Im Kino
Schluss mit den Exzessen
Die Filmkolumne. Von Karsten Munt
20.10.2022. Wenn die Superhelden in "Black Adam" durchzudrehen drohen, hegt Regisseur Jaume Collet-Serra sie zuverlässig ein. Ob das in eine diskursrelevante Zukunft führt, darf bezweifelt werden. Im besten Fall reicht es für einen Meta-Witz.
Bevor Teth-Adam gebändigt, erzogen und sozial eingegliedert werden kann, muss die Justice Society nicht nur ihn besiegen, sondern auch noch ihr Image als imperialistische Organisation loswerden. Natürlich dient die Heldenvereinigung letztlich ebensowenig einer Kolonialmacht wie der unbesiegbare Halbgott ein Weltenzerstörer ist. Die Diskurspose bleibt entsprechend schnell auf der Strecke. Die um Kahndaqs Selbstbestimmung kreisende Empowerment-Rhetorik schafft es immerhin, noch den Notausgang in Form einer Massenschlägerei mit Skeletten zu finden. Konsequent zu Ende führt der Film allein das Resozialisierungsprogramm für den so wortkargen wie griesgrämigen Halbgott. Schluss mit Mord und Todschlag, Schluss mit dem großflächigen Planieren von Großstädten, Schluss mit den Exzessen.
Auf der Meta-Ebene geschieht das gleiche. Das DC-Universe braucht einen neuen Helden. Warner drängt auf ein Ende der Zeiten, in denen Marvel - immer einen Schritt voraus - minutiös sein spießiges, aber quasi unantastbares Universum zusammenzimmert, während man selbst auf der Suche nach der Gunst der Fans wild in alle Richtung losstürmt. Als Teil des DC-Franchise ist "Black Adam" ein Scharnier zwischen der von trendy 80er-Pastiche-Albereien, dem Größenwahn der "Snyderverse" geprägten Vergangenheit und einer soliden, schematischen und hoffentlich sogar diskursrelevanten Zukunft.
Das Ergebnis ist, nun ja, Marvel'esk. Erzählerisch spult sich eben das Programm ab, zu dem ein kommerzielles Superhelden-Franchise, auch wenn es vorgibt, schiefe oder gar subversive Töne anzuschlagen, immer zurückfinden muss. Regisseur Jaume Collet-Serra ist derjenige, der den neuen Kurs halten muss. Eine logische Wahl ist er allemal. Nach den mittelbudgetierten Pop-Gemeinheiten "House of Wax" und "Orphan" und den besseren Vertretern des "Liam Neeson Action-Thriller"-Genres, ist Collet-Serra mit "Jungle Cruise" zum verlässlichen Handwerker im Dienste großbudgetierter Dwayne-Johnson-Attraktionen aufgestiegen. "Black Adam" ist als eine dieser Attraktionen erstmal kein schlechter Film, aber zumindest mir fällt es schwer, den Film selbst und nicht sein gestutztes Federkleid zu sehen.

Karsten Munt
Black Adam - USA 2022 - Regie: Jaume Collet-Serra - Darsteller: Dwayne Johnson, Sarah Shahi, Viola Davis, Pierce Brosnan, Noah Centineo, Aldois Hodge, Quintessa Swindell - Laufzeit: 124 Minuten.
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