14.09.2023. Als Constantin Schreiber auf dem Podium angegriffen wurde, ist ihm niemand zur Seite gesprungen. Nun hat er verkündet, nicht mehr über den Islam zu sprechen oder publizieren zu wollen. Nachvollziehbar. Autoren und Autorinnen, die sich kritisch mit dem Islam auseinandersetzen, von Seyran Ates über Necla Kelek bis Ahmad Mansour ist Schlimmeres widerfahren. Und auch bei ihnen solidarisiert sich die Zivilgesellschaft nicht. Das Schweigen ist politisch erwünscht.
Die Ankündigung des Autors und "Tagesschau"-Sprechers
Constantin Schreiber, wegen der Angriffe auf einer Lesung gegen ihn
nichts mehr über den Islam zu sagen, keine Artikel, keine Bücher mehr zu schreiben und sich in keiner Talkshow zum Thema zu äußern (unser
Resümee), ist nur auf den ersten Blick verwunderlich. Es gibt offenbar inzwischen einen unausgesprochenen Konsens in unserer Gesellschaft, dass man so etwas wie den Islam
nicht zu kritisieren hat. Anders ist die Reaktion des Buchhändlers und der Uni nicht zu verstehen, die angesichts des Tortenattentats auf Schreiber einfach zur Tagesordnung - Torte aus dem Gesicht gewischt, Lesung geht weiter - übergegangen sind. Schreibers Bücher - zum Beispiel das über Moscheen - sind (kritische) Reporte und keine Fundamentalkritik. Sie als islamfeindlich zu bezeichnen, ist absurd. Und die Attacke auf ihn
wird nicht sanktioniert.
Der Journalist hat - verständlich - darauf keinen Bock, er verliert keinen Job, sein Schreiben ist on top, er kann andere Themen machen, andere nicht.
Sein Schweigen ist nicht fehlender Mut, sondern
schlicht vernünftig und lebenserhaltend, weil sich die deutsche Gesellschaft, an der Spitze die politischen Parteien, Universitäten und Medien dieses Thema
inzwischen marginalisiert, tabuisiert und rassifiziert und die Auseinandersetzung der Straße überlassen haben. Es ist inzwischen Konsens, dass Themen wie Islam oder grundsätzlich Fragen der kulturellen Differenz
nicht mehr kritisch thematisiert werden.
Dabei sind die Angriffe auf den Journalisten - eine Torte ins Gesicht, Beschimpfungen und Drohungen (Ich weiß, wo Du wohnst) - ja noch
verhältnismäßig harmlos. Andere, von allen Medien als "Islamkritiker" stigmatisierte Autoren oder Wissenschaftler, hatten bisher
schon Schlimmeres auszuhalten, ohne dass Ihnen die "Zivilgesellschaft" beigesprungen ist.
Von Anschlag (
Seyran Ates) über Entführung (
Hamed Abdel Samad), Morddrohungen, Diffamierung, Rufmord, Fälschungsvorwürfen (
Necla Kelek,
Ahmed Mansour,
Susanne Schröter,
Abdel Hakim Ourghi), beruflicher Ausgrenzung und Auftrittsverbot sind - das ist auffällig - inzwischen alle sich mit dem Islam kritisch auseinandersetzenden Protagonisten betroffen. Bestenfalls werden sie als "umstritten" klassifiziert.
Die Diffamierung beginnt
ganz oben, aktuell bei der Innenministerin
Nancy Faeser, die in einem von ihrem Ministerium bestellten
Bericht über "Muslimfeindlichkeit" (unser
Resümee), Kritiker pauschal denunzieren lässt und gleichzeitig mit Islamisten wie dem iranischen Islamischen Zentrum (IZH) im Zentralrat der Muslime zusammenarbeitet, über die
Antidiskriminierungsbeauftragte, die das Kopftuch von Lehrerinnen als Sieg der
Religionsfreiheit feiert, über die Universitäten, die seit Jahren jede kritische Auseinandersetzung mit dem Islam unter Rassismusverdacht stellen. Dass sich Islamisten und die "islamo-Gauchistes" bei ihren Aktionen sicher fühlen, kein Wunder. Für die Politik sind solche Vorkommnisse meist nur Mahnung, "sensibel" mit dem Thema Islam umzugehen. Solidarität oder Wertschätzung, wie vor 2015 noch üblich, gibt es nicht mehr.
Auch Schreiber ist niemand zur Seite gesprungen. Der Buchhändler nicht und auch nicht die Universität als Veranstalter. Die Demokratie schafft sich selbst ab, wenn sie Diskurse (Merkels "nicht hilfreich" zu Sarrazin) denunziert, Kritiker nicht schützt.
Wir sind auf dem besten Weg. Ins Schweigen.
Peter Mathews