Magazinrundschau

Die Magazinrundschau

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
16.09.2002. Die New York Review of Books stellt Chinas neue Führer vor. Die London Review of Books diskutiert T.S. Eliots Vorstellung von einem Unpolitischen. Die New York Times Book Review hat ein fesselndes Buch über Robert Oppenheimer und die Atombombe gelesen. Das TLS rehabilitiert Livia: Der Giftpilz landete versehentlich in der Suppe ihres kaiserlichen Gatten! Im L'Express betet Arthur Miller, dass es zu keinem Krieg gegen den Irak kommt. Im Nouvel Obs stellt Claude Magris einen Gesprächsband mit Tzvetan Todorov vor.

New York Review of Books (USA), 26.09.2002

Tim Judah (Autor von "Kosovo: War and Revenge", "The Serbs: History, Myth and the Destruction of Yugoslavia") liefert einen Bericht über alte und neue Probleme im irakischen Teil Kurdistans. In den gegenwärtigen Debatten, ob die USA nun einen Krieg gegen Saddam Hussein beginnen sollten, werde, so Judah, gern "übersehen, dass der Krieg im Irak schon längst begonnen hat." So traf er im Gebirge nahe der iranischen Grenze eine kurdische Kampfgruppe, so genannte Peschmergas. Sie "lieferte sich ein Granatfeuergefecht mit einer Gruppe, die angeblich Verbindungen zu Al Quaida hat." Judah hält diese Gefechte für die "Ouvertüre" eines bevorstehenden Kriegs. "If the Kurds play their cards shrewdly, they might do well from a US-led offensive against Iraq. If the future Iraq is, contrary to many expectations, both federal and democratic, then they will have a powerful voice in Baghdad and control of their own affairs. But it will not be the end of the story. For much of the last century the Kurds of northern Iraq have been rebelling against one government or another, and few make any secret of their desire to eventually achieve independence and then to join with Kurds from Iran, Syria, and Turkey in a large Kurdish state."

Andrew Nathan und Bruce Gilley beschäftigen sich mit "Chinas neuen Führern", die künftig vermutlich das Sagen haben werden. Sie alle gehören zur sogenannten "vierten Generation" (nach Mao, Deng Xiaoping und derzeit Jiang). Nathans und Gilleys Informationen über den Machtkampf, der ihrer "Nominierung" für die Parteiführung vorausging, basieren auf einem Bericht über die vierte Generation, die ein chinesischer Parteiinsider unter dem Pseudonym Zong Hairen geschrieben hat und der demnächst in einem US-Verlag erscheint. "They are mostly competent managers, with wide experience in China's complex Party-state bureaucracy, pragmatic technocrats who are capable of keeping order and promoting development in the world's most populous country. Some of them are willing to allow a degree of political competition with the CCP and to trust the Chinese press and television with more freedom to criticize the performance of low- and mid-level officials. For other outside observers, however, Zong's portrait may be frightening. He writes of a group of men who believe in authoritarian rule as a precondition for modernizing China's economy (?) Although they share many Western economic values, they share few Western moral values."

Einige weitere Artikel von vielen: Frances FitzGerald analysiert die Außenpolitik der Bush-Regierung seit den Anschlägen vom 11.September. Sue M. Halpern stellt eine Reihe neuer Publikationen über Alzheimer vor. Und Margaret Atwood bespricht den Erzählungsband "The Birthday of the World" von Ursula K. Le Guin.

London Review of Books (UK), 19.09.2002

In der London Review of Books bespricht Terry Eagelton eine Studie von Jason Harding zu T.S. Eliot's Zeitschrift "Criterion" und beschäftigt sich auf gewohnt subtil-vollmundige Weise mit der Frage, wie sich der Widerspruch von reaktionärem Traditionalismus und verzweifelter Modernität in Poesie und Prosa Eliots niederschlug. Die Analyse des "Criterion" von Harding gibt ihm die Gelegenheit für ein paar kräftige Invektiven gegen den Geist derer, die ihre politischen Meinungen, zum Beispiel ihren Antisemitismus, nicht für Politik halten: "Politics is the sphere of utility, and therefore inimical to conservative values. It is what other people rattle on about, whereas one's own commitments are a matter of custom, instinct, practicality, common sense. The Criterion was thus embarrassed from the outset by having to address an urgent political crisis while apparently not believing in politics. Eliot writes that a literary review must be perpetually changing with the contemporary world; but how can the idea of a Tory periodical not have a smack of the oxymoronic about it, given that the principles it embraces are timeless and immutable?"

Über eine Kameraderie anderer Art, die so schnell verflog wie sie entstand war, schreibt Sean Wilsey: Nachbarn und freiwillige Helfer in New York nach dem 11. September. Und James Wolcott liefert einen prachtvollen Verriss von Rick Moodys Roman "The Black Veil": "'Sad things can happen when a writer chooses the wrong subject,' Wilfrid Sheed once observed. 'First the writer suffers, then the reader, and finally the publisher, all together in a tiny whirlpool of pain.' Rick Moody's The Black Veil is the latest voyage to the bottom of the sink ..."
Stichwörter: Commons, Criterion, The Sphere

Express (Frankreich), 12.09.2002

Der 11. September - ein Jahr danach, ein wenig verspätet denkt auch der Express über die Folgen nach. In einem langen Gespräch erklärt Arthur Miller, warum er die Ereignisse noch nicht literarisch verarbeiten kann. Zu dem geplanten Einsatz im Irak sagt er: "Diejenigen die sich in der Frage einer militärischen Intervention im Irak gegen Bush wenden, machen das nicht aus reiner Menschlichkeit, sondern aus Angst bei den nächsten Wahlen zu verlieren. Die wahre Debatte in Amerika beginnt erst jetzt. Sie ist weniger ideologisch, vielmehr pragmatisch und betrifft Themen wie die beunruhigend hohe Arbeitslosigkeit, die Affairen, die Korruption, all das, was beginnt die Meinung der Leute zu ändern. Das heißt wir müssen dafür beten, dass es nicht zu einem solchen Einsatz kommt, denn sobald die US-Force in irgendeinen Einsatz verwickelt ist, werden alle Grundrechte verschwinden, das Land wird sich hinter seinen Präsidenten stellen und aufhören zu denken."

Weitere Artikel zum 11. September: 18 amerikanische Schriftsteller hat Francois Busnel in New York getroffen und zu den Ereignissen des 11. September befragt. Welche Haltung sollen die westlichen, postreligiösen Gesellschaften gegenüber dem Islam einnehmen? Diese heikle Frage hat sich Eric Conan gestellt und dazu einiges an Lesestoff gewälzt. Darunter "Qu?est-ce qu?il passe? L?Islam, l?Occident et la modernite" von Bernard Lewis. (Einen Auszug lesen Sie hier.) Der pakistanische Schriftsteller Ziauddin Sardar hat sich in seinem neuen Buch Gedanken darüber gemacht, warum die Amerikaner keiner mehr ausstehen kann. Er nimmt sie in Schutz, wenn er anmerkt: "Die Eliten in der Dritten Welt - insbesondere in den islamischen Ländern - haben ihren eigenen Anteil an der Armut, die in den Ländern herrscht. Sie instrumentalisieren den Antiamerikanismus und benutzen Amerika als Sündenbock."

Außerdem in der Bücherschau: Michel Grisolia lobt die Familiengeschichte "Numero Six" von Veronique Olmi. Jacques Attali faselt mal wieder was über eine abwesende Anwesende, im Grunde genommen meint er seine geheime Obsession: die Frau. Nur ein klein wenig 'macho' ist der Titel seines neuen Buches: "Nouv?elles". Besprochen werden "Amants" von Catherine Guillebaud (die Besprechung finden Sie hier und einen Auszug lesen Sie hier), "Chair" von Yves Bichet (hier) und "La tache" von Philipp Roth (die Besprechung finden Sie hier und einen Auszug lesen Sie hier).

Und: Das Centre Pompidou zeigt eine Hommage an Max Beckmann, der in Frankreich größtenteils unbekannt geblieben ist.
Archiv: Express

Nouvel Observateur (Frankreich), 12.09.2002

Der italienische Schriftsteller Claudio Magris bespricht sehr differenziert und lobend den ebenso "tiefgehenden wie leichten" Gesprächsband "Devoirs et delices - une vie de passeur", in dem der in Paris lebende Linguist, Soziologe und Philosoph Tzvetan Todorov Auskunft gibt über sein Leben und seine Arbeit. Todorov reflektiert darin auch die Unterdrückung und Zensur, die seine Jugend in seinem kommunistischen Heimatland Bulgarien bestimmten, das aber nicht verbittert, wie Magris feststellt, sondern inzwischen durchaus "mit einem Lächeln". Die Erzählung dieses "vie de passeur" sei auch "eine Zusammenfassung einer gesamten Epoche französischer Kultur. (?) Über die Seiten defilieren Benveniste und Barthes, Chklovski und Jakobson, Sartre und Levi-Strauss, die Jahre des Strukturalismus und der 68er Proteste." Aber vor allen Dingen erzähle das Buch "die Odyssee eines Mannes, der sich seine Identität ehrlich und geschmeidig zugleich schuf, ohne seine bulgarische Herkunft zu vergessen, aber ohne besessen seine Wurzeln zu mystifizieren."

Hingewiesen sei noch auf den Comic "Normal bleiben", das erste Gemeinschaftswerk von Frederic Beigbeder ("Neununddreißigneunzig") und dem Zeichner Philippe Bertrand, sowie auf eine Ausstellung im Musee d'Orsay, die mit zahlreichen Arbeiten vor allem von Velazquez und Manet den Dialog zwischen der spanischen und der französischen Malerei dokumentiert (mehr hier).

Outlook India (Indien), 23.09.2002

Nach dem großen 9/11-Schwerpunkt in der letzten Ausgabe, geht es im aktuellen Heft um den möglichen Schlag der USA gegen den Irak. Outlook India dokumentiert die ersten drei Fragen eines Interviews mit Noam Chomsky (mehr hier) zum Thema, das im Oktober vollständig im Z Magazine erscheinen wird. Zur Frage nach Saddams Gefährlichkeit meint Chomsky: "The rational conclusion is that Saddam is probably less of a danger now than before 9-11, and far less of a threat than when he was enjoying substantial support from the US-UK (and many others). That raises a few questions. If Saddam is such a threat to the survival of civilization today that the global enforcer has to resort to war, why wasn't that true a year ago? And much more dramatically, in early 1990?"

Gary Leupp analysiert das fehlende Bedrohungspotenzial Saddams für die Türkei, Ägypten, den Jordan, Saudi Araben und Kuwait, und stellt fest, dass lediglich Israels Premier Sharon Washington "anstachelt". Der israelische Schriftsteller, Journalist und Friedensaktivist Uri Avnery (mehr hier) beurteilt die amerikanischen Kriegspläne als reichlich "vernebelt" und zählt einige der "immensen Vorteile" auf, die sich die USA dennoch von einem Einsatz versprechen dürfen. So sei u.a. das "Öl im Kaspischen Meer das eigentliche Ziel der amerikanischen Wirtschaft (und damit der amerikanischen Politik)".

Sanjay Suri berichtet über die geschickte Vermarktungsstrategie einer Biografie von Patrick French über den Literaturnobelpreisträger V.S Naipaul: "It's possibly the biggest publishing story of the year. Patrick French's biography of V.S. Naipaul - 'the' Naipaul biography to be written, that is - will be sold to publishers later this year. French - author of a landmark biography of the British explorer, spy and mystic, Francis Younghusband, and the controversial book on the Partition, Liberty or Death - is figuring out just what it will take to do this biography of Naipaul (Sir Vidia, if you must). His agent James Godin will do his sums there on to negotiate a deal that should be worth more than a small fortune. The buzz has begun in London's publishing world, the bidding can't be far off. Where in relation to a million do you place your money?"

Weitere Artikel: Der Aufmacher widmet sich dem Frust der indischen Mittelklasse: "Read their lips, Mr Singh, your government's great gameplan to woo the middle class back in an election year isn't working! That was the job you came in for four months ago, wasn't it, when your party, after the Gujarat bloodbath and the Delhi civic poll debacle, frantically put together a new face with new songs to sing?" Besprochen wird unter anderem "Step across this line: Collected Non-Fiction 1992 -2002", ein Band mit Essays, Zeitungskolumnen und Briefen eines "umgekrempelten" Salman Rushdie (mehr hier), laut Rezensent "a miscellaneous grab-bag of bits and pieces by the great man".
Archiv: Outlook India

Profil (Österreich), 16.09.2002

Da hat Österreich eine veritable Regierungskrise und die Intellektuellen der Alpenrepublik schweigen - im großen und ganzen.. Unter der Überschrift "Dunst + Kultur" versammelt das neue profil-Heft die wenigen Äußerungen zu der neuesten politischen Entwicklungen in Wien. Robert Menasse findet, dass ihn profil "sehr interessante Fragen" gestellt habe, aber er glaube, "dass es sich um ein Missverständnis handelt, wenn Sie sie mir stellen. Ich habe doch bereits Ihrer Redaktion mitgeteilt: Nachdem mich das profil als 'Dieter Bohlen der österreichischen Intellektuellen' bezeichnet hat, ersuche ich darum, alle weiteren Fragen nicht mehr mir, sondern gleich dem Original zu stellen - nämlich Herrn Bohlen." Luc Bondy zeigt sich von dem politischen Bild, das sich ihm bietet, verwirrt. An folgende "scheußliche Vorstellung" mag er nicht glauben: "Schüssel regiert wieder mit der FPÖ, dann wieder ein Putsch, dann regiert Schüssel mit Haider - und am Ende Haider allein." Ansonsten äußern sich noch einige Künstler über den "Regierungsabgang": Friederike Mayröcker, Peter Noever, Michael Haneke - der Rest ist Schweigen.
Archiv: Profil

Espresso (Italien), 19.09.2002

Was auch immer nach den Twin Towers kommt, es muss ein öffentliches Projekt sein, fordert Robert Ivy, Chefredakteur der renommierten "Architectural Record" und Leiter des amerikanischen Pavillons auf der Architekturbiennale in Venedig, in einem Interview. Eine internationale Ausschreibung wünscht er sich, wie das in Europa üblich sei. Die New Yorker hätten die Türme sowieso nie richtig ins Herz geschlossen. "Sie waren schwer, arrogant, aufdringlich. Wir haben uns an sie gewöhnt, sie sind ein Orientierungspunkt geworden in der Stadt. (...) Aber sie haben es nie geschafft, geliebt zu werden von den New Yorkern. Meine Mitbürger sind dem Empire State Building und dem Chrysler-Hochhaus treu geblieben."

Raimondo Bultrini berichtet über den Exodus der Gastarbeiter aus Malaysia. Tausende von Menschen aus den benachbarten Staaten, einst vom Wirtschaftsaufschwung in dem Tigerstaat angezogen, verlassen jetzt fluchtartig das Land. Der Grund: die neuen Immigrationsgesetze, die in Kuala Lumpur beschlossen wurden. Wer ohne gültige Arbeitserlaubnis aufgegriffen wird, muss neuerdings mit drakonischen Strafen rechnen. "Rattan ist eine Art Schilfrohr, hart und doch flexibel, das in Südostasien vorkommt. Mit diesem Rohrstock werden die gefassten illegalen Einwanderer sechs Mal geschlagen, um dann eine Strafe von 2.500 Euro zu bezahlen und anschließend drei bis sechs Monate im Gefängnis zu verbringen. Schließlich werden sie aus dem Land geworfen." Da kann sogar Beckstein noch was lernen!

"Ich bin Schauspieler und Regisseur, kein Politiker", stellt Sean Penn in einem Gespräch über seinen Beitrag zum Kurzfilmprojekt "11-09-01" klar. Aber den Schwarz-Weiß-Seher George Bush kann er trotzdem nicht ausstehen. "Wenn es so weitergeht, werden wir wohl bald sein Foto sehen, wie er in Siegerpose auf dem zerstörten Planeten steht und ruft: 'Wir haben gewonnen!'"

In der Bustina empfiehlt Umberto Eco, doch mal wieder Platon zu lesen, oder Karl Popper.
Archiv: Espresso

Times Literary Supplement (UK), 15.09.2002

Anlässlich Anthony Barretts Biografie über Livia (mehr hier) bemüht sich Mary Beard um eine Rehabilitierung der meistgehassten First Lady derWeltgeschichte, Frau des römischen Kaisers Augustus und graue Eminenz seines Hofes, die alle aus dem Weg geräumt haben soll, die ihr in die Quere kamen - inklusive Ehemann. Wer könne, fragt Beard, schon sagen, ob die Feigen wirklich vergiftet waren. Vielleicht sei ja nur versehentlich ein Giftpilz in die Suppe gekommen. "Should we always assume that sudden deaths were brought about by those who ultimately benefited from them? Such assumptions produce tidy history, but they may not becorrect." Und welcher Historiker könne schon mit Sicherheit sagen, wieviel Einfluss eine Frau tatsächlich auf ihren Mann habe. (Gleiches gelte übrigens auch für Lukrezia Borgia oder Cherie Blair). Nur leider räume auch Barretts Livia-Biografie nicht alle Zweifel aus, wie die Rezensentin leider eingestehen muss: "It is a first-rate collection of material; but it will almost certainly disappoint anyone wanting to get to the bottom of the historical Livia, as noclue to her power and influence ever turns out to bear the weight of interpretation we might wish to rest upon it.

Irvine Welsh hat mit "Porno" die Fortsetzung zu seinem Erfolgsroman "Trainspotting" vorgelegt, und Michael Caines findet sie recht gelungen: "'Porno' has all the qualities of a Victorian bestseller, and then some sex and violence." Wer allerdings nicht mehr en detail mit der Geschichte von Sick Boy, Spud und Renton vertraut ist, dürfte Schwierigkeiten haben, dem Rezensenten in seiner Begeisterung zu folgen. Auf jeden Fall erfährt man, dass die neun Jahre die Protagonisten nicht milder, nicht weniger nutzlos, aber auch nicht unsympathischer gemacht haben. "They are moredesperate than ever to realize their dreams."

Außerdem befasst sich Richard Horton mit James Olsons Versuch, den Zusammenhang zwischen Brustkrebs und Weltgeschichte zu ergründen (Hitlers Mutter hatte welchen!). Und Chloe Colchester stellt zwei Bücher vor, in denen die Erfolgsgeschichten des T-Shirts und des Hawaiihemds erzählt werden.

New Yorker (USA), 16.09.2002

Schön viel zu lesen in dieser Woche! Ben McGrath porträtiert sehr unterhaltsam einen Besessenen namens Pete Weber, der das Kegeln in Amerika so populär wie Wrestling machen möchte. "If you met Pete Weber, you"d never guess that he is "the loudest, most controversial and successful athlete you don"t know," as ESPN"s "SportsCenter" has called him. He is five feet seven and a hundred and forty pounds soaking wet, with a neatly trimmed mustache and thick, swept-back brown hair that"s just starting to go gray. He looks like an electronics salesman. And, by some people"s standards, he doesn"t even play a sport: he bowls."

David Remnick resümiert die Rede von George W. Bush vor der UN. "We must stand up for our security and for the permanent rights and the hopes of mankind. (?) And, delegates to the United Nations, you have the power to make that stand, as well. Thank you very much", zitiert Remnick Bushs Schlussworte. Und kommentiert: "Well, thank you very much. Such was the reaction in some corners of the hall. In plain terms, the President was saying: We"re going ahead, to war. It would be nice if you joined us. But, if not, have I mentioned that we"re going ahead?"

Susan Orlean erzählt noch einmal die mühevolle und noch immer nicht abgeschlossene Entlassung von "Free Willy"-Wal Keiko in die Freiheit der Weltmeere. Rebecca Mead verbrachte den 11. September in Las Vegas und berichtet darüber, wie man die Dinge dort so sieht. Außerdem zu lesen ist die Erzählung "Safety Procedures" von Nadine Gordimer (mehr hier).

Besprechungen: Anthony Lane stellt eine große Retrospektive des Fotografen Richard Avedon (mehr hier) im Metropolitan Museum of Art vor, Ada Gopnik empfiehlt die Neulektüre von W.H. Auden (mehr hier), John Lahr lobt eine über neunstündige Inszenierung von Tom Stoppards Stück "The Coast of Utopia" im Londoner Royal National Theatre (mehr hier), mit "30 Schauspielern und 271 Kostümen" (hat er die gezählt?). Paul Goldberger vermittelt uns ein Bild von der neuen Kathedrale, die Rafael Moneo (mehr hier) in Los Angeles baute. David Denby sah im Kino die Komödie "The Banger Sisters" von Bob Dolman, die Low-Budget-Independent-Produktion "My Big Fat Greek Wedding" von Joel Zwick ("None of my friends have seen (it), but all of my friends" mothers have seen it") und das leicht pornografische Masochismusdrama "Secretary" von Steven Shainberg. Kurzbesprechungen gibt es zu neuen Romanen von Paul Auster und Irvine Welsh, einem Debüt von Julia Glass und der Studie über Albert Speer von Joachim Fest.

Nur in der Printausgabe: eine Reportage über die Entschlüsselung der Hollywood-Werbung, ein Bericht über den außer Kontrolle geratenen US-Aktienmarkt sowie Lyrik von Nicholas Christopher und John Hollander.
Archiv: New Yorker

New York Times (USA), 15.09.2002

Als "das Fesselndste, was je über die ersten Jahre der Atommacht USA geschrieben wurde", lobt David A. Hollinger "Brotherhood of the Bomb". Darin rollt der Historiker Gregg Herken noch einmal den Skandal um den Atomwissenschaftler Robert Oppenheimer auf. Der Direktor des Atomwaffenentwicklungsprogramms, war auf dem Höhepunkt der Kommunistenverfolgung durch McCarthy mit einer gezielten Verleumdungskampagne als Verräter gebrandmarkt und schließlich 1954 entlassen worden. Unschuldig, wie Herken mit neuen FBI- und KGB-Akten und mehr als 80 Interviews beweist. "There certainly were spies at Los Alamos. Klaus Fuchs and Ted Hall have long since been identified, and there was at least one other whose identity remains undisclosed. But F.B.I. wiretaps quoted by Herken reveal Robert Oppenheimer's Communist friends in Berkeley plotting espionage while complaining ruefully about his refusal to talk to them about his secret work. Soviet documents available since the end of the cold war record frustration that agents had not been able to recruit Oppenheimer." Hier das erste Kapitel.

Gao Xingjians zweiter großer Roman "One Man's Bible" wurde ins Englische übersetzt. "Eine kraftvolle Erzählung" über den inneren, zermürbenden und allgegenwärtigen Terror in China, sei dem Nobelpreisträger für Literatur im Jahr 2000 da gelungen, jubelt Barbara Crossette. ''One Man's Bible'' ist mehr autobiographisch als fiktiv und spielt "in the political claustrophobia and paranoia of the 1960's and early 70's, when Chinese society imploded: children informed on their parents, neighbors spied on neighbors, creative people burned their poetry and paintings and the revolution began to devour itself, pitting cadre against cadre. Families were scattered and decimated by re-education, prison labor, disease and untimely death." Hier eine Leseprobe aus dem ersten Kapitel.

Laura Miller ist überwältigt. Denn "Middlesex" von Jeffrey Eugenides ist alles zugleich: eine Saga, ein Ideen- und ein Entwicklungsoman. Die Geschichte der Hermaphroditin Calliope Stephanide sei länger und witziger als der Vorgänger "The Virgin Suicides", meint Miller, lebe aber ähnlich und genauso erfolgreich von Kontrasten. "There's the gap between male and female, obviously, but also between Greek and WASP, black and white, the old world and the new, the silver spoon and the sluggish sperm." Eine Leseprobe aus dem ersten Kapitel.

Besprochen werden außerdem eine ganze Reihe von Büchern und Studien, die sich mit dem Phänomen der "Sopranos" beschäftigen, der erfolgreichen Fernseheserie über eine Mafia-Familie; sowie Michael Fabers ambitionierter Roman "The Crimson Petal and the White", in dem eine Prostituierte sich dem Kind eines reichen Mannes annimmt (Leseprobe hier).
Archiv: New York Times

Economist (UK), 13.09.2002

Titel sind George W. Bushs Vorbereitungen für einen Krieg gegen den Irak, den Artikel darf man allerdings nur als Abonnent lesen. Im Zusammenhang damit aber finden wir immerhin eine Analyse der deutschen Außenpolitik, einen Special Report über die Frage, wie sich ein Krieg auf die Ölreserven auswirken würde und einen Artikel, der erklärt, warum die irakischen Ölexporte sinken.

Zwei Artikel beschäftigen sich mit dem Patentrecht, das die Welthandelsorganisation zusehends auch in armen Ländern durchsetzen will. Der Economist, immer gut für eine unabhängige Position, ist da sehr skeptisch und beruft sich dabei auf eine von der britischen Regierung in Auftrag gegebene Studie. "Sie stellt die Doktrin in Frage, nach der auch die Armen von Patenten profitieren. Es gibt wenig Hinweise darauf, dass geknechtete Länder, die ein robustes Urherberrecht einführen, irgend etwas von den vielgepriesenen Profiten einstreichen könnten. Patente sind wichtig für bestimmte Industrien wie etwas die Pharmaindustrie. Aber ein rigoroses Patentsystem wird aus Angola keine Hochburg der Biotechnologie machen. Ein Führerschein ist ohne Auto nichts wert." Ein zweiter Artikel stellt die britische Regierungsstudie näher vor.

Weitere Artikel: Wir erfahren, dass das Gälische in Schottland ausstirbt: Nur noch ein Prozent sprechen die Sprache, während ihr Gebrauch in Wales immer wichtiger wird: Hier sprechen 19 Prozent der Bevölkerung Gälisch. Ferner befasst man sich mit der Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität in den USA, mit der schwierigen wirtschaftlichen Lage New Yorks nach dem 11. September und mit der Gefahr einer Deflation in der Weltwirtschaft.
Archiv: Economist

Spiegel (Deutschland), 16.09.2002

Wer das Titeldossier lesen will, sollte 85 Cent bereithalten, um sie in den Münzschlitz seines Computers zu werfen. Es handelt in fünf Artikeln vom "Comeback des Kanzlers".

Wer kein Kleingeld parat hat, darf immerhin Folgendes lesen: Thomas Tuma beschreibt den "Krieg der jungen Milden" in der Springer-Presse für Edmund Stoiber. Im Wissenschaftsteil fragt Gerhard Traufetter nach "einem der letzten Geheimnisse der Cheops-Pyramide", nämlich der Frage, was hinter der "mysteriösen Steinplatte" im Südschacht des Pharaonengrabs steckt, die jetzt mit Roboterhilfe beantwortet werden soll. Leider nicht online gestellt wurde Peter Schneiders Essay über den "mangelnden Reform-Mut der Deutschen".
Archiv: Spiegel