20.12.2010. Der Comedian Ricky Gervais erklärt in einem Blogbeitrag für das Wall Street Journal, warum er nicht erklärt, warum er nicht an Gott glaubt. Kenan Malik erinnert in seinem Blog an eine sehr internetfreundliche und zensurfeindliche Rede der jetzigen Wikileaks-Jägerin Hillary Clinton von Anfang des Jahres. In der SZ wundert sich der Berthold-Beitz-Biograf Joachim Käppner über Kritik an dem Buch "Das Amt": "Natürlich war das Auswärtige Amt 1933 bis 1945 eine verbrecherische Organisation."
Aus den Blogs, 20.12.2010
(Via
Rivva) Der Comedian
Ricky Gervais erklärt in einem besinnlichen Weihnachtsblogbeitrag für
Wall Street Journal, warum er nicht erklärt, warum er
nicht an Gott glaubt: "Why don?t I believe in God? No, no no, why do YOU believe in God? Surely the
burden of proof is on the believer. You started all this."
Immer noch gibt es eine Menge lesenswerter Artikel zu
Wikileaks in den Blogs.
Kenan Malik, Autor des Buchs "From Fatwa to Jihad - The Rushdie Affair and its Legacy",
erinnert an eine Rede der amerikanischen Außenministerin
Hillary Clinton von Anfang des Jahres: "The State Department, she boasted, was 'supporting the development of new tools that enable citizens to exercise their
rights of free expression by circumventing politically motivated censorship.'... Ten months later, without
any hint of irony, that same State Department is putting pressure on companies to do the very opposite, bullying them to break links with WikiLeaks."
Außenminister
Guido Westerwelle hat seinen ganzen Mut zusammengenommen und die
iranischen Behörden aufgefordert, den zwei im Iran inhaftierten deutschen Reportern
Marcus Hellwig und
Jens Koch an Weihnachten ein Treffen mit ihren Angehörigen zu ermöglichen. Thomas von der Osten-Sacken
kommentiert in
Free Iran Now: "Eine Aufforderung, die zwei im Iran inhaftierten Journalisten sofort und bedingungslos
freizulassen, weil sie de facto nichts als Staatsgeiseln sind? Das will man dann doch öffentlich nicht wagen, schließlich ist es ein besonderes Verhältnis, das deutsch-iranische..."
TAZ, 20.12.2010
In einem etwas spröden
Interview spricht die Künstlerin
Barbara Kruger über ihre
neue Arbeit für die Frankfurter Schirn: "Es gäbe ja keine Kunstgeschichte, wenn es die Gesellschaft nicht gäbe. Ich würde sagen, meine Arbeit handelt davon, wie wir uns zueinander verhalten."
Außerdem: Christian Semler
berichtet von einem Podium über den 1999 gestorbenen DDR-Dissidenten
Jürgen Fuchs. Christian Broecking
erinnert an
Ornette Colemans 50 Jahre altes Album "Free Jazz: A Collective Improvisation". Der deutsch-palästinensische Autor
Aref Hajjaj beschreibt in einem Reisetagebuch die Situation
israelischer Araber. Besprochen wird das Comeback-
Album von
Edwyn Collins, "Losing Sleep".
Auf der Meinungsseite
erinnern Christian Ströbele die Vorwürfe gegen
Julian Assanges "verdammt an den Vorwurf
unamerikanischer Umtriebe unter McCarthy".
Und
Tom.
FR, 20.12.2010
Daland Segler
schreibt den Nachruf auf
Captain Beefheart.
Ansonsten gibt's Rezensionsfeuilleton: Besprochen werden
Dimiter Gotscheffs Adaption von Aki Kaurismäkis Film "Mann ohne Vergangenheit" für das Deutsche Theater ("geht kolossal schief", meint Jürgen Otten), eine
Schau über das
Jahrhundert der Staufer in den
Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim,
zwei Bücher über das ehemalige
Jugoslawien und Olaf B. Raders
Biografie über den
Staufer Friedrich II. (mehr in unserer
Bücherschau heute ab 14 Uhr).
NZZ, 20.12.2010
Sieglinde Geisel
beobachtet die Bemühungen um die
Südliche Friedrichstadt, die wie so viele andere West-Berliner Quartiere von ihren östlichen Gegenparts weit abgeschlagen wurde. Jetzt soll es die Kultur attraktiver machen. Stefan Hentz
schreibt zum Tod von Don Van Vliet alias
Captain Beefheart. Susanne Ostwald
besucht die Dreharbeiten zum Abenteuerfilm "Flucht aus Tibet", der im Berner Oberland gedreht wird.
Besprochen wird die
Klanginstallation "A Dream Within a Dream" über, mit und von
Edgar Allan Poe in Zürich.
Welt, 20.12.2010
In
Tel Aviv ist ja so ziemlich alles angesagt, was mit Berlin zu tun hat, jetzt
schwärmt Uri Berkovitz von der Cartoon-Website
Hipsterhitler.com, die den Israelis T-Shirt gewordene Kalauer wie "
I love Juice" oder "You make me feel like Danzig" beschert. Michael Pilz verabschiedet
Captain Beafheart, für ihn der "vielleicht größte Sänger aller Zeiten".
Besprochen werden
David Frays Einspielungen von
Mozarts Klavierkonzerten und
Dimiter Gotscheffs Theaterfassung von
Aki Karismäkis Film "Der Mann ohne Vergangenheit" am Deutschen Theater in Berlin.
SZ, 20.12.2010
Joachim Käppner, Autor einer
Biografie über
Berthold Beitz, wundert sich, "welche Torheiten und längst überwunden geglaubte Rechtfertigungsstrategien" gegen das
Buch "Das Amt" kursieren und hält fest: "Scheinbar gilt hier als obszön, was man nicht hören will. Natürlich war das Auswärtige Amt 1933 bis 1945 eine
verbrecherische Organisation. 'Das Auswärtige Amt', heißt es so prägnant wie treffend im Bericht der Kommission, 'repräsentierte, dachte und handelte im Namen des Regimes.'"
Weitere Artikel: Der Architekt Gert Kähler erzählt von Bürgerbegehren gegen
Hamburger Bauprojekte, die durch Einführung von Elementen direkter Demokratie seitens der Stadtpolitik noch befördert wurden. Johan Schloemann verabschiedet das
Kulturhauptstadtjahr an der Ruhr. In den "Nachrichten aus dem Netz" stellt Johan Schloemann das Google
Tool Ngram vor, mit dem man Millionen Bücher nach Begriffshäufigket durchsuchen kann. Und Tod, Tod, Tod: Andrian Kreye schreibt zum Tod von
Captain Beefheart. Lothar Müller scheibt zum Tod des Schauspielers und Rezitators
Wolf Redl. Stephan Speicher schreibt zum Tod des Bismarck-Biografen
Ernst Engelberg.
Auf der Medienseite meldet Stefan Ulrich, dass
Carine Roitfeld die französische
Vogue verlässt.
Besprochen werden neue DVDs, Premieren von Stücken
Arthur Millers,
Aki Kaurismäkis und
John Steinbecks in Berlin, zwei
Timm Ulrichs-Ausstellungen in
Hannover,
Hans Werner Henzes Kantate "Opfergang" nach Werfel in Bochum und Bücher, darunter Neuerscheinungen zu Fontane (mehr in unserer
Bücherschau ab 14 Uhr).
FAZ, 20.12.2010
Die erste Seite des Feuilletons verarbeitet in Schnipseln das Phänomen
Winter. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten darf für ihre Schlösser in Berlin und Brandenburg eine "Knips-Gebühr" für kommerziell genutzte Fotos verlangen, das hat der BGH gerade entschieden. In der Leitglosse
findet Andreas Kilb das ganz richtig: Nicht die Stiftung sei hier der Abzocker, "es sind ja zunächst die Ostkreuz-Fotografen, die
Honorare verlangen - von den Verlagen und Redaktionen, die ihre Bilder abdrucken". In einer "Klarer Denken" überschriebenen Kolumne nimmt uns der Autor
Rolf Dobelli jede "Kontrollillusion". Für
Umberto Eco zeigen die geleakten Diplomaten-Depeschen vor allem eins:
Diplomaten schreiben nur von Journalisten ab und sind daher nutzlos. Andreas Kilb schreibt zum Tod des Historikers und Bismarck-Biografen
Ernst Engelberg. Edo Reents
schreibt zum Tod des Bluessängers
Captain Beefheart.
Besprochen werden eine Ausstellung über Bilderwelten zwischen
Kelten und Etruskern im
Archäologischen Museum Frankfurt,
Roger Vontobels Inszenierung von Arthur Millers "Alle meine Söhne" am Deutschen Theater Berlin und Bücher, darunter
Nizamis Liebesepos "Chosrou und Schirin" (mehr in unserer
Bücherschau heute ab 14 Uhr).
In der
FAZ am Sonntag stellt Nils Minkmar auf einer dreiviertel Seite ernstlich die Frage "
Florian Illies nimmt Abschied vom Journalismus - Was sagt uns das über den Zustand des deutschen Feuilletons?", die er dann aber nicht beantwortet.