Politik-Blogs finden sich tatsächlich Seiten mit Namen wie StoiBär, Lummaland und Weissgarnix). Vielleicht sind die Amerikaner einfach besser für das Zeitalter der digitalen Demokratie gerüstet als die aufgeklärten Mittelschichts-Ironiker der BRD.

Ein kleiner Schwerpunkt ist dem 90. Geburtstag des Bauhauses gewidmet. Thomas Steinfeld erinnert an dessen tiefe esoterische Verwurzelung. Gerhard Matzig fragt: Was bleibt vom "Hellen & Grellen & Reinen & Feinen & Hehren" und fürchtet, die Antwort lautet: billiges Bauen. Jens Bisky stellt Philipp Oswalt vor, der das Bauhaus seit Anfang März leitet. Und Alex Rühle bürstet das Thema quer und befasst sich mit der Baumarktkette Bauhaus, in der "die Welt in ihre prosaischen Einzelteile zerlegt [ist], in die Bretter, die hier erstmal nur sich selbst bedeuten". Hier Informationen zu Ausstellungen und Veranstaltungen im Bauhausjahr.

Weitere Artikel: Jörg Häntzschel untersucht, warum die Amerikaner plötzlich wieder ins Kino strömen. Johan Schloemann informiert über den Stand der unaufhaltsamen Einverleibung der Bücher durch die Suchmaschine Google. Oliver Hochkeppel weist auf die erste Deutschland-Tour der Jazzbassistin und Sängerin Esperanza Spalding hin. Als "alle überstrahlenden Sänger" porträtiert Reinhard J. Brembeck den Countertenor Philippe Jaroussky. Alexander Kissler resümiert eine Münchner Veranstaltung, auf der 30 Wissenschaftler aus sechs Ländern die "Phasen eines fruchtbaren Austausches zwischen den drei großen monotheistischen Weltreligionen" ausloten sollten. Johannes Willms berichtet aus Paris über das Verschwinden sehr irdischer Paradiese in Zeiten der Krise. Holger Liebs gratuliert der Künstlerin Yayoi Kusama zum 80. Geburtstag. Dokumentiert werden Auszüge aus einem Offenen Brief an die Stadt Köln, in dem zahlreiche Kulturschaffende Bestürzung und Unverständnis über den "desolaten Umgang mit Verantwortlichkeiten nach dem Einsturz des Historischen Archivs" zum Ausdruck bringen. "Google sägt weiter am Geschäftsmodell der alten Medien", meint auf der Medienseite Marc Felix Serrao, der nicht versteht, dass Google am aller Medien sägt.

Besprochen werden Mario Barths Film "Männersache" und Bücher, darunter der neue Essay von Peter Sloterdijk "Du mußt dein Leben ändern". (mehr in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr)

In der Wochenendbeilage denkt Sarah Khan über den sonntäglichen "Tatort" nach, und warum dem Menschen nur als Leiche so viel Aufmerksamkeit zuteil wird. Rolando Villazon erklärt im Interview, warum er seit 14 Jahren zum Psychiater geht: "Meine Frau fand mich chaotisch."