Heute in den Feuilletons

Die Jugendschutzschiene

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
16.05.2009. In der NZZ erklärt David Lodge, wann ein Künstler zum Geschäftsmann wird. Die CDU will bei Google überhaupt keine deutschen Bücher sehen, meldet Spiegel Online. In der taz erklärt der Theatermacher Volker Lösch, wie er das Theater an die Welt ankoppelt. Netzpolitik.org weiß, warum sich die Videotheken solche Sorgen über Kinderpornos im Netz machen. Und: Die Empörung über die Aberkennung des Hessischen Kulturpreises an Navid Kermani ist einhellig.

NZZ, 16.05.2009

Der Schriftsteller David Lodge spricht im Interview über die englische Gegenwartsliteratur und die Gefahr, die ein Bestseller für einen Autor mit sich bringt: "Werden Sie einmal zum Bestseller-Autor, regt sich Ihr Ego - Sie müssen am Ball bleiben. Und der literarische Bestseller ist heute weniger selten als vor dem letzten Weltkrieg. Deshalb sage ich auch immer, dass Sie als Künstler ans Werk gehen und nach der Veröffentlichung Ihres Romans ein Geschäftsmann sein müssen. Wohlverstanden, wir werden dafür auch besser belohnt als die Autoren früherer Generationen. Denken Sie an Virginia Woolf, an George Orwell: Verglichen mit Rushdie und seinesgleichen verdienten die Peanuts - eine Kleinigkeit."

György Dalos skizziert die vertrackte politische Situation in Ungarn: "Die rechtsradikale Rhetorik ist zweifellos laut und furchterregend, allerdings lässt sich daraus schwer die zahlenmäßige Größe ihrer Anhänger ableiten."

Außerdem: Eine Seite ist dem Oboisten, Komponisten und Dirigenten Heinz Holliger gewidmet: Es gibt ein Interview mit ihm, Brigitte Bachmann-Geiser porträtiert ihn, und Jürg Huber schildert Hörerlebnisse mit ihm.

Im Feuilleton beschreibt eine begeisterte Andrea Köhler Renzo Pianos Anbau an das Art Institute of Chicago. Martin Meyer annonciert eine neue samstägliche Kolumne über Stil.

Besprochen werden Niklaus Helblings Inszenierung der "Dreigroschenoper" am Schauspielhaus Zürich und Bücher, darunter Christoph Seidlers Buch "Arktisches Monopoly. Der Kampf um die Rohstoffe der Polarregion" und ungarische Romane von Szilard Rubin (dem Laszlo Földenyi ein Loblied singt) und von Geza Ottlik (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Spiegel Online, 16.05.2009

Entwickelt sich die CDU vollends zur Anti-Internet-Partei? Nach Ursula von der Leyens Sperrlisten wollen die CDU-Abgeordneten Wolfgang Börnsen und Günter Krings nun Google ganz davon abbringen, deutsche Bücher einzuscannen, und gehen damit weiter als die deutschen Verlag und die VG Wort, meldet Spiegel Online "In der Zwischenzeit wollen Börnsen und Krings auch eine europäische Gegenwehr installieren. 'Nur ein gemeinsames Signal kann genügend Gewicht entfalten, um in den USA Gehör zu finden', so die beiden Politiker. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) hatte das Thema auf die Tagesordnung des EU-Ministerrats setzen lassen."
Hier der Link zum Papier der beiden Abgeordneten. (Erinnern wir uns: Vor einigen Jahren schrie der Chef der Bibliotheque nationale noch Zeter und Mordio, weil Google angeblich nur englischsprachige Bücher digitalisierte und holte sich auch Unterstützung aus Deutschland, mehr hier!)

TAZ, 16.05.2009

Im Gespräch mit Katrin Bettina Müller erklärt der mit seiner Inszenierung "Marat, was ist unserer Revolution geworden" zum Theatertreffen eingeladene Theatermacher Volker Lösch, wie er zu seiner Form des Dokumentartheaters kam: " Ich habe Ozeonografie studiert, ich bin zur See gefahren, ich habe Surfbretter gebaut, gejobbt und mich in der Welt umgesehen. Das war ein dringendes Bedürfnis. Davon profitierte ich die ersten Jahre als Schauspieler und Regisseur, bis ich so fünfunddreißig war: Da waren nur noch Probebühnen, staubige Texte, keine Inspiration, kein Input mehr von außen. Da musste ich entscheiden: entweder vier Jahre Pause machen - aber wie soll das gehen mit Familie und ohne Geld? - oder einen Weg finden, das Theater anzukoppeln an die Welt, in der es steht."

Weitere Artikel: Aus Cannes berichtet Cristina Nord über Jane Campions Wettbewerbsfilm "Bright Star". Michael Zeuske porträtiert den "Reformrevolutionär" Hugo Chavez in historischer Perspektive. In der Glosse "Leuchten der Menschheit" schlägt sich Tania Martini mit Spiegel-Redakteur und Buchautor Jan Fleischhauer herum, der konservativ ist und auch noch stolz darauf. Nachgegangen wird der sonntaz-Frage, ob "Germany's Next Topmodel" frauenfeindlich ist (Ja: u.a. Roger Willemsen, Nein: u.a. Dolly Buster).

Besprochen werden Jossi Wielers "Iphigenie auf Tauris"-Inszenierung an der Berliner Schaubühne, und Bücher, darunter Philip Bloms Geschichtsband "Der taumelnde Kontinent" und Stephen Frys Verslehre "Feigen, die fusseln. Entfessle den Dichter in dir" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Aus den Blogs, 16.05.2009

Netztpolitik.org untersucht eine Koalition von Unterstützern der Sperrlisten für Kinderporno-Seiten: "Die Koordination läuft wohl über den Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland (IVD). Dieser ließ vor einiger Zeit die Seite youporn.com bei Arcor sperren , die Einstweilige Verfügung wurde aber vom Gericht aufgehoben und IVD ist mit den Plänen gescheitert. Die Interessen des Verbandes gehen dabei in zwei Richtungen. Generell hat man wohl Angst, eines der Kern-Geschäfte von Videotheken, die Verleihung von Porno-Videos/-DVDs an das Internet zu verlieren. Deshalb geht man hier über die Jugendschutzschiene mit dem Ziel, den Zugang pornografischem Material im Netz einzuschränken. Andererseits gehört der IVD auch zur Lobby der Rechteindustrie, die gerne Tauschbörsen und andere Umschlagplätze für unerlaubt kopierte urheberrechtlich geschützte Werke aus dem Netz bekommen wollen."

FR, 16.05.2009

Arno Widmann schreibt zum Skandal über den Hessischen Kulturpreis: "Natürlich hat jeder das Recht, einen ihm verliehenen Preis abzulehnen. So lehnte Fuat Sezgin den hessischen Kulturpreis ab, weil er nicht mit Samuel Korn auf einem Podium stehen wollte. Kardinal Lehmann setzt dem jetzt allerdings eins drauf. Er möchte nicht neben Navid Kermani auf dem Podium stehen und verzichtet nicht etwa auf die Auszeichnung, sondern fordert die Hessische Staatskanzlei auf, ihm den Preis zu überreichen, aber ihn Kermani abzuerkennen. Eine kardinale Lektion in der christlichen Tugend der Bescheidenheit." Außerdem in der FR ein Kommentar des Theologen Karl-Josef Kuschel zum Thema. Und Peter Michalzik zitiert ausführlich aus dem Brief des Kardinals Lehmann: "Ich kann nicht neben jemanden auf der Bühne stehen, der das Kreuz rundherum und prinzipiell ablehnt und es sogar als 'Gotteslästerung und Idolatrie' erklärt."

Micha Brumlik erklärt, warum der Papst als Israel-Reisender, aber auch darüber hinaus, scheitern musste: "Diese Aufgaben auch nur halbwegs sinnvoll und erfolgreich miteinander zu verbinden, bedarf es authentischen religiösen Charismas, machiavellistischer Klugheit und eines auf Lebenserfahrung beruhenden und in Krisen gefestigten moralischen Urteils. Joseph Ratzinger verfügt über keine dieser Eigenschaften. Sein Leben ist ... das eines sozialen Aufsteigers, der sich mit Fleiß und Intelligenz aus dem Kleine-Leute-Milieu seiner Eltern hochgearbeitet hat, persönlichkeitsbildende Freund- und Liebschaften weitgehend vermieden und sich entschlossen dem gewidmet hat, was Sicherheit verhieß: die als unumstößlich wahr angesehenen Dogmen jener Institution, in der allein er zu dem werden konnte, der er jetzt ist."

Weitere Artikel: Michael Kohler porträtiert die Cannes-Jury-Chefin Isabelle Huppert. Marcia Pally reist durch die USA und sieht und hört überall "Alarmstufe Orange". In einer Times Mager jongliert Hans-Jürgen Linke mit desaströsen Umsatz- und Bruttosozialproduktprozentzahlen. Christian Schlüter schreibt einen knappen Nachruf auf den Zeichner Paul Flora. Tilmann P. Gangloff würdigt die verstorbene Schauspielerin Monica Bleibtreu.

Besprochen werden Jossi Wielers "Iphigenie auf Tauris"-Inszenierung an der Berliner Schaubühne, mehrere Ausstellungen zu Arminius und Varus und der Schlacht, die sie schlugen (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Tagesspiegel, 16.05.2009

Jens Mühling denkt darüber nach, was der Eurovision Song Contest über Europa erzählt: "Der Grand Prix ist das inklusivste Länderforum des Kontinents – und vermittelt gleichzeitig eine Ahnung dessen, was Europa sein könnte, wenn es den Mut dazu fände: ein Kulturreich, in dem nie die Sonne untergeht, ein sanftes Imperium, das von Portugals Atlantik bis zur sibirischen Pazifikküste, vom Arktischen Ozean bis zu den Stränden des Roten Meeres reicht. Statt aber die Sprengkraft eines solchen Forums zu nutzen, sollen nun Fachgremien die basisdemokratische Anarchie des Zuschauervotums zügeln. Statt Eurovisionen erleben wir: Regulierungswut und Ausschlussmentalität. Letzte, traurigste Erkenntnis: Europäer ist, wer die Bürokratie mehr liebt als die Musik."

Welt, 16.05.2009

Hannes Stein kommentiert den Casus Kermani und hätte es verständlich gefunden, wenn die Ajatollahs Kermani für seine religiöse Toleranz belangen, nicht aber christliche Würdenträger für seine Annäherung ans Kreuz. Peter Zander schreibt den Nachruf auf die große Schauspielerin Monica Bleibtreu, hält aber auch einen Trost bereit, zumindest für ihr Publikum: Die Verfilmung von "Tannöd" mit Bleibtreu in der Hauptrolle wird posthum in die Kinos kommen. Katharina Dockhorn schildert Auseinandersetzungen in der Regierung um das Arbeitslosengeld für Schauspieler und Filmleute, die oft nicht die sonst geforderte Zeit von zwölf Monaten Beschäftigung vorweisen können, aber trotzdem in die Kasse einzahlen müssen. Manuel Brug kommt bei den Kandidaten für die Leitung der Salzburger Festspiele (Pereira, Lissner, Audi) das Gähnen. Hanns-Georg Rodek resümiert den dritten Tag von Cannes - unter anderem mit dem neue Film von Jane Campion. Der Philosoph Harald Seubert schreibt zum Tod seines Kollegen Manfred Riedel. Ulrich Weinzierl schreibt zum Tod des Karikaturisten Paul Flora. Hendrik Werner freut sich, dass Bibliotheken nach einem Urteil des Landgerichts Frankfurt keine digitalen Kopien von Büchern weitergeben dürfen.

Besprochen wird Jossi Wielers Inszenierung von Goethes "Iphigenie" an der Berliner Schaubühne.

In der Literarischen Welt greift Tilman Krause die Debatte um die Literaturwissenschaftlierin Elisabeth Frenzel auf, deren "Daten deutscher Dichtung" nach wiederholtem Hinweis auf ihre Nazi-Vergangenheit von dtv aus dem Programm genommen wurden dummerweise aber waren sie für Krause in weiten Teilen unverzichtbar: "Wieso hat dtv, der jetzt seine langjährige Autorin fallenlässt wie eine heiße Kartoffel, in all den Jahren nicht darauf gedrungen, dass dieses Standardwerk einmal gründlich überarbeitet wird?" Krause findet es auch gar nicht unsinnig, die Archive des Suhrkamp Verlags nach Marbach umziehen zu lassen. Außerdem in der Literarischen Welt: Hans Maier, ehemals Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, gibt seine Meinung zum Thema der "Judenmission" kund. Julius Schoeps bespricht ein neues Buch von Louis Begley zur Dreyfus-Affäre (an die ihn heutzutage Guantanamo erinnert). Und der Schriftsteller Josef Winkler erinnert an den Zeichner Alfred Kubin. Auf der Magazinseite unterhält sich Thomas Lindemann mit Steven Spielberg über seine Vorliebe für Computerspiele - nun hat er selbst eines entwickelt.

SZ, 16.05.2009

Gustav Seibt kommt nach ausführlicher theologischer Deutung sowie literaturgeschichtlicher Einordnung in der Causa Kermani (die natürlich eine Causa Lehmann/Steinacker ist) zum Ergebnis: " Dass jetzt ein deutscher Muslim, der offenherziger über Kreuz und Christentum spricht als Johann Wolfgang Goethe es zuweilen tat, nicht für wert befunden wird, einen der religiösen Verständigung gewidmeten Kulturpreis zu erhalten, fällt auf jene geistlichen Herren zurück, die Kermanis Ausbootung betrieben. Um es mit Goethe zu sagen: 'Verlogne Pfaffen! Hätt' Allah mich bestimmt zum Wurm, So hätt' er mich als Wurm geschaffen.'"

Weitere Artikel: Georg Klein kommentiert den Fund der bisher ältesten Menschenfigurine - und fragt vor allem, was es mit ihrem winzigen Ösenkopf auf sich hat. Susan Vahabzadeh berichtet über neue Filme von Jane Campion, Park Chan-wook und Francis Ford Coppola in Cannes. Johan Schloemann unternimmt die historische Einordung des E-Books und findet, dass es im Vergleich gar nicht schlecht dasteht - und dass vor allem die Schrift als Symbolwerkzeug noch lange nicht am Ende ist. G.K. meldet, dass Dresden wohl im Juni wegen der Elbtalbrücke den Welterbestatus verlieren wird. Volker Breidecker schreibt nun auch über Befürchtungen, Frankfurt könnte das Suhrkamp-Archiv verloren gehen. Catrin Lorch informiert, dass das Museum Schloss Moyland im Beuys-Umfeld entstandene Fotografien nach Klage des Beuys-Estate abhängen muss. Christine Dössel schreibt den Nachruf auf die Schauspielerin Monica Bleibtreu. Gottfried Knapp würdigt den verstorbenen Zeichner Paul Flora. Von Jens-Christian Rabe stammt der Nachruf auf den Philosophen Manfred Riedel. Auf der Medienseite erklärt Helmut Dietl, warum Franz-Xaver Kroetz im geplanten "Kir Royal"-Film nicht mitspielen will: Er konnte eine negative Baby-Schimmerlos-Figur nicht akzeptieren.

Im Aufmacher der SZ am Wochenende zieht Gerhard Matzig die sehr vorsichtig positive Bilanz der vier Grundschuljahre seiner Tochter im staatlichen Bildungssystem. Friederike Gräff geht der Frage nach, wie es eigentlich um die Idee der Ehre hierzulande steht. Auf der Historienseite geht es um Postzensur in den frühen Jahren der BRD. Abgedruckt wird in deutscher Erstübersetzung Rose Tremains Kurzgeschichte "Der Nachtfalter" - die die Vorlage für Francois Ozons jüngsten Film "Ricky" war. Rebecca Casati unterhält sich mit Margit J. Mayer, der Chefin des Conde-Nast-Magazins AD (Architectural Digest), über "Klasse".

Besprochen werden die Uraufführung von Moritz Eggerts Opernfassung des Brigitte-Reimann-Romans "Franziska Linkerhand" in Hoyerswerda, Jossi Wielers Inszenierung der "Iphigenie auf Tauris" an der Berliner Schaubühne, Ron Howards Film "Illuminati" im Kontext der Barockkunst.

FAZ, 16.05.2009

Auf der ersten Seite des Feuilletons dient das Kreuz als Seitenteiler, um vier Artikel über den Skandal um den Hessischen Kulturpreis (mehr hier und hier) unterzubringen. Der evangelische Kirchenpräsident Peter Steinacker erklärt, warum er den Preis nicht zusammen mit Navid Kermani entgegennehmen will. Auch er bezieht sich auf Kermanis Artikel über Guido Renis "Kreuzigung" in der NZZ: "Ich bin nicht bereit, mich mit jemandem für Verständnisbemühungen und Toleranz ehren zu lassen, der das Zentrum meines Glaubens - und das ist spätestens seit Paulus und Luthers Heidelberger Disputation von 1517 die Kreuzestheologie - für Gotteslästerung hält und in die Nähe von Pornografie rückt. Der Gegenstand von Johann Sebastian Bachs Passionsmusiken hat mit Pornografie nichts zu tun." Darum habe er sich "entschieden, auf den Preis zu verzichten".

Martin Mosebach stellt dem Kardinal Lehmann zwölf Fragen. Unter anderem die naheliegende Frage, warum nicht der Kardinal wie Fuat Sezgin, der Salomon Korn nicht die Hand schütteln wollte, auf den Preis verzichtet hat. Dazu gibt es drittens einen Auszug aus Kermanis Artikel in der NZZ und viertens eine Zusammenfassung von Kardinal Lehmanns Brief an Roland Koch (ohne wörtliches Zitat).

Weitere Artikel: Jürgen Kaube kommentiert ein Urteil des Landgerichts Frankfurt, das der Uni-Bibliothek Darmstadt die Verteilung digitaler Kopien von Büchern an Studenten verbietet. Verena Lueken sah in Cannes Liebesfilme von Park Chan-Wook, Jane Campion, Andrea Arnold und Francis Ford Coppola. Jürgen Dollase isst im Frankfurter "Sushimoto". Dieter Bartetzko schreibt zum Tod der Schauspielerin Monica Bleibtreu, Andreas Platthaus zum Tod des österreichischen Cartoonisten Paul Flora. Auf der letzten Seite lässt Melanie Mühl ihren Avatar aus seinem Leben in Second Life erzählen.

Besprochen werden die Ausstellung im neuen Museum Brandhorst in München, die Aufführung von Händels "Agrippina" am Opernhaus Zürich und Bücher, darunter Lionel Shrivers Roman "Liebespaarungen" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Auf der Schallplatten- und Phonoseite geht's um neue CDs von Eminem (Sven Beckstette findet sie etwas gestrig) und Cat Stevens, eine Aufnahme der Klavierwerke von Alexander Borodin mit dem Pianisten Marco Rapetti, eine DVD mit Bizets "Carmen" und Violinkonzerte von Szymanowski und Britten, eingespielt von Gideon Kremer.

Für Bilder und Zeiten besuchte Marco Schmidt das Krimifilmfestival im burgundischen Beaune. Am besten gefiel ihm die Entscheidung der zweiten Jury, die aus Polizisten besteht. "Da stehen also vier kräftige Männer und eine zierliche, Respekt gebietende Dame auf der Bühne und geben bekannt, dass sie ihren Preis an die dänische Dramödie 'Terribly Happy' vergeben. Darin wird ein Kopenhagener Polizist in die Provinz versetzt, wo er in die Fänge einer mysteriösen Frau gerät. Jurypräsidentin Danielle Thierry, Polizeidirektorin aus Dijon, erklärt mit vielsagendem Lächeln: 'Es hat uns verführt, dass dieser Film so amoralisch ist!'"

Weiteres: Im Aufmacher schreibt Andreas Kilb über die Varusschlacht vor 2000 Jahren, der drei große Ausstellung gewidmet sind. Uwe Ebbinghaus denkt mit Thoreaus "Walden" über alternative Lebensformen in der Wirtschaftskrise nach. Kenneth Branagh erzählt im Interview von seiner Filmrolle als Mankells Kommissar Wallander.

In der Frankfurter Anthologie stellt Hans Christoph Buch ein Gedicht von Hanns Otto Münsterer vor:

"Nur eine Fliege

Am zwölften Juni bei sanftem Wind
tanzte und flog sie noch sehr geschwind,
kroch in meine Tinte und machte keck
auf mein Papier einen schwarzen Fleck.
..."