Heute in den Feuilletons
Boshafte Bonsai-Prosa
Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
21.01.2012. In der Welt fragt Georg M. Oswald: Nutzen die Wutbürger der Demokratie? In der SZ erklärt Georges-Arthur Goldschmidt, warum das Deutsche eine Untertanensprache ist. Gibt es überhaupt noch echte Kunst, fragt die FAZ nach der neuesten Fälschung. Großbritannien versinkt im Retrotrend, meldet die NZZ.
Welt, 21.01.2012
Unsere Gesellschaft schwankt zwischen panischer Risikovermeidung und Angst vor Kontrollverlust - und das ist nicht ganz ungefählrich, meint Georg M. Oswald (dessen Roman "Unter Feinden" in diesen Tagen erscheint) in einem kleinen Essay: "Die Erregtheit des Wutbürgertums, das grauschöpfig, in Funktionsjacken und Gesundheitsschuhen aufbricht, um gegen abgemachte Sachen zu protestieren, wird gerne als neues demokratisches Selbstbewusstsein gelobt. Ich befürchte, sie könnte das genaue Gegenteil sein, nämlich ein Symptom für den Verlust demokratischer Kultur im Zeichen der Verunsicherung. Wenn das große Ganze ohnehin außer Kontrolle geraten ist, was hindert einen dann daran, nur noch den Vorrang der eigenen Partikularinteressen vor jenen der anderen zu fordern?"
Außerdem in der Literarischen Welt: Ruth Klüger schreibt für ihre stets lesenswerte Kolumne "Bücher für Frauen" über Annie Proulx' autobiografisches Buch "Ein Haus in der Wildnis". Cora Stephan feiert Stephen Kings Roman "Der Anschlag", der fragt, was passiert wäre, wenn Kennedy nicht ermordet worden wäre, als sein bestes Buch. Besprochen werden außerdem der Gulag-Bericht "Gelobtes Land" von Wolfgang Ruge (herausgegeben von seinem Sohn Eugen Ruge) und die von Kurt Flasch besorgte Neuübersetzung der "Göttlichen Komödie" (mehr hier).
Im Feuilleton schreibt Daniel Kothenschulte zum Untergang von Kodak. Und Harriet Köhler isst Entenstopfleber mit dem Künstler Tobias Rehberger. Besprochen wird eine Ausstellung über den Wettlauf zum Südpol vor hundert Jahren im Londoner Natural History Museum
Auf der Meinungsseite winkt Matthias Heine vom Qualitätsflaggsschiff aus dem Billigdampfer mit der gut bezahlten Aldi-Reklame zu: Ohne Boulevard keine Demokratie. Und Clemens Wergin verteidigt die Schließung der Internettauschbörse Megaupload: "Falsch verstandene Freiheit im Internet würde uns zurück ins kulturelle Mittelalter führen."
Außerdem in der Literarischen Welt: Ruth Klüger schreibt für ihre stets lesenswerte Kolumne "Bücher für Frauen" über Annie Proulx' autobiografisches Buch "Ein Haus in der Wildnis". Cora Stephan feiert Stephen Kings Roman "Der Anschlag", der fragt, was passiert wäre, wenn Kennedy nicht ermordet worden wäre, als sein bestes Buch. Besprochen werden außerdem der Gulag-Bericht "Gelobtes Land" von Wolfgang Ruge (herausgegeben von seinem Sohn Eugen Ruge) und die von Kurt Flasch besorgte Neuübersetzung der "Göttlichen Komödie" (mehr hier).
Im Feuilleton schreibt Daniel Kothenschulte zum Untergang von Kodak. Und Harriet Köhler isst Entenstopfleber mit dem Künstler Tobias Rehberger. Besprochen wird eine Ausstellung über den Wettlauf zum Südpol vor hundert Jahren im Londoner Natural History Museum
Auf der Meinungsseite winkt Matthias Heine vom Qualitätsflaggsschiff aus dem Billigdampfer mit der gut bezahlten Aldi-Reklame zu: Ohne Boulevard keine Demokratie. Und Clemens Wergin verteidigt die Schließung der Internettauschbörse Megaupload: "Falsch verstandene Freiheit im Internet würde uns zurück ins kulturelle Mittelalter führen."
Aus den Blogs, 21.01.2012
Weniger Informationen als über Megaupload und Internetpiraterie bringen die Zeitungen über die geplanten Zensurgesetze SOPA und PIPA, die den Verwertern nützen sollen. Wolfgang Michal schreibt in seinem Blog: "Die derzeit laufenden 'Verhandlungen' über ACTA, PIPA und SOPA zeigen, dass die alte Content-Industrie ihre Interessen und Reviere mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die aufstrebende Plattformindustrie verteidigen wird. Die Fronten sind unversöhnlich, trotz aller Gespräche hinter den Kulissen, trotz aller Vermittlungsversuche und Deeskalationsmaßnahmen."
NZZ, 21.01.2012
Großbritannien versinkt derzeit im Retrotrend (wie alle Welt möchte man hinzufügen), meldet Marion Löhndorf im Feuilleton. In der Kolumne "When the music's over" erinnert sich Daniel Goetsch an "The Jesus and Mary Chain" (nochmal "Just like honey"?). Andrea Eschbach berichtet von der Möbelmesse in Köln.
In Literatur und Kunst schreibt Ute Frevert zum 300. Geburtstag Friedrichs II.. In den Bildansichten betrachtet Navid Kermani Peruginos "Vision des heiligen Bernhard".
Besprochen werden Bücher, darunter eine Reihe von Neuerscheinungen zu Friedrich II., Niall Fergusons Studie "Der Westen und der Rest der Welt" und die "boshafte Bonsai-Prosa" von Augusto Monterroso (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).
In Literatur und Kunst schreibt Ute Frevert zum 300. Geburtstag Friedrichs II.. In den Bildansichten betrachtet Navid Kermani Peruginos "Vision des heiligen Bernhard".
Besprochen werden Bücher, darunter eine Reihe von Neuerscheinungen zu Friedrich II., Niall Fergusons Studie "Der Westen und der Rest der Welt" und die "boshafte Bonsai-Prosa" von Augusto Monterroso (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).
Weitere Medien, 21.01.2012
Die Blues-Sängerin Etta James ist am Freitag gestorben. Hier singt sie "Something's Got A Hold On Me":
TAZ, 21.01.2012
Der gerade als Eigentümer des Filehosters Megaupload in einem Aufsehen erregenden Urheberrechtsverfahren verhaftete Kim Schmitz alias Kim Dotcom (mit dem auch die taz im Rechtsstreit liegt) ist nur dem ersten Anschein nach ein Rebell für die gute Sache, insistiert Daniel Kretschmar: Er spiele "geschickt auf der emotionalen Klaviatur einer Netzgemeinde, die nur zu gern an den Kampf zwischen Gut und Böse glauben möchte. (...) Schmitz aber, der angebliche Held des freien Netzes, hat, so die Anklageschrift ihn korrekt zitiert, zur Bestätigung seiner in Frage gestellten Legitimität andere Filesharing-Hoster bei Geschäftspartnern und vor Gerichten angeschwärzt - wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen." (Na dann sind gut und böse ja klar!)
Weitere Artikel: Anna Hajkova stellt die von den Nazis ins Ghetto Theresienstadt deportierte Dichterin Rose Scooler vor, von der im Anschluss auch ein Gedicht abgedruckt ist. Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk beleuchtet die Wegstationen der Rezeptionsgeschichte Friedrichs II. in der SED. Detlef Kuhlbrodt berichtet von einer Berliner Podiumsdiskussion über Drogen in der DDR. Enrico Ippolito unterhält sich mit der Kulturwissenschaftlerin Gertrud Lehnert über den Wandel der Geschlechterbilder in der Mode. Im Gespräch mit Ines Kappert rät die Amerikanistin Lora Anne Viola den USA sich damit abzufinden, "dass islamische Parteien in der Zukunft des Nahen Ostens eine zentrale Rolle spielen werden."
Besprochen werden "Drive", Nicolas Winding Refns Film-Hommage an die späten siebziger Jahre, Leonard Cohens neues Album "Old Ideas", eine Ausstellung über Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit in der Stiftung Topographie des Terrors und Bücher, darunter William H. Gass' Roman "Der Tunnel" (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).
Und Tom.
Weitere Artikel: Anna Hajkova stellt die von den Nazis ins Ghetto Theresienstadt deportierte Dichterin Rose Scooler vor, von der im Anschluss auch ein Gedicht abgedruckt ist. Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk beleuchtet die Wegstationen der Rezeptionsgeschichte Friedrichs II. in der SED. Detlef Kuhlbrodt berichtet von einer Berliner Podiumsdiskussion über Drogen in der DDR. Enrico Ippolito unterhält sich mit der Kulturwissenschaftlerin Gertrud Lehnert über den Wandel der Geschlechterbilder in der Mode. Im Gespräch mit Ines Kappert rät die Amerikanistin Lora Anne Viola den USA sich damit abzufinden, "dass islamische Parteien in der Zukunft des Nahen Ostens eine zentrale Rolle spielen werden."
Besprochen werden "Drive", Nicolas Winding Refns Film-Hommage an die späten siebziger Jahre, Leonard Cohens neues Album "Old Ideas", eine Ausstellung über Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit in der Stiftung Topographie des Terrors und Bücher, darunter William H. Gass' Roman "Der Tunnel" (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).
Und Tom.
FR/Berliner, 21.01.2012
K. Erik Franzen hat Okwui Enwezors Präsentation seiner Pläne für das Münchner Haus der Kunst genossen. Besprochen wird Wolfgang Herrndorfs "eigenartiger" Roman "Sand" (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).
SZ, 21.01.2012
In der SZ am Wochenende unterhält sich Franziska Augstein mit dem Schriftsteller Georges-Arthur Goldschmidt unter anderem sehr ausführlich über den unterschiedlichen Charakter des Deutschen und Französischen und warum das Deutsche eine "Untertanensprache" sei. Zum Beispiel auch deshalb: "Nehmen Sie das Wort 'Obrigkeit': Auf Französisch heißt das 'autorite', darin steckt das lateinische Wort 'auctor' - Urheber. Wo einer was macht, kann man es auch anders machen. Die deutsche 'Obrigkeit' hingegen: Sie ist oben, alle anderen sind unten."
Außerdem: Ulrike Heidenreich berichtet, dass immer mehr rechtsextreme Frauen Schlüsselpositionen in sozialen Berufen übernehmen. Alex Rühle lässt sich vom Magnum-Fotografen Martin Parr staunend durch dessen Sammlung führen, die neben obskuren Osama-Devotionalien auch knapp 13.000 Fotobände umfasst. Miriam Stein berichtet von der Berliner Premiere eines vom Modeblog Dandy Diary produzierten Fashion-Pornos, den sie als "PR-Stunt" letztlich doch "bedeutungslos" fand.
Im Feuilleton listet Michael Hornstein minuziös auf, woran der deutsche Jazz ästhetisch und strukturell krankt. Viele der Probleme, sagt der Jazzmusiker, sind hausgemacht, andere werden von außen herangetragen, etwa eine neue Altersdiskriminierung: "Für Musiker, die älter als 40 Jahre sind, gibt es kaum noch Auftrittsmöglichkeiten. Das Goethe Institut zum Beispiel schickt kaum Musiker über 45 auf Tourneen."
Weiteres: Jörg Häntzschel hat sich für eine ausführliche Reportage unter die tugendhaft expandierende Mormonenschaft begeben. Stefan Rethfeld plädiert dafür, die Bauten der in diesem Jahr abgewickelt werden Westdeutschen Landesbank unter Denkmalschutz zu stellen. Henning Klüver berichtet von Kontroversen in Italien um Romeo Castelluccis in Mailand aufgeführtes Theaterstück "Sul concetto di volto nel figlio di Dio", in dem Christen bis hinauf zum Vatikan eine Beleidigung ihres Glaubens sehen.
Besprochen werden die große, in Großbritannien sehr zum Verdruss Alexander Menden' überschwänglich gefeierte David-Hockney-Ausstellung in der Royal Academy of Arts, Volker Löschs "Alt, arm, arbeitslos" am Bremer Theater, Alexander Sokurows "Faust" ("ein auf Spielfilmformat gestreckter Osterspaziergang", urteilt Fritz Göttler) und Bücher, darunter Lizzie Dorons Roman "Das Schweigen meiner Mutter" (mehr in der aktuellen Bücherschau ab 14 Uhr).
Außerdem: Ulrike Heidenreich berichtet, dass immer mehr rechtsextreme Frauen Schlüsselpositionen in sozialen Berufen übernehmen. Alex Rühle lässt sich vom Magnum-Fotografen Martin Parr staunend durch dessen Sammlung führen, die neben obskuren Osama-Devotionalien auch knapp 13.000 Fotobände umfasst. Miriam Stein berichtet von der Berliner Premiere eines vom Modeblog Dandy Diary produzierten Fashion-Pornos, den sie als "PR-Stunt" letztlich doch "bedeutungslos" fand.
Im Feuilleton listet Michael Hornstein minuziös auf, woran der deutsche Jazz ästhetisch und strukturell krankt. Viele der Probleme, sagt der Jazzmusiker, sind hausgemacht, andere werden von außen herangetragen, etwa eine neue Altersdiskriminierung: "Für Musiker, die älter als 40 Jahre sind, gibt es kaum noch Auftrittsmöglichkeiten. Das Goethe Institut zum Beispiel schickt kaum Musiker über 45 auf Tourneen."
Weiteres: Jörg Häntzschel hat sich für eine ausführliche Reportage unter die tugendhaft expandierende Mormonenschaft begeben. Stefan Rethfeld plädiert dafür, die Bauten der in diesem Jahr abgewickelt werden Westdeutschen Landesbank unter Denkmalschutz zu stellen. Henning Klüver berichtet von Kontroversen in Italien um Romeo Castelluccis in Mailand aufgeführtes Theaterstück "Sul concetto di volto nel figlio di Dio", in dem Christen bis hinauf zum Vatikan eine Beleidigung ihres Glaubens sehen.
Besprochen werden die große, in Großbritannien sehr zum Verdruss Alexander Menden' überschwänglich gefeierte David-Hockney-Ausstellung in der Royal Academy of Arts, Volker Löschs "Alt, arm, arbeitslos" am Bremer Theater, Alexander Sokurows "Faust" ("ein auf Spielfilmformat gestreckter Osterspaziergang", urteilt Fritz Göttler) und Bücher, darunter Lizzie Dorons Roman "Das Schweigen meiner Mutter" (mehr in der aktuellen Bücherschau ab 14 Uhr).
FAZ, 21.01.2012
Nachdem ein Flechtheim-Porträt des soeben geschlossenen japanischen Marie-Laurencin-Museums vermutlich als Fälschung identifiziert wurde, stellt Niklas Maak fest, "dass Wolfgang Beltracchis Fälschertätigkeit und Otto Schulte-Kellinghaus? Auftritte als Sammler und Erbe offensichtlich schon viel früher begannen - und dass die Werke sich erfolgreich und unbemerkt in alle Welt verteilt haben".
Weitere Artikel: Regina Mönch hörte zu, als der israelische Staatsminister Yossi Peled im Haus der Wannseekonferenz erklärte, warum diese Villa "einer der 'schrecklichsten Orte' der Erinnerung überhaupt" ist. Edo Reents schreibt zum Tod des Rock-Musikers Johnny Otis. Jürgen Dollase isst in Yoshizumi Nagayas Restaurant "Nagaya", einer der "besten und interessantesten" Küchen des Landes. Oliver Tolmein berichtet über eine Diskussion um die Frage, ob Hasskriminalität im Strafgesetzbuch besonders hervorgehoben werden sollte (Tolmein ist dafür, mehr in seinem Blog). Christian Wildhagen ist empört über die am Staatstheater Darmstadt gepflegte Praxis, die jeweiligen Lebens- und Ehepartner der Mitarbeiter für wichtige Gesangspartien zu verpflichten. Hhm. sagt leise Servus zu den Biermösl Blosn, die gestern ihr Abschiedskonzert gaben. Auf Kreuzfahrtschiffen ist es wegen der technischen Rüstung (dreißigtausend Messgeräte!) und Arbeitsteilung kaum mehr möglich festzustellen, wer wofür verantwortlich ist, meint Marcus Jauer. Auf der Medienseite berichtet Jordan Mejias über Pläne von Apple, Schulkinder mittels interaktiver Ipad-Schulbücher an sich zu ketten (mehr dazu bei Heise und dem WSJ).
In Bilder und Zeiten betrachtet Otfried Höffe Friedrich II. als Philosophen. In Frankreich hört man immmer mehr antideutsche Töne, berichtet Jacqueline Henard und zitiert den Historiker Emmanuel Todd: "Man spricht über die Schuldenkrise, als ob alle Schuld hätten, bloß die Deutschen nicht, die sind superseriös, und am schuldigsten sollen die Kreditnehmer sein. Das ist doch einfach falsch!" Kerstin Holm berichtet über russische Spezialfirmen, die auf das Überleben nach der Apokalypse spezialisiert sind. Die Regisseurin Agnieszka Holland spricht im Interview über ihren neuen Film "In Darkness", der eine wahre Geschichte aus dem Lemberger Ghetto erzählt (hier die Besprechung in der NYT).
Auf der Schallplatten- und Phonoseite geht's u.a. um Folk-CD von Laura Gibson und eine beim Luzerner Festival 2010 entstandene Aufnahme von Beethovens "Fidelio" mit Claudio Abbado
Besprochen werden David Wnendts Film "Kriegerin" über Neonazi-Frauen, James Bobins "Muppets"-Verfilmung, Bridget Breiners Operntanzprojekt "Großstadt-Triptychon" am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen und Bücher, darunter ein Hörbuch mit 50 Stunden Goethe (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).
In der Frankfurter Anthologie stellt Thomas Anz ein Gedicht von Günter Kunert vor:
"Georg Heym
Dem träumte, daß er sank: In Grüne Fluten.
Und wenig später wars um ihn geschehn
in Wirklichkeit. Das läßt vermuten,
nur schlimme Träume dürfen in Erfüllung gehn.
..."
Weitere Artikel: Regina Mönch hörte zu, als der israelische Staatsminister Yossi Peled im Haus der Wannseekonferenz erklärte, warum diese Villa "einer der 'schrecklichsten Orte' der Erinnerung überhaupt" ist. Edo Reents schreibt zum Tod des Rock-Musikers Johnny Otis. Jürgen Dollase isst in Yoshizumi Nagayas Restaurant "Nagaya", einer der "besten und interessantesten" Küchen des Landes. Oliver Tolmein berichtet über eine Diskussion um die Frage, ob Hasskriminalität im Strafgesetzbuch besonders hervorgehoben werden sollte (Tolmein ist dafür, mehr in seinem Blog). Christian Wildhagen ist empört über die am Staatstheater Darmstadt gepflegte Praxis, die jeweiligen Lebens- und Ehepartner der Mitarbeiter für wichtige Gesangspartien zu verpflichten. Hhm. sagt leise Servus zu den Biermösl Blosn, die gestern ihr Abschiedskonzert gaben. Auf Kreuzfahrtschiffen ist es wegen der technischen Rüstung (dreißigtausend Messgeräte!) und Arbeitsteilung kaum mehr möglich festzustellen, wer wofür verantwortlich ist, meint Marcus Jauer. Auf der Medienseite berichtet Jordan Mejias über Pläne von Apple, Schulkinder mittels interaktiver Ipad-Schulbücher an sich zu ketten (mehr dazu bei Heise und dem WSJ).
In Bilder und Zeiten betrachtet Otfried Höffe Friedrich II. als Philosophen. In Frankreich hört man immmer mehr antideutsche Töne, berichtet Jacqueline Henard und zitiert den Historiker Emmanuel Todd: "Man spricht über die Schuldenkrise, als ob alle Schuld hätten, bloß die Deutschen nicht, die sind superseriös, und am schuldigsten sollen die Kreditnehmer sein. Das ist doch einfach falsch!" Kerstin Holm berichtet über russische Spezialfirmen, die auf das Überleben nach der Apokalypse spezialisiert sind. Die Regisseurin Agnieszka Holland spricht im Interview über ihren neuen Film "In Darkness", der eine wahre Geschichte aus dem Lemberger Ghetto erzählt (hier die Besprechung in der NYT).
Auf der Schallplatten- und Phonoseite geht's u.a. um Folk-CD von Laura Gibson und eine beim Luzerner Festival 2010 entstandene Aufnahme von Beethovens "Fidelio" mit Claudio Abbado
Besprochen werden David Wnendts Film "Kriegerin" über Neonazi-Frauen, James Bobins "Muppets"-Verfilmung, Bridget Breiners Operntanzprojekt "Großstadt-Triptychon" am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen und Bücher, darunter ein Hörbuch mit 50 Stunden Goethe (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).
In der Frankfurter Anthologie stellt Thomas Anz ein Gedicht von Günter Kunert vor:
"Georg Heym
Dem träumte, daß er sank: In Grüne Fluten.
Und wenig später wars um ihn geschehn
in Wirklichkeit. Das läßt vermuten,
nur schlimme Träume dürfen in Erfüllung gehn.
..."
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