Ein süßes NichtsIm Kino 14.01.2021 006, bitte übernehmen Sie, ruft es aus dem Secret Service. Und schon saust der Spion auf Wasserskiern über den Atlantik. "Serenade für zwei Spione", eine Agentenparodie von Michael Pfleghar und Alberto Cardone aus dem Jahr 1965, ist eine B-Movie-Fantasie mit Ambitionen. Romy Schneider bringt 1971 in Claude Sautets "Das Mädchen und der Kommissar" die Leinwand zum Glühen. Von Nicolai Bühnemann, Thomas Groh
Zwei grüne AugenIm Kino 23.12.2020 Ganze Seitenarchitekturen mit geteilten Bildschirmen haben Tomm Moore und Ross Stewart für ihren Animationsfilm "Wolfwalkers" entworfen. Lucio Fulcis Mysterythriller "Sieben schwarze Noten" hat einiges Alfred Hitchcock zu verdanken, während er Bild, Film und Psyche zu einer psychotischen Einheit formt. Von Katrin Doerksen, Lukas Foerster
Ein Weltreich am EndeIm Kino 05.11.2020 Olivier Marchals Netflixfilm "Banden von Marseille" zeichnet eine Gesellschaft, in der jeder Mann verstrickt und korrumpiert ist, ob er nun das Böse will oder das Gute. Die Frauen setzen ein schwarzes Kopftuch auf und leiden schweigend. Ciro Guerras Verfilmung des Coetzee-Romans "Warten auf die Barbaren" krankt am von Coetzee selbst verfassten Drehbuch. Zu sich findet der Film nur dort, wo die symbolischen Elemente des Romans über koloniale Gewalt direkt an Bilder gebunden werden. Von Ekkehard Knörer, Karsten Munt
Der Schmerz des PatriarchenIm Kino 03.01.2020 Valentina Primavera hält in ihrer Doku "Una primavera" die Geschichte ihrer Eltern fest, vor allem die ihrer Mutter, die sich von dem prügelnden Patriarchen trennt und dann doch zurückkehrt. Die Kamera bleibt dabei immer im Familiengefüge. In seinem zweiten Film über Jeanne d'Arc erzählt Bruno Dumont die Geschichte der Jungfrau von Orléans mehr entlang der historischen Eckdaten. Der alternative Mythos des Films blüht hier nur kurz auf. Von Lukas Foerster, Karsten Munt
Trotziges TrötenIm Kino 15.11.2018 Hu Bos großartiger Film "An Elephant Sitting Still" erkundet die Sehnsüchte in einer Gesellschaft, die keine Abweichungen toleriert. Trost findet er in der filmischen Form. Luca Guadagninos "Suspiria" sammelt Details und verlötet sie zu einem faszinierenden kulturellen Nervensystem. Von Katrin Doerksen, Sebastian Markt
Eine Welt für sichIm Kino 18.07.2018 In "Poesía sin fin", dem zweiten Teil von Alejandro Jodorowskys autobiografischem Filmprojekt, ist Kunst vor allem eine Lizenz zum Blödsinnmachen. Einen eigenwilligen Weg durch das schwierige Genre des Biopics bahnt sich Susanna Nicchiarellis "Nico, 1988". Von Lukas Foerster, Sebastian Markt
Hoheitsrecht der HerzensangelegenheitenIm Kino 28.02.2018 Luca Guadagninos "Call Me By Your Name" erkundet während eines langsamen Sommers die Mise-en-Scene der Liebe. In Steven Spielbergs "Die Verlegerin" gehen klassische Tugenden und eine sehr gegenwärtige Erzählperspektive eine produktive Verbindung ein. Von Lukas Foerster, Fabian Tietke
Materialisierte GespensterIm Kino 17.08.2017 In Marco Bellocchios eindrücklichem "Träum was Schönes" wird ein Journalist von einem Trauma heimgesucht, das seinen Ursprung in der Kindheit hat. Als re-release (wieder) zu entdecken: King Hus meisterliches wuxia "Dragon Inn", einen auch und gerade in seinen wirbelnden Luftsprüngen formvollendeten Film. Von Sebastian Markt, Nikolaus Perneczky
Ein ständiges Piff und PoffIm Kino 06.04.2017 Claudio Caligari braucht in "Tu nichts Böses" keine großen filmischen Gesten, um Ostia als eine ewige Vorhölle zu inszenieren. Ben Wheatley verirrt sich in "Free Fire" ein weiteres Mal im Dschungel des zynischen Zitatenkinos. Von Lukas Foerster, Thomas Groh
Selten intime MomenteIm Kino 25.01.2017 In Stefano Sollimas Gangsterfilm "Suburra" saugt sich Rom wie ein Schwamm mit Blut, Sex, Drogen, Geld und Licht auf. Vor dem Hintergrund der ersten Tage der Trump-Präsidentschaft wird Pablo Larraíns nicht-wirklich-Biopic "Jackie" als ein waschechtes Melodram lesbar. Von Lukas Foerster, Thomas Groh
Eigenschaften des LeibesIm Kino 05.01.2017 Überschüssige Energie muss in Park Chan-wooks Erzählexperiment "The Handmaiden" immer gleich wieder gebunden werden. Solche Sorgen kennt Dario Argento nicht, dessen barocker Giallo "Opera" diese Woche eine Wiederaufführung erlebt. Von Lukas Foerster, Michael Kienzl
Was meinst'n mit Glück?Im Kino 13.07.2016 Das schillernde "als ob" des Theaters führt in Maren Ades bezauberndem Cannes-Liebling "Toni Erdmann" zur Freiheit. Pietro Marcellos hirtenromantischer Büffelfilm "Bella e perduta" hält den Kontakt zur Vormoderne. Von Janis El-Bira, Nikolaus Perneczky